Das Steam Deck (zur Webseite) – Valves Version einer Handheld-Konsole im Stil der Switch – ist vielleicht die am meisten erwartete tragbarere Hardware seit… nun, seit der Nintendo Switch. Es ist also verständlich, dass es bereits vor dem offiziellen Release unzählige Berichterstattungen (zu unserem Artikel) über das Steam Deck gibt. Valve hat auch bereits die ersten Testgeräte an diverse YouTuber verschickt. Deren Videos geben uns jetzt einen nahezu vollständigen Einblick in die finale Hardware und einen Hinweis darauf, wie gut die Konsole in ein paar ausgewählten PC-Spielen performt.
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Auf Grund der Tatsache, dass Valve im Vorne herein angekündigt hat, dass die verhältnismäßig günstige Handheld-Konsole in der Lage ist, aktuelle AAA-Spiele nicht nur wiedergeben, sondern gut wiedergeben zu können, sind Performance-Messungen die wohl interessanteste Infos, für all diejenigen, die sich die Konsole kaufen wollen oder sie vielleicht sogar schon vorbestellt haben. Valve setzt beim Steam Deck auf die gleiche AMD-APU-Hardware, die auch in modernen Laptops zum Einsatz kommt. Aufgrund der engen Integration mit der Steam-Plattform und dem Steam-Service ließ sich bereits vorab grob einschätzen, welche Performance die Konsole imstande ist, zu liefern.
Valve hat Linus Tech Tips und Gamers Nexus bereits vor dem Release Test-Sample des Steam Deck zukommen lassen, um die Leistung des von AMD gebauten Aerith-APU-Systems mit Zen-2-Prozessor, Radeon RDNA-2-Grafikeinheit und 16 GB schnellem LPDDR5-RAM zu demonstrieren. Beide Tester stellten fest, dass die Hardware mehr als ausreicht, um nicht so fordernde 2D-Spiele wie Dead Cells mit 120 Bildern pro Sekunde und mehr wiedergeben zu können, wobei die Bildwiederholfrequenz des Displays sowieso nur bei 60 Hz liegt. Linus ging sogar so weit, das Steam Deck als “den wohl innovativsten Spiele-PC der letzten 20 Jahre oder mehr” zu bezeichnen.
Steam Deck Spielleistung
Bei anspruchsvollen AAA-Spielen sah das Ganze etwas anders aus. Gut optimierte Spiele neigten dazu, auf dem Linux-basierten SteamOS-Betriebssystem ziemlich gut zu funktionieren – Windows ist ebenfalls eine Option, war aber für die Tests noch nicht verfügbar. Devil May Cry 5 mit seiner Non-Stop-Kampf-Action fiel bei beiden Testern nie unter 60 Bilder pro Sekunde. Ghostrunner , ein ähnlich intensives Actionspiel, zeigte ebenfalls eine gute Leistung: Gamers Nexus erreichte 64 Bilder pro Sekunde bei deaktiviertem Raytracing – 40 Bilder pro Sekunde bei voller 1080p-Auflösung – während Linus berichtete, dass die Framerate manchmal auf bis zu 90 Bilder pro Sekunde anstieg.
In Control dagegen sanken die Bilder pro Sekunde stellenweise in den 30-FPS-Bereich, und in Forza Horizon 5 mit seiner intensiven Beleuchtungs-Engine und offener Spielwelt waren seltsame Grafikprobleme zu sehen, auch wenn die FPS bei 60 blieben. Selbst mit der von Valve vorselektierten Sammlung von Spielen, welche die YouTuber zeigen durften, ist klar, dass einige Spiele besser laufen werden als andere und möglicherweise von einigen Treiberoptimierungen profitieren werden. Beim PC-Gaming ist das aber auch nicht anders, wenn neue Spiele und/oder Grafikkarten veröffentlicht werden.
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Akkulaufzeit des Steam Deck
Bei einem tragbaren Gaming-Handheld spielt aber natürlich nicht nur die Spielleistung eine Rolle. Es kommt ein wichtiger Faktor hinzu: Die Akkulaufzeit und die war schon immer ein Problem bei einem winzigen PC, der in das Gehäuse eines Controllers gezwängt wird. Valve behauptet, dass das Steam Deck zwischen zwei und acht Stunden ohne Stromanschluss auskommt, je nach Intensität des ausgeführten Spiels (oder Streaming-Anwendung). Die Zahlen gelten für die Nutzung von SteamOS und nicht für Windows.

©Valve
Gamer Nexus hält diese Aussagen für ein wenig optimistisch, da die Akkulaufzeit bei seinen eigenen Tests selbst bei Spielen mit geringem Stromverbrauch respektive Streaming nie über 6 Stunden hinausging. Bei AAA-Spielen betrug die Spielzeit sogar nur 90 Minuten, ehe ein dreistündiges Aufladen erforderlich war. “Man sollte V-Sync und eine limitierte Framerate im Akkubetrieb verwenden, sonst kommt man nicht annähernd an die Zahlen heran, welche Valve in seinen Tabellen mit den Spezifikationen veröffentlicht hat” , erklärt GN-Chefredakteur Steve Burke. “Wir denken, dass das durchaus vernünftig ist und auch Sinn macht; man muss bei einem batteriebetriebenen Gerät irgendwo einen Kompromiss eingehen.”
Linus Tech Tips ermittelte eine durchschnittliche Akkulaufzeit von 3,3 bis 8 Stunden, gab im Video allerdings nicht an, ob mit einer kontinuierlichen Spieleingabe getestet wurde. Es ist klar, dass die Akkulaufzeit je nach Spiel sehr unterschiedlich ausfallen kann und dass bei längeren Flügen oder Zugreisen ein Ladegerät oder eine zusätzliche Powerbank zwingend erforderlich ist.
Ergonomie und Gameplay
So viel also zur Performance und der Akkulaufzeit des Valve Steam Deck. Aber wie schlägt sich das Steam Deck als tragbare Handheld-Konsole? Das Gerät ist von den Ausmaßen ziemlich groß, viel größer als die Nintendo Switch (bei Amazon) und sogar größer als PC-basierte Alternativen wie der Aya Neo (zur Webseite) oder der GPD Win 3 (zur Webseite) .

©Valve
Linus hat fast nur Lob für das Design von Valves Spielgerät übrig. Die Eingaben bestehen aus zwei Daumen-Sticks plus einem D-Pad, A/B/X/Y-Tasten und vier Tasten auf der Oberseite – jeweils zwei links und rechts. Zusätzlich gibt es vier Paddle-Tasten auf der Unterseite, ähnlich wie beim Xbox Elite Controller, sowie zwei kleine haptische Trackpads, die von Valves früherem Steam Controller übernommen wurden. Die Software von Valve ermöglicht es den Besitzern, die Steuerung für alle Games von Rennspielen über Shooter bis hin zu Top-Down-Strategietiteln anzupassen.
In den meisten Fällen, so Linus, funktioniert das hervorragend. Er sagt, dass sich das Steam Deck genauso anfühlt “wie mein Lieblings-Konsolen-Controller” . Intelligent gelöst ist auch das Hardware-Design von Valve, welches Hotspots von Hautkontaktpunkten fernhält. Gamers Nexus fand heraus, dass die Hardware sich selbst drosselt, um die internen Temperaturen bei oder unter 90 Grad Celsius zu halten. Er bezeichnete das thermische Design als “beeindruckend und extrem gut ausgeführt, dafür, wie klein das Gerät ist” . Linus merkte jedoch an, dass Personen mit kleineren Händen bei manchen Griffen Schwierigkeiten haben könnten, die Rückseitigen- oder A/B/X/Y-Tasten zu erreichen. Für die meisten würde das aber kein Problem darstellen. Er lobte auch die Fähigkeit des Bildschirms, in Innenräumen sehr dunkel zu werden, und das breite Spektrum der Lautsprecher, welches er mit dem MacBook Pro verglich.

©Valve
Der einzige Nachteil? Die haptische Rückmeldung. Während Konsolenspieler und Personen, die mit einem Controller am PC zocken, mehr oder weniger Vibration als subtile Möglichkeit zur Verbesserung der Immersion erwarten, konnte Valve im Steam Deck wohl keinen Platz finden, um herkömmliche Vibrationsmotoren einzubauen. Stattdessen sorgt das Touchpad für ein vergleichsweise schwaches haptisches Feedback wie auch schon bei Steam Controller. Linus sagt, dass das die größte Schwachstelle des Designs vom Steam Deck ist.
Noch drei Wochen bis zum Release
Wir haben bisher nur einen kleinen Einblick darin bekommen, wie SteamOS auf dem Steam Deck aussehen wird, um die Bibliotheken von PC-Spielern mit Hunderten oder gar Tausenden von Spielen zu verwalten und den Spielfortschritt über bestehende Hardware und tragbare Geräte hinweg zu synchronisieren, ganz zu schweigen davon, wie sich Nicht-Steam-Spiele auf SteamOS oder Windows spielen lassen werden. Erst kürzlich hat Epic erklärt, dass der Hersteller nicht daran interessiert ist, eine Linux-Version von Fortnite für das Steam Deck zu entwickeln, obwohl man selbst jahrelang darum gekämpft hat, das Spiel erneut auf mobile Devices zu bringen.
Dennoch werden diese unvollständigen Einblicke in das Steam Deck sicherlich ausreichen, um einige davon zu überzeugen, ein Gerät zu erwerben, vor allem, wenn sie bereits eine gut gefüllte Steam-Bibliothek ihr Eigen nennen. Mit einem Startpreis von nur 419 Euro (zur Webseite) – weniger als die Hälfte des Preises von konkurrierenden PC-basierten tragbaren Geräten – ist es ein unglaublich verlockendes Stück Hardware, hauptsächlich für diejenigen, die die Streaming-Funktion von Steam nutzen können. Darüber lassen sich leistungshungrige Spiele einfach über einen Desktop-PC auf das Steam Deck streamen.
Am 25. Februar ist es dann endlich so weit und Sie können Ihr eigenes Steam Deck in den Händen halten und wir werden in der Lage sein, unseren eigenen Testbericht zu veröffentlichen. Nach den ersten Reviews sieht aber alles danach aus, als ob Valve seine großen Versprechen rund um das Steam Deck einhalten kann.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zunächst bei unseren US-Kollegen der PCWorld unter dem Titel “Valve Steam Deck wows reviewers: `The most innovative gaming PC in 20 years`.