Bei der Linux-Installation gibt es eine Vielzahl möglicher Varianten. Distributionen wie Open Suse bieten beim „Geführten Setup“ eine separate Home-Partition an. Ubuntu und Linux Mint gehen eher den konservativen Weg. Das gesamte System und auch die Home-Verzeichnisse werden standardmäßig gemeinsam auf einer Ext4-Partition installiert. Die Trennung von System und Home-Verzeichnissen ist jedoch ebenfalls möglich und bietet Ihnen Vorteile für die Datensicherheit sowie bei einer Neuinstallation des Systems.
Vorteile einer separaten Home-Partition
In aktuellen PCs stecken oftmals eine SSD mit relativ wenig Speicherplatz und eine wesentlich größere Festplatte. Bei so einer Konfiguration ist es sinnvoll, das Home-Verzeichnis auf eine eigene Partition auszulagern. Die SSD gelangt dann wohl kaum an die Grenze ihrer Kapazität und die Festplatte bietet Platz auch für umfangreiche Datensammlungen. Das System startet von der SSD dennoch sehr schnell und die Festplatte wirkt kaum als Bremse.
Bei sämtlichen PCs und Notebooks, auch mit nur einem Laufwerk, bietet Ihnen die separate Home-Partition ebenfalls Vorteile. Bei einer Neuinstallation des Systems lässt sich die Partition einbinden, die Dateien darin bleiben erhalten und die Konfiguration von Programmen wie Thunderbird und Firefox sowie der Desktop-Umgebung steht sogleich wieder zur Verfügung. Dies funktioniert in der Regel auch, wenn man eine neuere oder sogar eine andere Distribution installiert. Die Desktop-Einstellungen werden jedoch nur bei gleicher Desktop-Umgebung übernommen.

Ein Backup des Home-Verzeichnisses sollten Sie regelmäßig erstellen und bei Bedarf getrennt davon auch ein Backup des gesamten Systems. Eine eigene Home-Partition bietet Ihnen dabei allerdings keinen Vorteil. Anders sieht es aus, wenn die vielleicht ältere Festplatte Fehler meldet und wahrscheinlich bald ausfällt. Sie können die Home-Partition oder deren Inhalt einfach auf eine neue Festplatte kopieren und diese in das Dateisystem einhängen.
Home-Partition bei der Neuinstallation
Wir gehen davon aus, dass Sie Ubuntu 20.04 neu auf einem Computer mit einem oder zwei unbenutzten Laufwerken installieren möchten. Bei Linux Mint läuft es entsprechend ab, andere Distributionen bieten ähnliche, jedoch meistens abweichend bezeichnete Optionen.
Schritt 1: Booten Sie den Computer bitte vom Installationsmedium und rufen Sie das Ubuntu-Setuptool auf. Folgen Sie den Anweisungen des Assistenten. Im Dialog „Installationsart“ wählen Sie die Option „Etwas Anderes“ für die manuelle Partitionierung.
Schritt 2: Wählen Sie nun das Laufwerk, auf welchem Sie das Betriebssystem installieren möchten. Wenn sich darauf Partitionen befinden sollten, löschen Sie diese über die „-“-Schaltfläche. Oder Sie klicken auf „Neue Partitionstabelle“, um alles auf einmal zu löschen. Alle bisherigen Daten auf der Festplatte gehen dabei verloren.
Schritt 3a: Wenn nur eine Festplatte zur Verfügung steht, dann klicken Sie auf „Freier Speicherplatz“ und legen darin über die „+“-Schaltfläche neue Partitionen an. Bei einem Uefi-PC beginnen Sie mit einer „EFISystem- Partition“, für die 100 MB ausreichen. Daraufhin folgt die Systempartition mit dem Dateisystem Ext4. Die Größe hängt vom Laufwerk ab. 50 GB sollten für einen Arbeitsrechner ausreichen. Wählen Sie hinter „Einbindungspunkt“ den Eintrag „/“.
Als Nächstes erstellen Sie die Home-Partition mit dem Einbindungspunkt „/home“ und dem Dateisystem Ext4. Alternativ können Sie auch XFS verwenden, was teilweise zu einer besseren Leistung führen kann. Deutlich spürbar ist das aber in der Regel nicht. Das Home-Verzeichnis kann den verbleibenden Platz auf der Festplatte füllen oder Sie lassen noch etwas Raum für eine Swap-Partition mit der Größe des eingebauten RAM. Auf einer SSD und mit genügend Hauptspeicher ist das nicht zwingend erforderlich.
Schritt 3b: Bei zwei Laufwerken gehen Sie einfach wie in Schritt 3a vor, erstellen allerdings die Home-Partition mit dem Einbindepunkt „/home“ auf der anderen Festplatte beziehungsweise SSD.
Schritt 4: Klicken Sie nun auf „Jetzt installieren“, prüfen Sie die Partitionierung und klicken Sie auf „Weiter“. Danach absolvieren Sie die weiteren Schritte des Assistenten und starten abschließend das neu installierte Ubuntu.
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Neuinstallation mit vorhandener Home-Partition

Sollte eine Neuinstallation notwendig oder gewünscht sein, verwenden Sie unter „Installationsart“ wieder „Etwas Anderes“. Klicken Sie die Systempartition an und danach auf „Ändern“. Wählen Sie hinter „Benutzen als:“ den Eintrag „Ext4-Journaling-Dateisystem“, als Einbindepunkt geben Sie „/“ an und setzen ein Häkchen vor „Partition formatieren“. Sie können auf die Formatierung auch verzichten. Dann wird eine Art Reparaturinstallation durchgeführt, bei der jedoch Verzeichnisse wie „/etc“, „/usr“ und „/var“ gelöscht werden. Zusätzliche Software müssen Sie in der Folge neu installieren. Bei einem defekten System ist diese Methode der Reparatur aber einen Versuch wert. Erstellen Sie bitte vorher ein Backup. Bei der Home-Partition wählen Sie das zuvor genutzte Dateisystem sowie als Einbindepunkt „/home“. Das Häkchen vor „Partition formatieren“ darf nicht gesetzt sein. Nach einem Klick auf „Jetzt installieren“ prüfen Sie genau, dass die Home-Partition tatsächlich nicht neu formatiert wird. Klicken Sie auf „Weiter“ und fahren Sie mit der Installation fort.
Home-Partition nachträglich einbinden

Bei einer bereits bestehenden Installation lässt sich das Home-Verzeichnis jederzeit auf eine eigene Partition auslagern. Mithilfe eines Tools wie Gparted (sudo apt install gparted) verkleinern Sie vorhandene Partitionen, um Platz dafür zu schaffen, oder Sie erstellen eine neue Home-Partition auf einer zweiten Festplatte.
Schritt 1: Ermitteln Sie zunächst einmal im Terminal mit dem Befehl
blkid
die UUIDs der Partitionen.
Schritt 2: Öffnen Sie die Konfigurationsdatei für die Einbindung der Partitionen in einem Editor:
sudo nano /etc/fstab
Fügen Sie nachfolgende Zeile an:
UUID=[ID] /home ext4 defaults 0 0
Den Platzhalter „[ID]“ ersetzen Sie durch die zuvor ermittelte UUID der neuen Home-Partition. Setzen Sie „xfs“ anstatt „ext4“ ein, falls Sie XFS bei der Formatierung verwendet haben.
Schritt 3: Schließen Sie alle Anwendungen und beenden Sie die grafische Oberfläche. Ubuntu-Nutzer (20.04) verwenden dann
sudo service gdm3 stop
und Benutzer von Linux Mint 20 nutzen bitte den folgenden Befehl:
sudo service lightdm stop
Drücken Sie Alt-F2, um eine Textkonsole einzublenden, bei der Sie sich anmelden.
Schritt 4: Benennen Sie „/home“ um und legen Sie ein neues Verzeichnis an:
sudo mv /home /home.bak
sudo mkdir /home
Schritt 5: Binden Sie die neue Home-Partition ein und kopieren Sie alle Dateien:
sudo mount -a
sudo rsync -aXS /home.bak/ /home/
Achten Sie auf die abschließenden Slash-Zeichen („/“). Starten Sie Linux mit
sudo reboot
neu. Das System verwendet jetzt die neue Partition für das Home-Verzeichnis. Die alten Dateien in „/home.bak“ können Sie im Anschluss daran löschen oder als Sicherungskopie aufbewahren.
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