Wohl ein wenig von Apple inspiriert, hat DJI keine Version 3 des Air-Modells veröffentlicht, sondern dem Namen lediglich ein „S“ angehängt. Damit verkauft der Hersteller das neue Modell aber unter Wert. Denn es nicht ein kleines Update mit wenig Verbesserungen, sondern eine neue Drohne mit vielen bedeutenden Änderungen. Sicher, auf den ersten Blick sieht sie der Mavic Air 2 sehr ähnlich. Mit dem großen Kamera-Upgrade sollte das S-Modell nicht nur ambitionierte Piloten, sondern auch Profis ansprechen. Dafür sorgen vor allem die Aufnahmeoptionen 10-Bit-D-LOG und 10-Bit-HLG. Dazu aber später mehr.
- Bewertung des Experten: 4,5 von 5 Punkten
- Vorteile: 1-Zoll-Sensor, HDR- und Log-Profile, sehr gute Sicherheitsfunktionen
- Nachteile: App beschränkt auf 1080p-Ausgabe, teurer
- UVP: 999 Euro, 1.299 Euro für More Combo
- Kurzfazit: Beim gleichen Preis wie die Mavic Air 2 wäre der Kauf des S-Modells eine klare Empfehlung. So aber sollten Sie den Aufpreis nur dann bezahlen, wenn Sie die neuen Funktionen auch wirklich nutzen wollen. Aber klar: Die DJI Air 2S ist eine großartige Drohne, die im Detail überzeugt.
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Funktionen & Design
- Neue, nach oben gerichtete Sensoren
- 20-Megapixel-Kamera mit 1-Zoll-Sensor
- Digitalzoom
- D-LOG-Videos & RAW-Fotos
Am Design hat sich nicht viel geändert: Die Drohne lässt sich immer noch auf die gleiche Weise zusammenklappen und hat ungefähr die gleiche Größe und das gleiche Gewicht wie der Vorgänger. Mit jetzt 595 Gramm ist die DJI Air 2S knapp 25 g schwerer als die Air 2.

Der Controller hat sich nicht verändert, zumindest nicht im Design. Zugegeben: Er ist nicht der kleinste, den DJI je auf den Markt gebracht hat und noch immer gibt es keinen Informationsbildschirm. Gut: Das Smartphone wird über den Sticks montiert und während der Nutzung auch aufgeladen. Die Sticks selbst lassen sich abschrauben und in der unteren Kante des Controllers verstauen. So ist das Paket aus Drohne und Controller als Paket immer noch sehr tragbar – auf jeden Fall besser als die Mavic 2 Pro, die über 900 g wiegt und größer ist.

Das Gewicht hat unmittelbaren Einfluss darauf, wo Sie die Air 2S nach den neuen Drohnengesetzen der EU-Verordnung fliegen dürfen: Sie fällt in die Kategorie A3 für Drohnen von 500 g bis 2 kg. Sie müssen also 50 Meter von Menschen und 150 m von Orten (wie Stränden, Gebäuden und mehr) entfernt bleiben.
Kamera
Aus diesem Grund sind die Digitalzoom-Fähigkeiten der neuen Kamera besonders wichtig. Dank des 20-Megapixel-Sensors, der jetzt 5.4K-Videos mit 30 Bildern pro Sekunde aufnehmen kann, gibt es einen brauchbaren Digitalzoom. Wahrscheinlich reicht Ihnen im Alltag ein zweifacher Zoom: 4fach bei 4K und 8fach bei 1080p sollten eher die Ausnahme sein.

Bei einem höheren Zoom als 2fach sieht das Video so aus, als hätten Sie es in Ihrer Videobearbeitungssoftware zu sehr beschnitten. Diese Zoomstufe ist sehr brauchbar und lässt Sie näher an Ihr Motiv herankommen, ohne den Abstand zu verringern. Davon können Sie sich im folgenden Video selbst überzeugen (am besten in 4K auf YouTube ansehen).
Hinweis: Bei der Vorabversion der Software, die wir zum Testen verwendet habe, war der Zoom nur bei 4K und 30fps oder niedrigeren Auflösungen verfügbar. Andere Optionen: 8x bei 1080@30 und 6x bei 1080@60. Der Zoom ist übrigens in keinem der beiden 10-Bit-Videomodi verfügbar.
Gegenüber der Kamera im Vorgänger Mavic Air 2 gibt es ein größeres Sichtfeld und eine feste Blende von f/2.8. Das passt gut zu den neuen Fotomodi. Beim Ausgabeformat haben Sie die Wahl zwischen JPEG und RAW. Es gibt verschiedene Panorama-Optionen, mit denen Sie einzelne 20-Megapixel-Bilder zu einem großen Foto zusammenfügen können – von 180-Grad-Aussschnitten bis zu 360-Grad-Komplettansichten. Ein 180-Grad-Panorama besteht aus 8.192 x 3.072 Pixeln und wird aus etwa einem Dutzend Einzelfotos zusammengesetzt.

Außerdem gibt es einen neuen SmartPhoto-Modus. Er wählt mit Hilfe der Szenenerkennung (wie sie schon seit einiger Zeit bei Mobiltelefonen zum Einsatz kommt) auf intelligente Weise die besten Einstellungen aus. Wenn Sie sich für das Fly More Combo-Paket entscheiden, erhalten Sie nicht nur eine Umhängetasche und zwei zusätzliche Batterien, sondern auch einen Satz ND-Filter. Sie gleichen die feste Blende bei besonders hellem Licht aus.
Wenn Sie möchten, können Sie den standardmäßigen 8-Bit-Videoaufnahmemodus in 10-Bit-D-LOG oder 10-Bit-HLG ändern. Ersteres ist ein „flaches“ Profil. Es wurde speziell für die Farbkorrektur in ein der Videobearbeitungs-Software wie DaVinci Resolve entwickelt. Wenn Sie nicht gerade Luftaufnahmen in ein größeres Projekt mit anderen RAW-Aufnahmen einarbeiten, werden Sie wahrscheinlich mit dem 8-Bit-Modus zufriedener sein.
Für den 10-Bit-HLG-Modus ist jedoch keine Nachbearbeitung erforderlich: Sie benötigen lediglich einen Fernseher oder ein anderes Gerät, das HDR-Videos unterstützt, um den größeren Dynamikbereich zu genießen.
Flugmodi
Alle Modi der Mavic Air 2 sind auch im S-Modell vorhanden, einschließlich der QuickShots. Hierbei handelt es sich um automatische, kreative Flugpfade. Sie verfolgen ein Motiv und schaffen die Basis für einen schnellen, teilbaren Filmclip. „Rocket“ zum Beispiel knipst gerade nach oben, um eine Top-Down-Perspektive zu bieten, während „Helix“ sich sanft vom Motiv wegbewegt. Außerdem gibt es die Modi „Boomerang“, „Dronie“, „Circle“ und „Asteroid“. Hinweis: Verwenden Sie die Modi nicht, wenn Sie die absolut beste Videoqualität wünschen.
FocusTrack wurde aktualisiert. Mit dabei ist ActiveTrack 4.0 mit einem verbesserten Algorithmus zur Hinderniserkennung und einem größeren Erfassungsbereich. Spotlight 2.0 und Point of Interest 3.0 waren bereits bei der Mavic Air 2 verfügbar. Sie sind großartige Modi, wenn Sie die Kamera auf Ihr Motiv richten und entweder die Drohne automatisch fliegen lassen oder selbst fliegen möchten.

Diese neuen, nach oben gerichteten Kameras fügen eine vierte Richtung der Hinderniserkennung hinzu. Sie sind nicht nur praktisch, wenn man unter Strukturen oder Objekten fliegt, sondern auch, wenn man schnell vorwärts fliegt. Gut: Kippt die Drohne und zeigen die vorderen Kameras nach unten, können die oberen (die angewinkelt) immer noch Hindernisse erkennen. In den APAS-Einstellungen der DJI Fly-App wählt man die gewünschte Aktion, wenn sich ein Objekt im Weg der Drohne befindet: abbremsen oder um das Objekt herum (oder darunter) fliegen.
Wie zuvor gibt es Hyperlapse zur Erstellen von Zeitraffer-Videos. Aber die Air 2S erhält den neuen MasterShots-Modus. Diesen werden Sie vielleicht nicht oft verwenden, da er im Wesentlichen eine Zusammenstellung der verschiedenen QuickShots-Modi in einem einzigen Video ist: Sie ziehen wie gewohnt ein Rechteck um Ihr Motiv und wählen dann aus, ob Sie einen kleinen, mittleren oder großen Flugbereich haben möchten. Dann führt die Drohne verschiedene Manöver auf ihrer vorgeplanten Flugbahn aus.
Sicheres Fliegen hat bei DJI höchste Priorität. Zusätzlich zu den Einstellungen in der App, die die Höhe und die Entfernung zu Ihnen begrenzen, gibt es auch ein Geofencing-System. Es verhindert, dass Sie in der Nähe von Flughäfen oder anderen Orten mit eingeschränktem Luftraum abheben.

Neu ist AirSense beziehungsweise ADS-B. Es meldet die Position von Flugzeugen oder Hubschraubern in der Nähe, sodass Sie auf der Karte sehen können, wo sie sich relativ zur Drohne befinden. Die maximale Flugzeit gibt der Hersteller mit 31 Minuten an. Die tatsächliche Flugzeit bei Wind oder Kälte wird in der Regel geringer ausfallen. Und vergessen Sie nicht die Rückkehr zum Ausgangspunkt zu aktivieren, bevor der Akku zu schwach wird.
Leistung
Das Fliegen der Air 2S funktioniert genauso, wie bei jeder anderen DJI-Drohne. Sie kann automatisch starten und landen und schwebt an Ort und Stelle, wenn sich die Steuerknüppel in ihrer mittleren Position befinden.
Der Cine-Modus des Controllers verlangsamt die Reaktion auf Steuerknüppel-Eingaben und sorgt so für langsamere, sanftere Bewegungen. Das wiederum führt zu flüssigeren, besser anzuschauenden Videos. Für etwas mehr Geschwindigkeit wählen Sie den normalen Modus. Falls Sie eine besonders rasante Sportart aufnehmen oder einfach schneller fliegen wollen, schalten Sie auf den Sport-Modus um.
Wie erwartet, ist die Foto- und Videoqualität in etwa auf dem Niveau der Mavic 2 Pro. Die Fotos sind scharf und detailreich, mit naturgetreuen Farben. Wenn man sie aus der Nähe betrachtet, bemerkt man eine leichte Unschärfe an den Rändern. Das ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt.

Die Videowiedergabe ist selbst im standardmäßigen 8-Bit-Modus hervorragend. Die Aufnahmen sehen scharf aus und die Farben sind lebendig. Natürlich erhalten Sie die meisten Details, wenn Sie den neuen 5.4K-Modus verwenden. Den können Sie anschließend in Ihrer Bearbeitungssoftware auf 4K zuschneiden. Dann sind Sie jedoch auf 30fps beschränkt.
Bei 4K haben Sie die Möglichkeit, auf bis zu 60 Bilder pro Sekunde zu gehen. Dadurch lässt sich das Filmmaterial um die Hälfte verlangsamen und noch flüssigere Ergebnisse zu erzielen. Wenn Sie auf 1080p zurückgehen, können Sie mit 120 Bildern pro Sekunde richtige Zeitlupenaufnahmen machen. Ein Bereich, in dem die Air 2S die Mavic 2 Pro übertrifft: der ISO-Wert. Mit der Air 2S können Sie bei schlechten Lichtverhältnissen die Verstärkung erhöhen, ohne dass es zu starkem Rauschen kommt.
Preis & Verfügbarkeit
Es gibt zwei Versionen der Drohne. Das Basispaket enthält die DJI Air 2S mit Fernbedienung, einen Akku und zwei Ersatzpropeller. Die Fly More Combo ist preiswerter (im Vergleich zum separaten Kauf aller Komponenten) und umfasst zwei zusätzliche Akkus, vier ND-Filter, eine Ladestation für drei Akkus und eine Umhängetasche. Ist Ihnen der Preis zu hoch? Dann sollten Sie nach einem Angebot für die DJI Mavic Air 2 Ausschau halten, die immer noch eine sehr respektable Wahl ist. Oder Sie greifen zur DJI Mini 2 – die kann 4K-Videos aufnehmen, wenn auch mit 30fps.
Fazit
Die DJI Air 2S ist eine brillante Drohne. Aber: Nur Profis werden die 10-Bit-Fähigkeiten der Air 2S optimal nutzen können. Nehmen Sie in 8-Bit-Standard auf, werden Sie bei 4K keinen großen Qualitätsunterschied zwischen der Air 2S und der Mavic Air 2 feststellen.
Das neuere S-Modell wird bei schlechten Lichtverhältnissen besser abschneiden. Aber das ist nicht die Zeit, in der die meisten Menschen fliegen. Einfach ausgedrückt: Wenn es Ihnen wichtig ist, die letzten Tropfen in der Videoqualität herauszupressen, dann ist die Air 2S die offensichtlich bessere Wahl. Wenn Sie keine Ahnung haben, wie man mit Log-Videos arbeitet und sich lieber an QuickShots und den Editor in der DJI Fly-App halten, sollten Sie Ihr Geld lieber sparen und sich für die Mavic Air 2 entscheiden.
Spezifikationen
- Größe gefaltet: 180 x 97 x 80 mm
- Größe ausgeklappt: 183 x 253 x 77 mm
- Abfluggewicht: 595g
- Maximale Flugzeit: Bis zu 31 Minuten
- Maximale Fluggeschwindigkeit: 19m/s (Sportmodus), 5m/s (Stativmodus)
- Maximaler Windwiderstand: 8,5-10,5 m/s
- Interner Speicher:8 GB (per Micro-SD bis zu 256 GB)
- Kamera-Sensor: 1in CMOS, 20 MP (5.472 x 3.648 Pixel)
- Kameraobjektiv: f/2.8, FOV 88°, 22mm äquivalent
- Gimbal: 3-Achsen mechanisch
- Fotos: 20 MP JPG / DNG (RAW)
- Video: Bis zu 5.4K (5.472 x 3.078) @ 30fps, HDR
- Maximale Bitrate:150 Mbit/s
- Farbprofile: D-LOG (10-bit), HLG (10-bit), Normal (8-bit)
- Video-Formate: MP4 / MOV
- Codecs:H.265 / H.264 AVC und H.265 / H.264 HEVC
- Sichtsystem: Vorwärts, rückwärts, abwärts, aufwärts
Wichtiger Hinweis: Beachten Sie unbedingt die aktuelle Gesetzgebung zum Betrieb von Drohnen und die Versicherungspflicht! Einen guten Überblick der aktuellen Gesetzeslage liefert die Webseite Drohnen.de .