Rheinmetall stellt “KF51 Panther” vor: Prototyp eines Leopard-2-Nachfolgers
Im Juni 2022 hat der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall auf der Rüstungsmesse Eurosatory den Prototyp eines neuen Kampfpanzers vorgestellt . Dieses als “Panther KF51” bezeichnete Ungetüm könnte der Nachfolger des Leopard 2 werden, sofern sich nicht ein anderer Hersteller mit seinem Modell bei der Ausschreibung für die Leopard-2-Nachfolge durchsetzt.
Denn beispielsweise entwickelt auch KNDS, das aus der deutschen Panzerschmiede Krauss-Maffei-Wegmann (KMW) und dem französischen Konkurrenten Nexter hervorging, unter der Bezeichnung “Main Ground Combat System (MGCS)” einen Nachfolger für den Leopard 2. Die deutsche und französische Politik versuchen im Juli 2023 dem auf der Stelle tretenden Main Ground Combat System neues Leben einzuhauchen. Mehr dazu lesen Sie in Leopard-2-Nachfolger: So geht es mit dem Kampfpanzer weiter.
Doch jetzt hat erst einmal Rheinmetall vorgelegt und damit den bisherigen Kooperationspartner KMW düpiert (der Chef von KMW verspottet prompt den KF51, dazu lesen Sie mehr am Ende dieses Artikels). Das Handelsblatt spricht sogar von einer gewollten Provokation durch Rheinmetall.
Lesetipp: Weltkriege, Holocaust, Panzer: Die besten Informationen auf Youtube und Twitter
Die wesentlichen Unterschiede gegenüber dem Leopard 2
Obwohl der Leopard 2 in den 1970er-Jahren als Nachfolger des Leopard 1 entwickelt und seit Ende der 1970er-Jahre gebaut wird, ähneln sich KF51 und Leopard 2 im Grundkonzept sehr stark und der KF51 bedient sich bei Wanne, Motor, Getriebe und Laufwerk ganz offen beim betagten Leopard 2. Die wesentlichen Unterschiede beziehungsweise Vorteile gegenüber dem Leopard 2 lassen sich schnell zusammenfassen:
- 130-mm-Kanone statt 120 mm beim Leopard 2: Stärkere Durchschlagsleistung und größere Reichweite
- Von Anfang an Reaktiv-, Softkill- und Hardkill-Schutz; beim Leopard 2 bisher fast nur Schott- und vor allem Verbundpanzerung. Hardkill-Schutz in Form des Trophy-Systems aus Israel wird erst jetzt für wenige Leopard 2 A7A1 nachgerüstet
- Laut Rheinmetall drei Tonnen leichter
- Ladeautomat und nur drei Mann Besatzung (beim Leopard 2 vier Mann inklusive Ladeschütze)
- 12,7-mm-Koaxial-MG statt 7,62 mm beim Leopard 2
- Fernbedienbare Waffenstation unter anderem zur Drohnenabwehr
- Massive Digitalisierung und Vernetzung
- Loitering Munition (der KF51 schießt Drohnen ab, die über dem Zielgebiet und außerhalb des Sichtbereichs des KF51 kreisen und dann geeignete Ziele angreifen)
Doch einige Vorteile des KF51 bekommt der Leopard 2 bereits beziehungsweise können nachgerüstet werden. So gibt es mit dem Leopard 2 A7A1 bereits die neueste Variante mit Hardkill-Schutz in Form des israelischen Trophy-Systems. Hardkill-Systeme zerstören anfliegende Geschosse kurz vor dem Einschlag durch Gegenfeuer oder einen “Splitterregen”. Auch im Leopard 2 wird längst massiv modernste IT verbaut und auch der Leopard 2 ist stark vernetzt. Komplett andere Konstruktionsprinzipien, wie sie beispielsweise die Israelis bei ihrem Kampfpanzer Merkava umsetzen – beispielsweise der vorn statt hinten verbaute Motorgetriebekomplex, um der Besatzung damit zusätzlichen Schutz gegen Beschuss von vorn zu geben – gibt es beim KF51 nicht. Stattdessen hält Rheinmetall am bemannten Turm fest, wodurch der Panzer größer und schwerer wird und die Turmbesatzung aber trotzdem immer besonders durch feindlichen Beschuss gefährdet ist. Mehr dazu siehe weiter unten.
Fazit: Ein Panzer für die nächsten Jahrzehnte – dafür braucht es mehr
Der “Panther KF51” ist unbestritten ein leistungsstarker Kampfpanzer, zumindest so weit man das anhand der über ihn bekannten theoretischen Fakten beurteilen kann. Seine starke 130-mm-Kanone, seine Vollvernetzung samt Integration von Loitering Munition, sowie die umfangreichen Schutzvorrichtungen lassen ihn auf der Höhe der Zeit erscheinen. Dass der durch die Ladeautomatik eingesparte Ladeschütze Platz schafft für einen Waffen- oder Subsystemexperten an Bord, ist zusammen mit dem Konzept, dass jeder Bedienerplatz die Aufgaben und Rollen von anderen übernehmen kann, sehr fortschrittlich.
Doch mit dem Festhalten am Prinzip des bemannten Turms zeigt sich der KF51 als Vertreter der Vergangenheit beziehungsweise der Gegenwart, nicht aber der Zukunft.
Es geht ja nicht darum, mit dem KF51 eine Art Leo 2 A8 für die nächsten fünf Jahre zu bauen, sondern einen Panzer, der für die nächsten Jahrzehnte fit ist. Wenn man die lange Dienstzeit des Leopard 2 mit mittlerweile weit über 40 Jahren als Beispiel nimmt, dann kommen wir mit dem KF51 locker in die Zeit um 2050. Da sollte doch wohl mehr möglich sein als nur eine evolutionäre Weiterentwicklung im Detail. Stattdessen sollte Rheinmetall eine grundsätzliche Neukonzipierung unter Berücksichtigung der neuen Gefahrenlage in Angriff nehmen. Immerhin: Diese Option hält sich die deutsche Panzerschmiede beim KF51 ja ausdrücklich offen.

Der KF 51 Panther von Rheinmetall ist jetzt als Bausatz erhältlich. Und zwar von dem deutschen Unternehmen Blue Brixx. Für 59,95 Euro können Sie den Bausatz dieses Prototyps eines neuen Kampfpanzers hier kaufen. Der Bausatz besitzt eine Luke, die sich öffnen lässt und eine bewegliche Kanone. Der Maßstab ist 1:30.
Hightech-Panzer mit starker Kanone: Durchsetzungsfähig
Der “Panther KF51” steckt voller modernster Technik. Als Bewaffnung besitzt er eine 130-mm-Kanone (“130 mm Future Gun System FGS”) mit modernster Zielerfassungstechnik. Beim Leopard 2 ist noch eine 120-mm-Kanone verbaut und bei dessen Vorgänger Leopard 1 war es eine britische 105-mm-Kanone. Rheinmetall verspricht eine um 50 Prozent höhere Reichweite gegenüber der 120-mm-Kanone. Ein 12,7-mm Koaxial-Maschinengewehr ergänzt das Hauptwaffensystem. Der neue Panzer kann auch “HERO 120 Loitering-Munition” steuern, die sich mehr oder weniger selbstständig ihre Ziele außerhalb der direkten Sichtlinie sucht.
Die Bordkanone wird zudem erstmals bei einem deutschen Panzer von einer Ladeautomatik beladen. Damit entfällt der Ladeschütze, der bisher immer zur 4-Mann-Besatzung deutscher Panzer gehörte. Der dadurch frei werdende Platz kann aber durch einen weiteren Soldaten eingenommen werden, der als Waffen- oder Subsystemexperte den Kommandanten entlasten soll. Das Panzermuseum Munster lobt diese Entscheidung, weil sie zu mehr Übersicht im Kampfeinsatz führen dürfte.
Der #Panther von #Rheinemetall und eine 90 Jahre alte Idee
Vieles am Panther ist recht konservativ designt und folgt eher einer Evolution statt Revolution. Schon gibt es einige Stimmen, die das Fahrzeug als “Leopard 2A9” bezeichnet sehen wollen. Übersehen wird dabei … (1/x) pic.twitter.com/wtbFE4ipL2— DasPanzermuseum (@DasPanzermuseum) June 14, 2022
Leopard 2 als Cobi-Bausatz kaufen
Munitition für 130-mm-Hauptwaffe: kein Depleted Uranium (Video)
Anders als der M1 Abrams der US-Streitkräfte oder der Challenger der Briten verschießen deutsche Kampfpanzer keine Wuchtgeschosse (KE-Munition; APFSDS als Bezeichnung für die neueste Generation der Wuchtgeschosse) mit abgereichertem Uran (Depleted Uranium; DU), sondern mit Wolfram. Bei russischen Panzern geht man zumindest bei bestimmten Modellen davon aus, dass sie Wuchtgeschosse mit Depleted Uranium verschießen können.
Wuchtgeschosse mit DU durchschlagen mit ihrer hohen Dichte nicht nur die Panzerung eines feindlichen Kampfpanzers, sondern setzen das Innere des getroffenen Panzers auch in Brand. Dadurch kann beispielsweise dessen Munition zünden oder die Besatzung verbrennen.
Beim Einsatz von DU-Munition wird radioaktiver Staub frei. Dieser verseucht die getroffenen Fahrzeuge und deren Umgebung. Möglicherweise sind aber auch die Soldaten der Panzer, die DU-Wuchtgeschossen abfeuern, gefährdet.
Der M1 Abrams verwendet Depleted Uranium außerdem auch als Bestandteil seiner Kompositpanzerung.
Nach aktuellem Kenntnisstand dürfte Depleted Uranium in der Wuchtgeschoss-Munition der 130-mm-Kanone des KF51 nicht zum Einsatz kommen, er dürfte stattdessen APFSDS mit Wolframkern verschießen. Ob DU in der Kompositpanzerung der KF51 zum Einsatz kommt, ist unbekannt, weil die Zusammensetzung der Kompositpanzerung des KF51 der Geheimhaltung unterliegt. Vermutlich aber eher nicht.
Dieses Video das Tank Museums Bovington erklärt die unterschiedlichen Munitionsarten für Panzer und darunter eben auch Depleted Uranium:
Software und Vernetzung: Auf dem modernsten Stand
Zudem packt Rheinmetall den KF51 mit Elektronik nach dem NGVA-Standard voll und der Panzer ist vollständig vernetzt. Die vollständig digitalisierte Architektur mit den Zieloptiken und dem Feuerleitrechner soll nahtlose Zielbekämpfung und künftige KI-Entscheidungsunterstützung ermöglichen. Rheinmetall schreibt weiter: ” Der Panther ist ein wirklich softwaredefinierter Panzer, der vollständig in der Lage ist, Informationen auf dem Multidomain Gefechtsfeld zu sammeln, zu verarbeiten und zu verteilen. Die Integration moderner BMS- und softwaredefinierter Kommunikationssysteme ermöglicht es den Streitkräften, in kollaborativen Kampfumgebungen zu operieren, z. B. in plattformübergreifenden Sensor-Shooter Netzwerken.
Der Panther ist so ausgelegt, dass er zugewiesene unbemannte Luftfahrzeuge wie Onboard- oder Offboard-Drohnen, Loitering Munition und eine Reihe von unbemannten Bodenfahrzeugen steuern kann.
Das vollständig digitalisierte System und die gemeinsamen Bedienerstationen ermöglichen ein echtes Mensch-Maschine-Teaming und die Steuerung von unbemannten Systemen, die Fähigkeiten wie Flugabwehr- und Drohnenabwehr auf Zugebene abdecken.
Die vollständig digitalisierte NGVA-Architektur ermöglicht eine nahtlose Integration von Sensoren und Effektoren sowohl innerhalb der Plattform als auch plattformübergreifend. Sensor- und Waffenkontrollaufgaben können sofort zwischen Besatzungsmitgliedern weitergegeben werden. Jeder Bedienerplatz kann Aufgaben und Rollen von anderen übernehmen, ohne dass die Funktionalität eingeschränkt wird .” Wichtig ist dann aber dieser Satz, der wirklich nach Zukunft klingt: ” Da die Steuerung des Turms und der Waffen auch an den fahrgestellbasierten Bedienerplätzen erfolgen kann, sind für die Zukunft auch unbemannte Türme und ferngesteuerte Panther geplant. “
Das folgende Video stellt den KF51 ausführlicher vor. Zwar verwenden die Videomacher das werbige Bildmaterial von Rheinmetall, doch der Begleitext im Video ist neutral-kritisch. Auf die Problematik des bemannten Turms geht das Video zwar nicht ein, doch davon abgesehen bietet das Video tatsächlich eine brauchbare Einschätzung im Rahmen des derzeit Bekannten:
Schutzkonzept: Alles dran und drin, was es gibt
Zum Schutz gegen Panzerabwehrwaffen soll der KF51 “ein integriertes Überlebenskonzept mit Sensoren an und außerhalb der Plattform sowie mit aktiven, reaktiven und passiven Schutztechnologien sowie mit einem speziellen Schutzsystem gegen Angriffe von oben (Top Attack)“ besitzen. Darunter sind Softkill- und Hardkillsystem sowie Reaktivpanzerung zu verstehen. Außerdem ist das Schnellnebelschutzsystem ROSY vorhanden. Mehrere Optionen für die Integration einer ferngesteuerten Waffenstation (RCWS) sorgen für Flexibilität bei der Nahverteidigung und Drohnenabwehr, wie Rheinmetall meint.

©Rheinmetall
Soweit die Beschreibung von Rheinmetall. Diese wurde von vielen Medien aufgenommen und dementsprechend ist vielfach davon zu lesen, dass der Panther KF 51 Putins T-14 Armata auf Abstand halten soll. Auch auf Facebook und Twitter jubelt die mit Testosteron aufgeladene Fangemeinde über den neuen Panzer. Doch auf einen wesentlichen Schwachpunkt des KF51 geht niemand ein.
Todesfalle: klassisch bemannter Turm
Denn von den drei Mann Besatzung befinden sich zwei Soldaten klassisch im Turm: Kommandant und Richtschütze, wie Rheinmetall hier erklärt. Nur der Fahrer und der optionale vierte Soldat – der Waffenexperte, vielleicht aber auch ein Kompaniechef oder ein Drohnenbediener etc. – befinden sich in der Wanne. Der KF51 hat in der aktuellen Version also immer zwei Mann im Turm und einen Mann in der Wanne.
Dieses Konzept eines bemannten Turmes gilt mittlerweile als durchaus umstritten, so hat der renommierte Panzerexperte Rolf Hilmes die Schwächen des bemannten Turmpanzers schon vor Jahren erklärt . Denn wie soll das Überleben der Besatzung im Turm gewährleistet werden – zuverlässig auch dann, wenn die oben erwähnten Hardkill-Systeme ausfallen/versagen/überfordert sind?
Es ist extrem aufwendig einen Turm so zu konstruieren, dass er seine Insassen einigermaßen gegen Volltreffer schützen kann. Ein solcher Turm muss massiv gepanzert werden, dadurch wird der Panzer sehr schwer und sehr hoch – und lässt sich dann leichter im Gelände aufklären und bekämpfen. Zudem macht ein so hohes Gewicht den Panzer weniger agil, gerade beim wichtigen Sprint aus einer gedeckten Stellung. Der neue KF51 wiegt mit 59 Tonnen dann auch nur wenige Tonnen weniger als der aktuelle Leopard 2 A7V mit knapp 64 Tonnen.

©Panzermuseum Munster/Rolf Hilmes
Deshalb geht die Entwicklung immer mehr in Richtung unbemannte Türme, die samt Ladeautomat und Munition von der Besatzung im Mannschaftsraum vollständig getrennt sind. Solche unbemannten Türme sind kleiner, wiegen weniger und sie gefährden nicht mehr die Insassen. Der Schützenpanzer Puma, der bei der Bundeswehr den Marder ersetzen soll, hat bereits einen Turm ohne Besatzung; die Erfahrung für eine solche Entwicklung ist also da, wenn auch in kleineren Dimensionen.
Wird bei so einem unbemannten Turm die Panzerung durchschlagen, dann kann die Wucht der explodierenden Munition über “Sollbruchstellen” (Blow-Out-Panels, siehe unten) nach außen abgeleitet werden. Die gesamte Besatzung – gerne mit einem zusätzlichen Mann zur Entlastung des Kommandanten – findet dagegen tief in der Wanne hinter dicken Wänden aus gehärtetem Stahl geschützt Platz; also grob gesagt so wie beim russischen T-14 Armata.
Angesichts moderner Panzervernichtungssystems – wie Javelin, NLAW und den immer leistungsfähigeren Drohnen – dürfte ein bemannter Turm dagegen oft eine tödliche Falle für die Besatzung werden. Der aktuelle Krieg in der Ukraine liefert reihenweise Bilder von russischen oder ukrainischen Panzer, deren Turm abgesprengt wurde, weil die für den Ladeautomaten im Ladekarussell unterhalb des Turms gelagerte Munition durch einen Treffer zur Explosion gebracht wurde. Und wie lange muss die Besatzung des KF51 kurbeln, um den riesigen Turm bei kaputter Elektronik von Hand zu drehen?
Bundeswehr-Magazin bestätigt unsere Kritik am KF51
Unsere Kritik am bemannten Turm des KF51 Panther teilt jetzt indirekt das Y-Magazin, das interne Magazin der Bundeswehr. In dessen neuester Ausgabe 1/2023 schreibt die Bundeswehr-Redaktion: „In den 2020er-Jahren wird sich die Konfiguration des Hauptkampfpanzers voraussichtlich noch einmal grundlegend ändern. Die vierte Generation dürfte einen unbemannten Turm … haben (Hinweis: der Schützenpanzer Puma hat übrigens bereits einen unbemannten Turm; Anm. d. Red.). Und an anderer Stelle (Kapitel 3) spricht das Magazin von „einer Art Schutzkapsel für die Besatzung“, die nötig werden dürfte, insbesondere zum Schutz gegen Bedrohung von oben.

Y-Magazin der Bundeswehr
All das bestätigt unsere Forderung, dass ein Panzer für die Zukunft keinen bemannten Turm mehr besitzen darf. Der KF51 Panther hat somit eine echten Schwachpunkt. Update Ende
Blow-Out-Panels: Keine Garantie zum Überleben
Verfechter des bemannten Turms verweisen darauf, dass bei modernen westlichen Kampfpanzern wie dem Leopard 2 (nicht aber in dessen Vorgänger Leopard 1) oder dem US-amerikanischen M1 Abrams so genannte Blow-Out-Panels sowie Schutzwände zwischen Turminnenraum und Munitionsvorrat dafür sorgen sollen, dass bei einem Treffer in den Munitionsvorrat (im Munitionsbunker im hinteren Teil des Turms bei Leopard 2 und M1 Abrams) die Explosion nach außen gehen soll und nicht in den Turm hinein. Das soll das Überleben der Turmbesatzung ermöglichen.
Doch diese Blow-Out-Panels und die Trennwände garantieren keineswegs das Überleben , sondern versuchen eben nur das Risiko zu reduzieren, dass die Wucht der explodierenden Munition ins Innere des Turms geht.
In dem Moment, in dem die Tür zum Munitionsbunker offen ist ( sehr schön in diesem Video zu sehen ), weil der Ladeschütze gerade ein Geschoss aus dem Munitionsbunker holt, sind diese Trennwände sowie die Blow-Out-Panels ohnehin wirkungslos.
Doch selbst wenn die Tür zum Munitionsbunker geschlossen ist, bietet sie weniger Schutz als eine durchgehende feste Wand aus gehärtetem Stahl. Die Blow-Out-Panels und die Trennwand zum Munitionsbunker beim Leo 2 sind sicherlich eine Verbesserung gegenüber dem Leo 1 (wo die Munition noch munter rund um den Ladeschützen gelagert wurde; im Leopard 2 befindet sich ein Teil der Munition aber ebenfalls außerhalb des Munitionbunkers links vorne in der Wanne) und der älteren Kampfpanzer-Generation, aber eben keine grundsätzliche Lösung des Problems, dass die Besatzung in einem Turm in unmittelbarer Nähe zur Munition relativ stark gefährdet ist.
In jedem Fall ist es für die Besatzung sicherer einige Meter entfernt von der Munition tief unten in der Wanne und durch dicke Stahlwände getrennt von der Munition zu sitzen.
Turmbesatzung kann Mängel und Ladehemmung zwar leichter beheben, aber…
Ein Leser verteidigte das Prinzip des bemannten Turms mit einem durchaus plausiblen Argument: Akute Mängel im Turm können natürlich leichter behoben werden können, wenn sich darin eine Besatzung befindet. Oder wie es der Leser formulierte: “Militärisches Gerät wird im Einsatz beschädigt. Bei einem unbemannten Turm bedeutet der Ausfall vom Strom oder auch nur eine beschädigte Komponente wie z.b. das Schützensichtgerät eine völlige Wehrlosigkeit. Beim Spz Puma wurde extrem aufwändig, sperrig und teuer ein optischer Kanal vom Turm bis zum Schützenplatz eingesetzt, um im Zweifelsfall darüber zielen zu können. Das ist bei einem Kampfpanzer aufgrund der mittig platzierten Kanone noch aufwändiger…. Ein weiteren Punkt ist das Nachladen, z.b. des Coax Mgs, oder das beheben von Störungen an den Turmwaffen. Bei einem umbemannten Turm erfordert dies in der Regel einen unerwünschten Ausseneinsatz”. Hat also beispielsweise das Koaxial-MG (also das im Turm parallel zur Bordkanone vorhandene Maschinengewehr) des Leopard Ladehemmung, dann ist es natürlich gut, wenn der Ladeschütze direkt dahinter steht.
Aber die Technik wird ja auch immer robuster und sollte selbst unter Feindbeschuss immer länger halten. Die deutlich gesteigerte Lebensdauer von Motor und Seitenvorlege beim Panzer in der Zeit vom zweiten Weltkrieg bis heute ist ein gutes Beispiel dafür. Und der erwähnte Puma ist ein – hoffentlich – gutes Beispiel, wie man aus Fehlern lernt. Das sollte sich also technisch lösen lassen. Zur Not muss der Panzer halt in eine Deckung zurück fahren und dort jemand von außen das Problem an der Turmtechnik beheben. Das mag aus taktischer Sicht ärgerlich sein, ist aber immer noch besser als eine tote Besatzung. Alles ist besser als der Tod.
Besserer Überblick vs. höhere Überlebens-Chancen
Befürworter des Konzepts eines bemannten Turms argumentieren, dass die Panzerbesatzung vom Turm aus einen besseren Überblick über das Kampfgeschehen habe. Das ist grundsätzlich zwar richtig. Doch im Zeitalter leistungsfähiger Kameras (inklusive Wärmebildgeräten) und Displays sollten sich der bisher übliche direkte Blick durch Winkelspiegel, Sehschlitze oder direkt aus der Luke heraus, wohl problemlos durch den indirekten Blick durch viele Rundumkameras ersetzen lassen. Denn die Erfahrung aus dem zweiten Weltkrieg und nachfolgenden Konflikten mit großen Panzerschlachten, wie dem Jom-Kippur-Krieg, zeigt eben auch, wie verletzbar Panzersoldaten im Turm sind, insbesondere wenn sie aus dem Turm heraus beobachten. Mit einer oder mehreren zerschossenen Kameras dürfte jede Besatzung leben können, nicht aber mit Kameraden, denen der Kopf oder die Augen weggeschossen wurden.
Moral der Panzerbesatzung steigt durch unbemannten Turm
Ein Schutzkonzept, das das Überleben der Panzerbesatzung in den Fokus rückt, hebt zudem die Moral und Kampfbereitschaft der Panzerbesatzung. Wenn die Besatzung eines Kampfpanzers davon ausgehen kann, dass sie mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sogar einen Turmvolltreffer überleben kann, steigert das die Aggressivität und Einsatzbereitschaft des Panzers.
Rheinmetall denkt bereits weiter
Rheinmetall scheint sich der Schwäche des bemannten Turms durchaus bewusst zu sein und weist ausdrücklich darauf hin, dass der Turm auch einmal unbemannt bedient werden könnte: “Da die Steuerung des Turms und der Waffen auch an den fahrgestellbasierten Bedienerplätzen erfolgen kann, sind für die Zukunft auch unbemannte Türme und ferngesteuerte Panther geplant.”
Immerhin positiv: Deutschland kann anscheinend auch ohne Frankreich noch Panzer entwickeln. Jetzt muss der KF51 nur noch ein wirklich zukunftsfähiges Schutzkonzept für den Turm bekommen.
Angeblich erste Kaufinteressenten
Rheinmetall hat mitgeteilt, dass es für seinen Leopard-2-Nachfolger KF51 “Panther” die ersten Kauf-Interessenten habe. Von 500 Exemplaren ist in dem vagen Hinweis die Rede, wie das Handelsblatt berichtet . Die Meldung über mögliche Kaufinteressenten findet ihren Niederschlag auch auf Youtube:
Rheinmetall soll den KF51 20 Nationen zum Kauf angeboten haben. Rheinmetall geht davon aus, dass in Europa bis zum Jahr 2030 zirka 1000 der vorhandenen 8000 Kampfpanzer ersetzten werden müssen. Rheinmetall möchte davon mindestens die Hälfte, also 500 Stück, liefern.
Allerdings ist Rheinmetall nicht der einzige westliche Anbieter für einen neuen Kampfpanzer. Denn auch Südkorea hat mittlerweile eine leistungsfähige Kampfpanzerfertigung auf die Beine gestellt. Erst kürzlich haben südkoreanische Rüstungsfirmen den Leopard-2-Hersteller Krauss-Maffei Wegmann (KMW; Rheinmetall ist am Leopard 2 ebenfalls beteiligt) bei der Ausschreibung für neue Kampfpanzer für die polnische Armee ausgestochen . Polen kauft insgesamt rund 1000 neue “K2 Black Panther” aus Südkorea – 180 sofort, weitere 820 später, die teilweise in Polen in Lizenz gefertigt werden – sowie noch 250 weitere Abrams-Panzer aus den USA , aber keine neuen Leopard-2-Panzer. Polen besitzt bereits etliche ältere Leopard-2-Kampfpanzer.
Umowa z Hyundai Rotem przewiduje dostawę 1⃣8⃣0⃣ czołgów K2 w latach 2022-2025. Umowa z Hanwha Defense przewiduje pozyskanie 2⃣1⃣2⃣ haubic samobieżnych rodziny K9 (wersja K9A1), w latach 2022-2026. Pierwsze egzemplarze czołgów i haubic trafią do #WojskoPolskie jeszcze w tym roku. pic.twitter.com/lA5jpPvbv7— Ministerstwo Obrony Narodowej ?? (@MON_GOV_PL) August 26, 2022
Die “KMW+NEXTER Defense Systems N.V.” (KNDS), zu der Krauss-Maffei Wegmann gehört, soll zwar das “Main Ground Combat System” MGCS entwickeln. Doch dabei handelt es sich um Zukunftsmusik, dieser Panzer wird noch für lange Zeit nicht erhältlich sein.
Videoanalyse zum KF51 Panther
In einem knapp 28 Minuten langen Video vergleichen die Youtubekanäle “Säbelzahnmöwe” und “Bacuffz” den von Rheinmetall vorgestellten KF51 Panther mit dem Panther der deutschen Wehrmacht. Das Video hat Stärken, aber auch eine Schwäche. Gut werden die vermutlichen Neuerungen des KF51 bei Bewaffnung, Panzerung/Selbstschutz und Beweglichkeit beschrieben. Wobei das natürlich nur theoretisch auf Basis der von Rheinmetall genannten Daten möglich ist. Durchaus interessant ist der Vergleich mit dem Panther (Panzer V) der Wehrmacht aus den 1940er-Jahren, weil man daran den Fortschritt bei der Panzertechnik zumindest ansatzweise erkennen kann. Die erhebliche Schwäche des Videos besteht allerdings darin, dass die Videomacher mit keinem Wort auf die schwerwiegenden Nachteile eines bemannten Turmes eingehen. Lediglich in Zusammenhang mit der Ladeautomatik des KF51 wird in einem Nebensatz erwähnt, dass das Fehlen des Ladeschützen sich auf das Gesamtkonzept des Panzers auswirken würde.
Auf einer Veranstaltung von Rheinmetall sind im Dezember 2022 zudem neue Details zu dem Prototyp bekannt geworden. Diese bestätigen die Einschätzung von pcwelt.de: Der neue Panzer ist keine revolutionäre Neuentwicklung für einen Kampfpanzer, der fit ist für die nächsten Jahrzehnte, sondern nur eine Weiterentwicklung, die eher den Charakter einer Übergangslösung hat. Oder wie es in diesem Tweet formuliert wird:
Im Kern ist der KF51 ein konventioneller Kampfpanzer, bei dem der Schwerpunkt auf der Nutzung neuer Technologien liegt und der gleichzeitig erschwinglich bleibt. Eher eine Evolution als eine Revolution.
Die Hauptschwachstelle des KF51 Panther bleibt der bemannte Turm. Um der Turmbesatzung wenigstens einigermaßen klassischen passiven Schutz bieten zu können (der immer vorhanden sein muss für den Fall, dass Softkill- und Hardkillsysteme versagen), muss der Turm massiv gepanzert werden. Das macht den KF51 automatisch schwerer und höher. Trotzdem ist eine Besatzung im Turm vor feindlichen Beschuss nicht so gut geschützt wie Soldaten, die sich tief in der Wanne hinter einer dicken Frontpanzerung befinden, wie es das Konzept des T-14 Armata vormacht,
Hier nun der Tweet mit den neuesten Informationen zum KF51 und hier ein neuerer zusammenfassender Artikel:
Konkurrent Kraus-Maffei-Wegmann (KMW) verspottet Panther KF51
Bei dem doch schon sehr in die Jahre gekommenen deutschen Standard-Kampfpanzer Leopard 2 und beim neuen, aber sehr fehleranfälligen Schützenpanzer Puma sind Rheinmetall und Kraus-Maffei-Wegmann (KMW; das Münchner Untermehmen bildet einen Unternehmensverbund mit dem französischen Rüstungskonzern Nexter) Kooperationspartner. Doch mit der Vorstellung des KF51 (siehe unten) stößt Rheinmetall seinen Partner KMW vor den Kopf. Der Chef von KMW äußert sich in einem Interview mit der Tageszeitung Münchner Merkur kritisch zu dem potenziellen Leopard-2-Nachfolger. Der neue Panzer sei “eher ein 3D-Powerpoint-Projekt”, spottet der KMW-Chef. Und weiter:
Wir sehen das sehr kritisch. Rheinmetall geht in einem Feld an den Start, wo wir eigentlich eine deutsch-französische Kooperation geplant haben. … Jetzt tritt einer der drei Partner mit einer eigenen Lösung an. … Wenn man die Partnerschaft in einem Konsortium so verletzt – und das auch noch vor der Haustür eines Partners – kann man kein Partner mehr in diesem Konsortium sein.
Zum grundsätzlichen Konstruktionsprinzip des neuen Rheinmetall-Panzers äußert sich der KMW-Chef ebenfalls und bestätigt dabei die Kritik der PC-WELT: “Der KF 51 ist im Kern ein um eine 130 Millimeter Kanone gebautes, konventionelles Panzerkonzept mit einer Leopard 2 Wanne. Das ist nichts Neues.”
Fairerweise muss aber betont werden, dass KMW zusammen mit seinem Partner Nexter im Rahmen des Projekts “Main Ground Combat System (MGCS)” noch keinen produktionsfertigen Nachfolger für den Leopard 2 vorgestellt hat, sondern sich ebenfalls noch in einem sehr frühen Prototypenstatus befindet.
Rheinmetall-Chef: KF51 ist kein Plastikpanzer
Rheinmetall-Chef Armin Pappberger betont gegenüber der Neuen Züricher Zeitung, dass Rheinmetall unterschiedliche Konzepte für den KF51 haben würde. In einem Konzept “Panther light” würde der KF51 die Leopard-2-Wanne benutzen, in einem anderen Konzept namens “Panther full” würde der KF51 ein eigenes und besseres Fahrwerk besitzen. Letzteres sei aber noch nicht fertig.
Die Zustimmung von Krauss-Maffei-Wegmann sei für die Verwendung der Leopard-2-Wanne für den Panther light kein Problem, so Pappberger. Da die Rechte bis zum Leopard 2 in der Ausführung A4 bei Rheinmetall liegen würden und der KF51 light genau diese A4-Wanne nutzen würde.
Zudem behauptet Pappberger gegenüber der Neuen Züricher Zeitung, dass der KF51 mehr als nur eine Powerpointpräsentation sei. Die NZZ zitiert Pappberger folgendermaßen:
Er fährt, schießt, funkt, jetzt wollen wir eine Stabilität hineinbringen. Es ist kein Plastikpanzer, wie andere behaupten. Es sind bereits viele Leute damit gefahren und haben attestiert, dass es ein gutes Fahrzeug ist, eine neue Generation des Kampfpanzers. In fünfzehn bis achtzehn Monaten werden wir eine größere Serienreife geschafft haben.
Rheinmetall will KF 51 Panther an die Ukraine liefern
Rheinmetall schlägt weiter mächtig die Werbetrommeln für seinen neuen Kampfpanzer KF51 Panther. Denn Rheinmetall-Chef Armin Papperger behauptet gegenüber dem Handelsblatt, dass Rheinmetall mit der Ukraine über die Lieferung des KF51 verhandeln würde.
Bereits in 15 bis 18 Monaten könne Rheinmetall angeblich Kampfpanzer des Typs KF 51 Panther an die Ukraine liefern, wie n-tv berichtet. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte Rheinmetall den neuen Panzer sogar direkt in der Ukraine fertigen. Die Produktion in der Ukraine könne nach Kriegsende beginnen. Die Ukraine wäre damit der erste Kunde für den im Sommer 2022 vorgestellten Kampfpanzer (bereits vor einigen Monaten hatte Rheinmetall behauptet, dass es erste Kaufinteressenten für den KF51 geben würde, siehe dazu weiter unten).
Die Ankündigung hat in den sozialen Netzen viel Aufmerksamkeit erhalten. Es werden dort aber von ausgewiesenen Panzerexperten berechtigte Zweifel an der Umsetzbarkeit der Rheinmetallankündigung geäußert. Denn der KF51 ist derzeit nur ein Prototyp ohne jegliche Erprobung. Rheinmetall ist bisher jeden Beweis schuldig geblieben, dass der Panzer tatsächlich funktioniert.
Die Entwicklung eines neuen Kampfpanzers dauert viele Jahre, mitunter sogar Jahrzehnte. Wie soll da ein Prototyp, der erstmals im Sommer 2022 gezeigt wurde, bereits 2024 einsatz- und kampfbereit an ein Land ausgeliefert werden, das tatsächlich Krieg führt und keine Zeit hat, in jahrelanger mühsamer Kleinarbeit die vielen Kinderkrankheiten eines neuen Fahrzeugs zu beseitigen? Das Beispiel des Schützenpanzers Puma, den Rheinmetall zusammen mit Krauss-Maffei-Wegmann (KWM) seit 2015 an die Bundeswehr ausliefert und der bis heute nicht einsatzreif ist, dürfte hier deutlich zur Warnung dienen: Defekter Puma-Schützenpanzer – Krisentreffen zwischen Bundeswehr und Rüstungsindustrie.
Zumal der KF51 eine neu entwickelt 130-mm-Kanone verwendet, für die erst noch die passende Munition gefertigt werden müsste. Außerdem benötigt Rheinmetall für den KF51 die Wannen und das Fahrwerk von KWM. Ob KWM aber für einen Panzer, der mit seinem eigenen Leopard 2 konkurriert, diese Teile liefern möchte? KWM-Chef Ralf Ketzel hatte den KF51 erst vor wenigen Wochen als “3D-Powerpoint-Projekt” verspottet (siehe oben).
Ungarn will angeblich den Panther KF51 bauen
Rheinmetall hat am 18. August 2023 eine Fabrik in Zalaegerszeg (Ungarn) eröffnet, in der unter anderem der Schützenpanzer KF 41 Lynx für die ungarische Armee gebaut wird. Doch damit nicht genug: Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban gab via Tiktok bekannt, dass Ungarn dort auch den Panther KF51 bauen wolle. Zudem wolle sich Ungarn an der Entwicklung des Panther KF51 beteiligen. Wie ernst man diese Ankündigung nehmen kann, bleibt abzuwarten.
Aktuell setzt Ungarn aber erst einmal auf den Leopard 2 in der Ausbaustufe A7HU, der allerdings noch nicht das abstandsaktive Schutzsystem Trophy besitzt.
Der KF41 Lynx ist ein Schützenpanzer, den Rheinmetall parallel zum pannenanfälligen Schützenpanzer Puma entwickelt hat, bei dem aber im Unterschied zum Puma KMW als Hersteller nicht mit an Bord ist. Anders als der KF51 Panther ist der KF41 Lynx bereits auslieferungsfertig. Ungarn hat bereits Exemplare bestellt und fertig den Lynx in Lizenz.
KF51 für die Ukraine? Sehr unwahrscheinlich!
Doch wie wahrscheinlich ist es überhaupt, dass Rheinmetall den KF51 an die Ukraine liefern oder dort bauen könnte? Eine kürzlich erschienene Videoanalyse bestätigt unsere berechtigten Zweifel (siehe am Ende dieses Artikels) daran, dass Rheinmetall den KF51 Panther tatsächlich an die Ukraine liefern könnte:
Russland droht mit Raketenangriff auf imaginäre Panzer-Fabrik
Die Diskussion um die Fertigung des KF51 “Panther” von Rheinmetall in der Ukraine nimmt immer groteskere Züge an und entwickelt sich zu einer Gespensterdebatte. Denn obwohl schon allein der Gedanke, dass Rheinmetall tatsächlich binnen kurzer Zeit in der Lage sein könnte, den KF51 von einem theoretischen Prototyp zu einem einsatzfähigen Panzer weiterzuentwickeln und diesen dann sogar noch in einer Fabrik in der Ukraine zu bauen, abwegig erscheint, droht Russland bereits mit Angriffen auf die Fabrik, in denen der KF51 gefertigt werden könnte.
Der Münchner Merkur berichtet, dass Dmitri Medwedew, ein treuer Gefolgsmann des russischen Präsidenten Wladimir Putin (von dessen Gnaden Medwedew auch mal Präsident von Russland sein durfte), am 4. März 2023 auf Telegram geschrieben haben soll:
Sollten sich die Fritzen (die Deutschen, Anm. d. Red.) dennoch dazu entschließen, wirklich zu bauen (…), freuen wir uns darauf. Dieses Ereignis wird mit einem Gruß von Kalibr (russische Lenkwaffen, Anm. d. Red.) und anderen Feuerwerkskörpern gebührend gefeiert werden.
Putins Gefolgsmann droht also mit Raketenangriffen auf die Fabrik, in denen der KF51 gebaut werden könnte. Oder zutreffender formuliert: Russland droht mit einem Angriff auf eine Fabrik, die überhaupt noch nicht steht und in der ein Panzer gebaut werden soll, der noch gar nicht einsatzfähig existiert.
Rheinmetall-Chef Armin Papperger zeigte sich aber überzeugt, dass man das Werk gegen Luftangriffe sichern könnte.
Die Fabrik in der Ukraine würde laut Pappberger allerdings die Ukraine selbst bauen und Rheinmetall würde diese dann für die Panzerproduktion mieten. Das erklärte Pappberger der Neuen Züricher Zeitung. Das würde der Vorgehensweise mit der Panzerfabrik in Ungarn entsprechen.
Das sagen US-Experten über den KF51 Panther von Rheinmetall
Der neue Kampfpanzer-Prototyp KF51 “Panther” erregt auch in den USA Aufmerksamkeit. Zumal Rheinmetall behauptet, dass es Verhandlungen mit der Ukraine darüber geben würde, den KF51 an die Ukraine zu liefern und ihn sogar dort zu bauen (siehe weiter unten). Beides ist aber noch völlig vage und Zukunftsmusik.
Laut dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek betonen US-Beobachter besonders die Durchschlagsleistung und Reichweite der von Rheinmetall neu entwickelten 130-mm-Glattrohrkanone. Zum Vergleich: Leopard 2 und M1 Abrams haben eine 120-mm-Glattrohrkanone, die ebenfalls von Rheinmetall entwickelt wurde. Beim älteren Leopard 1 ist sogar noch eine 105-mm-Kanone mit gezogenem Rohr verbaut, die eine deutlich geringere Reichweite und Durchschlagsleistung besitzt. Dieser Nachteil kann nur zu einem Teil durch bessere Munition kompensiert werden.
Den US-Beobachtern gefällt zudem die Möglichkeit, dass der KF51 Drohnen/Loitering Munition starten kann. Außerdem soll der KF51 von Anfang an besonders gut gegen Bedrohungen von oben geschützt sein. Die Oberseite ist traditionell eine Schwachstelle eines jeden gepanzerten Fahrzeugs (beim Leopard 2 wurde für diesen Zweck vor Jahren ein Bombletschutz nachgerüstet), wobei diese Schwachstelle im Ukraine-Krieg durch Drohnenangriffe noch einmal besonders deutlich vor Augen geführt wurde.
Vor allem aber treffen auch moderne Panzerabwehrraketen wie Javelin und NLAW die Oberseiten der Panzer. Auf alle diese noch relativ jungen Gefahren soll der KF51 vorbereitet sein: Durch Softkill- und Hardkill-Techniken. Dafür sind Sensoren erforderlich, die 360 Grad rund um den Panzer gefahren erkennen. Genau das soll beim KF51 möglich sein, wie US-Experten lobend betonen. Der US-Kampfpanzer Abrams dürfte deutlich schlechtere Sensoren besitzen.
Vermutlich besitzt der KF51 auch eine stärkere Frontal- und Seitenpanzerung (aus Verbundpanzerung). Diese allein kann das Überleben der Besatzung in einem modernen Krieg aber nicht garantieren. Besonders wichtig ist aber das geringere Gewicht, das Rheinmetall für den KF51 mit 59 Tonnen angibt. Das ist weniger als beim Leopard 2 oder beim M1 Abrams oder beim britischen Challenger 2 (der aktuell noch eine 120-mm-Kanone mit gezogenem Lauf besitzt, der aber in den nächsten Jahren eine neue 120-mm-Kanone von Rheinmetall bekommen soll). Damit sollte der KF51 etwas beweglicher sein. Eine hohe Beweglichkeit verbessert die Überlebenschancen auf dem Schlachtfeld.
16. März 2023: Rheinmetall meldet größten Gewinn der Unternehmensgeschichte
KF51-Panther-Entwickler Rheinmetall meldet für das Geschäftsjahr 2022 einen operativen Rekordgewinn in seiner Unternehmensgeschichte: Für das Ebit ohne Sondereffekte gibt Rheinmetall 754 Millionen Euro an. Das sind 27 Prozent mehr gegenüber dem Jahr 2021. Das Netto-Ergebnis stieg von 291 Millionen Euro (2021) auf 469 Millionen Euro (2022).
Der Umsatz wiederum wuchs von 5,66 Milliarden Euro im Jahr 2021 um 13 Prozent auf 6,41 Milliarden Euro im Jahr 2022. Die Aktionäre erhalten 4,30 Euro Dividende pro Aktie (2021: 3,30 Euro).
Für 2023 rechnet Rheinmetall mit weiterem Wachstum. Ende 2022 hatte Rheinmetall Aufträge im Wert von 26,6 Milliarden Euro, ein neuer Höchststand. 2023 soll der Umsatz auf 7,4 bis 7,6 Milliarden Euro wachsen.
Umsatztreiber sind neben dem militärischen Bereich auch der Bereich Automobil und das sonstige Industriegeschäft.
Wichtig: Der KF51 trägt zu dem Gewinn natürlich nicht bei, Rheinmetall verkauft ja noch überhaupt keine KF51. Allerdings verdient Rheinmetall durchaus gut am selbst entwickelten Schützenpanzer Lynx, am Radpanzer Boxer, an der Modernisierung der britischen Challenger-Kampfpanzer (die nun unter anderem eine neue 120-mm-Glattrohrkanone von Rheinmetall anstelle der bisher verbauten 120-mm-Kanone mit gezogenem Lauf erhalten) und am bisher nicht kampfbereiten Schützenpanzer Puma. Vor allem aber verdient Rheinmetall an der Munitionsherstellung.
MGCS in der Zange
Eigentlich wollen Deutschland und Frankreich gemeinsam einen neuen Kampfpanzer und damit einen Nachfolger für den deutschen Kampfpanzer Leopard 2 und den französischen Kampfpanzer Leclerc entwickelt. Das Projekt trägt den Namen MGCS: Main Ground Combat System. Beteiligt sind neben dem deutsch-französischen Unternehmen KMW+NEXTER Defense Systems N.V. (KNDS) auch Rheinmetall und Nexter Systems. Der MGCS soll ein komplett neu entwickelter Kampfpanzer mit vielen neuen Komponenten werden.
Doch das Projekt kommt nicht beziehungsweise nur sehr langsam voran. Rivalisierende Interessen zwischen den beteiligten Unternehmen und wohl auch zwischen den beiden Staaten machen die Entwicklung nicht gerade leichter. Das sich ohnehin nur mühsam vorwärts bewegende Projekt droht nun zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben zu werden: zwischen der steten Weiterentwicklung des Leopard 2 und dem neuen KF51.
Denn durch die Bedrohung durch Russland aufgeschreckt bestellen jetzt viele Staaten neue Leopard-2-Panzer beziehungsweise lassen vorhandene ältere Leopard 2 modernisieren. Die ganzen neu bestellten Leopard-2-Panzer würden aber keinen Platz mehr für künftige MGCS-Panzer lassen. Zumindest berichtet das die Wirtschaftswoche unter Berufung auf Susanne Wiegand, CEO des Augsburger Unternehmens Renk. Renk produziert vor allem Komponenten, zum Beispiel Getriebe, für Militärfahrzeuge, besonders für Kettenfahrzeuge.
Wenn aber die potenziellen Käufer des MGCS jetzt neue Leopard-2-Panzer kaufen und eventuell auch noch den KF51, dann bleibt für das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt kein Platz mehr. Zumal die Panzer jetzt benötigt werden und nicht irgendwann in einer ungewissen Zukunft. Der MGCS ist aber noch lange nicht einsatzbereit. Obendrein sei die Weiterentwicklung des Leopard 2 finanziell günstiger als die komplette Neuentwicklung eines Panzers.