Netgear Nighthawk XR1000 im Test: WLAN-Gaming-Router mit Spezial-Firmware

Keine halben Sachen: Der WLAN-Router Netgear Nighthawk XR1000 ist voll auf Gaming ausgerichtet. Doch während andere Hersteller ihren Gaming-Routern blinkende LEDs und farbige Antennen spendieren, aber nur wenige Menüoptionen, die fürs Spielen wichtig sind, läuft auf dem XR1000 sogar spezielles Betriebssystem für den Spieleeinsatz.

Es handelt sich um DumaOS 3.0 von Netduma. Die Firma verkauft auch eigene Router mit dieser Firmware, Netgear hat sie für seine Modelle der Gaming-Pro-Reihe lizenziert, aus der der XR1000 stammt.

Der Netgear-Router sieht mit einem kantigen Gehäuse sowie roten Lüftergittern vorne und oben nach Gaming aus, ohne es optisch zu übertreiben. Im Karton liegen vier Antennen, die Sie über SMA-Anschlüsse ans Gehäuse schrauben. Sie sind beschriftet mit Ant1, Ant2 und Ant3, damit Sie sie mit der korrekten Buchse verbinden können.

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Sie richten den Router per App am Smartphone oder per Browser am Rechner ein. Das WLAN ist ab Werk verschlüsselt, das Router-Menü mit einem Standardpasswort geschützt. Die Zugangsinformationen stehen auf dem Router-Gehäuse, mit dem Smartphone kommen Sie außerdem über den dort aufgedruckten QR-Code ins WLAN.

Schon das Einrichten zeigt, dass es DumaOS an Feinschliff fehlt: Die Benutzeroberfläche baut sich langsam auf, es dauert, bis die Firmware veränderte Einstellungen übernimmt. Stellenweise sorgt die schlampige, offenbar automatisierte Übersetzung für Verwirrung. Die Installation einer neuen Firmware-Version per Browser bricht mit einer wenig hilfreichen Fehlermeldung ab, erst per App funktioniert das Update.

Ein Router-Betriebssystem für Spieler

DumaOS bietet mehr spielerelevante Funktionen als andere Router-Oberflächen: Es soll vor allem die Auswahl eines optimalen Gaming-Servers und die Priorisierung des Datenverkehrs von Spielegeräten im Heimnetz erleichtern. Dadurch sorgt der WLAN-Router für eine schnelle und stabile Onlineverbindung, die Ihnen in Multiplayer-Games einen Reaktionsvorteil verschafft.

Mit „Geo-Filter“ verbessern Sie die Auswahl von Servern für ein bestimmtes Game, mit denen sich Ihr Spiele-Rechner verbindet. Sie können Server ausschließen, die zu weit weg sind oder einen zu hohen Ping haben. Dazu machen Sie ein Entfernungsangabe in Kilometern: Innerhalb dieses Radius zeigt DumaOS Server an. Sie können auch im „Polygonmodus“ selbst einen Kartenbereich markieren, in dem sich die Server befinden sollen.

Per „Ping Heatmap“ testen Sie, welche Server für eine bestimmtes Spiel mit niedriger Latenz erreichbar sind und wo sie sich befinden  – DumaOS kann diese Prüfung auch nach Zeitplan durchführen.

Im Menü „QoS“ legen Sie fest, welchen Anteil der Internet-Bandbreite bestimmte Anwendungen wie Spiele, Media, Livestream, Web, File Sharing, Chat, VPN oder VoIP-Telefonie erhalten sollen. Alternativ teilen Sie die Bandbreite unter Ihren Netzwerkgeräten auf. Außerdem kann DumaOS Datenverkehr zum Beispiel für Spiele oder Home-Office-Anwendungen automatisch bevorzugt behandeln, sobald der Router eine entsprechende Übertragung erkennt.

DumaOS bietet zudem einen Ad-Blocker: Damit filtert der Router unerwünschte Werbung auf Webseiten aus, die die Heimnetzgeräte aufrufen. Dafür nutzt das Betriebssystem eigene Vorgaben, Sie können aber auch eigene oder online verfügbare Sperrlisten hinterlegen. Der Ad-Blocker lässt sich auch nur für einzelne Heimnetzgerät aktivieren.

In großen, übersichtlichen Menüfenstern zeigt der XR1000 in Echtzeit an, wie sich die Einstellungen auswirken. Außerdem unterstützt Sie DumaOS mit ausführlichen Hilfetexten dabei, die vielen Optionen optimal einzusetzen.

Einige Einstellungen fehlen

Gamer können sich beim Netgear XR1000 austoben und unterschiedliche Einstellungen fürs Spielen ausprobieren. Für den üblichen Router-Einsatz bringt das Menü dagegen zwar die wesentlichen Optionen mit, einige tiefergehende Einstellungen fehlen aber.

Zum Beispiel verschlüsselt der Netgear-Router das WLAN nach WPA2 oder WPA3, aber nicht mithilfe des gemischten Transition-Modus, der jedem Heimnetzgerät das optimale Verschlüsselungsverfahren erlaubt. Das unternehmenstaugliche Radius-Verfahren fehlt ebenfalls, was aber bei einem Gaming-Router unproblematisch ist.

Für Gäste kann der XR1000 getrennte Besucher-WLANs anbieten: Allerdings lassen sich diese weder nach einer bestimmten Zeit automatisch abschalten noch die Bandbreite begrenzen, die dort angemeldete Geräte in Anspruch nehmen. Zudem gibt es keine Einstellung, mit der sich die Geräte im Gast-WLAN untereinander sehen können, ohne Zugriff aufs gesamte Heimnetz zu bekommen.

Grundlegende Schutzfunktionen hat der XR1000 an Bord: Der Zugriff auf Webseiten und Dienste lässt sich sperren – auch nach Zeitplan. Allerdings können Sie diese Zugangskontrolle nur für bestimmte IP-Adressen im Heimnetz aktivieren oder ausschalten, nicht für einzelne Geräte, die der Router anhand der MAC-Adresse erkennt. Damit der Schutz zuverlässig funktioniert, müssen Sie also dafür sorgen, dass die betroffenen Geräte immer dieselbe IP-Adresse zugewiesen bekommen. Immerhin informiert Sie der XR1000 per E-Mail über sicherheitsrelevante Vorkommnisse. Umfangreichere Sicherheitsfunktionen bekommen Sie beim Netgear-Router nur mit dem kostenpflichtige Dienst Netgear Armour.

WLAN-Test: Voreinstellungen nicht optimal

Der Fokus beim Netgear XR1000 liegt auf der Software. Anders als die meisten Gaming-Router ist er Hardware-seitig nicht für maximales Tempo ausgelegt: Der WAN- und die vier LAN-Ports erlauben maximal Gigabit-Tempo, ein 2,5-Gbit-Anschluss oder Link Aggregation fehlen.

Bei der WLAN-Geschwindigkeit läuft der Router in der Tempoklasse AX5400: Über 5 GHz überträgt er bis zu 4,8 Gbit/s durch vier MIMO-Streams und einen 160-MHz-Funkkanal. Mit zwei Streams kommt er über 2,4 GHz theoretisch bis auf knapp 600 MBit/s.

Zu einem WLAN-Client sind aktuell mit dem XR1000 bis zu 2,4 Gbit/s möglich: Denn Wi-Fi-6-Clients wie unser Test-Notebook Lenovo Legion 5 Pro nutzen maximal zwei der vier MIMO-Streams des Netgear-Routers. Die zusätzlichen Streams beschleunigen das Netzwerk-Tempo aber per Multi-User-MIMO (MU-MIMO), sofern Sie entsprechende Geräte im Heimnetz und die Funktion im Router-Menü eingeschaltet haben.

Beim Tempo-Test begrenzt der Gigabit-Anschluss das maximale Tempo: Das Notebook und der am Router angeschlossene Test-PC liefern über 5 GHz und die kurze Messdistanz 944 MBit/s.

©THomas Rau

Der Test über die längere Entfernung deckt ein Defizit des Router-Menüs auf: Der XR1000 nutzt für die 5-GHz-Übertragung immer Kanal 44, weil er für diese Frequenz keine Autokanal-Funktion besitzt. Deshalb kann er bei Störsignalen nicht selbständig auf einen anderen, besseren Kanal wechseln. Weil in unserem Testszenario auf den niedrigen 5-GHz-Kanälen zwei andere WLANs aktiv sind, schafft der XR1000 mit dieser Einstellung nur rund 20 Mbit/s. Erst auf dem ungestörten Kanal 112 kommt er auf eine erwartbare, aber nicht herausragende Datenrate von 100 MBit/s.

Der XR1000 beharrt auf dem Kanal 44, weil dieser ein sogenannter DFS-freier Funkkanal ist. Der Router unterstützt zwar DFS (Dynamic Frequency Selection) und kann deshalb auch grundsätzlich Kanäle über Kanal 48 nutzen: Er fasst die Kanäle 36 bis 64 zusammen, um mit dem eingestellten Kanal 44 eine Bandbreite von 160 MHz zu erreichen.

DFS sieht allerdings für die Nutzung der Kanäle ab 100 eine Wartezeit von zehn Minuten vor, damit der Router prüfen kann, ob in diesem Frequenzbereich bevorrechtigte Nutzer wie Wetterradare aktiv sind. In dieser Zeit ist das 5-GHz-WLAN nicht verfügbar, außer der Router beherrscht die Funktion Zero-Wait-DFS, was beim XR1000 nicht der Fall ist. Dieses Versäumnis bezahlen Sie je nach WLAN-Umgebung mit deutlichen Tempoeinbußen oder bei manueller Kanalwahl mit der langen Wartezeit.

Besonders schnell ist der XR1000 auch über 2,4 GHz nicht: Mit Kanalwahl oder Kanalbreite müssen Sie sich auf dieser Frequenz nicht beschäftigen, weil der Router die Autokanal- sowie die Koexistenz-Funktion für 20- beziehungsweise 40-MHz-Kanäle unterstützt.

Einen schnellen Internetzugang bringt der Router auch mit 2,4 GHz über kurze Distanz ungebremst ins Netzwerk: Er schafft im Test knapp 200 MBit/s, was einen Platz im guten Mittelfeld bedeutet. Etwas mager sind hingegen die rund 20 Mbit/s über die lange Messentfernung.

Immerhin arbeitet der Netgear-Router recht sparsam: Beim WLAN-Transfer gönnt er sich maximal rund zehn Watt, im Ruhemodus geht er auf rund sechs Watt herunter.

NAS-Test: Hohe Datenraten dank USB 3.0

Keine Schwäche zeigt der Gaming-Router beim NAS-Einsatz: Für einen externen Speicher bringt er einen USB-3.0-Anschluss mit. Der Zugriff darauf kann per SMB, FTP oder den Browser und auch übers Internet erfolgen. Allerdings lässt er sich lediglich mit dem Admin-Passwort des Router-Menüs schützen, was eine sichere Freigabe für Dritte ausschließt.

Die Transferrate beim Lesen und Schreiben liegt bei 91 MB/s – das geht in Ordnung und ist praxistauglich für den Netzwerkspeichereinsatz.

WLAN-Router: Wie wir testen