Update 14.12.: Stellungnahmen von Renault und ADAC
Renault hat uns eine Stellungnahme zu dem unten beschriebenen Crashtest-Ergebnis und der Aussetzung des ADAC-Angebotes geschickt. Diese geben wir in vollem Wortlaut wieder (Fettungen sind von Renault): “1. Renault nimmt die Ergebnisse zur Kenntnis, die von Euro NCAP nach spezifischen Tests des ZOE E-TECH Electric gemäß dem neuen Protokoll, das 2020 eingeführt wird, veröffentlicht wurden.
2. Renault bekräftigt: Der Renault ZOE ist ein sicheres Fahrzeug und erfüllt alle gesetzlichen Sicherheitsnormen. Diese Normen entwickeln sich ständig weiter und werden sowohl in Bezug auf die Sicherheit als auch auf den Verbrauch immer strenger. Daher verbessert Renault seine Fahrzeuge permanent, um die Vorschriften auf allen Märkten, auf denen Renault Fahrzeuge verkauft werden, zu erfüllen.
3. Der ZOE wurde 2013 auf den Markt gebracht und erhielt damals 5 Sterne im EuroNCAP-Protokoll. Das EuroNCAP-Protokoll hat seit 2013 5 Änderungen erfahren. Bei gleicher Ausstattung kann ein Modell bei jeder Protokolländerung bis zu 2 Sterne verlieren.
4. Die Weiterentwicklung des aktuellen Zoe wurde 2017 beschlossen. Dabei wurde die passive Sicherheitsausstattung an die reale Unfallforschung angepasst und das Fahrzeug mit modernster ADAS-Ausstattung wie erweiterte Notbremsfunktion mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Spurhalteassistent und Spurhaltewarner unter Verwendung eines Radars und einer Kamera aktualisiert. Bereits heute gibt es für die meisten Versionen den automatischen Notbremsassistenten serienmäßig oder optional. Weitere Systeme sind, Verkehrszeichenerkennung, automatische Fern-/Abblendlichtschaltung, Toter-Winkel-Warner. Bezüglich des ADAC Angebots arbeiten wir gemeinsam mit dem ADAC an der Wiederaufnahme eines Angebotes zum 03.01.2022. Im Fokus wird dann eine Version erhöhter Sicherheitsausstattung inkl. Notbremsassistent stehen.” Zitat Ende
Auf die Verschlechterung beim Seiten-Airbag, die EuroNCAP ausdrücklich kritisiert, und die hohen Belastungswerte für die Körper der Insassen geht Renaults Stellungnahme nicht ein.
Stellungnahme des ADAC
Der ADAC erklärte auf unsere Nachfrage, warum er den Zoe derzeit nicht mehr anbietet: „Die jüngsten Ergebnisse von EURO NCAP waren auch für uns neu. Wir analysieren derzeit zusammen mit Renault und Euro NCAP, was die maßgeblichen Gründe für die Abwertung sind. Auf der Basis der aktuellen NCAP-Ergebnisse werden wir eine Neubewertung unseres Angebots vornehmen und dieses verbessern. Das Angebot wird so lange vorsorglich ausgesetzt.“ Zitat Ende
Update Ende
Beginn der ursprünglichen Meldung: Särge auf Rädern – Renault Zoe & Dacia Spring mit katastrophalen Crashtestergebnissen
Das gab es schon lange nicht mehr: Normalerweise erzielen moderne Autos gute bis sehr gute Bewertungen im EuroNCAP-Crahstest. Vier bis fünf Sterne sind mehr oder weniger der Normalfall, wie diese Übersicht beweist:

©EuroNCAP
Doch ausgerechnet der Renault Zoe, das meistverkaufte Elektro-Auto Deutschlands, sowie der Dacia Spring, eine der spannendsten, weil besonders günstige, Neuvorstellung unter den E-Autos, schneiden im EuroNCAP-Crashtest katastrophal ab. Laut Handelsblatt ist es sogar das erste Mal überhaupt, dass ein Fahrzeug keinen einzigen Stern erhält.
Renault Zoe: 0 von 5 möglichen Sternen
Das 2020 vorgestellte Facelift des Renault Zoe bekam im Crashtest keinen einzigen Stern. Ein beispielloses Desaster. Der Zoe bekam mit dem Facelift „einige Verbesserungen an der Batterie, aber keine zusätzliche Sicherheit“, wie EuroNCAP schreibt. Ganz im Gegenteil wurde der „Seitenairbag im Sitz, der früher Kopf und Brustkorb schützte, durch einen weniger wirksamen reinen Thorax-Airbag ersetzt, was eine Verschlechterung des Insassenschutzes bedeutet“, wie EuroNCAP kritisiert. Das vernichtende Fazit der Crashtester: „Der neue Zoe bietet insgesamt einen schlechten Schutz bei Unfällen, einen schlechten Schutz für ungeschützte Verkehrsteilnehmer und keine sinnvolle Technologie zur Unfallvermeidung, was ihn für alle Sterne disqualifiziert.“
ADAC entfernt Zoe aus seinem Angebot
Der ADAC bietet derzeit den Renault Zoe weder zur Finanzierung noch zum Leasing an. Auf der entsprechenden ADAC-Webseite steht nur zu lesen: „Bald wieder da!“. Die Automobilwoche hat allerdings offensichtlich herausgefunden, weshalb der ADAC die Kooperation derzeit ruhen lässt: Das katastrophale Ergebnis im Chrashtest habe den ADAC dazu bewogen auf die Nachbesserung von Renault zu warten.
Renault wiederum will nach diesem Bericht aber nicht etwa den dringend notwendigen Kopfairbag nachrüsten, sondern nur den gegen Aufpreis bereits erhältlichen Notbremsassistenten standardmäßig im Zoe verbauen. Das könnte vielleicht reichen, damit der Zoe nicht mehr mit unglaublichen 0 Sternen aus dem Crashtest kommt. An dem mangelhaften Insassenschutz würde das aber nichts ändern.
Dacia Spring: 1 von 5 möglichen Sternen
Mit dem Dacia Spring startete Renaults rumänische Billigmarke Dacia mit einem sehr preiswerten Fahrzeug in den Markt für Elektro-Autos. Mehr zu diesem günstigen E-Auto lesen Sie in diesen Berichten:
Ab 2021: Dacia verkauft sein erstes Elektroauto
Das günstigste E-Auto Deutschlands ist ab sofort bestellbar
Renault: Ab März 2021 Elektro-Auto zum Kampfpreis
Renault: Elektro-Auto für 10.920 Euro ab Herbst in Deutschland erhältlich
Doch beim Crashtest von EuroNCAP gab es für den Spring gerade einmal 1 Stern. Das ist fast ein genauso großes Desaster wie beim Zoe der Muttermarke.
Der Spring ist keineswegs eine Neuentwicklung, sondern basiert erheblich auf dem in China hergestellten Renault City K-ZE. Dieser wiederum stammt Renault Kwid ab, der laut EuroNCAP mehrere Jahre lang in Indien und Brasilien verkauft wurde. Die Crashtestergebnisse für den Spring zeigen, dass es ein „hohes Risiko lebensbedrohlicher Verletzungen für den Brustkorb des Fahrers und den Kopf des Beifahrers bei Frontalcrashtests und einen geringen Schutz des Brustkorbs beim Seitenaufprall“ gibt. EuroNCAP weiter: „Die mittelmäßige Crash-Performance und die mangelhafte Crash-Vermeidungstechnologie führen zu einer Ein-Stern-Bewertung für den Dacia Spring.“
Michiel van Ratingen, Secretary General of Euro NCAP, kommentiert: “Renault war einst ein Synonym für Sicherheit. Der Laguna war 2001 das erste Auto, das fünf Sterne erhielt. Die enttäuschenden Ergebnisse für den ZOE und den Dacia Spring zeigen jedoch, dass die Sicherheit bei der Umstellung des Konzerns auf Elektroautos inzwischen zum Kollateralschaden geworden ist. Noch vor ein paar Monaten behauptete Dacia, dass man ‘stets darauf bedacht sei, die Sicherheit für die Insassen zu erhöhen‘, und dass die Autos des Unternehmens stets über einen verbesserten Insassenschutz verfügen (siehe Autocar). Das ist eindeutig nicht der Fall: Diese Autos bieten nicht nur serienmäßig keine nennenswerte aktive Sicherheit, sondern ihr Insassenschutz ist auch schlechter als bei allen anderen Fahrzeugen, die wir seit vielen Jahren gesehen haben. Es ist zynisch, dem Verbraucher ein erschwingliches, umweltfreundliches Auto anzubieten, wenn der Preis dafür ein höheres Verletzungsrisiko im Falle eines Unfalls ist.”
Rikard Fredriksson, Berater für Fahrzeugsicherheit bei TRAFIKVERKET in Schweden, sagt: “Die Tests von EuroNCAP verdeutlichen die signifikanten Unterschiede, die entstehen, wenn die Entscheidung getroffen wird, das Sicherheitsniveau eines Fahrzeugs, das in Produktion bleibt, nicht zu verbessern. Besonders alarmierend ist die Herabstufung der Airbags durch den Hersteller, wenn sein Fahrzeug in anderen, nicht sicherheitsrelevanten Bereichen überarbeitet wurde. In dieser Veröffentlichung sehen wir Beispiele von Elektroautos mit ähnlichem Preisniveau, aber bemerkenswert unterschiedlichen Sicherheitsniveaus.”
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