Space X, das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk, baut bekanntlich mit Starlink ein Satellitennetz auf, das einmal fast die gesamte Erde mit einer Internetverbindung versorgen soll. Hierzu schießt Space X fortlaufend neue Starlink-Satelliten in eine erdnahe Umlaufbahn. Zuletzt startete am 3. Februar 2022 eine Falcon-9-Rakete vom Launch Complex 39A (LC-39A) im Kennedy Space Center in Florida, um 49 Starlink-Satelliten mit der “Starlink 4-7 Mission” in eine niedrige Erdumlaufbahn zu bringen. Die zweite Stufe der Falcon 9 brachte die Satelliten wie geplant in die vorgesehene Umlaufbahn von zirka 210 Kilometer Höhe über der Erde und jeder Satellit erreichte einen kontrollierten Flug, wie Space X schreibt. Diese 49 Satelliten sollten die bisher über 1800 um die Erde fliegenden Starlink-Satelliten ergänzen. In der finalen Ausbaustufe sollen bis zu 42.000 Starlink-Satelliten um die Erde fliegen.
Zur Sicherheit fliegen die Satelliten erst einmal tiefer
Diese Umlaufbahn von knapp über 200 Kilometer Höhe ist aber noch nicht die finale Höhe, in der die Starlink-Satelliten dann tatsächlich ihren Betrieb aufnehmen sollen – diese ist deutlich höher und liegt bei über 500 Kilometer. Doch Space X will in der niedrigeren Umlaufbahn erst einmal testen, ob die Satelliten einwandfrei funktionieren. Erst wenn das feststeht, lässt Space X die Satelliten auf finale Einsatzhöhe steigen. Denn falls die Satelliten nicht wie geplant funktionieren sollten, können Sie auf der rund 210 Kilometer Höhe durch den dort höheren Luftwiderstand relativ problemlos zum Absturz gebracht werden und in die Erdatmosphäre eintauchen und dort verglühen. Sie würden also nicht defekt als Weltraumschrott um die Erde fliegen. SpaceX betont, dass diese niedrige Einsatzhöhe zwar leistungsfähigere Satelliten erfordere, wodurch Space X beträchtliche Kosten entstehen würden, aber das sei die richtige Entscheidung, um eine nachhaltige Weltraumumgebung zu erhalten.
Sonnensturm vernichtet rund 40 Satelliten
Doch genau diese Vorsichtsmaßnahme führte nun laut Space X zum Verlust eines Großteils der kürzlich ausgesetzten Satelliten. Denn die am letzten Donnerstag in Betrieb genommenen Satelliten wurden bereits am Freitag durch einen geomagnetischen Sturm erheblich beeinträchtigt, wie Space X mitteilt. Diese Stürme führen dazu, dass sich die Atmosphäre erwärmt und die atmosphärische Dichte in den niedrigen Aufstellhöhen zunimmt. Das bordeigene GPS würde darauf hindeuten, dass die Geschwindigkeit und Schwere des Sturms den atmosphärischen Luftwiderstand um bis zu 50 Prozent im Vergleich zu früheren Starts erhöht hat. Das Starlink-Team versetzte die Satelliten daraufhin in einen sicheren Modus, um den Luftwiderstand zu minimieren.
Vorläufige Analysen würden aber zeigen, dass der erhöhte Luftwiderstand in den niedrigen Höhen die Satelliten daran hinderte, den sicheren Modus zu verlassen, um ein Manöver zur Anhebung der Umlaufbahn zu beginnen, und dass bis zu 40 der Satelliten wieder in die Erdatmosphäre eintreten werden oder bereits eingetreten sind. Diese Satelliten stellen kein Kollisionsrisiko mit anderen Satelliten dar und werden beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zerstört, d. h. es entstehen keine Trümmer in der Umlaufbahn und keine Satellitenteile treffen auf den Boden, wie Space X betont.
Space X steht wegen seiner Satelliten öfter in der Kritik
Dass Space X sein Engagement zur Vermeidung vom Weltraumschrott und zur nachhaltigen Nutzung des Weltraums so betont, scheint nicht völliger Zufall zu sein. Denn in der Vergangenheit gab es immer wieder Kritik an der hemdsärmligen Vorgehensweise von Space X bei der Steuerung seiner Satelliten. So beschwerte sich die Volksrepublik China sogar bei der UNO darüber, dass Starlink-Satelliten angeblich die bemannte Raumstation Tiangong zwei Mal zu Ausweichmanövern gezwungen hätten. Ein ESA-Satellit musste einige Zeit zuvor ebenfalls einem Starlink-Satelliten ausweichen.
Hintergrund: Geomagnetische Stürme
Geomagnetischen Stürme werden laut Space.com durch intensive Sonnenwinde verursacht, die in Erdnähe veränderte Ströme und Plasmen in der Magnetosphäre der Erde hervorrufen. Diese Wechselwirkung kann die obere Atmosphäre der Erde erwärmen und die atmosphärische Dichte hoch genug über dem Planeten so stark erhöhen, dass Satelliten in niedrigen Umlaufbahnen wie die Starlink-Satelliten beeinträchtigt werden. Der geomagnetische Sturm vom Freitag folgte auf eine Sonneneruption am 30. Januar 2022, die eine Welle geladener Teilchen auf die Erde schickte.