Der russische Angriff auf die Ukraine gefährdet die Erforschung des Roten Planeten durch den ExoMars Rover. Denn der ExoMars Rover ist ein gemeinsames Projekt der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der russischen Raumfahrtagentur Roskosmos. Bei dem Projekt soll eine Rakete zum Planeten Mars fliegen um dort den Rover abzusetzen. Dieser ExoMars Rover soll auf dem Roten Planeten dann nach Spuren von Leben suchen und dabei unter anderem Bodenproben aus einer Tiefe von bis zu zwei Metern ziehen. Anders als beim NASA-Mars-Rover Perseverance sollen die Bohrkernproben aber zur weiteren Auswertung nicht zur Erde gebracht werden, sondern der europäische Mars-Rover soll sie vor Ort analysieren.
Die bisherige Planung
Die Zusammenarbeit sieht nach der bisherigen Planung folgendermaßen aus: Der Mars-Rover startet vom russischen Weltraum-Bahnhof Baikonur in Kasachstan an Bord einer russischen Proton-Rakete. Roskosmos liefert zudem die Landeeinheit für den Rover sowie zwei Messinstrumente an Bord des Rovers. Die ESA wiederum baut den ExoMars Rover und überwacht die Mission von ihrem Kontrollzentrum in Darmstadt aus, der Rover wird später durch das Rover Operations Control Centre (ROCC) in Turin gesteuert .
Die Proton-Rakete mit dem ExoMars Rover soll nach den bisherigen Planungen im Zeitraum von August bis Oktober 2022 starten und nach neun Monaten Flug den Mars erreichen. Als konkreter Startzeitermin ist der 20. September 2022 angepeilt.
Putins Angriff wirft alles über den Haufen
Die ESA hat jetzt aber mitgeteilt , dass ein Start der Proton-Rakete im Jahr 2022 unwahrscheinlich geworden ist. Die ESA übernehme in vollem Umfang die gegen Russland gerichteten Sanktionen der EU-Staaten. Die ESA bewerte die Auswirkungen auf jedes ihrer laufenden Programme, die in Zusammenarbeit mit der staatlichen russischen Raumfahrtagentur Roskosmos durchgeführt werden und stimmt ihre Entscheidungen in enger Abstimmung mit industriellen und internationalen Partnern (insbesondere mit der NASA bei der Internationalen Raumstation) mit den Entscheidungen ihre Mitgliedstaaten ab. Was die Fortsetzung des ExoMars-Programms angehe, so sei ein Start im Jahr 2022 aufgrund der Sanktionen und des allgemeinen Umfelds sehr unwahrscheinlich. Der Generaldirektor der ESA werde alle Optionen analysieren und eine formelle Entscheidung über das weitere Vorgehen der ESA-Mitgliedstaaten vorbereiten.
Sollte sich Russland sozusagen als Gegensanktion weigern den europäischen Marsrover mit einer Proton-Rakete zum Mars zu fliegen und zudem seine Landeeinheit für den Marsrover zurückziehen, dann wäre das gesamte ehrgeizige Mars-Projekt der ESA (vorerst) nicht mehr durchführbar. Die ESA müsste dann erst Ersatz beschaffen, was Jahre dauern dürfte. Zumal für den Start einer Rakete zum Mars auch ein gewisses Zeitfenster berücksichtigt werden muss: Der Start kann nämlich nur dann erfolgen, wenn sich Erde und Mars relativ nahe sind.
Roskosmos hatte zuvor angekündigt , seine Mitarbeiter am Sojus-Programm vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guayana) abzuziehen. Diese russischen Mitarbeitern helfen beim Start von Sojus-Raketen von Baikonur aus.
Video: So kommen Mars-Proben zur Erde ohne gefährliche Keime
Mars Rover schickt Bodenprobe zur Erde
Hammerplan: So will die NASA Bodenproben vom Mars zur Erde bringen