Etwa alle zwei Jahre bringen die GPU-Hersteller AMD und Nvidia neue Grafikkarten auf den Markt. Die Preise der Topmodelle sind dabei rasant angestiegen. Lag die UVP der GTX 980 Ti im Juni 2015 noch bei 739 Euro und damit um 90 Euro höher als bei der GTX 780 Ti eineinhalb Jahre zuvor, kletterte die GTX 1080 Ti knapp zwei Jahre später auf 819 Euro. Einen deutlich größeren Sprung gab es auf die RTX 2080 Ti , deren Founders Edition für 1.249 Euro an den Start ging. Und wer sich für die noch aktuellen RTX-3000-Modelle entschied, musste ordentlich in die Tasche greifen: 1.499 Euro für die RTX 3090 zum Marktstart, ehe sich die UVP auf 1.649 Euro erhöhte. Nur übertroffen von dem aberwitzigen Preis für die RTX 3090 Ti von 2.249 Euro. Bei diesem Preiswahnsinn darf man sich durchaus die Frage stellen, ob es nicht sinnvoller ist, sich alle paar Jahre eine neue Mittelklasse-Grafikkarte zu kaufen. Zwar sind die Preise dort auch angestiegen, aber bei weitem nicht so stark.
Grafikkarten-Vergleich 2022: GeForce RTX und Radeon RX GPUs im Test – mit Rangliste
1. Preis-Leistung: Die letzten Prozentpunkte sind teuer erkauft
Es ist seit jeher gang und gäbe, dass für das Spitzenmodell ein überproportional hoher Aufpreis fällig ist. Oder anders gesagt: Wer Premium-Leistung haben will, der muss auch einen Premium-Preis bezahlen. Das verdeutlicht unser Preis-Leistungs-Ranking der aktuellen AMD Radeon RX 6000 und Nvidia GeForce RTX 3000 Grafikkarten. Wir haben dabei von allen Modellen den günstigsten Marktpreis am 2. September recherchiert und diesen mit den von uns aus 13 Spielen ermittelten Avg-FPS-Werten in 1080p und 1440p verrechnet, um herauszufinden, wie viel Euro ein FPS bei dem jeweiligen Modell kostet.


Wenig verwunderlich liegen die Einsteiger- und Mittelklassemodelle in puncto Preis-Leistung klar vorne, die High-End-GPUs von AMD und Nvidia finden sich dagegen auf den letzten Plätzen wieder. Die AMD GPUs liegen dabei durch die Bank vor der Konkurrenz von Nvidia, wobei die Raytracing-Leistung bei dieser Grafik nicht berücksichtigt wird, sondern lediglich die Rasterisierungs-Performance. Was in der Grafik ebenfalls vernachlässigt wird, ist die Größe des Videospeichers, welche gerade für Kreativanwender eine wichtige Rolle spielen kann. Dennoch zeichnet sich ein klarer Trend ab, so bietet eine RX 6800 XT zum Beispiel exakt die gleichen Features und die gleiche Speicherausstattung wie eine RX 6900 XT, ist aus Preis-Leistungs-Sicht aber bedeutend besser aufgestellt. Bei den Nvidia Modellen wiederum zeigt sich, dass sich der Hersteller die 24 GB Videospeicher der RTX 3090 und RTX 3090 Ti fürstlich entlohnen lässt. So ist die RTX 3080 Ti beim Gaming je nach Auflösung nur acht bis zwölf Prozent langsamer als das Topmodell, kostet aber derzeit 320 Euro und damit 25 Prozent weniger.
Hinweis: Je nach Grafikkartengeneration kann es sein, dass die teureren Modelle zusätzliche Features bieten. So basieren zwar sowohl die GTX-1600-Grafikkarten als auch die RTX-2000-GPUs auf Turing, aber nur die RTX-Modelle haben RT- und Tensor-Cores verbaut, welche Nvidia zur Echtzeitberechnung von Raytracing oder für Deep Learning Super Sampling (DLSS) einsetzt.
2. Viele Anwender benötigen kein High-End-Modell
Wie das Steam Hardware Survey vom August 2022 zeigt, spielen knapp 80 Prozent der Steam-Nutzer in Full-HD oder einer niedrigeren Auflösung. Unsere Tests haben gezeigt, dass eine Grafikkarte der Größenordnung AMD Radeon RX 6600 (zum Testbericht) oder Nvidia GeForce RTX 3060 (zum Testbericht) vollkommen ausreichend ist, um nahezu alle aktuellen Spiele mit höchsten Details in 1080p mit mindestens 60 FPS zocken zu können. Die AMD Karte gibt es dabei im Preisvergleich ab 275 Euro . Wer ein etwas zukunftssicheres Modell kaufen möchte, kann auch zu einer AMD Radeon RX 6600 XT oder RTX 3060 Ti greifen.














Selbst für die QHD-Auflösung ist kein absolutes Topmodell notwendig, um mit höchsten Grafik-Settings flüssig zocken zu können und laut der Steam-Umfrage sind gerade einmal 7,5 Prozent der Gamer in einer höheren Auflösung unterwegs. Gemäß unseren Testergebnissen der AMD Radeon RX 6700 XT und der Nvidia GeForce RTX 3070 sind beide Modelle für 1440p-Gaming vollkommen ausreichend. Für die AMD GPU sind aktuell mindestens 469 Euro fällig. Etwas mehr Leistung versprechen die Radeon RX 6800 oder die RTX 3070 Ti, welche preislich in der oberen Mittelklasse angesiedelt sind.














3. Leistungsaufnahme und Energieeffizienz
In Zeiten von Energiesparverordnungen und steigenden Strompreisen spielt die Leistungsaufnahme und die Effizienz des PCs eine immer wichtigere Rolle und gerade die Grafikkarte ist hierfür maßgeblich verantwortlich. Leider lässt sich bei den High-End-Modellen ein ziemlich klarer Trend erkennen: Die letzten Prozentpunkte Performance sind mit einer signifikant angestiegenen Leistungsaufnahme erkauft. Doch nicht nur das, gerade bei Nvidia hat sich die Leistungsaufnahme bei der letzten Generation drastisch erhöht: So begnügten sich die GTX 1080 Ti noch mit 250 Watt und die GTX 2080 Ti mit 260 Watt, wohingegen die RTX 3090 mit 350 Watt und die RTX 3090 Ti sogar mit 450 Watt spezifiziert sind.






Bei unseren Tests hat sich gezeigt, dass vor allem wieder die Einsteiger- und Mittelklasse-GPUs bei der Energieeffizienz ganz vorne mitspielen. Zudem ist schön zu sehen, wie sich die Effizienz im Vergleich zu den Vorgängergrafikkarten zum Teil deutlich verbessert hat.
4. Preis- und Leistungsverfall
Der Erwerb eines Topmodells mag zwar dazu führen, dass eine Grafikkarte länger im Einsatz bleiben kann, aber der Leistungsverfall ist dennoch enorm. So bringt zum Beispiel die RTX 3070 eine vergleichbare Leistung zur RTX 2080 Ti, dem Topmodell der Turing-Generation. Während die RTX 2080 Ti Founders Edition zum Marktstart 1249 Euro kostete, so liegt die UVP der RTX 3070 mit 549 Euro bei nicht einmal mehr der Hälfte. In Kürze steht der Release der RTX-4000-Grafikkarten bevor und es ist nicht unrealistisch, dass die RTX 4060 das gleiche Leistungslevel erreichen könnte, deren Vorgänger, die RTX 3060 verfügt über eine UVP von 329 Euro. Wenn die RTX 4060 zu einem ähnlichen Preis an den Start geht, ist das nur knapp ein Viertel des ursprünglichen Preises der RTX 2080 Ti. Wer sich also alle zwei Jahre eine Einsteiger- bis Mittelklasse-Grafikkarte im Preisbereich von 200 bis 400 Euro kauft, kommt auf lange Sicht günstiger weg, als sich alle vier bis fünf Jahre mit dem Topmodell auszustatten.
5. Neue Generationen bieten neue Features und mehr Videospeicher
Früher war es nicht unüblich, dass sich das Wunschspiel auf der sich im Besitz findenden Grafikarte nicht ausführen ließ, weil diese die benötigte DirectX-Version nicht unterstützte. Solche Fälle gehören heutzutage eher der Vergangenheit hat, aber dennoch gibt es immer wieder Innovationen mit der Einführung einer neuen Grafikartengeneration. So hat Nvidia zum Beispiel im Zuge der Präsentation von RTX 2000 gleichzeitig Echtzeit-Raytracing und Deep Learning Super Sampling (DLSS) vorgestellt. Für beide Features sind spezielle, in den RTX GPUs verbaute, Recheneinheiten notwendig. Rein aus Leistungssicht liegt zwar eine GTX 1080 Ti in etwa auf einem Level mit der RTX 2070 und der RTX 3060 und ist damit immer noch schnell genug, um in Full-HD und auch QHD flüssig zocken zu können, aber Raytracing und DLSS unterstützt diese nicht.
CPU-Benchmark 2022: AMD Ryzen oder Intel Core i Prozessor? Der Ranglisten-Vergleich
Zu guter Letzt gibt es noch einen Punkt, der bei den aktuellen Grafikartengenerationen nicht allzu relevant ist, aber zum Beispiel den Wechsel von Maxwell 2.0 auf Pascal betraf. So ist die GTX 980 Ti mit nur 6 GB Videospeicher ausgestattet, was für ein Topmodell selbst zu dem damaligen Zeitpunkt nicht gerade üppig war. Die GTX 1080 Ti der Nachfolgergeneration bietet mit 11 GB nahezu doppelt so viel VRAM und 6 GB sind in der Mittelklasse auf der GTX 1060 anzufinden. Sowohl die RTX 3090 als auch die RTX 3090 Ti sind mit 24 GB definitiv gut für die Zukunft gerüstet und auch die RX 6900 XT respektive RX 6950 XT sind mit 16 GB gut aufgestellt. Die 12 GB der RTX 3080 Ti könnten dagegen in Zukunft zum Flaschenhals werden, obwohl die reine Rechenleistung des Grafikchips eigentlich noch ausreichen würde.