Geldautomaten werden immer öfter zur Falle für Bankkunden. Denn die Zahl der Skimmingangriffe steigt: Immer häufiger versuchen Gangster, Kundendaten am Geldautomaten zu stehlen, wie Spiegel Online berichtet .
Im ersten Halbjahr 2022 registrierten die Banken 140 Skimmingfälle, mit einem Schwerpunkt in Hamburg mit 75 derartigen Fällen. Dabei versuchten Betrüger die PIN und eine Kopie der Kreditkarte zu erbeuten, indem sie technische Vorrichtungen am Geldautomaten anbringen, wie “Euro Kartensysteme” erklärt. Zum Vergleich: Im ganzen Jahr 2021 gab es 136 Skimmingfälle.
Es gibt aber auch eine positive Meldung: Die Schadenssumme ging von 293.000 Euro im Jahr 2021 auf 87.000 Euro im Jahr 2022 zurück. Die sichere EMV-Chip-Technologie an Karte und Terminal würde Skimming immer schwerer machen. Denn dieser Sicherheitschip in den neueren Karten ermöglicht eine Überprüfung der Echtzeit der Karte und verhindert damit Betrug.
EMV-Chip gegen Skimming
Die Sparkassen erklären die Schutzwirkung durch den Chip so: ” Entwickelt von Europay International, MasterCard und Visa, ist dieser EMV-Chip seit 2012 EU-weit in allen Geldautomaten sowie Girocards (Debitkarten) oder Kreditkarten zu finden. Transaktionen laufen hier seitdem nicht mehr über den Magnetstreifen, sondern über den Chip. Gefälschte Karten mit geklauten Magnetstreifen können in der EU deshalb nicht mehr zur Bargeldauszahlung oder zum Bezahlen verwendet werden.
Ein weiterer Vorteil des Chips: Er ist extrem fälschungssicher. Die sensiblen Bankinformationen sind verschlüsselt abgespeichert. Außerdem kann der EMV-Chip nicht vervielfältigt oder verändert werden. “
Nur noch Magnetstreifen sind ein Risiko
Nur noch mit den älteren Magnetstreifen, die sich leicht kopieren lassen, ist Skimming also möglich. Diese illegalen Kopien werden dann vor allem in Brasilien zum Geldabheben eingesetzt.
So erfolgt der Betrug
Die Sparkasse erklärt die Vorgehensweise folgendermaßen: ” Skimming meint das illegale Auslesen von Kredit- oder Girokarten (Debitkarten) an Bankautomaten oder Terminals. Betrüger haben es dabei auf den Magnetstreifen der Karten abgesehen, da auf diesem alle wichtigen Bankinformationen zu finden sind. Sie erstellen damit eine Kartendoublette. Zusammen mit der ausgespähten PIN lassen sich Betrüger dann Bargeld auszahlen oder bezahlen damit im Geschäft – zulasten des Karteninhabers. Die gute Nachricht: In Deutschland hat der Magnetstreifen heute keine Bedeutung mehr, da über den Chip in der Karte gezahlt oder Geld abgehoben wird. Im außereuropäischen Ausland nutzen Banken den Magnetstreifen jedoch weiterhin. “
Die technischen Maßnahmen der Verbrecher sehen laut Sparkasse so aus: „ Um an die wichtigen Bankdaten zu gelangen, manipulieren Kriminelle Geldautomaten oder Kartenlesegeräte in Geschäften. An Automaten bringen sie dafür ein zusätzliches Lesegerät vor dem Karteneinschub an. Das speichert die Informationen auf dem Magnetstreifen einer Karte.
Um die PIN abzufangen, gibt es verschiedene Varianten: Betrüger kleben eine kleine Kameraleiste über die Tastatur und filmen die PIN-Eingabe. Illegale Kameras sind aber auch in Prospekthaltern oder als gefälschte Rauchmelder an der Decke zu finden. Die Tastatur selber kann ebenfalls gefälscht sein. Hier kommt ein zweites Tastenfeld zum Einsatz, das über dem eigentlichen angebracht wird – ein sogenannter Skimmer. Dieser zeichnet die Tastendrücke auf. Kriminelle installieren mitunter auch manipulierte Lesegeräte an den Eingangstüren von Filialen, um Kontodaten auszulesen.“ Ebenfalls möglich: “Auch das ‘Deep-Insert-Skimming’ taucht immer häufiger auf. Dabei wird eine kleine Wanze in den Kartenschlitz eingeführt, die die Kartendaten liest und speichert. Anders als der Aufsatz ist sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen .”
Darum gibt es noch Magnetstreifen
Wieso aber haben Bankkarten überhaupt noch einen Magnetstreifen? Die Sparkassen: ” Außerhalb der EU sind Geldautomaten und Terminals bisher nicht flächendeckend mit EMV ausgestattet. Deshalb haben alle Girocards und Kreditkarten auch heute noch einen Magnetstreifen. Ohne ihn wäre eine Bargeldauszahlung oder das Bezahlen im außereuropäischen Ausland oft nicht möglich. Aus diesem Grund versuchen Kriminelle noch immer, an die Daten aus dem Magnetstreifen zu kommen. Sie nutzen die gefälschten Karten dort, wo Sicherheitsmaßnahmen bisher nicht ausreichend vorhanden sind. “
Dass die Fallzahlen jetzt noch einmal steigen, erklären Experten damit, dass Kriminelle noch einmal versuchen, so viele Magnetstreifenkarten wie möglich zu missbrauchen. Bevor diese durch neue Karten mit Sicherheitschip ersetzt werden.
So schützen Sie sich (Tipps der Sparkasse):
- Gehen Sie vorsichtig mit Ihren Zahlungsdaten um. Bewahren Sie nie Ihre Karte und PIN gemeinsam auf.
- Überprüfen Sie immer den Geldautomaten: Gibt es ungewöhnliche Verblendungen oder Leisten? Versuchen Sie, leicht daran zu ziehen, oft sind diese nicht fest angebracht.
- Nutzen Sie Geldautomaten nicht, wenn Ihnen etwas komisch vorkommt.
- Meiden Sie Automaten in Außenbereichen. Diese sind häufiger manipuliert, da sie nicht beaufsichtigt werden.
- Schützen Sie die PIN-Eingabe immer mit Ihrer freien Hand.
- Haben Sie mehrere Karten? Nutzen Sie eine immer zum Öffnen der Filialtür und die anderen zum Abheben und Zahlen.
- Geben Sie niemals Ihre PIN ein, wenn Sie die Tür zur Filiale öffnen. Keine Sparkasse oder Bank würde das verlangen.