Viele wichtige Daten liegen in der Cloud. Beispiele dafür sind Mails, Kalender, Kontakte, Fotos und Chatverläufe. Oft handelt es sich bei den Daten um Kopien von Dateien, die man bereits auf dem PC oder Smartphone hat. Darum hat sich bei vielen Nutzern das Gefühl eingestellt: Die Daten in der Cloud sind ein Backup für meine lokalen Daten. Sollten diese nicht mehr zur Verfügung stehen, habe ich immer noch das Original. Doch tatsächlich ist die Zahl an Dateien, die nur online zur Verfügung stehen viel größer als gedacht. Das ist gefährlich, denn Daten in der Cloud verschwinden tatsächlich immer wieder.
Das prominenteste Beispiel für einen großen Datenverlust in der Cloud stammt vom März 2021, als bei dem französischen Clouddienstleister OVH Feuer in einem seiner Rechenzentren ausbrach. OVH gehört zu den größten Cloudanbietern in Europa. Ausgebrannt ist ein Datenzentrum von OVH in Straßburg. Bei dem Brand verschwanden insgesamt 3,6 Millionen Websites aus dem Netz und rund 460.000 Domains waren offline. Rund 12.000 Server vernichtetet das Feuer, womit ähnlich viele Kunden betroffen waren. Für einen Großteil der Kunden sind die Daten komplett verschwunden, weil sie auf die kostenpflichtige Option eines Backups in einem anderen OVH-Rechenzentrum verzichtet hatten.
Es muss aber nicht gleich ein Brand sein. Datenverlust in der Cloud gibt es auch dann, wenn Nutzer den Zugang zu ihrer Cloud verlieren. Haben Sie etwa Ihr Passwort vergessen und der Cloudanbieter verweigert Ihnen ein Passwort-Reset, bleiben die Daten für Sie verschwunden. Gleiches gilt bei einem Passwort-Diebstahl, bei dem ein Hacker Ihr Passwort geändert hat.
Daten, die Sie in einem Clouddienst mit dem Zero-Knowledge-Prinzip speichern, sind grundsätzlich verloren, wenn Sie Ihr Passwort vergessen haben. Denn bei diesem Prinzip liegen die Daten verschlüsselt in der Cloud, und der Cloudprovider kennt den nötigen Schlüssel nicht. Aus diesen und weiteren Gründen sollten Sie auch von Ihren Clouddaten ein Backup anlegen, um Datenverlust vorzubeugen. Wir zeigen an sieben Beispielen, wie das geht.
1. Mails herunterladen
Spätestens, seitdem die meisten Anwender ihre Mails nicht nur am PC, sondern auch auf dem Smartphone lesen möchten, hat sich das IMAP-Protokoll gegenüber dem POP3-Protokoll durchgesetzt. Bei IMAP bleiben die Mails auf dem Server gespeichert und können so von mehreren Clients abgerufen werden. Das ist komfortabel, enthält aber die Tücke, dass Mails unter Umständen nach einiger Zeit nur noch auf dem Mailserver beim Provider liegen.
Mails lokal speichern: Aus den vielen Möglichkeiten, lokale Backups Ihrer Mails zu erstellen, wählen wir den Mailclient Thunderbird und konfigurieren ihn so, dass er alle Mails Ihrer Mailkonten auf dem PC herunterlädt. Sollten Sie Thunderbird bereits als Mailclient benutzen und möchten an seiner Konfiguration keine Änderungen vornehmen, dann setzen Sie einfach die portable Version von Thunderbird ein und nutzen diese als reinen Datenspeicher.

Thunderbird konfigurieren: Zunächst müssen Sie, falls noch nicht geschehen, Ihr Mailpostfach in Thunderbird hinzufügen. Unter „Einstellungen –› Konteneinstellungen –› Konten-Aktionen –› E-Mail-Konto hinzufügen“ starten Sie einen Assistenten. Bei allen großen Mailprovidern genügt es hier, den eigenen Namen, die Mailadresse und das Passwort für ein bestehendes Konto einzutragen. Wählen Sie noch das Protokoll IMAP, den Rest erledigt der Assistent.
Wichtig: Unter „Einstellungen –› Konteneinstellungen –› Synchronisation & Speicherplatz“ muss der Haken vor „Nachrichten für alle Ordner […] bereithalten“ gesetzt sein. Damit bestimmen Sie, dass überhaupt Nachrichten lokal abgelegt werden. Unter „Speicherplatz“ konfigurieren Sie über die erste Option, dass alle Mails herunterladen werden.
Abschließend können Sie zur Kontrolle im Thunderbird-Fenster auf der linken Seite auf Ihre Mail-Ordner mit der rechten Maustaste klicken und „Eigenschaften –› Synchronisation“ wählen. Dort muss nun „Diesen Ordner zum Offline-Lesen auswählen“ aktiviert sein.
Backup von Thunderbird: Wenn Sie bereits Thunderbird nutzen und so konfiguriert haben, dass alle Ihr Mails auf Festplatte vorliegen, bietet sich ein Backup Ihrer Thunderbird-Daten an. Einfach geht das mit dem bewährtem Tool Mozbackup . Es stellt Ihnen einen Assistenten zur Seite, der die installierten Programme untersucht und diejenigen anzeigt, für die eine Sicherung erstellt werden kann. Falls Sie die portable Version von Thunderbird nutzen, klicken Sie in Mozbackup auf „Portable“ und wählen den Speicherort Ihres Mailclients aus.

2. Kalender
Online-Kalender sind vor allem bei Nutzern beliebt, die ihre Mails per Weboberfläche verwalten. Auch deshalb bieten die meisten Mailprovider zusätzlich zum Mailpostfach auch einen Online-Kalender an. Das Backup der Kalenderdaten funktioniert einfach per Export.
Tipp: Eine Sicherung Ihres Online-Kalenders sollten Sie auf jeden Fall dann vornehmen, wenn Sie mit einem Synchronisationstool zwei Kalender miteinander verbinden möchten, etwa den Outlook-Kalender mit dem Google-Kalender. Denn wählt man bei der Konfiguration des Tools die falschen Optionen, steht man schnell mit einem leeren Kalender da.
Backup anlegen: Loggen Sie sich in Ihren Online-Kalender ein. Bei Google, Web.de, GMX und vielen anderen Kalendern geht das auch über den Log-in in das Postfach. Wechseln Sie in den Kalender und klicken Sie auf das Menü „Einstellungen“. Dort finden sich in der Regel die Befehle für „Export“ und „Import“. Der Export erzeugt eine ICS-Datei, die Sie als Backup auf Ihrem PC speichern können. Die Datei lässt sich bei Bedarf über die „Import“-Funktion des Online-Kalenders wieder einlesen oder auch in den Kalender von Thunderbird importieren. Das geht in Thunderbird über „Menüsymbol –› Termine und Aufgaben –› Importieren“.

3. Kontakte
Ein gut gepflegtes Adressbuch ist viel wert und hat über die Jahre auch einiges an Arbeit gekostet. Wer sein Adressbuch ausschließlich online führt, sollte es regelmäßig lokal sichern.
Backup anlegen: Die meisten Online-Provider bieten für das Online-Adressbuch wie auch für den Online-Kalender (siehe vorheriger Punkt) eine Exportfunktion an. Häufig lässt sich das Adressbuch in verschiedene Formate exportieren. Das CSV-Format lässt sich einfach in Excel öffnen und kontrollieren. Außerdem ist es gut für einen Transfer nach Outlook, Windows Mail und viele andere Kalender geeignet. Auch das VCF-Format wird als Importformat von vielen Programmen und Diensten akzeptiert. Als Backup-Format können Sie jedes der angebotenen Formate wählen und die Datei auf Ihrem PC verwahren.
4. Fotos
Es ist nicht die Standardeinstellung, doch wird sie von vielen Apps angeboten: Fotos, die Sie mit dem Smartphone aufnehmen, lassen sich automatisch in einen Cloudspeicher laden. Das dient dem Backup der Fotos, und von dort bekommt man sie einfach auf den PC zur Weiterbearbeitung. Als Upload-Tool bietet sich auf vielen Smartphones die Google-App Fotos an. Alternativ melden sich die Apps von Cloudspeicherdiensten, etwa Dropbox oder Onedrive, und wollen Ihre Fotos uploaden.
Backup anlegen: Die Vorgehensweise hängt vom Cloudspeicher ab. Haben Sie Ihre Smartphone-Fotos per Cloudspeicher-App, wie etwa Dropbox oder Onedrive, ins Internet geladen, dann nutzen Sie wahrscheinlich auch den jeweiligen Client unter Windows. Somit sollten die Fotos ohnehin auf Ihrem PC landen. Sie erhöhen die Sicherheit dieser Daten, wenn Sie in jedem Fall eine Kopie der Fotos aus dem Dropbox- oder Onedrive-Ordner auf einem externen Speichermedium erstellen.

Nutzen Sie die Google-App Fotos zum Upload Ihrer Bilder, gibt es zwei Wege, diese aus dem Onlinespeicher auf den PC zu laden. Geht es um bis zu 500 Fotos, können Sie diese unter www.photos.google.com auswählen. Die Auswahl erfolgt ähnlich wie im Windows Explorer. Klicken Sie auf die linke obere Ecke des ersten ausgewählten Fotos. Dort erscheint ein Haken. Gehen Sie nun zum letzten Foto, das Sie aus einer Reihe auswählen möchten, halten Sie die Umschalt-Taste gedrückt und klicken Sie ebenfalls auf die linke obere Ecke. Alle Fotos zwischen diesen beiden Bildern werden markiert. Halten Sie die Strg-Taste gedrückt, können Sie einzelne Fotos der Auswahl hinzufügen. Ein Klick auf das Menüsymbol oben rechts und „Herunterladen“ bringt die Fotos auf Ihre Festplatte.
Möchten Sie mehr als 500 auf einmal laden, nutzen Sie den Datenexport von Google. Unter https://takeout.google.com erscheint eine Liste mit über 50 Google-Diensten, aus denen Sie Ihre Daten herunterladen können. Nach dem Aufrufen der Site und dem Log-in ins Google-Konto sind zunächst alle Dienste zum Download ausgewählt. Entfernen Sie alle Haken mit einem Klick oben auf „Auswahl aufheben“ und setzen Sie nur bei „Google Fotos“ einen Haken. Nach je einem Klick auf „Nächster Schritt“ unten auf der Site sowie auf „Export erstellen“ bereitet Google die Daten vor und schickt anschließend einen Download-Link per Mail.
5. Chatverläufe
Chatverläufe sind für viele Nutzer sehr wichtig und bedürfen deshalb unbedingt eines Backups. Gleichzeitig ist es kompliziert, von Chats eine Sicherung anzulegen, da sie meist Ende-zu-Ende-verschlüsselt sind und deshalb nur auf dem Smartphone des Nutzers vorliegen. Whatsapp, nach wie vor der größte Chatdienst, erstellt auf Wunsch regelmäßig eine Kopie aller Chats und speichert diese in den Cloudspeicher Google Drive.
Backup anlegen: Auf die Whatsapp-Sicherung auf Google Drive können Sie nicht direkt zugreifen. Deshalb ist es am einfachsten, eine Kopie des lokalen Backups auf den eigenen PC zu ziehen. Verbinden Sie Ihr Smartphone per Kabel mit dem PC, erlauben Sie den Datenzugriff auf den Smartphone-Speicher, und navigieren Sie zum Backup-Speicher von Whatsapp. In der Regel ist das „/Android/media/com.whatsapp/Whatsapp/Databases“. In dem Ordner „Databases“ finden Sie eine Chat-Datei namens msgstore.db.crypt14. Diese enthält alle Chats. Kopieren Sie diese Datei als Backup auf den PC.
Wie ein Backup der Chatnachrichten unter Signal funktioniert, verrät diese Seite . Für Threema gibt es diese Infos hier .
6. Facebook & Co.

Viele Ihrer Daten können in sozialen Netzen wie Facebook stecken. Auch hier gilt, dass es sich dabei eigentlich um Kopien von Dateien handeln müsste, die Sie auf dem PC oder Handy haben. Doch sollten sie von dort mittlerweile gelöscht sein, ist ein Backup aus der Cloud fällig.
Backup anlegen: Klicken Sie in Facebook oben rechts auf das Pfeilsymbol und wählen Sie dann „Einstellungen und Privatsphäre –› Einstellungen –› Deine Facebook-Informationen“. Wählen Sie „Deine Informationen herunterladen –› Ansehen“ und bestimmen Sie, welche Daten heruntergeladen werden sollen. Ein Klick auf „Download anfordern“ bereitet die Daten vor. Sie erhalten einen Download-Link per Mail.
7. Dateien
Bei Onlinespeicher wie Dropbox, Google Drive & Co. sorgt ein Windows-Client dafür, dass die Dateien in einem bestimmten Ordner automatisch und im Hintergrund auf den dazugehörigen Cloudspeicher kopiert werden. Eine Sicherungskopie der Daten ist das aber nicht, denn löschen Sie eine Datei in der Cloud, wird sie auch auf Ihrem PC gelöscht und umgekehrt. Auch wenn Sie beispielsweise den Inhalt einer Datei versehentlich ändern, wird diese neue, unerwünschte Version die alte Version im Cloudspeicher überschreiben.
Backup anlegen: Erstellen Sie einfach eine Kopie aller Daten aus demjenigen Speicherordner Ihres PCs, der mit der Cloud synchronisiert wird. Das geht mit dem Windows-Explorer ganz einfach per Kopieren und Einfügen.
Als Zielordner empfiehlt sich ein externes Laufwerk, etwa eine USB-Festplatte.