Ein Linux-System ist dank unkomplizierter Installer flott in virtuellen Maschinen zu Testzwecken eingerichtet. Um einen Blick auf ein bestimmtes System zu werfen, gibt es aber einen noch viel schnelleren Weg: distrotest.net bietet einen zeitlich begrenzten Test von über 300 Linux-Distributionen in insgesamt 800 Varianten über einen Webbrowser wie Firefox, Chrome und Chromium – völlig kostenlos. Die Verbindung wird über eine Browser-Schnittstelle per Javascript und HTML5 hergestellt. Dazu vorweg ein Hinweis auf die Einschränkungen: Dauerhafte Anpassungen sind nicht möglich und die Nutzungszeit ist auf 30 Minuten begrenzt. Außerdem gibt keine Netzwerkschnittstelle ins Internet. Zur Installation weiterer Software ist bei vielen Distributionen aber das Installationsmedium als virtuelles DVD-Laufwerk eingebunden. Für einen ersten Blick auf Distributionen ist das kostenlose Angebot aber eine clevere Zeitersparnis, das nicht mal eine Registrierung per E-Mail voraussetzt.
Der technische Hintergrund
Das Angebot von distrotest.net besteht schon seit 2017 und wird regelmäßig mit neuen Systemen ausgestattet. Die Server stellt mittlerweile ein Sponsor (Netcup GmbH). Allerdings laufen nicht alle der angebotenen Systeme immer sofort. Auf der Einstiegsseite finden sich unter „Server usage“ ein Balken der Auslastung des Back-Ends und die gegenwärtige Wartezeit.
Im Hintergrund setzen die virtuellen Systeme auf der Kernel Virtual Machine (KVM) und dem Hardwareemulator Qemu auf – eine Kombination, auf die auch Libvirt und der Virt-Manager auf dem Linux-Desktop setzen. Die Darstellung der laufenden virtuellen Maschinen erfolgt über ein separat geöffnetes Browserfenster mit Hilfe der Javascript-Bibliothek No VNC. Ein VNC-Programm für den Zugriff auf Remotedesktops ist also nicht nötig, kann aber auf Wunsch statt dem Browser genutzt werden. In beiden Fällen muss es möglich sein, die ausgehenden Ports 5700 bis 5999 aus dem eigenen Netzwerk heraus zu nutzen.
System auswählen und starten
Unter „Home“ und „System list“ findet sich eine alphabetische Auflistung aller angebotenen Linux-Distributionen. Die neu hinzugefügten Eintrage kann auch der Punkt „New systems“ nach Datum geordnet zeigen. In diesen Listen zeigt ein Klick auf „Details“ jeweils die Ausstattung mit virtueller Hardware an sowie die Benutzer- und root-Passwörter. Mit „Start“ wird das gewählte System initialisiert und ein weiteres Browserfenster der Ansicht der gestarteten virtuellen Maschine geöffnet. Ein weiterer Button steht zum manuellen Öffnen bereit, sollte ein Pop-up-Blocker das Fenster unterbinden.
Es klappt aber auch mit einem VNC-Client. Dieser bringt gegenüber dem Browser Vorteile bei der Skalierung des Remotedesktops und bei der Abstimmung der Übertragungsqualität des Remotedesktops bei langsamen Internetverbindungen. Die Verbindungsdaten zeigt die Übersichtseite des gestarteten Systems an.
Aus dem Browser: Zusätzliche Dateien hochladen

Die fehlende Internetverbindung der bereitgestellten virtuellen Maschinen ist eine der herben Einschränkungen. Schließlich geht es bei Tests auf weniger bekannten Linux-Distributionen oft darum, ob ein bestimmtes Programm läuft oder ein gebautes Paket installierbar ist.
Aber auf einzelne Uploads von Dateien muss man bei distrotest.net nicht grundsätzlich verzichten. Denn für das laufende System gibt es auf der Übersichtsseite unten mit „Datei auswählen“ die Möglichkeit, einzelne Dateien beziehungsweise Archive bis zu einer Größe von zehn MB hochzuladen.
Diese Datei erscheint dann auf einer separaten Partition, meist „/dev/sdb2“, die dann mit dem jeweiligen Dateimanager eingehängt werden kann. Nach einem Umkopieren ins Home-Verzeichnis und dem Aushängen lassen sich auf diese Weise auch nacheinander mehr als die vorgegebenen zehn MB ins System hochladen.
Linux in der Cloud: Kostenlose Server
Um die Gunst von Entwicklern, Linux-Admins und IT-Personal buhlen Cloudanbieter mit kostenlosen Testaccounts, Testzeiträumen und geschenkten Budgets. Wer einen Linux-Server im Internet benötigt, klein oder groß, für private Zwecke oder auch als Entwicklungsumgebung, die danach in einen produktiven Betrieb nahtlos überführt werden kann, muss Schnupperangebote nicht lange suchen. Es gilt dabei immer, bei ernsthaften Projekten eine eventuell nötige Migration von Daten wie Dateien und Datenbanken von diesen Servern zu planen, falls ein Cloudanbieter eben doch nicht die Anforderungen erfüllt oder ein produktiver Betrieb zu teuer ist.
Microsoft Azure: Das Schnupperangebot bei Azure umfasst ein Budget von bis zu 180 Euro für die angebotenen Linux-Systeme in einem Testzeitraum von bis zu einem Monat. Erfahrungsgemäß reicht dieser Betrag auch zum Aufbau mehrerer leistungsfähiger Linux-Testsysteme. Voraussetzung sind die Angaben von E-Mail-Adresse und einer gültigen Kreditkarte, die aber nach Ablauf des Budgets oder Testzeitraums nicht automatisch belastet wird. Stattdessen werden die Testsysteme vorerst nur angehalten.
Die Amazon Web Services (AWS): Einer der größten Anbieter von Cloudservern bietet einen kostenlosen Einstieg mit dem „Free Tier“, das auch Linux-Serverinstanzen in der „Elastic Cloud“ (EC) umfasst. Auf https://aws.amazon.com/de/free sind die enthaltenen Leistungen aufgeschlüsselt. Dieses Angebot gilt nach Anmeldung mit Mailadresse und Kreditkarte bis zu 12 Monate, unterliegt aber zahlreichen Einschränkungen bezüglich ausgehenden Netzwerktraffics und Nutzungszeit. Eine Vorabkalkulation ist deshalb nicht einfach.
Digital Ocean: Dieser Cloudanbieter aus den USA mit einem Rechenzentrum in Frankfurt gewährt bei einer Überweisung von mindestens fünf US-Dollar bei der Anmeldung hundert weitere US-Dollar über 60 Tage zur freien Verfügung für Leistungen. Ein Linux-Server nennt sich bei Digital Ocean „Ubuntu Droplet“.
Linode: Der stets um Linux bemühte Provider ist inzwischen beim Internetriesen Akamai gelandet. Hier gibt es bei der Anmeldung mit Mailadresse und Kreditkarte hundert US-Dollar Startkapital. Auch dieser Cloudprovider hat Ressourcen in Frankfurt am Main zur Auswahl.