Stepn ist ein Token der gleichnamigen Web3-App und bringt eigentlich alles mit, was für den Erfolg einer Kryptowährung wichtig ist: Ein raffiniertes Geschäftsmodell, eine große Fanbase und jede Menge Hype in den sozialen Medien. Eine der spannendsten Besonderheit bei Stepn ist die Form des Minings, für das hier keine aufwendige Hardware oder hohe Stromkosten anfallen: Nutzer erzeugen Ihre Coins Schritt für Schritt – und zwar sprichwörtlich.
Was ist Stepn und wer kann dabei mitmachen?
Stepn ist eine Move-to-Earn-Anwendung, bei der körperliche Aktivitäten mit Krypto-Tokens belohnt werden. Mithilfe einer App werden Coins (basierend auf der Kryptowährung Solana/Binance Coin) beim Gehen, Joggen oder Rennen erzeugt und Nutzern gutgeschrieben. Wer mitmachen will, muss sich vorher aber erst ein Paar virtuelle Laufschuhe zulegen – und die kosten teilweise richtig viel Geld: Die günstigsten NFT-Sneaker liegen zwischen rund 200 und 1.000 US-Dollar, je nach Fitness-Level. Der Einstieg kann also schon ein echtes Investment sein. Dafür wird aber auch viel versprochen: Aktive Nutzer sollen tägliche Solana im zweistelligen Betrag erwirtschaften können. Begrenzt wird der Gewinn durch den Energielevel der digitalen Schuhe. Ist die Energie aufgebraucht, muss sie sich erst langsam wieder regenerieren.
Im Grunde ist Stepn also so eine Art Fitness-Tracker, der sportliche Aktivitäten protokolliert und dafür Kryptomünzen erzeugt. Mitmachen kann jeder, der der die kostenlose App herunterlädt, sich die NFT-Sneaker leisten kann und an einen Aktivierungscode herankommt. Diese Codes werden von den Anbietern regelmäßig auf Ihren Social-Media-Kanälen zur Verfügung gestellt, können aber auch von Nutzern beim Laufen erzeugt werden.
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Wie funktioniert das Mining genau?
Eigentlich ist es ganz einfach: Nutzer registrieren sich per App und kaufen sich dort digitale NFT-Schuhe. Bezahlt werden die mit der Kryptowährung Solana oder Binance Coin, die man in das Wallet der App am Anfang erst einmal einzahlen muss. Die Auswahl an Schuhen ist dann recht groß, alle Treter haben unterschiedlichen Eigenschaften und einen individuellen Energielevel. Diese Energie können Nutzer dann täglich im Move-to-Earn-Prinzip in Kryptomünzen umwandeln.
Mithilfe von GPS misst die App, wie schnell und wie weit sich Nutzer bewegen und schreibt entsprechend Tokens gut. Pro Minute Fußweg erhalten Teilnehmer dann Green Satoshi Token (GST), die wiederum in USDC gewechselt werden können. USDC ist ein Stabelcoin, der mit US-Dollar gedeckt und damit relativ preisstabil ist.
Bevor bei Stepn aber die eigene Kasse klingelt, schlägt das Geschäftsmodell zu. Denn wie normale Sportschuhe nutzen sich auch die NFT-Sneaker mit der Zeit ab. Wer sie weiterhin uneingeschränkt „tragen“ möchte, muss sie regelmäßig reparieren. Das – sie haben es vielleicht schon erraten – kostet jedes Mal GST.
Auch Upgrades für die virtuellen Sneaker sind zu haben. Die erhöhen etwa das Energielevel oder erleichtern das Mining. Wer will, kann sich auch mehrere Schuhe zulegen und damit sein Energielevel insgesamt anheben oder Sneaker gegen eine Gebühr an andere Nutzer weiterverkaufen. Zusätzlich zum Mining bietet Stepn spielerische Elemente. Dazu gehört etwa das Einsammeln seltener Mystery-Boxen und vielfältige Upgrade-Mechaniken.
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Kann man mit Stepn also richtig Geld verdienen?
Nutzer können mit Stepn auf jeden Fall Geld verdienen, wobei kaum jeder Teilnehmer dabei großen Reichtum schöpfen dürfte. Zunächst stehen höhere Investitionskosten an, die jeder Nutzer erst einmal wieder ausgleichen muss. Bis man aus seinem Minus herausgelaufen ist, müssen manche Kilometer bezwungen werden. Dazu kommt die generelle Unzuverlässigkeit des Kryptomarktes: Fällt der Wert von GST, so werden automatisch auch die sportlichen Aktivitäten weniger lukrativ. Erst Ende Mai fiel der Kurs von GMT/GST um rund 50 Prozent. Der Grund: China will den Betrieb von Stepn ab Juli einstellen. Im Land der Mitte ist der Handel mit Kryptowährungen seit einiger Zeit praktisch verboten.
Hierzulande kann man aber auch als Investor versuchen, mit Stepn Geld zu verdienen. Das geht auch, ohne die App oder die teuren Sneaker zu nutzen. An gängigen Kryptobörsen kann man die von Stepn genutzten Coins kaufen und auf steigende Kurse hoffen.
Stepn einrichten – so geht’s
Sie möchten Stepn ausprobieren, für die tägliche Bewegung an der frischen Luft “bezahlt” werden und scheuen die Investitionskosten nicht? Dann ist die Teilnahme ganz einfach. Hier erklären wir, wie es funktioniert und wie sie an die begehrten Aktivierungscodes kommen.
Stepn für Android | Stepn für iOS
Zunächst müssen wir die App aus einem der Stores herunterladen, sie ist sowohl für Apples iOS als auch für Googles Android verfügbar. Per App lassen wir uns von den Anbietern dann einen Verifizierungscode via E-Mail senden, damit ist die Einrichtung beinahe abgeschlossen – es fehlt nur noch ein Aktivierungscode. Mit diesem Code wollen die Entwickler den Zugang neuer Teilnehmer regulieren, die Nachfrage ist aktuell nämlich noch sehr hoch. Wie oben beschrieben, können Nutzer Codes selbst generieren, sie werden aber auch von den Anbietern zur Verfügung gestellt. Sowohl in der Telegram-Gruppe wie auch auf dem Discord-Server von Stepn sind regelmäßig neue Schlüssel zu haben. Dabei muss man aktuell aber schnell sein: Nur wer einen Code als Erster eingibt, kann ihn auch nutzen.
Sobald wir einen Aktivierungscode ergattert haben, wählen Sie die für Sie relevante Blockchain aus, das ist entweder Solana oder BNB Smart Chain (Binance). Je nach Blockchain finden wir in unserer Wallet dreierlei Coinds: GST, GMT und Solana (SOL) beziehungsweise GST, GMT und BNB (Binance Coin). Um mit dem Mining loszulegen, müssen wir unser Konto erst einmal von einer externen Quelle mit Solana/BNB aufladen, um uns die zwingend notwendigen NFT-Sneaker zu kaufen. Solana/BNB können wir über die verknüpfte Börse Binance direkt erwerben oder per Link an unser Stepn-Wallet senden. Per App müssen wir dieses Guthaben dann noch in ein zweites „Spending-Wallet“ verschieben. Das kann ein paar Minuten dauern.
Sobald die Überweisung angekommen ist, gehen wir shoppen: Im virtuellen Sneaker-Store suchen wir den passenden Schuh für unsere Ansprüche. Zur Auswahl stehen Modelle wie „Walker“, „Jogger“, „Runner“ oder „Trainer“. Die Schuhe sind jeweils für unterschiedliche Lauf-Geschwindigkeiten ausgelegt. Tipp: Mit der Stepn-App können wir auch vor dem Kauf unsere persönliche Laufgeschwindigkeit messen.
Bei der anschließenden Schuh-Wahl sollte man sich dann Zeit nehmen und die Modelle genau ansehen. Denn auch innerhalb der Kategorien gibt es große Unterschiede mit Blick auf Qualität und Energie-Level. Alle Sneaker können wir später mit sogenannten „Gems“ weiter verbessern. Das senkt etwa die Reparaturkosten oder verbessert die Effizienz beim Mining. Hinweis: Wer mehrere Schuhe besitzt, kann auch mehr Energie für die Erzeugung von GST nutzen.
Mit dem Kauf der passenden Schuhe sind wir startklar und können mit dem Mining loslegen. Dabei empfiehlt es sich, Stepn erst beim tatsächlichen Loslaufen zu starten und alle Pausen zu protokollieren – sonst verlieren wir wertvolle Energie, die wir lieber fürs Mining nutzen wollen. Nach dem Laufen ist es sinnvoll, die NFT-Sneaker direkt zu reparieren, denn abgenutzte Schuhe erzeugen mit der Zeit weniger GST.
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Wer steckt hinter Stepn?
Ins Leben gerufen wurde Stepn 2021 durch ein australisches Fintech-Unternehmen namens Find Satoshi Labs. Wie man hört, waren die beiden Gründer Yawn Rong und Jerry Huang nach den schlimmen Buschbränden in Australien im Jahr 2020 motiviert, sich auch selbst für Klimaneutralität einzusetzen. Mit Stepn wollten Sie einen monetären Anreiz schaffen, zu Fuß zu gehen, die eigene Gesundheit zu fördern und den globalen CO₂-Ausstoß zu senken.
Diese Kritik gibt es an Stepn
Einer der größten Kritikpunkte an Stepn betrifft das Geschäftsmodell selbst, weil es Ähnlichkeiten mit einem Schneeballsystem aufweist. Besonders der Umgang mit den NFT-Sneakern, die jeder Nutzer zwingend für das Mining seiner Coins braucht, steht dabei im Fokus. Die digitalen Schuhe können von Nutzern nämlich auch selbst erzeugt und anschließend verkauft werden. Das ist natürlich nur so lange attraktiv, wie die Nachfrage mit dem Angebot Schritt halten kann. Wenn irgendwann zu wenige neue Nutzer ins Netzwerk strömen, könnte das daraus resultierende Überangebot der Sneaker zu einem rapiden Preisfall führen. Auch deswegen versuchen die Entwickler wohl aktuell, den Zuwachs neuer Nutzer mithilfe limitierter Aktivierungscodes zu drosseln. Sollte das irgendwann nicht mehr reichen, könnten die Anbieter auch die Preise für Schuhe anheben, beim Verkauf höhere Gebühren veranschlagen oder das Mining drosseln. All das würde Stepn für Nutzer weniger attraktiv machen.
Dazu kommt der kriselnde Kryptomarkt, der zuletzt mit einbrechenden Kursen und großen Wertverlusten für Aufsehen sorgte. Fallen die Kurse, so fallen auch die Belohnungen fürs Laufen und das ganze System verliert an Reiz.
Fazit
Das Klima schonen, sportlich sein und dabei auch noch Geld verdienen? Das Geschäftsmodell von Stepn klingt fast schon zu gut, um wahr zu sein. Wie so viele Phänomene aus der Kryptowelt ist aber auch die Move-to-Earn-App von einem Schleier der Unvorhersehbarkeit umgeben. Denn um das Ökosystem am Laufen zu halten, ist ein konstanter Zuwachs an Teilnehmern notwendig. Der Hype um die App muss also unbedingt am Leben gehalten werden. Dazu kommen die chronischen Kurschwankungen am Kryptomarkt, die Gewinne bei Stepn schnell relativieren können. So spannend und lukrativ die neue Web3-App also ist: Jeder Teilnehmer sollte sich darüber im Klaren sein, dass der kostspielige Einstieg bei Stepn ein spekulatives Investment darstellt.