Die meisten modernen PC-Monitore und sogar Fernseher verfügen über ein kantenbeleuchtetes LCD-Display, das den ersten, vor Jahrzehnten verkauften Bildschirmen dieser Art grundsätzlich ähnelt. Doch die Zukunft sieht anders aus: Technologien wie Mini-LED und OLED erobern derzeit die Welt der PC-Displays und könnten sich schon bald zu einem neuen Standard entwickeln. Doch wer von den beiden wird das Rennen machen? Wir haben die Technologien der Zukunft miteinander verglichen.
Helligkeit und HDR
Bei der Helligkeit gewinnt eindeutig Mini-LED. Mini-LED-Displays wie der Liquid Retina XDR von Apple, der Odyssey Neo G9 von Samsung und der QN90A-Fernseher von Samsung erreichen eine Spitzenhelligkeit von weit über 1.000 Nits und können mindestens 600 Nits halten.
Anders bei OLED: Moderne OLED-Displays erreichen selten mehr als 1.000 Nits und wenn, dann beginnt die Helligkeit zu schwanken. Der OLED-Fernseher C9 von LG erreicht bei seiner Spitzenhelligkeit zum Beispiel nur 160 Nits (laut Tests von Rtings ).
David Wyatt, CTO von Pixel Display (und Erfinder von Nvidia G-Sync), sieht daher bei Mini-LED einen entscheidenden Vorteil. Die besten HDR-Standards erfordern eine Helligkeit von bis zu 10.000 Nits. Aktuelle Mini-LED-Displays für Verbraucher schaffen das zwar noch nicht, aber das dürfte vermutlich nur eine Frage der Zeit sein.
Micro-LED – eine Technik, bei der einzelne LEDs als Beleuchtungselemente pro Pixel verwendet werden – kann sogar noch höhere Werte erzielen. Laut Wyatt ist die VividColor NanoBright-Technologie seines Unternehmens in der Lage, bis zu einer Million Nits zu erzeugen. Eine solche Helligkeit ist für Computerbildschirme oder Heimfernseher nicht erforderlich und zielt stattdessen auf anspruchsvolle Nischenkomponenten ab, wie etwa Displays in der Avionik. Es zeigt aber vor allem, dass wir bisher nur einen Bruchteil des tatsächlichen HDR-Potenzials gesehen haben – und dass Mini-LED und Micro-LED (nicht OLED) die Führung übernehmen werden.
Kontrast und Schwarzwert
Die größte Stärke von OLED ist das genaue Gegenteil von Helligkeit, nämlich der Schwarzwert. OLED-Displays sind selbstemittierend, was bedeutet, dass jedes Pixel einzeln ein- oder ausgeschaltet werden kann, wodurch sich ein tiefer, rundum perfekter Schwarzwert ergibt.
„Mini-LEDs haben klare Vorteile bei der Versorgung und der Helligkeit“, schreibt Ross Young, CEO von Display Supply Chain Consultants, in einer E-Mail, „aber OLEDs haben Vorteile beim Kontrast, insbesondere beim Off-Axis-Kontrast, bei der Reaktionszeit und beim Ausbleiben des Halo-Effekts.“ Der Halo-Effekt, auch bekannt als Blooming, ist ein Anzeigeartefakt, das oft bei hellen Objekten auf Mini-LED-Displays auftritt.
Die Vorteile von OLED summieren sich zu einer überragenden Farbtiefe. Hochwertige Inhalte sehen fast schon dreidimensional aus, als wäre der Bildschirm kein flaches Panel, sondern ein Fenster in eine andere Welt. Und auch wenn moderne Mini-LED-Displays gerne behaupten, dass sie mit OLED konkurrieren können – das Liquid Retina Display XDR von Apple zum Beispiel gibt ein maximales Kontrastverhältnis von 1.000.000:1 an – so bleibt Mini-LED immer noch merklich hinter der Kontrastleistung von OLED zurück, weil es die Pixel nicht einzeln beleuchten kann. Micro-LED wiederum hat diese Fähigkeit, ist aber bei Weitem noch nicht so mainstream wie OLED.
Betrachtungswinkel und Bewegungsdarstellung
Mini-LED verbessert die herkömmlichen kantenbeleuchteten LCD-Displays, indem es die Hintergrundbeleuchtung verbessert. Das LCD-Panel selbst ist jedoch im Wesentlichen das gleiche wie zuvor und weist noch einige Schwächen auf, die bei dieser Technologie üblich sind. Die Anzeigequalität kann sich je nach Betrachtungswinkel erheblich verändern und bei der Darstellung schneller Bewegungen ist eine deutliche Unschärfe zu erkennen. Beide Probleme sind der LCD-Technologie inhärent. Die Flüssigkristalle blockieren das Licht nicht gleichmäßig, sodass das Bild aus verschiedenen Blickwinkeln unterschiedlich aussieht. Außerdem benötigen die Kristalle einige Millisekunden, um auf eine Ladung zu reagieren, was bei schnell wechselnden Bildern zu Unschärfe oder Geisterbildern führt.
OLED unterscheidet sich von der LCD-Technologie. Es gibt keine Flüssigkristalle, die bewegt werden müssen. Jedes Pixel ist ein organisches Element, das sein eigenes Licht erzeugt, wenn eine Ladung angelegt wird. Das Licht wird in einem relativ gleichmäßigen Muster emittiert und kann sich extrem schnell ein- und ausschalten, wodurch die Probleme mit dem Betrachtungswinkel und der Bewegungsleistung von LCDs völlig verschwinden. Wie auch immer man es betrachtet, OLED fährt hier ganz klar einen Sieg ein.
Langlebigkeit
Die letzten Punkte – Kontrast, Schwarzwert, Betrachtungswinkel und Bewegungsdarstellung – verdeutlichen die Stärken der OLED-Technologie. Aber OLED hat auch eine Schwäche: die Haltbarkeit.
Das “O” in OLED steht für organisch, und organisches Material nutzt sich ab. Tatsächlich nutzt sich OLED durch die Lichteinwirkung (insbesondere durch blaues Licht) ab, wodurch das von den Pixeln erzeugte Licht mit der Zeit abnimmt.
Dieses Problem wird meist im Zusammenhang mit dem Einbrennen oder der Bildretention diskutiert. Der Einbrenneffekt tritt auf, wenn bestimmte Pixel auf einem OLED-Panel anders abbauen als die umliegenden Pixel, wodurch ein anhaltender Schatten im Bild entsteht.
Die OLED-Hersteller spielen dieses Problem allerdings herunter. LG gab 2016 an, dass seine OLED-Fernseher 100.000 Stunden durchhalten könnten, bevor sie auf die Hälfte ihrer ursprünglichen maximalen Helligkeit abfallen. Auf der aktuellen OLED-Seite des Unternehmens heißt es, dass eine „vernünftige, verantwortungsvolle Nutzung“ nicht zum Einbrennen führen sollte.
Wenn Sie sich selbst ein Bild davon machen wollen, empfehlen wir die Seite von Rtings Burn-In-Tests . Die Ergebnisse spiegeln einen Zeitraum von acht Jahren wider und zeigen, dass die Verschlechterung von OLED-Displays ein sehr reales Problem ist, dessen Schweregrad jedoch davon abhängt, wie Sie Ihr Display verwenden. Fakt ist: Wenn Sie einen langlebigen Bildschirm möchten, der auch eine exzessive Nutzung gut übersteht, ist OLED nicht die beste Wahl.
Kosten
Die Preisgestaltung von Monitoren ist nach wie vor ein wunder Punkt für PC-Enthusiasten. Grundsätzlich hängt der Preis von der Effizienz der Produktion ab.
„OLEDs in Tablets und Notebooks sind günstiger als Mini-LEDs, wenn man sie mit Apples iPad Pro und MacBook Pro vergleicht“, so Young. „Bei Bildschirmen hingegen sind OLEDs teurer als Mini-LEDs und nicht so hell.“
Untermauert wird dies durch die aktuelle Hardware. OLED-Panels sind zu vernünftigen Preisen in Notebooks wie dem Dell XPS 13 und dem Samsung Galaxy Book Pro erhältlich. OLED-Panels für Monitore hingegen sind so teuer, dass sich die meisten Hersteller damit stark zurückhalten. Der LG UltraFine 32EP950, der diesen Sommer kurzzeitig im Handel war, kostete in Deutschland beispielsweise rund 3.300 Euro.
Mini-LED ist ebenfalls teuer, aber (oft) günstiger als OLED. Beispielsweise kostet der super-ultrawideOdyssey Neo G9 von Samsung nur rund 2.200 Euro.
Dieser Vorteil wird sich wahrscheinlich in naher Zukunft fortsetzen. Die Preisgestaltung bei OLED-Bildschirmen hängt von der Verfügbarkeit von OLED-Panels ab, die nicht so häufig produziert werden wie LCD-Panels. Unternehmen, die Mini-LED-Displays bauen wollen, können die Hintergrundbeleuchtung weitgehend unabhängig vom LCD-Panel entwerfen und die Panels je nach Bedarf auf der Grundlage ihrer Fähigkeiten und Preise auswählen. Demzufolge gibt es mehr Möglichkeiten für Hersteller, Mini-LED-Displays in Notebooks und Monitoren anzubieten, was zu einer aggressiveren Preissenkung führen kann.
Zusammenfassend schneidet Mini-LED beim Preis besser ab, wenn auch (vorerst) nur bei Standalone-Bildschirmen.
Die Zukunft
Der Kampf zwischen OLED und Mini-LED ist eng, sehr eng. Mini-LED gewinnt bei Helligkeit, HDR, Haltbarkeit und Preis (bei Monitoren in voller Größe). OLED gewinnt bei Kontrast, Schwarzwert, Betrachtungswinkel und Bewegungsdarstellung. Was heißt das aber nun für die Zukunft?
Der große Durchbruch von OLED könnte mit der Einführung neuer Produktionsanlagen kommen. Nach Aussage Youngs sollen diese Anlagen “die Kosten für 10- bis 32-Zoll-Panels erheblich senken und OLED-Fabriken die gleiche Flexibilität wie G8.5-LCD-Fabriken erlauben, d. h. mehrere Anwendungen mit einer einzigen Fabrik zu realisieren”. Die ersten dieser neuen Fabriken sollen bis 2024 mit der Produktion von Panels beginnen.
Erschwingliche OLED-Displays scheinen verlockend, aber Wyatt verfolgt einen anderen Ansatz. Seiner Meinung nach wird die von Pixel Display propagierte Micro-LED-Technologie die Stärken von LCD und OLED vereinen und die Schwächen beider Technologien ausmerzen. Micro-LED ist allerdings eine Technik, die eher für die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts relevant ist. In der nächsten Zeit wird OLED versuchen, die Helligkeit und Haltbarkeit zu verbessern, während Mini-LED eine immer ausgefeiltere Hintergrundbeleuchtung anstrebt, um den Kontrast von OLED zu imitieren.
Dieser Artikel erschien im Original bei unseren englischsprachigen Kollegen von PCWorld und wurde ins Deutsche übersetzt.