Die Nacht bricht herein, Sterne zeigen sich am Himmel, die See ist wild am Golf von Mexiko: Soap MacTavish schlägt der Regen ins Gesicht, neben ihm steht ganz cool Simon „Ghost“ Riley am MG 42. Enterhaken raus, hoch auf die erste Ebene einer Ölbohrinsel. 3,2,1 – die ersten Wachposten fallen. Mit chirurgischer Präzision arbeitet sich die Eliteeinheit durch die Wellen an Feinden in dieser Mission, die uns direkt an das erste Modern Warfare zurückdenken lässt. Die Szenerie ist sogar noch etwas atmosphärischer – etwa als wir durch einen Raum schleichen, der nur von rotem Licht geflutet ist und wir erst in letzter Sekunde den Feind entdecken, der uns wohl beim Betreten des Raumes in den Kopf schießen wollte. Flankiert wird unsere Einheit von der Shadow Company unter Führung von Phillip Graves, einer privaten Militärfirma, die ihre Spezialisten CIA-Agentin Laswell zur Verfügung stellt, die eng mit Captain Prices Team zusammenarbeitet im Rahmen des SAD-Programms.
Hm, die Shadow Company sind jene Söldner, die damals General Shepherd bei seinem Coup gegen Task Force 141 halfen, die Story bietet Potential für ein Pulverfass. Al Quatala scheint mexikanische Kartelle angeheuert zu haben, um nach einem Attentat auf einen ihrer Generäle Rache an den USA mit Raketenschlägen zu üben. CoD-Veteranen werden jetzt denken: Okay, Ghost wurde in Mexiko gefoltert, ein mexikanisches Kartell tötete seine Familie. Ob das wohl zusammenhängt? Denn sie ließen die Morde so aussehen, als sei er der Täter – deshalb die Maske. Doch zurück zum Gameplay: Was direkt auffällt: Das Sounddesign ist fantastisch. Unsere eigenen Waffen sind schallgedämpft, umso atmosphärischer wirkt der prasselnde Regen, der etwa auf das Dach einer Kajüte knallt. Sound wird leiser und verzerrter, wenn er von innen nach außen dringt, etwa beim Sturmangriff auf das Kommandozentrum der Ölbohrinsel.

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Es geht Infinity Ward bei Call of Duty: Modern Warfare II viel mehr um Authentizität, statt dem klassischen Hollywood-Bombast. Umso wuchtiger explodieren Granaten, die der Gegner wirft und in den stählernen Gängen nachhallen. Die Zeit rennt mal wieder, Terroristen bringen bereits eine Rakete in Stellung, die aus dem umgebauten Dach der Ölplattform herausfährt. Das Level Dark Water ist sehr viel offener, als sonst aus der Serie bekannt – es gibt unterschiedliche Wege zum Missionsobjekt, etwa an den Flanken von Containern, in der Mitte oder über eine Leiter in Sniper-Position. Richtig spannend wird es aber, als wir via Speedboat Unterstützung für Einheiten unter Beschuss auf einem benachbarten Container-Schiff leisten. Die Container rutschen hin und her, wollen wir Deckung, müssen wir im Seitfallschritt mitgehen oder pushen hart nach vorne, das 2022er CoD überlässt uns hier die Wahl.

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Insgesamt gibt es deutlich mehr Möglichkeiten, etwa von Containern auf höhere Positionen zu springen und den Gegner zu überraschen: Shotgun raus, Yippie-Ka-Yay, Schweinebacke. Aber das 2022er Call of Duty hat noch einige Überraschungen mehr im Gepäck, einige Missionen lassen uns regelrecht mit einem dicken Grinsen an Tom Cruise in Mission Impossible denken. Es gibt aber auch Szenen, in denen unsere Protagonisten von Auto zu Auto springen, so als hätten die Entwickler ziemlich viel Fast & Furious geguckt. Das Auto bringt ohnehin eine Menge Mechaniken mit: Man kann links und rechts rausschießen, auf Reifen feuern, damit diese platzen oder die Türen von feindlichen Fahrzeugen aufsprengen. Was verdammt gut aussieht, dank neuer CoD-Engine, die in Zukunft auch Treyarch und Sledgehammer Games benutzen werden.
ACHTUNG: Uns ist bewusst, dass ob des Ukraine-Kriegs ein militärisch ausgerichtetes Spiel kontrovers aufgenommen werden könnte. Dennoch halten wir Call of Duty als Release für zu wichtig, um auf die Berichterstattung zu verzichten. Wir bitten um Verständnis.
Call of Duty 2022 erhält eine neue Next-Gen-Engine

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Das 2022er Call of Duty sieht richtig klasse aus: Es gibt eine Schaumsimulation, wenn die Speedboote durch die Wellen preschen und Kielwasser erzeugen. Taucht das Team, wird im Wasser das Licht gebrochen und das kühle Nass selbst wird trüber, je tiefer sie gehen. Das ist eine richtige Mechanik: Wird das Feuer auf uns eröffnet, können wir sehr tief tauchen, so den Kugeln entgehen und es Feinden schwerer machen, uns ins Visier zu nehmen. Infinity Ward ist stolz auf seine neue Ballistik, die etwa simuliert, wie das kühle Nass die Geschwindigkeit einer Kugel verlangsamt – also ja, mit speziellen Waffen können wir auch unter Wasser Ziele anvisieren. Jedes Teil der Ausrüstung interagiert auch generell mit dem blauen Element: Die Blendgranate hat Auftrieb und steigt an die Oberfläche. Eine Annäherungsmine im Wasser schwimmt nach oben – lässt man sie also von tief unten hochsteigen, lässt sie sich effizient gegen Patrouillen-Boote einsetzen.

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Call of Duty: Modern Warfare II spielt auf der technischen Ebene auch sehr viel mehr mit Lens Flares, etwa in seiner Mission Night War. Diese beginnt in einem nur sehr dezent grün beleuchteten Sikorsky Super Stallion, der durch den Himmel fliegt, bevor er ein paar Meter weiter von einem blitzhellen Mörser abgeschossen wird. Das Team soll die Crew bergen. Während sich Task Force 141 durch eine Reihe von kleinen Räumen und offenen Feldern kämpft, schwankt die Mission zwischen pechschwarzer Dunkelheit und blendend hellem Licht in einem künstlerisch spannenden Stil, der visuell verwirrt und viel Atmosphäre erzeugt. Es gibt hier regelrechte Horror-Szenen, etwa als das Team in der Nacht vor einer Feuerwand steht, als der Helikopter von allen Seiten bei der Bergungsaktion unter Raketenbeschuss gerät.

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Fans des letzten Modern Warfare werden sich darüber freuen, dass Night War einen langen Abschnitt mit Nachtsichtgeräten beinhaltet, ähnlich wie die beliebte „Clean-the-House“-Mission des SAS aus dem 2019er Modern Warfare. Infinity Ward möchte jedoch den Einsatz von Zivilisten minimieren und ihren Beschuss mit Missionsabbruch bestrafen – in Clean the House gab es zwar Punktabzug, es wurde aber als militärisches Mittel akzeptiert. Es muss generell gerade schwierig für Entwickler abzuwägen sein, wie weit ihre Shooter gehen dürfen, schließlich tobt da draußen gerade ein realer Krieg.
Call of Duty: Modern Warfare II fühlt sich nicht selten an wie Tom Cruise in Mission Impossible

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Das 2022er Call of Duty hatte sehr viel Entwicklungszeit und das spürt man. Infinity Wards Missions-Design wirkt frisch und aufgeweckt, etwa in Tower, was fast schon ein bisschen an Mission Impossible erinnert. An der Seite vom Ghost arbeiten wir uns mit den Füßen nach oben, Kopf nach unten über die Fassade eines Wolkenkratzers. Sprich, wir spielen komplette Szenen auf dem Kopf stehend. Auf dem Weg nach unten, lässt uns das Spiel immer wieder wechseln und jede der Positionen bietet unterschiedliche Vor- und Nachteile.

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Man kann auf dem Weg nach unten zwischen den beiden Methoden wechseln – was man auch machen sollte, denn jede hat ihre eigenen Vor- und Nachteile. Und ganz wie Tom Cruise in Mission Impossible: Ghost Protocol können wir uns auch rechts und links aus dem Auto rauslehnen, um gezielt auf die verwundbaren Reifen von gepanzerten SUVs zu feuern. Oder wir können mit panzerbrechender Munition die Türen absprengen. Gelingt uns das, schwingen wir uns aufs Dach, springen auf das andere Auto, schwingen uns rein, hauen den Fahrer um und übernehmen selbst das Steuer. Eben wie Dominic Torreto oder Ethan Hunt das machen würden.
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