Saint’s Row ist der Traum aller GTA-6-Fans. Es bietet so, so viel, was wir uns schon in GTA 5 gewünscht hätten und unser Open-World-Gangster-Herz höherschlagen lässt: Wir richten etwa riesige Villen ein. Nein, wir reden hier nicht einfach nur vom Kaufen einer luxuriösen Anlage, wir können dieses majestätische Saint’s HQ komplett einrichten: Gerade erst haben wir mit Chris Pratt und Jeff Goldblum über Jurassic World: Ein neues Zeitalter gesprochen und das offizielle LEGO-Set gebaut, da bietet es sich doch an, so einen riesigen Triceratoops-Terrakota-Kopf in unsere Lobby zu stellen. Wir lassen die Puppen tanzen im Club, Tanzstange rein, Stripperinnen legen los. Wir richten unsere Bar ein und auch nicht nur ein bisschen, sondern fast schon im Sims-5-Style: Wir können hier etwa unter zig unterschiedlichen LED-Namen für unsere Bar wählen, alles selbst aussuchen.

©Deep Silver Volition
Wir legen Waffenkammern an, Dressings-Rooms, bauen Tuning-Werkstätten, da würde selbst Vin Diesel vorbei gucken. Einen kompletten Raum für einen riesigen Safe, schließlich muss der ganze Cash irgendwo gelagert werden. Und draußen steht die majestätische goldene Statue eines Gangster-Girls in Hotpants und Lederjacke, zum Andenken an Boss-Babe Shaundi aus Saint’s Row: The Third, die ja leider, leider nicht mehr dabei ist. Diese ganze Idee von Customization – dass wir jedes einzelne Detail an unseren Geschmack anpassen können, hat Rockstar Games erst in GTA Online verwirklicht, aber auch nur zu einem gewissen Grad. Volition bietet hier viel, viel mehr an: Wir können Neon-LED-Streifen an unsere Helikopter dranbasteln, denn ein Saint reist ja mit Stil. Und so ballert er auch, denn der Saint’s- Clan fliegt auch gerne mit Little Birds, Apache-Kampfhubschraubern oder Senkrechtsstarter-Kampfjets.

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Das kann alles eher klassisch sein und stylisch, oder völlig durchgeknallt. „Weird Wild West“ nennt Volition seine Idee eines modernen Wilden Westen, in dem wir im Monstertruck oder Motocross-Bike durch die Steppe heizen. Uns aber auch via Smartphone einfach mal in einen Hotdog verwandeln. Oder einen Roboter, nicht unähnlich C3PO für die Star-Wars-Fans. Oder einen fetten Amerikaner mit Burger-und-Bier-Bauch. Wir können genauso schicke Designeranzüge tragen, wie Bling-Bling-Outfits, bei denen selbst Emily aus Paris eine Insta-Story drehen würde. Fans von GTA-Roleplaying dürften hier voll auf ihre Kosten kommen, denn vom Golfer über den SWAT-Agent bis hin zum Feuerwehrmann gibt es alle mögliche Berufskleidung, aber eben auch wirklich schrille Fashion. Wir können uns zum Beispiel als Gold-Neon glänzender Vampir mit Elben-Ohren verkleiden, weil Halloween oder so. Oder als „Michs nicht so ganz verstehense“ Jar Jar Binks durch die Gegend cruisen, zumindest sah einer der Köpfe ein bisschen so aus.
Das mag nach Gimmick klingen, schafft aber eine absolut epische Atmosphäre: Mit dem weißen Lambo-Verschnitt mit blau leuchtenden LED-Reifen vor dem Club in Santa Ileseo vorfahren, das hat schon Stil. Und natürlich blinken und leuchten auch unsere Schuhe in der Nacht. Und was wir am stärksten finden: Diese Personalisierungsorgie dreht sich nicht nur um die Standards, sondern gilt für alles, was es in diesem Spiel zu fahren, fliegen oder tragen gibt. Wir können also unsere Yacht genauso hart pimpen wie unsere Autos. Und von denen gibt es 80 Stück – von der Luxus-Limousine über den Supersportler bis zum Eiswagen und Piratenschiff auf vier Rädern, für alle Fans von Fluch der Karibik, die gerade Johnny Depp die Daumen drücken. Weniger gut gefallen haben uns bislang die feindlichen Fraktionen – die Idols sind komische Vögel in Latex, die aussehen als wären sie aus einer SM-Show gesprungen. Davon bitte weniger, die Hightech-Cowboys und Eliteeinheiten von Marshall Defensive Industries machen hingegen einen guten Eindruck.
Leuchtende Neon-Felgen für den Monstertruck? 80 Fahrzeuge, die wir im abgefahrensten Style pimpen können

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In einer gut zweistündigen Demo konnten wir bereits sehen, was für abgefahrene Pimp-my-Ride-Karren hier im Fuhrpark stehen. Und das geht hoch bis zu gepanzerten LKWs, die wie in Fast & Furious die halbe Stadt zerstören. Selbst ein Piratenschiff haben wir bereits gesehen, eben nur auf Rädern. Für Tesla-Fans gibt’s sogar ein Bodykit für den SUV, der macht ihn zum Cybertruck, der gerne auch mal blinkt wie ein Weihnachtsbaum. Oder ganz klassisch silbern glänzend aus der Garage fährt, ganz wie wir wollen. Es lassen sich auch einige James-Bond-Upgrades einbauen – etwa ein Jump-Seat, sollten wir unser Auto lieber in der nächsten Schlucht parken wollen, mit 20 Cops im Schlepptau, während wir entspannt auf der naheliegenden Brücke landen. Oder schnallen eine riesige Abriss-Birne an unser Crash-Car und crashen damit die halbe City, die bereits sehr beeindruckend aussieht, gerade bei Nacht.

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Es gibt hier einen Strip, wie in Las Vegas, an den sich Hotels, Restaurants, Vergnügungsläden, Shops und andere Etablissements reihen. 14 von diesen Geschäften können wir kaufen und selbst leiten: Von der Tuning-Garage über Waffenhändler bis zum Fast-Food-Truck, der seine Salsa mit ein bisschen Drogen mischt, für jene die den Extrakick brauchen. Auf eines ist aber Volition besonders stolz und uns klappen die Kinnladen runter, denn hier lässt sich alles tunen: Es gibt Nitro oder Raketen-Antriebe, also wirklich riesige Raketendüsen, die sich an einen Hotrod dranschrauben lassen, was irre cool ist. Smart: Jede Auto-Kategorie hat acht Presets, die bereits sehr gut und individuell in der Demo aussehen und diese können wir in zig Unterkategorien verfeinern.
Das geht so weit, dass wir auswählen können, wie alt der Lack ist, wenn wir etwa einen Chevy der 1960er auch so aussehen lassen wollen. Oder wir nutzen coole Metalic-Folien, wie in der Tuner-Szene beliebt. Und hey, wir können auch Fender draufschrauben, Sportauspuff dran, Heckspoiler oder das Dach rausnehmen und daraus ein Cabrio machen. Die Möglichkeiten sind vom ersten Gefühl her nahezu endlos, es gab wahrscheinlich noch nie ein Spiel, das so viel Masse mit derart hoher Klasse vereint hat. Und was für unsere Autos, Yachten, Helis, VTOl-Kampfjets und Villen gilt, gilt natürlich gleich doppelt für unsere Waffen. Material, Farben, Farbübergänge, wie viel Metallic durchscheinen soll, wie viel sie spiegeln sollen in der Sonne – all das lässt sich für jede einzelne Knarre einstellen. Verdammt, wer Lust hat, El Mariachi von Regie-Legende Robert Rodriguez nachzuspielen, der packt einfach seine RPG in einen Geigenkoffer – warum auch nicht? Oder verschießt Pinatas, die dann erst beim Gegner in die Luft fliegen.
Äh, und wir können Sprung-Prothesen an unsere Beine schrauben, wie in Cyberpunk 2077, was völlig abgedreht ist. Generell spielt Saint’s Row in seiner Open-World mit dieser Anti-Superman-Fantasie. Es gibt etwa Sidequests, in denen wir durch die Gegend fliegen und immer, wenn wir etwas treffen – ein Auto, eine Person etc. – explodiert diese und gibt uns einen weiteren Schub. Oder wir müssen mit einer spezifischen Waffe, etwa einem Raketenwerfer so viel Dollar-Schaden wie irgendmöglich in einem feindlichen Territorium anrichten. Wo wir in einem GTA in der Regel eher seriös auftreten, können wir hier eben wirklich dieses Gefühl des Weird Wild West, des durchgeknallten Wilden Westen, ausleben.

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Etwa als wir eine Tuning-Garage einer verfeindeten Gang angreifen, dafür in das Outfit eines John-Marston-Verschnitts aus Red Dead Redemption 2 schlüpfen und die ganze Anlage in eine einzige Flammenhölle verwandeln. Oder eine goldene Kampfrüstung tragen, so als würden wir wie Alexander der Große auf seinem Ross in die Schlacht reiten. Volition hat unfassbar viel Liebe in dieses Spiel gesteckt, denn das alles muss man designen, balancen, für Zwischensequenzen passend machen. Wechseln wir etwa von der Standard-Lady zu Beginn in einen kernigen Sherrif-Typen, erhält der auch die passende rauchige Stimme. Es ist ein durchgeknalltes Wunderland der Möglichkeiten, in dem uns keine Grenzen gesetzt werden. In einer Szene ziehen wir einen gepanzerten Cash-Truck hinter uns her und crashen damit die ganzen Cops und SWAT-Einheiten, die uns nach einem Bankraub verhaften wollen. In einer anderen fährt unsere „Pimp-my-Ride“-Karre eine rotierende Sense aus, die die Reifen der Polizisten aufschlitzt, als wären wir gerade in Mad Max: Fury Road. Saint’s Row lässt uns spielen, was wir wollen, und diese Freiheit ist einzigartig.
Fazit: Saint’s Row hat die Chance, GTA 5 zu entthronen

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Saint’s Row ist ein faszinierendes Werk. Auf der Oberfläche ist es völlig durchgeknallt: LED-Streifen überall, eine Bling-Bling-Welt, Pimp my Ride aufs Maximum gedreht. Aber es ist auch ein wirklich gutes Spiel: Es liefert diese liebevoll designte Welt, in der wir durch Cowboy-Shops laufen, die sich anfühlen wie aus Red Dead Redemption 2, bevor wir auf den Strip laufen, der sich anfühlt wie Las Vegas.
Die Welt ist zwar nicht zerstörbar, aber die Zerstörungsengine sehr explosiv – werfen wir ein Paket C4 an einen Cash-Truck, reißt es die Baumreihe hinter ihm um und jagt alle Autos um ihn herum in die Luft.
Vermutlich hat Volition mit dem Cast einen Fehler gemacht, das wird keine ikonische Crew wie Shaundi und Johnny Gat, aber sie retten sich damit, dass wir unsere Crew umstylen können, wie wir wollen. Das hier ist quasi Fortnite im Singleplayer: Wir können für jede Mission ein neues Kostüm tragen, das ist super.
Und wir können 14 Geschäfte übernehmen und fühlen, was uns an die große Ära der ersten Open-World-Spiele erinnert. An ein Der Pate etwa, ein Mafia. Wir können eine komplette Armee aufstellen, die die gleichen Designerklamotten tragen. Und die gleichen Supercars mit Unterboden-Beleuchtung, Fast-&-Furious-Style. Wir freuen uns drauf.