Fast im Wochenrhythmus meldet die Polizei neue Betrugsmaschen bei eBay Kleinanzeigen (EBK). Die Täter werden bei Ihrem Vorgehen immer raffinierter und schaffen es Tag für Tag, Geld zu ergaunern. Ein dem Autor vorliegender zeigt, wie dreist die Kriminellen vorgehen: Im November letzten Jahres wurde ein Sammler-Messer von Victorinox von einem Ferdinand zu einem sehr günstigen Preis angeboten – nur wenige Kilometer vom Wohnort eines Interessenten entfernt. Auf die Nachricht über die EBK-App und den Vorschlag, das Messer noch am gleichen Tag persönlich abzuholen, hat der Verkäufer nicht reagiert – auf Nachrichten anderer Nutzer aus dem Bundesgebiet hingegen schon.
Ebay Kleinanzeigen: Einführung, Tipps und Tricks
Wie sich dann Tage später in einer Facebook-Gruppe herausgestellt hat, wurden tatsächlich mehrere Käufer um jeweils knapp 400 Euro betrogen. Das mit Überweisung an ein N26-Konto bezahlte Geld war weg – das Messer kam nie an. Problem: Weil Internetbanken wie N26 bei der Kontoeröffnung recht niedrige Sicherheitsstandards anwenden, können Kriminelle ihre Geschäfte für kurze Zeit über entsprechende Konten abwickeln. Erschwerend kommt hinzu, dass einige Banken erst ab einem Betrag von 1000 Euro prüfen, ob es sich um einen rechtmäßigen Kontoinhaber handelt. Übrigens: Der ertappte Kriminelle hat dann noch einen schönen Gruß an eines seiner Opfer verschickt und sich mit seinen Taten gar noch gebrüstet. Ein Einzelfall? Nein, leider die bittere Realität.

Masche 1: Gekaperte Accounts bei eBay Kleinanzeigen
Kommen Kriminelle in den Besitz eines bestehenden Kontos bei Ebay Kleinanzeigen, können sie vermeintliche Seriosität vorgaukeln. Denn Nutzern, die schon jahrelang aktiv sind und entsprechend positive Bewertungen haben, vertraut man (mehr). Die Übernahme fremder Accounts gelingt in der Regel per Phishing, aber auch mithilfe von Datenbank-Leaks, die im Darknet auftauchen. Gefährdet sind EBK-Nutzer, die das gleiche Passwort wie für andere Dienste verwenden. Wird ein solcher gehackt, probieren Kriminelle einfach die Zugangsdaten bei Ebay Kleinanzeigen und können sich im schlimmsten Fall damit einloggen. Das Konto gehört ihnen und sie können unter dem Namen ahnungsloser EBK-Nutzer eigene Anzeigen mit Betrugsabsichten schalten. Doch wie erkennen Sie das? Erst mal gar nicht. Verräterisch sind schlechtes Deutsch oder geklaute Bilder aus anderen Anzeigen.
Masche 2: Zwei Geschädigte beim Dreiecks-Betrug
Auch auf diese Masche sind schon Hunderte Geschädigte hereingefallen. Dabei kopiert der Betrüger ein bei Ebay Kleinanzeigen bereits vorhandenes Inserat – in unserem Beispiel ein Smartphone – und stellt es unter seinem Namen online. Im nächsten Schritt nimmt er Verbindung zum ursprünglichen Verkäufer (Geschädigter 1) auf und kauft das inserierte Smartphone. Für die vereinbarte Bezahlung per Banküberweisung erhält der Betrüger die Kontodaten. Meldet sich in der Zwischenzeit beim Betrüger ein Interessent (Geschädigter 2) auf das kopierte Inserat und wird man sich zum gleichen Preis handelseinig, erhält der Käufer die Kontodaten vom Geschädigten 1. Nun überweist Geschädigter 2 den Kaufbetrag an den Geschädigten 1. Dieser verschickt das Smartphone an eine Adresse, die ihm der Betrüger mitgeteilt hat. Das kann dann etwa eine Packstation sein, die der Betrüger mit einer falschen Identität angemietet hat. Der Täter verschwindet mit der Ware und hinterlässt zwei Geschädigte. Sollte die Bezahlung statt per Banküberweisung mit Paypal erfolgt sein, greift zumindest für Geschädigten 2 der Käuferschutz. Geschädigter 1, also der echte Verkäufer, bleibt auf seinem Schaden sitzen. Um sich vor dieser Masche zu schützen, sollten Sie bei Ebay Kleinanzeigen nach identischen Angeboten suchen. Noch besser: Lassen Sie sich Detailbilder zuschicken und ein Foto mit einem zerknüllten Zettel, auf dem das aktuelle Datum geschrieben steht.

Masche 3: Vorsicht Falschgeld – damit haben Sie echte Probleme
Dank neuer Sicherheitsmerkmale sinkt die Zahl der gefälschten Euro-Scheine immer weiter. Die Deutsche Bundesbank hat im Jahr 2021 rund 42.000 falsche Euro-Banknoten im Nennwert von 1,9 Millionen Euro im deutschen Zahlungsverkehr registriert. Damit sank die Anzahl der Fälschungen gegenüber dem Vorjahr um 28,6 Prozent. Trotzdem sollten Sie aufpassen, wenn der Käufer vor der Tür steht und bar bezahlen will. Kaum eine Privatperson besitzt eine Zählmaschine mit Echtheitsprüfung der Geldscheine. Dies nutzen kriminelle Käufer aus und jubeln dem Verkäufer Blüten unter. Schauen Sie die Banknoten genau an und achten Sie aber die spezifischen Sicherheitsmerkmale, die Sie sich vorher eingeprägt haben. Nehmen Sie einen gleichen Geldschein und vergleichen Sie ihn mit dem des Käufers. Mit einem Geldscheinprüfstift für wenige Euro lässt sich schlecht gemachtes Falschgeld leicht entlarven. Handeln Sie besonders vorsichtig, wenn Sie hochpreisige Uhren, Schmuck und Sammlergegenständer bei eBay Kleinanzeigen anbieten und ein Käufer schnell ohne lange Verhandlung zuschlägt. Wenn’s für Sie ganz dumm läuft, haben Sie nämlich noch ein ganz anderes Problem: Erkennen Sie das Falschgeld nicht und bringen es weiter im Umlauf, drohen rechtliche Konsequenzen. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie zusammen mit dem Käufer zu einer Bank- oder Postfiliale gehen, das Bargeld dort prüfen lassen und auf Ihr Konto einzahlen.
Masche 4: Vorsicht bei der Rückgabe gekaufter Elektrogeräte
Auch als Verkäufer müssen Sie auf der Hut sein: Ein vermeintlich seriöser Käufer meldet sich auf eine Anzeige bei eBay Kleinanzeigen, kommt zum verabredeten Zeitpunkt persönlich vorbei und bezahlt ohne Funktionstest ein Elektrogerät, in unserem Beispiel ein Smart-TV für rund 300 Euro. Kurz darauf meldet sich der Käufer telefonisch und behauptet, das Gerät würde nicht funktionieren. Er verlangt die Rücknahme und pocht auf die Gewährleistungspflicht. Und die gibt es tatsächlich auch bei Privatverkäufen. Ist eine verkaufte Ware mangelhaft und nicht als solche gekennzeichnet, muss der Verkäufer sie reparieren, umtauschen oder zurücknehmen. Und genau setzt der Betrugstrick an: Nimmt der Verkäufer die Ware zurück, erhält er vom Käufer nicht den ursprünglichen Fernseher, sondern den identischen als defekt. Auf der sicheren Seite sind Sie als Verkäufer, wenn Sie folgenden Ratschläge beherzigen: Dokumentieren Sie den Zustand etwa mit Fotos und Videos und machen Sie Bilder von Typenschildern und Seriennummern. Führen Sie zusätzlich einen Funktionstest mit Zeugen durch und lassen sie das Ergebnis vom Käufer schriftlich bestätigen.
So schützen Sie sich: Sicher bezahlen mit Käuferschutz
Angesichts der vielen Gaunereien hat Ebay Kleinanzeigen eine neue Bezahlfunktion eingeführt, die nach dem Treuhandprinzip funktioniert. Mehr dazu lesen Sie in Ebay Kleinanzeigen: Bezahlen wird ab sofort sicherer – teilweise.
Der Kaufpreis wird vom niederländischen Unternehmen Online Payment Platform (OPP) bis zu 14 Tage treuhänderisch verwahrt. Erst wenn der Käufer den Erhalt des Artikels und die Übereinstimmung mit der Beschreibung bestätigt, wird der Betrag an den Verkäufer ausgezahlt. Für Verkäufer ist die Sicher-bezahlen-Funktion kostenlos. Der Käufer bezahlt zusätzlich 4,5 Prozent vom Kaufpreis als Gebühr sowie einen Festbetrag von 35 Cent. Der Verkäufer muss die Sicher-bezahlen-Funktion für sein Inserat anbieten und das Paket so verschicken, dass eine Sendungsverfolgung möglich ist. Der Käufer bezahlt wahlweise per Banküberweisung oder Kreditkarte. Falls der Käufer die sichere Kaufabwicklung nicht wünscht, kann er sich mit dem Verkäufer auch weiterhin auf die Bezahlmethode verständigen und beispielsweise PayPal oder Vorkasse vereinbaren.
Der Käuferschutz greift immer dann, wenn der Artikel
- nicht versendet wurde
- erheblich von der Artikelbeschreibung abweicht
- nicht authentisch ist, also gefälscht wurde
- ein anderer als der beschriebene ist
- nicht vollständig ist
Problem: Kaum ein Verkäufer nutzt die Bezahlfunktion und bei der Suche lässt sich nicht danach filtern.

©eBay Kleinanzeigen
Checkliste: So schützen Sie sich vor Betrügern
- Nehmen Sie das Konto des Verkäufers unter die Lupe. Seien Sie vorsichtig, wenn es neu ist und es noch keine Bewertungen gibt.
- Betrüger bieten oft Sammlerobjekte an, etwa Schmuck, Münzen, Messer und Uhren. Lassen Sie sich nicht von attraktiven Preisen blenden.
- Stellen Sie Fragen zum Produkt, die nur ein echter Verkäufer beantworten kann und lassen Sie sich Detailbilder schicken.
- Nehmen Sie sofort Abstand vom Kauf, wenn ein Zahlungsdienstleister wie Western Union und Moneygram ins Spiel kommt.
- Auch Zahlungen mit Amazon-Geschenkkarten und Paysafecard-Guthaben sind bei Betrügern beliebt.
- Idealerweise können Sie den Artikel beim Verkäufer abholen. Geht das nicht, sollte die Bezahlung mit Käuferschutz möglich sein.
- Treffen Sie sich niemals an einem dunklen Parkplatz fernab von Menschen für die persönliche Übergabe wertvoller Dinge.
- Bei der Übergabe zu Hause bitten Sie jemanden aus der Familie oder Ihrem Freundeskreis dabei zu sein.