Die Grafikkartenpreise sinken seit Monaten rapide und viele glauben, dass nun der richtige Zeitpunkt für ein Upgrade wäre. Allerdings sollten Sie sich diese Entscheidung noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Wir erklären, warum die Preise fallen und ob es sich lohnt, eine gebrauchte Mining-Grafikkarte zu kaufen.
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Die Gründe für die sinkenden Grafikkartenpreise
Es hat den Anschein, dass Gamer und Hardware-Enthusiasten endlich wieder aufatmen können, da sich nun erstmals seit zwei Jahren die Preise für Grafikkarten nahe den eigentlichen, unverbindlichen Preisempfehlungen von AMD und Nvidia einpendeln. Doch bevor Sie Ihr langersehntes Hardware-Upgrade durchführen, sollten Sie sich erst einmal die Gründe für die Preisreduzierungen vor Augen führen.
„Proof-of-Stake“ macht Ethereum-Mining mit Gaming-GPUs obsolet
Seit jeher erfolgt das Schürfen der zweitgrößten Kryptowährung Ethereum über das „Proof-of-Work“-Modell, bei dem Mining-PCs nur hart genug arbeiten müssen, um Ether (ETH) zu erhalten. Das sorgte natürlich für einen hohen Stromverbrauch. Doch der Wechsel zum neuen Modell namens „Proof-of-Stake“ steht unmittelbar bevor. Hierbei müssen Miner stattdessen einen gewissen ETH-Betrag einsetzen, um für die Ausführung von Software, die die Blockchain-Transaktionen ausführt und überwacht, wieder mit Ethereum entlohnt zu werden. Das reduziert den Stromverbrauch fürs Erzeugen von ETH um stolze 99 Prozent!

©Ethereum.org
Durch den Wechsel kommt es also nicht mehr drauf an, wer die meisten und potentesten Gaming-Grafikkarten in seinem Mining-Rig stecken hat. Ein herber Schlag für alle, die sich hier ein goldenes Näschen verdient haben. Laut einer Schätzung von Bitpro Consulting haben Ethereum-Miner weltweit bis dato satte 15 Milliarden US-Dollar in Grafikkarten investiert. Und die dürften wohl bald den Markt überfluten, sobald das Mining-Modell final wechselt.
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Kryptowährungen verlieren rapide an Wert
Neben Ethereum sieht sich auch Bitcoin einem drastischen Preisverfall konfrontiert. Zu den Hauptgründen für den Wertverlust zählen die hohe Inflationsrate, die Angst vor einer neuen Rezession auf dem Aktienmarkt und die Tatsache, dass die amerikanischen Zentralbanken die Zinsen anheben. Das macht das Schürfen von Kryptowährungen unrentabel, vor allem im Hinblick auf die vielerorts steigenden Strompreise.

Miner verkaufen deshalb nun ihre Grafikkarten in Massen – und das nicht nur sprichwörtlich. Vor allem in China lassen sich gebrauchte Modelle von Minern wie die RTX 3060 Ti für 300 bis 400 US-Dollar ergattern. Und um den größtmöglichen Profit aus dem GPU-Verkauf herauszuschlagen, wollen die Krypto-Schürfer die Grafikkarten auch noch möglichst schnell loswerden.
Insider-Infos: Nvidia reduziert heimlich Preise für High-End-GPUs
Die Kollegen von Computerbase konnten derweil eine interessante Entdeckung machen. So hat Nvidia den Preis des Flaggschiffs Geforce RTX 3090 Ti von 2.499 auf 1.899 Euro gesenkt. Die Reduzierung hat zwar nicht auf der offiziellen Nvidia-Webseite stattgefunden, dafür aber beim bekannten Online-Händler Notebooksbilliger.de – dem einzigen Shop, der die FE-Version (Founders Edition) in Deutschland verkauft. Damit handelt es sich zwar nicht um eine offizielle Preissenkung, aber wohl um eine inoffizielle. Denn bei der Founders Edition diktiert allein Nvidia die unverbindlichen Preisempfehlungen.

©Notebooksbilliger
Dasselbe ist übrigens auch in den USA passiert, dort allerdings beim Händler Best Buy. Wenig später ist in Amerika aber dann von offiziellen Preisreduzierungen die Rede, die allerdings nur an den Handel kommuniziert wurden: Neben der RTX 3090 Ti gibt’s dort auch die RTX 3090, 3080 Ti und 3080 um einiges günstiger. Ein Indiz dafür, dass der Markt aktuell gesättigt ist, da Miner ihre Grafikkarten zu erschwinglichen Preisen und in Massen verscherbeln. Denn wenn die Lager der Händler voll sind, muss Nvidia die Preise senken, damit die Händler die anstehenden neuen Generationen wieder abnehmen. Lesen Sie mehr dazu in unserem Artikel „Händler und Boardpartner sitzen auf RTX 3000 GPUs fest: Fallen die Preise weiter?“.
Gebrauchte Grafikkarten kaufen
Grundsätzlich ist es keine schlechte Idee, sich eine gebrauchte Grafikkarte zu kaufen. Neben dem Klassiker Ebay gibt’s gebrauchte Modelle auch bei einigen Online-Händler wie Amazon, Cyberport oder Galaxus. Der Vorteil ist, dass man hier oft ein echtes Schnäppchen machen kann. Allerdings liegen solche Modelle oft außerhalb der Garantiezeit des Herstellers oder weisen sichtbare Gebrauchsspuren wie Staubablagerungen oder Kratzer auf.

©Ebay
Anders als gedacht sind Grafikkarten, die fürs Mining genutzt wurden, nicht so schlecht wie ihr Ruf. Häufig optimieren die Miner die GPUs, um sie effizienter schürfen zu lassen. Beispielsweise indem sie sie untertakten und den Energiebedarf limitieren. Außerdem ist der Dauerbetrieb zwar fordernd, aber häufiges Aufheizen und Abkühlen der Chips ist tatsächlich stressiger. Knackpunkt ist hier eher der Videospeicher (VRAM), der oft für mehr Leistung übertaktet wird, was der Lebensdauert nicht zuträglich ist – genau wie die daraus resultierenden hohen Temperaturen. Zögern Sie also nicht, den Verkäufer genauer über den Betrieb der Mining-GPU auszufragen, um die oben genannten Dinge in Erfahrung zu bringen.
Lohnt der Kauf einer gebrauchten Mining-GPU? Die Antwort
Alternativ können Sie dank der sinkenden Preise auch zu Neuware greifen, wenn Sie gebrauchten Modellen nicht trauen. Folgenden Artikel aktualisieren wir hierfür laufend: „GPU günstig kaufen: Immer mehr Grafikkarten sind unter der UVP gelistet“