„Armeen der Finsternis, erhebet Euch. Zeit, die kümmerlichen Menschen zu zerschmettern“, sprach der Dämonenprinz, der Fürst der Finsternis und während wir mit feurig roten Schwingen in die Lüfte steigen, setzen wir unsere Truppen in Bewegung Richtung Grand Cathay beim großen Hands-On-Test von Total War: Warhammer 3 . Die Armeen des Chaos bestehen aus den furchtbarsten Kreaturen, die die Hölle ausspucken kann: Biester des Nurgle, die aussehen, als hätte man Jabba The Hutt mit einer fleischfressenden Pflanze gekreuzt, inklusive schwabelndem Bauch, in dessen Mitte sich ein Gebiss befindet, welches am liebsten Menschen zum Frühstück verspeist. Oder die Soulgrinder, die Seelen-Zermahler – halb Mutanten-Dämon, halb Transformer-Mech mit vier staksigen Stahlbeinen. Spitz wie Lanzen, denn der Dämon zertritt gerne Infanterie. Ein Schwertarm links, ein Shotgun-Arm rechts. Total War: Warhammer 3 ist ein Spiel voller Lieber zum Detail und es macht wahr, wovon Fans dieser Welten schon so lange träumen: Als Dämonenprinz können wir allen Göttern des Chaos huldigen, ihnen Tempel errichten, Städte widmen und besiegte Feinde opfern, um in ihrer Gunst zu steigen und ihre Spezialeinheiten freizuschalten.

So können wir unsere Armee der Finsternis so variabel aufstellen wie nie zuvor und mit perfider Perfektion die Nachteile jeder Fraktion mit der anderen ausgleichen: Die Bestien des Nurgle sind nämlich recht langsam, aber unglaublich effektiv im Nahkampf. Da die Grand Cathay aber sehr starke Bogenschützen, Musketeneinheiten, Scharfschützen und Raketenwerfer-Batterien verfügen, brauchen wir Schockkavallerie, die die Formation des Feindes stört und die Artillerie zwingt sich zurückzuziehen. Die Truppen des Khorne sind dafür perfekt mit ihren mechanischen Panzerhunden, auf denen Krieger des Chaos in blutroter Rüstung reiten. Wir führen sie in die Flanke des Gegners und stechen immer wieder hart zu, während unsere eigene Artillerie in Stellung geht. Generell spielen sich die Armeen des Chaos enorm variantenreich: Die Heralde des Khorn etwa gibt es als Zerg-Verschnitt in großer Menge, die sehr schnell über die Karte hetzen mit eher leichter Bewaffnung und eher als Kanonenfutter dienend. Es gibt diese aber auch in Eliteversionen mit goldener Rüstung und Flammenschwert.
Nachdem wir einen guten Tag Total War: Warhammer 3 verbracht haben, lässt sich festhalten, dass sich der Dämonenprinz sehr interessant spielt, weil er seine Truppen mit durchgeknallten, skurrilen, hässlichen, oft langsamen, aber sehr mächtigen Monster mit eher klassischen Einheiten mixen kann. Der Chaos-Gott Khorne etwa nutzt Streitwagen, wie wir sie bereits aus dem sehr guten Troy: Total War kennen, allerdings mit mechanischen Panzerhunden statt Pferden als Antrieb. Natürlich hat auch jeder seine eigene Artillerie, der Khorne etwa die Skull Cannon, die dämonisches Feuer verschießt und sich in dieser Mischung aus Maschine und organischem Wesen unglaublich beeindruckend anfühlt. Slaneesh und Tzeentch wiederum verfügen über starke magische Wesen und bilden die Luftwaffe mit sehr schnellen Einheiten, die sich von oben in Infanterieformationen stürzen und dort Chaos anrichten können.

Wen wollt ihr führen: Das Chaos oder doch lieber die chinesische Hochkultur der Grand Cathay

Die größte Faszination aus Total War: Warhammer ergibt sich ja seit jeher daraus, dass sich jede Fraktion so komplett unterschiedlich spielt. Die Grand Cathay sind ein von den Chinesen inspiriertes Volk, welches sich eher klassischer anfühlt, also mit starkem Fokus auf Bogenschützen, Musketenschützen, Kavallerie, Infanterie und insgesamt eher bekanntem Schlachtenaufbau mit ein paar Eigenheiten – Raketen-Batterien etwa oder Ballons, die wie Luftschiffe funktionieren und zwar lange nachladen müssen und langsam sind, aber mit ihrem Geschossen enorm viel Schaden anrichten können. In der Tat lassen sich die Grand Cathay auch wieder sehr variantenreich spielen:
Wir können ihre Formationen so anlegen, wie in einem Troy: Total War, wenn wir auf die stark gepanzerte Dragon Guard in goldener Rüstung setzen und die Bogenschützen der Jade Warrior. Ihre Jade Lancer sind zudem Schockkavallerie, die ebenfalls extrem stark gepanzert sind und sogar als Flugvariante mit Drachenflügeln antreten. Das ist alles unglaublich liebevoll gearbeitet, gerade wer wie wir beim Hands-On in 4K und Ultra-Details auf einem Razer Blade 2022 mit Geforce 3080 spielen kann, der erlebt sicherlich eines der epischsten und schönsten Strategiespiele der letzten zehn Jahre. Gerade der OLED-Screen mit den perfekten Schwarzwerten, arbeitet all diese tausenden Details herrlich heraus. Es ist schon beeindruckend, dass trotz der Masse dieser riesigen Armeen, die Designer von Creative Assembly es schaffen, nicht nur bildgewaltige Schlachten zu entfesseln, wenn wir rauszoomen. Sondern auch die goldene Panzerung von Reitern auf fliegenden Pferden in der Sonne spiegeln und regelrecht funkeln zu lassen, wenn wir näher ranzoomen.

Um mal wieder Der Herr der Ringe heranzuziehen: Die Cathay spielen sich so wie man es auch mit den Soldaten der Elbenarmee machen würde: Eine hochdisziplinierte Elite-Armee, die selbständig die Lücken schließt und deren Stärke darin besteht, dass jeder seinen Nebenmann mit einem Langschild schützt. Das ist ja auch etwas, was in Total War: Warhammer 3 herrlich unterschiedlich ist je Fraktion: Denn die Fraktionen des Chaos sind mitunter eben auch komplette Chaoten: Die Nurgle-Einheiten sind nicht dafür gemacht, um eine geschlossene Linie zu bilden und in Formationen einen Angriff zu führen. Die Khorne-Truppen sind das schon etwas mehr, aber eben auch nicht wie die Grand Cathay, die sich führen lassen wie ein Heer der Trojanischen Garde in Troy: Total War. Allerdings haben sie auch magisch begabte Legendäre Lords – Miao Ying, die Sturm-Drachin, nutzt die Macht des Yin, was ihren Soldaten eine höhere Reichweite und Feuerkraft gibt. Zhao Ming hingegen, Der Eiserne Drache, nutzt die Macht des Yang, welches seine Einheiten bessere Rüstungen verleiht. Er kann sogar einen Spruch wirken, der nicht nur ihn, sondern auch seine Garde für kurze Zeit unsterblich macht, was sich natürlich sehr taktisch nutzen lässt.

Beide können sich zudem kurzzeitig in einen Drachen verwandeln und so ihren Truppen einen starken Moralboost und sich selbst viel mehr Schaden verleihen. Und auch ansonsten gibt es viele Neuerungen, die sich interessant anfühlen: In der Kampagne ergießt sich aus den Strömungen Yin und Yang ein kompletter Technologiebaum, der uns wählen lässt zwischen ökonomischer und militärischer Stärke oder auch, ob uns Harmonie und Loyalität der Armee wichtiger ist als ihre Rüstung. Spannend ist auch der Wu-Xing-Kompass, der die Mächte der magischen Winde nutzt, um uns Boni zu bringen und dessen Rad wir nach gewisser Zeit immer wieder neu justieren können: Setzen wir etwa auf maximale Verteidigung mit der Großen Bastion, so steigen unsere Defensivvorräte um 500, die Rekrutierungskosten sinken um 10 Prozent und unsere Truppen werden automatisch um 2 Prozent aufgefrischt jede Runde. Der Himmlische See hingegen bringt unserer Ökonomie viele Boni: +3 Wachstum per Region in Cathay, +15 Prozent mehr Einkommen pro Gebäude und eine 40 prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Winde der Magie in den nächsten Runden stärker werden.

Generell müssen wir entscheiden, ob wir eher die Große Mauer schützen oder lieber offensiv die Reiche des Chaos vernichten wollen – denn alle paar Runden brüllt der Bärengott Ursun und öffnet damit Portale ins Reich des Chaos, wo wir dann entscheiden, ob wir als Menschenvolk der Grand Cathay oder Kislev Nurgle, Slanesh, Khorn oder Tzeentch zuerst das Dämonenherz rausreißen wollen. Das ist übrigens auch großartig inszeniert, weil jeder Chaosgott seine ganz eigenen Finten draufhat: Slanesh etwa verspricht uns große Reichtümer, wenn wir dafür unsere Armee zurückziehen und Nurgles Welt ist so giftig, das unsere Truppen dort großen Schaden erlangen, wir ergo zu schnellen Großmanövern gezwungen sind. Ganz ehrlich: Selbst wer mit Warhammer nichts am Hut hat, der wird hier ausleben, was er sich schon seit Der Herr der Ringe so richtig gewünscht hat: Wir ziehen nämlich mit gigantischen Armeen gegen riesige Chaos-Festungen, die an Mordor erinnern, in jener Entscheidungschlacht von Der Rückkehr des Königs, die wir doch schon seit Generationen in Schlacht um Mittelerde 3 spielen wollten.

Total War: Warhammer 3 liefert endliche die Belagerungen, die wir uns schon so lange wünschen

Belagerungen waren in Total War lange, lange ein eher schwieriges Thema, weil die KI gerne mal nicht mitspielte. Das änderte sich mit dem großartigen Three Kingdoms, welches Belagerungen zu diesem strategischen Katz- und Mausspiel machen, wofür Festungen eigentlich designt sind. Denn so eine Burg ist ja normalerweise nicht so gebaut, dass man einfach nur die Hauptmauer nehmen muss, sondern es ist ein Labyrinth des Todes, konstruiert um dem Feind größtmögliche Verluste beizubringen und Zeit zu gewinnen, die eigenen Truppen für den Gegenangriff in Stellung zu bringen. Davon lässt sich Total War: Warhammer 3 stark inspirieren und das gefällt uns richtig gut: Die Grand Cathay verfügen etwa über Terracota Sentinels, inspiriert von der realen Terrakota-Armee reden wir hier über Mech-Krieger, hoch wie die höchsten Mauern, die uns dezent an die Jäger aus Guillermo del Toros Pacific Rim erinnern. Diese Terrakota-Krieger lassen sich aus ihrer Wachposition lösen und bremsen schon mal den Vorstoß auf eines der großen Tore, auf die das Chaos zustürmt.

Die Invasion des Chaos kann man sich so vorstellen, als müssten wir Minas Tirith halten, die gesamte Streitkräfte verteilen sich dabei auf zwei Tore, eines gehalten von unserer Sturmdrachen-Lady, eines vom Eisernen Drachen. Die Festung besteht aus drei Mauerringen, die – da sie in den Berg gebaut wurden – nach oben aufsteigend sind, erst dahinter befindet sich die heilige Stadt. Wir reden hier also vom Kernprinzip schon mal von sehr viel komplexeren Festungsstädten als selbst Troja in Troy: Total War. Straßen lassen sich jetzt mit Barrikaden ausstatten, die zwischen der ersten und zweiten Mauer stehen. Türme haben eine höhere Reichweite und verschießen Explosionsgeschosse, zudem können wir auf den Mauern Artillerie stationieren. Total War: Warhammer 3 führt eine neue Ressource namens Supplies ein, also Nachschub – je länger wir eine Festung und bestimmte taktisch wichtig Punkte halten, desto weiter wächst diese Ressource, womit wir Barrikaden und Türme an vier festdefinierten Positionen rund um einen Siegpunkt setzen können.
Spannend hierbei ist auch, dass zahlreiche Gebäude von ihrer Natur aus Treppen haben, die nach oben führen – wir können ergo mit schwerer Infanterie den Zugang blockieren und oben zusätzlich Bogenschützen aufstellen. Generell haben Festungen auch deutlich mehr Level, etwa Brücken, die von Mauern in einen anderen Mauerring führen, was es uns erleichtert, unsere Soldaten rechtzeitig in die zweite Stellung zu verlagern. Und die Hauptstadt der Grand Cathay ist gar mit fliegenden Plattformen ausgestattet, wo wir ebenfalls Einheiten stationieren können. Und ja, diese riesigen Festungen soll laut Creative Assembly auch das Chaos haben. Und nicht nur eine, sondern jeder Chaosgott hat seine eigene. Total War: Warhammer 3 könnte das epischste Strategiespiel seit vielen, vielen Jahren werden…

Fazit
Holy Shit, da hat Creative Assembly aber mal einen vom Stapel laufen lassen: Total War stellt ja seither die größten Strategie-Epen unserer Zeit, aber mit Warhammer 3: Total War erreichen wir nochmal eine ganz andere Dimension: Weil sich diese acht Fraktionen völlig unterschiedlich spielen und anfühlen. Tzeentch etwa ist der Chefdiplomat der Chaosgötter, der auf der Kampagnenkarte andere Völker zwingen kann sich gegenseitig Krieg zu erklären, also zum Beispiel Grand Cathay und Kislev. Khorne hat mit Schädeln seine eigene Währung und kann Blutarmeen beschwören, die unabhängig von unseren eigenen Truppen lustig brandschatzen und zerstören gehen. Es gibt noch zig andere, wie die Ogerkönigreiche, die wir jetzt noch gar nicht spielen konnten, die aber ebenfalls sehr interessant aussehen mit ihren Schwabbelbauch-Armeen und Truppen, die auf riesigen Steinhörnern reiten. Und alleine die Belagerungsschlachten ließen uns so oft an jene epischen Belagerungen von Minas Tirith zurückdenken, sodass man sich eigentlich nur eines fragt: Wann kommt eigentlich Warhammer ins Kino, denn nach Peter Jackson hat es nie wieder jemand vermocht, Schlachtengemälde mit dieser Wucht zu zeichnen. Nun gut, dann tun wir das eben auf unserem Gaming-PC, ist ja schon bald so weit. Ob wir wohl zuerst mit den edlen Cathay dem Chaos in den Hintern treten oder dem Dämonenprinz die letzten Armeen der Menschheit auslöschen werden…
Total War: Warhammer 3 erscheint am 17. Februar 2022 exklusiv für PC.
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