Die Schlacht tobt, feindliche Einheiten drücken von Süden, Panzereinheiten brechen von Osten herein, wir erwidern das Feuer, da schlägt ein Panzergeschoss direkt links vor uns ein und der Razer Enki Pro HyperSense haut uns nach hinten und vibriert links. Razers neuer Hightech-Gaming-Chair warnt uns vor der Gefahr, drückt uns förmlich weg von der Explosion und zeigt auf der CES 2022, was die nächste Generation von Immersion bereithält: Die vierte Dimension, die Haptik, eine Art Next-Generation-Force-Feedback: „Uns geht es nicht nur darum, mehr Atmosphäre zu schaffen und das Spiel physisch erlebbar zu machen, sondern auch um eine neue taktische Komponente“, erklärt Ole Grosstueck, Business Manager Growth Peripherals bei Razer EMEA / Europe im exklusiven PC-WELT-Interview.
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„Der Razer Enki Pro HyperSense gibt dir das Gefühl der Gefahr, drückt Dich etwa physisch vom Einschlag einer Granate weg. Von der Philosophie her sagen wir: Wenn Du es im echten Leben fühlen würdest, dann soll das auch der Stuhl erlebbar machen. Ein Fluss, der so vor uns vorbei rauscht, der würde sich ja nicht auf unseren Körper auswirken. Wohl aber, wenn wir darin schwimmen. Oder wenn ein Baum vor uns auf die Straße kracht.

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Hypersense wurde ursprünglich für den Kopf entwickelt, als immersivere Audioerfahrung. Jetzt geht Razer ein ganzes Stück weiter und verbaut recht starke Vibrationsmotoren von D-Box mit einer Stärke von +/- 1G, die viel mehr können als den Stuhl um maximal 1,5 Zoll, also 3,8 Zentimeter zu kippen, neigen, nach links oder rechts wippen zu lassen, wobei auch das schon deutlich spürbar ist. Springen wir in Assassin’s Creed: Valhalla von einem Turm, lässt uns der Stuhl das spüren. Schlägt uns ein englischer Ritter von links, sorgt der Enki Pro HyperSense auf eine interessante Art dafür, dass wir das fühlen, dass uns der Treffer durchzuckt. Nicht auf diese unangenehme Tour, die oft Vergnügungsparks nutzen, denn niemand möchte wirklich beim Spielen durchgeschüttelt werden. Es ist mehr so ein Anrütteln, so ein „Hey, Pfeil von links, schnell mal in Deckung gehen. Oh, der Feind zieht sein Schwert von rechts oben voll durch, Schild hochstellen.“ Schlagen wir mit dem Schwert auf einen Schild, drückt uns der Stuhl dezent nach hinten, so wie das auch im echten Leben wäre, die Kraft würde ja auf unseren Körper wirken.
„Wir haben enorm viel Zeit damit verbracht, an der Balance zu schrauben“, erklärt Razers Peripherie-Manager. „Rein von der Kraft kann der Enki sehr viel, aber wenn wir das ganz ausspielen, war es zu wild in unseren Tests. Es geht uns nicht darum, eine Show abzufeuern, bei der du ständig heftig durchgeschüttelt wirst, weil es dann wie ein Gimmick wirkt. Sondern vor allem darum, im Orchester mit Spielestudios eine stärkere Atmosphäre zu kreieren und spielerischen Mehrwert zu bieten.“ Man spürt die Art der Waffe, aber auch viele andere atmosphärische Dinge, die sonst Spiele nicht so simulieren können – Wind etwa, wenn ein Sturm aufzieht und wir mit unserem Pferd über eine ungeschützte Anhöhe reiten, drückt uns der Enki nach hinten. Schwimmt Eivor durch Wasser, spürt man den Druck beim Schwimmen: Wir spüren, ob es sich um einen seichten See handelt oder einen wilden Strom. Springen wir von einer Klippe, drückt uns der Stuhl mit einer dezenten G-Kraft nach vorne, damit wir das Gefühl haben zu fallen…
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Wir spüren, ob uns jemand mit einem Schwert oder Morgenstern schlägt…

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Es geht Razer eher darum, Nuancen herauszuarbeiten, weniger um die maximale Intensität – werden wir am Rücken getroffen, sollen wir das spüren, es soll natürlich nicht schmerzen. Jede Waffe soll sich auch anders anfühlen, es ist ein Unterschied, ob der Feind mit einem schweren Breitschwert in Assassin’s Creed Valhalla auf unseren Schild eindrischt und der Stuhl uns nach hinten drückt, so als würde wirklich diese Last auf uns wirken. Oder mit einem Morgenstern, der brutal zuschlägt, aber nur kurz Druck ausübt. „Wir können etwa 30, 40 unterschiedliche Layer an Vibrationen übereinanderlegen und sehr individuell arbeiten. Die Elektronik spricht dann entsprechende Zonen im Stuhl an, damit die Vibration auch wirklich geortet werden kann“, erklärt Razers Ole Grosstueck. Deshalb arbeitet man auch mit den absoluten Experten auf diesem Gebiet zusammen: D-Box, jene Firma, die in Kinosälen auf der ganzen Welt für diesen Extra-Kick der Immersion sorgen, indem sie punktgenau zugeschnitten auf Bild und Ton Bewegungen und Vibrationen auslösen, ohne uns aus dem Sessel zu hauen. Vielmehr geht es oft um das Gefühl, Teil einer Verfolgungsjagd zu sein, dass sich der Sitz zur Seite neigt, wenn wir auf einem Motorrad sitzen – der Sitz muss sich gar nicht so extrem zur Seite neigen, wie Scarlett Johansson alias Black Widow im Film. Scarlett ist vielleicht auch etwas sportlicher unterwegs als wir nach all dem Weihnachtsgebäck.

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Besonders interessant finden wir, dass Razer hier nicht nur Gamer, sondern auch Cineasten ansprechen möchte: Im Trailer von Black Widow spüren wir, wenn uns ein schwer gepanzertes Fahrzeug von hinten in unseren ungepanzerten BMW X5 reinkracht. Und werden schon deutlich stärker durchgerüttelt, wenn Explosionen losgrölen, also die Intensität kann von Studios beliebig hochgeschraubt werden, denn auch das ist wichtig – würde der Enki Pro sich die ganze Zeit so ruckartig bewegen, könnte das durchaus anstrengend werden, deshalb setzt man hier bewusst Höhepunkte und arbeitet sonst auch gerne mit Nuancen. Der Enki Pro HyperSense basiert von seiner Design-DNA auf dem Razer Enki Pro, der schon einer der Referenz-Gaming-Chairs ist mit seiner 22-Zoll-breiten Sitzfläche, einem 100-Grad-Schulterbogen und Lordosenstütze für den Lendenwirbelbereich. „Wir wollten dieses D-Box-Gefühl, das physische Erleben von Spielen in einen klassischen Gaming-Chair integrieren, weil ganz ehrlich – die wenigsten von uns haben den Platz, um ein komplettes Cockpit ins Wohnzimmer zu stellen, sprich die Technologie muss im Stuhl untergebracht werden, in dem ich natürlich auch gut und komfortabel sitzen möchte“, erklärt Razers Experte für Stuhldesign. Allerdings jetzt auch mit leuchtenden Chroma-RGBs, die sich natürlich mit unseren anderen Chroma-Produkten synchronisiert.

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Leider geht man bei dieser Version noch nicht so weit wie bei Project Brooklyn, welches letztes Jahr auf der CES 2021 vorgestellt wurde – dort saß der Stuhl auf einer riesigen Chroma-Platte, damit das Licht atmosphärisch von unten strahlt, nicht nur vom Schreibtisch. Für die erste Generation von Razers neuen HyperSense-Stühlen steht die physische, mechanische Erfahrung klar im Vordergrund, die Chroma-RGB zeigt sich lediglich an der Kopfstütze, es ist also kein RGB-Stuhl, wie ihn sich viele Fans wünschen, der komplett blinkt wie ein Weihnachtsbaum. Diese 65.000 haptischen Variationen können den Enki Pro HyperSense wie gesagt um 3,8 Zentimeter maximal bewegen. Trifft uns eine Granate, schießt uns der Stuhl also nicht durch den Raum, er drückt uns eher nach hinten. Etwa in einem AMG Project One, wenn man richtig aufs Gas geht in Forza Horizon 5. Letztlich ist das eine Art-Force-Feedback, die aber nicht so extrem wie in Rennsitzen wirkt, wo wir ja mitunter regelrecht hin und herumgeworfen werden und uns festgurten müssen, sondern eher atmosphärisch sagt: „Hier endet die Piste und es wird holprig, bitte Fahrstil anpassen.“

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1G sind aber auch 1G, Studios können hier also von kleinen Nuancen auch durchaus in die Vollen geht, was wir vor allem in Forza Horizon 5 spüren: Jedes Terrain erzeugte ein anderes Gefühl. Wasser erzeugte etwas, das sich wie Wellen im Stuhl anfühlte, und Felsen lassen einen dann schon auch mal ein bisschen mehr durchrütteln, da hoppert der Enki Pro HyperSense dann auch gerne mal. „Ich vergleiche das gerne mit der Evolution vom DualShock zum DualSense der Playstation 5, wo ich wirklich spüre, was für eine Waffe ich gerade abfeuere – ob das eine Maschinenpistole mit Schalldämpfer ist oder ein Sturmgewehr mit viel Rückstoß. Es gibt einfach einen Unterschied, ob ich einen Titel nur spiele oder richtig fühle. Im Controller habe ich bereits diese Haptics, in einigen speziellen Razer-Headsets ebenfalls, wie dem Razer Kraken V3 Pro. Und jetzt bringen wir es eben auch auf die Stuhlebene. Nicht nur für Gaming, sondern auch Netflix, Disney+ und Amazon Prime, die unser Partner D-Box bereits im Programm hat.“ Der Razer Enki Pro HyperSense bringt quasi die D-Box-Erfahrung aus dem Kino in unser Wohnzimmer und für Gaming.
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In Forza Horizon 5 spüren wir jetzt die Schotterpiste

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Wichtig zu wissen: Dieses haptische Gefühl zieht sich über den ganzen Stuhl, es bezieht sich also nicht nur darauf, wie er sich bewegt, sondern wie wir einen Treffer in einem Shooter im Rücken spüren, wenn wir gegen eine Wand geschleudert werden. Oder über Stock und Stein driften in Forza Horizon 5. Stellt sich das Auto quer, stellt sich auch der Stuhl ein bisschen quer respektive neigt sich nach unten. Bei jeder harten Bodenwelle, rüttelt es uns dann doch ganz schön durch. Ob sich der Enki Pro Hypersense für Fitness-Liebhaber anbietet, um den Po zu trainieren? Nun, schauen wir mal. Auf jeden Fall merken wir jeden einzelnen Schaltvorgang, wie in einem richtigen Rennauto etwa bei der Paris Dakar, werden wir jedes Mal deutlich spürbar nach vorne gedrückt und dann bei der Beschleunigung wieder nach hinten. Assassin’s Creed Valhalla, der Formel-1-Simulator F1 2021 und Forza Horizon 5 sind die ersten offiziellen Spiele, die Razer bereits zeigt und bei denen man aktiv mit den Studios an der Umsetzung arbeitet. „Wir spüren auf jeden Fall, dass Spielestudios Lust an einer neuen Immersionsebene haben. Das merkten wir schon bei unseren HyperSense-Headsets, mit dem Enki Pro können wir natürlich deutlich mehr Körperteile ansprechen.“

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Richtig cool: Da D-Box die mechanische Base für Razer baut, kann man auch die gesamte D-Box-Gaming-Library zugreifen – optimiert sind bereits etwa zahlreiche Rennspiele wie Project Cars 3, WRC, Dirt Rallye 2.0, Ubisofts The Crew, Assetto Corsa oder auch Need for Speed Shift 2, was eher einen Realismus-Ansatz verfolgte. Auch andere Spiele können damit genossen werden, da Razers eigene Software Bewegungen, Angriffe etc. In jedem Spiel in Bewegung ummünzen kann, ob das dann allerdings so perfekt und mit direkter Reaktion des Stuhls funktioniert, müssen die Kalifornier erst noch beweisen. Geschehen wird das über eine Middleware, die etwa bei Sprüngen eben immer ein bisschen G-Kräfte auf uns wirken lässt. Nur eben standardisiert, nicht nuanciert und vom Entwickler für die Situation kalibiriert. Kleiner Wehrmutstropfen für alle, die mit einem Kauf liebäugeln: Leider muss der Stuhl via USB angeschlossen werden, verfügt also über keine Batterie – wer in seinem Gaming-Chair öfter mal hin und herfährt, der müsste hier wohl entsprechende Maßnahmen ergreifen. „Die Elektronik und der Motor ist ziemlich anspruchsvoll, das wäre mit einer Batterie schwer zu lösen. Ein Akku würde den Stuhl deutlich schwerer machen und wir brauchen auch diese Schnelligkeit von maximal fünf Millisekunden Latenz, deshalb setzen wir auf eine Kabellösung.“

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Ansonsten liefert der Razer Enki Pro Hypersense aber schon jetzt ein revolutionäres Spielgefühl, bei dem es gar nicht so sehr um die Intensität geht, wie bei vollmechanischen Racing-Simulatoren, wo man gerne einmal völlig verschwitzt aussteigt und vorher satt durchgerüttelt wird. Sondern eher um ruckartige Bewegungen, die die Immersion stützen, damit sich das Schalten in einem Paris-Dakar-Auto richtig und echt anfühlt und sich von einem Elektro-Supersportler wie dem AMG Project One unterscheidet etwa. Dass uns der Sitz mit ein bisschen G-Kräften nach vorne drückt, wenn wir von einer Klippe springen – wir wollen ja nicht wirklich aus dem Sitz fallen, sondern nur das Gefühl haben. Das wir es fühlen, wenn wir angesprengt werden in einem Shooter. Das Explosionen uns schon auch mal ein bisschen mehr durchrütteln dürfen und wir spüren, ob wir in Forza Horizon 5 durch die Wüste brettern, über Stock und Stein, wo die Piloten in echten Rallye-Autos förmlich herumgeschleudert werden. Oder durch eine Oase mit Wasserloch fahren. Oder eine Schotterpiste, wo uns die neue Generation der Gaming Chairs jedes Schlagloch spüren lässt.

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