Nicht jeder benötigt ein VPN, um seine Online-Aktivitäten geheim zu halten. Viele wollen einfach nur regionale Sperren umgehen und einen Film auf Netflix US sehen, der bei uns nicht verfügbar ist. Die Abkürzung VPN steht für Virtual Private Network und wenn Sie dies nutzen, gehen Sie zu Recht davon aus, dass Ihre Daten verschlüsselt sind – unabhängig davon, was Sie im Internet machen wollen. Aber das ist nicht immer der Fall.
Lesetipp: Die besten VPN-Dienste im Vergleich
Fast jeder VPN-Dienst bietet Erweiterungen für Webbrowser wie Chrome, Firefox und Microsoft Edge sowie Apps für Windows, Android, macOS und iOS an.
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Wenn Sie ein Browser-Add-on wie dieses verwenden, gilt der Schutz nur für Ihre Aktivitäten im Webbrowser und nicht für andere Apps auf Ihrem Gerät. Dies ist praktisch, wenn Sie sicherstellen möchten, dass die volle Geschwindigkeit Ihrer Internetverbindung für Downloads zur Verfügung steht, und um Probleme mit anderen Apps zu vermeiden, die möglicherweise nicht richtig funktionieren, wenn sie gezwungen sind, eine VPN-Verbindung zu nutzen.
Aber die Art und Weise, wie diese Erweiterungen vermarktet werden – sowohl in ihrem Namen als auch in ihren Beschreibungen – lässt es so aussehen, als ob sie nur eine weitere „App“ für die Nutzung des VPN-Dienstes sind.
Im Chrome Web Store finden Sie unter anderem Erweiterungen, die sich „Kostenlose VPN-Erweiterung“ und „Sicheres, unbegrenztes VPN” nennen. Wenn Sie die Beschreibungen lesen, werden Sie feststellen, dass sie irreführend sind. “Ultra-Sicherheit, Privatsphäre und Anonymität”, heißt es in einer der Beschreibungen, während eine andere behauptet, Sie vor Betrug und Hackern zu schützen und Ihre persönlichen Daten zu sichern“. Mit Versprechen wie „Sichern Sie Ihre Browseraktivitäten mit militärischer Verschlüsselung, während Sie öffentliche WLAN-Hotspots, das Firmennetzwerk oder das Schulnetzwerk nutzen“, versuchen sie zu überzeugen.
Doch was ist hierbei das Problem? Keine dieser Erweiterungen sind tatsächlich VPNs. Es sind Proxys.
Was ist ein Proxyserver?
Ein Proxyserver ist einem VPN insofern ähnlich, als er Ihre IP-Adresse ändert und einer Website, Netflix oder einem anderen Webdienst vorgaukelt, Sie befänden sich an einem völlig anderen Ort als Ihrem tatsächlichen.
Ein VPN tut dies auch, aber ein Proxy erstellt keinen verschlüsselten Tunnel wie ein VPN. Das bedeutet, dass Ihr Internetdienstanbieter (und jeder andere, der ein großes Interesse daran hat, Sie auszuspionieren) immer noch sehen kann, welche Websites Sie besuchen. Aber auch welche Dateien Sie herunterladen und möglicherweise sensible Informationen, die Sie per E-Mail oder über andere unverschlüsselte Nachrichtendienste versenden.
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Das liegt daran, dass HTTPS zwar für viele Websites verwendet wird (was bedeutet, dass die Daten verschlüsselt werden), aber nicht für alle. Wenn Sie eine Website besuchen, muss deren Adresse (etwa www.pcwelt.de) in eine IP-Adresse „aufgelöst“ werden, damit Ihr Browser die Webseite anzeigen kann.
Dieser Vorgang wird DNS-Lookup genannt und ist nicht immer verschlüsselt, wenn Sie einen Proxy verwenden. Wenn die Informationen also nicht verschlüsselt sind, werden sie im Klartext an einen DNS-Server gesendet, und dies gibt jedem, der Zugang zu diesem Server hat, Informationen darüber, welche Websites Sie besuchen.
Es ist möglich, DNS-Suchanfragen über HTTPS zu verschlüsseln, aber in keiner Beschreibung der VPN-Browsererweiterung (die uns bekannt ist) wird erklärt, ob dies mit diesem speziellen Add-on geschieht oder nicht. Leider ist es schwierig zu verstehen und selbst wenn Sie so etwas wie ein Sicherheitsexperte sind, ist es unklar, was die meisten VPN-Browsererweiterungen tatsächlich tun.
Der Trick der VPN-Anbieter bei Browser-Erweiterungen
Viele VPN-Dienste verwenden in ihren Browsererweiterungen eine vorsichtige Formulierung, sodass sie nicht wirklich behaupten, Ihre Internetverbindung zu verschlüsseln. Stattdessen sprechen sie von „HTTPS überall“ und listen die Funktionen auf, die im zugehörigen VPN-Dienst verfügbar sind, ohne jedoch klarzustellen, dass einige davon (wie die Verschlüsselung aller Daten) nicht für die zu installierende Browser-Erweiterung gelten.
Nicht alle VPN-Dienste sind so schlecht wie andere, aber wenn Sie sich nicht bereits mit Proxys auskennen, sind sie alle mehr oder weniger irreführend. Wir haben bisher noch keine einzige Erweiterung gesehen, die ahnungslosen Nutzern klarmacht, dass ein „VPN-Proxy“ eigentlich keine VPN-Verbindung ist und nicht auf dieselbe Weise schützt.
Nehmen Sie insbesondere die Beschreibung von ZenMate ( hier im PC-WELT-Kurztest ). „Die kostenlose VPN-Browsererweiterung von ZenMate nutzt eine starke Verschlüsselung, um Ihren gesamten Datenverkehr zu sichern, und verbirgt Ihre echte IP-Adresse, damit Sie auf jede gesperrte Website zugreifen, Ihre Daten schützen und ohne Datenlimit anonym im Internet surfen können.“
In der Tat macht Sie nicht einmal ein VPN anonym, geschweige denn ein Proxy. Der Anbieter NordVPN erwähnt beispielsweise nicht, dass seine Erweiterung ein Proxy ist und behauptet, dass man eine „militärische Verschlüsselung [verwendet], die Sie sofort mit einem Klick schützt“.
Dagegen stellt ExpressVPN ( hier im PC-WELT-Kurztest ) ganz klar dar, dass es sich um einen Proxy handelt und erklärt in der Beschreibung, was die Erweiterung kann. Allerdings ist die Erweiterung kein Proxy: Sie steuert die ExpressVPN-Desktop-App und bietet eine verschlüsselte VPN-Verbindung – es ist dasselbe wie die Verbindung zu einem Server in der App. Das macht die Erweiterung etwas überflüssig.
Wir haben diesen Artikel nicht nur als Warnung geschrieben, sondern auch alle Unternehmen, die in den Zusammenstellungen der besten VPN-Dienste aufgeführt sind, kontaktiert und sie gebeten, den Namen und die Beschreibung der von ihnen angebotenen Erweiterungen zu ändern, um klarzustellen, dass es sich um reine Proxy-Dienste und nicht um VPNs handelt.
Wenn VPN Teil des Firmennamens ist, ist es unvermeidlich, dies in den Namen der Erweiterung aufzunehmen. Bei anderen sollte das Akronym VPN überhaupt nicht verwendet werden.
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Wann ist es sicher, einen Proxy zu verwenden?
Wenn Sie nur YouTube, Netflix oder eine Website freischalten wollen, auf die Sie nicht zugreifen können, weil sie in Ihrer Region gesperrt ist, kann ein Proxy definitiv verwendet werden.
Wenn der Besuch einer gesperrten Website Sie jedoch in Schwierigkeiten mit den Behörden bringen könnte, reicht ein Proxy nicht aus: Sie müssen ein VPN verwenden. Und zwar vorzugsweise ein erstklassiges VPN, das Sicherheit und Datenschutz ernst nimmt.
Hier finden Sie eine Übersicht der besten VPN-Dienste im Vergleich .