Kann man mit einem Tesla Model Y Dual Motor Maximale Reichweite stressfrei bis auf das flache Land fahren, weit vom nächsten Tesla-Supercharger entfernt, und auf der Autobahn trotzdem möglichst immer mit flotten 150 km/h unterwegs sein, ohne dass man Angst haben muss, mit leerem Akku liegen zu bleiben? Wie gut klappt das Aufladen an der 230-Volt-Steckdose zu Hause? Wie schnell entlädt sich im Winter ein geparkter Tesla? Was ist das Model Y, das bald in Grünheide gebaut werden soll, überhaupt für ein Fahrzeug? Ein Alltagstest im November 2021 bei leichten Minusgraden.
Tesla Model Y Deutschland-Premiere: Alles was Sie wissen müssen

Fazit: Sportliches und komfortables Familien-Auto
Viel Platz und trotzdem sportlich und leise unterwegs, das ermöglicht das Model Y. Der Ein- und Ausstieg in das Model Y ist auf allen Plätzen sehr bequem und man hat eine sehr gute Rundumsicht – so gut, wie das bei modernen Autos mit ihren dicken A-, B- und C-Säulen eben möglich ist.
Die Verarbeitung des Innenraums macht in der „Premium-Ausstattung“ einen soliden Eindruck. Die Türen knallen aber laut zu und das Fahrwerk beziehungsweise die Federung könnte Tesla noch etwas sanfter auslegen.
Für ein Elektro-Auto bietet der Tesla Model Y eine bemerkenswerte Reichweite und dank Supercharger klappt das Aufladen schnell und unkompliziert. Die Fahrer-Assistenzsysteme funktionieren gut und ermöglichen ein entspanntes Vorankommen. Vom autonomen Fahren ist ein Tesla mit Autopilot aber noch weit, weit entfernt.
Unterschiede zwischen Model 3 und Model Y: Letzteres will hoch hinaus
Das Model Y ist vereinfacht gesagt ein höheres Model 3 mit deutlich mehr Platz, einem richtig großen Kofferraumvolumen und beeindruckender Durchlademöglichkeit sowie aufgrund der erhöhten Sitzposition mit mehr Überblick für die Insassen. Die größeren Abmessungen (Model 3: 4,69 Meter; Model Y: 4,75 Meter) und die höhere Karosserie (Model 3: 1,4 Meter; Model Y: 1,6 Meter) führen dazu, dass das Model Y deutlich schwerer als das Model 3 ist: Model 3 wiegt mit Dualmotor 1844 kg, das Model Y bringt mit gleicher E-Motor-Ausstattung dagegen 2003 kg auf die Waage. Das alles fordert seinen Tribut bei den Fahrwerten – die aber immer noch beeindruckend sind.

Fahrwerte: Extrem sportlich
Das Tesla Model 3 “Performance” (Listengrundpreis: 54.990 Euro)/”Maximale Reichweite” (Listengrundpreis: 49.990 Euro) sprintet in 3,3/4,4 Sekunden von 0 auf 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 261/233 km/h.
Die entsprechenden Werte für das höher gebaute Model Y: Von 0 auf 100 km/h sprinten in 3,7/5,0 Sekunden das Model Y “Performance” (Listengrundpreis: 63.990 Euro) beziehungsweise das Model Y “Maximale Reichweite” (Listengrundpreis: 56.990 Euro) und 250 km/h beziehungsweise 217 km/h sind die Angaben für die Höchstgeschwindigkeit (Performance/Maximale Reichweite).

©Tesla
Auch bei der Reichweite kann das windschnittigere Model 3 mit den etwas besseren Zahlen aufwarten: 547/614 Kilometer Reichweite sind es beim Model 3 (Performance/Maximale Reichweite), nur 480/507 Kilometer Reichweite dagegen beim Model Y (Performance/Maximale Reichweite).
Sowohl die Performance- als auch die Maximale-Reichweite-Variante des Model Y besitzen einen Dualmotor (also je ein E-Motor an Vorder- und Hinterachse) und Permanent-Allradantrieb (das Drehmoment wird laut Tesla per Digitalsteuerung auf die Vorder- und Hinterräder verteilt). Anders als beim Model 3 gibt es in Deutschland vom Model Y derzeit keine Variante nur mit einem Motor und Heckantrieb.

©Tesla
Achtung: Standard sind 19-Zoll-Räder. Wer 20-Zoll-Räder montiert, verringert die Reichweite. Beim Performance-Model-Y sind 20-Zoll-Räder Standard.

Familien-, reise- und alltagstauglich: Rasender Pampers-Bomber
Welche Karosserieform einem besser gefällt, ist Geschmackssache, doch objektiv alltagstauglicher ist ganz klar Model Y. Dieses elektrische Crossover-SUV schluckt problemlos das Gepäck einer vier- bis fünfköpfigen Familie oder auch mal einen Kühlschrank oder ein größeres Ikea-Regal, wenn ein Möbelkauf ansteht. Denn während das Model 3 sich mit einem Gepäckraumvolumen von 649 Litern zufriedengeben muss, klotzt das Model Y mit 854 Litern im hinteren Kofferraum und sogar mit einem maximalen Ladevolumen von 2158 Litern, wenn man die Rücksitzlehnen umlegt, weil es hier keinen Steg gibt, der die Lademöglichkeiten behindert.

Davon kommen weitere 117 Liter im vorderen Kofferraum. Man sitzt zudem auch hinten sehr geräumig.

Nicht ohne Grund ist es das Model Y, das Elon Musk in Grünheide fertigen lassen will. Denn der Formfaktor “kompaktes SUV/Crossover” kombiniert mit dem beeindruckend sportlichen Fahrverhalten eines mehr als ausreichend motorisierten Elektro-Autos dürfte hierzulande die größten Verkaufschancen haben.

Der Herausforderer: Volkswagen dürfte mit dem ID.5 gegen das Tesla Model Y antreten wollen. Mehr dazu lesen Sie in ” ID.5 vorbestellbar: VWs E-Top-Modell gegen Tesla Model Y – Vorteile & Nachteile “.
Unser Tesla-Testkandidat: Maximale Reichweite mit Premium-Diensten und „Volles Potenzial für autonomes Fahren”
Deshalb haben wir ein Model Y Maximale Reichweite (Preise ab 56.990 Euro; in 5 Sekunden auf 100 km/h, 217 km/h Höchstgeschwindigkeit, 507 Kilometer theoretische maximale Reichweite; offizieller Stromverbrauch: 16.9 kWh/100 km) im Langstreckeneinsatz getestet und sind damit mal eben von München aus in die Oberpfalz und anschließend in den Bayerischen Wald bis nahe an die Grenze zur Tschechischen Republik gefahren. Immer mit mindestens 140 oder besser 150 km/h, sofern der Verkehr auf der Autobahn und die Geschwindigkeitsbeschränkungen das zuließen.

©Tesla
Viele Ablagen und viel Platz, optionale Anhängerkupplung
Den Insassen stehen überall im Innenraum Verstaumöglichkeiten zur Verfügung. Allein unter der Mittelkonsole verschwinden nicht nur Kleinteile wie Geldbeutel, Schlüssel oder Handys, sondern locker auch kleine Handtaschen oder kleine Einkäufe. Tesla hat zudem vorne in der Mittelkonsole zwei induktive Ladeplätze für Smartphones untergebracht, außerdem gibt es tief innen und hinten an der Mittelkonsole zusätzlich USB-Buchsen.

©Tesla
Die größeren Einkäufe, also die in großen Tüten oder Körben, verstauen Sie verrutschsicher am besten in den beiden größeren Mulden unter dem hinteren Kofferraumboden oder in den beiden Vertiefungen links und rechts vom hinteren Kofferraumboden. Auch der vordere Kofferraum steht für Kleinteile noch zur Verfügung, dort befinden sich aber standardmäßig auch die Ladekabel (für 230-Volt-Standardsteckdose und für Ladesäulen). Große, sperrige Teile legen Sie dagegen auf den hinteren Kofferraumboden. Wenn Sie die Lehne der Rücksitze umlegen, dann bekommen Sie – aufgrund der niedrigen Ladekante durchaus bequem – auch größere Möbel im Model Y unter.
Tesla liefert derzeit aber noch keine Kofferraumabdeckung.
Falls das immer noch nicht reicht, können Sie in der Tesla-Niederlassung eine abnehmbare Anhängerkupplung nachrüsten lassen, aus Stahl, Klasse II für Anhängelasten bis zu 1.600 kg. Ab Werk kann diese nicht montiert werden, sie wird in jedem Fall erst bei/nach der Auslieferung angebracht. Preis: 1350 Euro.
Die spannendsten Automobil-Artikel auf pcwelt.de
Die Geschichte des VW Golf in Wort und Bild
Porsche 911: Alle 8 Sportwagen-Generationen in Wort und Bild
VW Bus T1 bis T6.1: Die Geschichte des Kult-Transporters
Alle Auto-Tests der PC-WELT auf einen Blick
Auto-Test-Videos der PC-WELT: Audi, BMW, Daimler, Carplay, Tesla, Porsche, VW
Hinweis: Die Option, das Model Y mit einer dritten Sitzreihe auszurüsten, gibt es derzeit in Deutschland noch nicht.
Blick nach oben: Ein optisches Highlight, das tagsüber für einen hellen freundlichen Innenraum sorgt und nachts den Blick zu den Sternen ermöglicht, ist das riesige durchgehende Panoramadach aus Glas, das anders als beim Model 3 nicht durch einen Steg unterbrochen wird. Das durchgehende Glasdach ist Serie, ebenso wie kabelloses Laden und mehrere USB-Buchsen.
Audi hat das Glasdach übrigens für seinen E-Tron GT übernommen. Mehr dazu lesen Sie in Test: Audi E-Tron GT quattro und RS jagen Tesla – aber ohne AR-Drohne .
Bedienkonzept: Bekannt puristisch
Das wirklich extrem puristisch gestaltete Bedienkonzept haben wir bereits in unserem Test des Model 3 Performance vorgestellt, auch im Video zeigen wir es. Grundsätzlich ist das eine tolle Sache, nur beim Öffnen des Handschuhfachs schießt Tesla über das Ziel hinaus – dass man dafür den entsprechenden Menü-Punkt auf dem Touchscreen suchen muss, ist zu viel des Guten. Immerhin: Sie können das Handschuhfach auch per Sprachbefehl öffnen.
Tesla Model 3 im Test + Video: Irrer Sprint, rasanter 15-Zöller und always online
Doch davon abgesehen lässt sich der Tesla sehr einfach bedienen: Links auf der Prallplatte des Lenkrads befindet sich ein Regelrad für lauter/leiser/mute und für vorwärts/rückwärts im Menü/Playliste. Rechts auf der Prallplatte des Lenkrads ist dagegen ein Regelrad für das Einstellen des Abstands, den der Tesla-Autopilot zum vorausfahrenden Fahrzeug halten soll, sowie für den Start der Sprachsteuerung: Sie drücken also einmal auf das rechte Regelrad und sagen dann „Navigiere mich zu XXX“, oder „Erhöhe Temperatur um 2 Grad“ oder „Sitzheizung aus“ oder „Lenkradheizung aus“ oder „Handschuhfach öffnen“, um nur einige Beispiele zu nennen. Das klappte im Test zuverlässig.

©Tesla
Der Warnblinkschalter befindet sich oben vorne in der Mitte des Daches. Blinker und Fernlicht funktionieren wie gehabt mit dem linken Hebel hinter dem Lenkrad, mit dem Sie zugleich einmal den Scheibenwischer und die Scheibenwaschanlage bedienen – für die weitere Bedienung des Scheibenwischers benötigen Sie wieder das entsprechende Menü auf dem 15-Zoll-Touchscreen. Der rechte Hebel hinter dem Lenkrad dient als Automatik-Wahlhebel. Außerdem startet ein Druck nach unten das ACC/den Autopilot und wenn Sie zwei Mal nach unten drücken, wird zusätzlich der aktive Lenkassistent aktiviert.

Sie öffnen und starten den Tesla entweder mit der Keycard oder mit dem Smartphone, das Sie mit Hilfe der Keycard entsprechend konfigurieren müssen.
Ohne Touchscreen geht fast nichts
Das Herzstück ist wie schon bei Model S, X und 3 der große Touchscreen in der Mitte des Armaturenbretts, der beim Model Y genauso wie beim Model 3 horizontal angebracht ist und 15 Zoll misst. Hier nehmen Sie nicht nur alle Einstellungen vor, sondern sehen auch die Google-Maps-Karte für die Navigation inklusive Verkehrslagedarstellung, wählen Ihre Unterhaltungsquelle (DAB, Webradio, Bluetooth-Streaming vom Smartphone), bedienen Heizung/Klimaanlage oder gönnen sich eines der zahlreichen mitgelieferten Spiele, die gerade während eines Ladestopps Abwechslung versprechen. Auf dem Touchscreen verfolgen Sie auch den Ladevorgang.

Während der Fahrt sehen Sie links auf dem Touchscreen, wie Ihr Fahrzeug seine Umgebung über die vielen verbauten Kameras wahrnimmt. Falls Sie “Mit Autopilot navigieren“, dann zeigt Ihnen der Tesla auf dem Bildschirm auch an, wann Sie die Spur wechseln sollen.
Den vorderen und hinteren Kofferraum öffnen Sie ebenfalls über den Touchscreen, wobei Sie den hinteren Kofferraum glücklicherweise auch traditionell direkt an der Heckklappe öffnen können.
Zusammenfassung: „Premium-Innenraum“:
- Vordersitze mit elektrischen Verstellfunktionen
- Beheizte Vorder- und Rücksitze
- Sitze der 2. Reihe, die flach umgeklappt werden können
- Komplett veganer Innenraum (also keine Ledersitze)
- Premium-Audiosystem: 14 Lautsprecher, 1 Subwoofer, 2 Verstärker und Klangfeldprozessor
- LED-Nebelscheinwerfer
- Getöntes Glasdach mit UV- und Infrarot-Schutzschicht
- Elektrisch einklappbare beheizbare Aussenspiegel
- Musik & Medien über Bluetooth
- Individuelle Fahrerprofile
- HEPA-Luftreinigungsfilter für den Innenraum
- Mittelkonsole mit Staufächern, 4 USB-Anschlüssen und Dockingstation für 2 Mobiltelefone
Übrigens: Auf dem Touchscreen können Sie den Waschanlagen-Modus auswählen. Dieser verhindert zum Beispiel, dass die Klappe vom Ladeanschluss aufgeht, wenn die Bürsten der Waschanlage dagegen drücken.

Fahreindrücke
Das Fahrwerk ist straff ausgelegt, man spürt Unebenheiten durchaus. Das können andere Hersteller besser.
Der Fernlicht-Assistent funktioniert zwar grundsätzlich, blendet aber offensichtlich oft zu spät ab. Uns signalisierten entgegenkommende Autos immer wieder per Lichthupe, dass wir sie blenden.

Tesla-App: Auto-Schlüssel und Fernbedienung
Die App lässt sich wie gesagt auch zum Aufsperren und Starten des Fahrzeugs verwenden. Darüber hinaus sehen Sie damit jederzeit den Ladestand des Akkus beziehungsweise die Reichweite, können den Tesla aus der Ferne vorheizen/klimatisieren lassen und auch den Wächtermodus einschalten.

Außerdem zeigt Ihnen die App den GPS-Standort des Wagens an. Bis zu einem gewissen Grad können Sie den Tesla mit der App auch fernsteuern und zum Beispiel aus engen Parklücken ohne Fahrer herausfahren lassen.

Die App entsperrt beeindruckend schnell, erfordert hierzu aber Bluetooth. Dann sperren Sie damit den Tesla aber praktisch ohne merkbare Verzögerung auf und ohne dass Sie dafür das iPhone oder Android-Smartphone aus der Tasche nehmen müssen! Bequemer geht es nicht. BMWs Umsetzung von Apple Carley kann in Sachen Komfort derzeit nicht mithalten: Apple Carkey im Test: BMW mit iPhone öffnen und losfahren (“BMW Digital Key”). Erst mit dem hochpreisigen und derzeit auf den Straßen kaum anzutreffenden BMW iX ist es möglich, einen BMW ähnlich komfortabel wie einen Tesla aufzusperren. Die Masse der BMW-Besitzer muss dagegen erst noch ihr Handy aus der Tasche ziehen und gegen den Türgriff halten.

Im Betrieb gab es mit der Tesla-App keine Probleme, außer als die Tesla-Server einmal down beziehungsweise nicht mehr erreichbar waren. Mehr dazu lesen Sie hier: Tesla-App konnte sich nicht mit Auto verbinden – Elon Musk verrät Grund. Der Ladevorgang wurde durch den Serverausfall aber nicht unterbrochen.

In der App aktivieren Sie auch den Wächter-Modus: Dann überwacht der Tesla mit seinen Kameras kontinuierlich die Umgebung des Fahrzeugs, wenn Sie Ihren Tesla unbeaufsichtigt zurücklassen. Sobald er eine Aktivität erkennt, zeichnet er ein Video auf.

Langstrecke auf der Autobahn, aufladen zu Hause und am Supercharger
Für Elektro-Autos ist die Langstrecke die größte Herausforderung, insbesondere im Winter. Mal eben bei Minusgraden und mit Sitz- und Lenkradheizung von München 150 Kilometer in den Norden fahren und noch schnell weitere 200 Kilometer dranhängen, kann man im Tesla zwar machen. Bei der Routenberechnung weist der Tesla dann aber darauf hin, dass man unter 120 km/h fahren sollte, um das Ziel zu erreichen. Doch entspannter fährt es sich mit ausreichend Strom im Akku. Die bequemste Lösung dafür sind die Tesla-Supercharger. Tatsächlich zeigt der Tesla bereits beim Ermitteln der Route an, ob und wo man zwischendurch aufladen sollte. Darüber muss sich der Fahrer also keine Gedanken machen – top!

Unter optimalen Bedingungen können Sie an den neuesten Superchargern bis zu 241 Kilometer Reichweite in 15 Minuten aufladen. Allerdings wird dieses optimale Ladetempo nicht immer erreicht beziehungsweise durchgehend gehalten. Gegen Ende einer vollständigen Aufladung drosselt der Tesla die Ladegeschwindigkeit ohnehin, um seine Akkus zu schonen.




Ansonsten kann man auf Google-Maps-Anwendungen im Tesla jederzeit selbst nach Superchargern in der Nähe suchen. Doch „Nähe“ ist relativ. Wenn man tiefer in den Bayerischen Wald vordringt und den Supercharger in Hengersberg hinter sich gelassen hat, werden die von Tesla unterstützten Auflademöglichkeiten knapp.

Da stellt sich natürlich die Frage: Kann ich auch bei Freunden, Bekannten, Verwandten in deren Garage ohne Wallbox an der üblichen 230-Volt-Steckdose aufladen? Antwort: Ja, das geht, doch dafür braucht man Zeit. Selbst wenn man die ganze Nacht durchlädt, ist der Akku am Morgen noch nicht voll, wenn er am Abend ziemlich leer war.


Als Notlösung, sofern man ausreichend Zeit mitbringt, eignet sich die 230-Volt-Steckdose also durchaus. Sie ist aber keinesfalls eine Dauerlösung, wenn man den Tesla jeden Tag für längere Fahrten nutzen möchte.
Apropos Hengersberg: Normalerweise lotst die Navigation den Tesla bis unmittelbar vor den Supercharger. In Hengersberg schwächelte das Navi aber etwas und beendete die Navigation rund 100 Meter vor dem Supercharger, der zudem von einer großen Tankstelle verdeckt wurde.

Akku entleert sich auch im geparkten Zustand
Im Winter ganz wichtig: Der Tesla verliert beim Stehen im Freien spürbar an Reichweite. Die Tesla-App zeigte uns an, dass unser am Straßenrand abgesteller Tesla am 23.11.2021 zwischen 8.33 Uhr und 16.03 Uhr 12 Kilometer Reichweite verlor, ohne dass wir an dem Fahrzeug etwas gemacht hatten. Die Außentemperatur betrug morgens um die 0 Grad und gegen 16 Uhr um die 5 Grad. Auf den ganzen Tag hochgerechnet und insbesondere unter Berücksichtigung, das im Winter nachts auch Minusgrade erreicht werden, verlor unser Testwagen also an nur einem Tag weit über 20 Kilometer Reichweite.

Premium-Dienste
Unser Testfahrzug war mit dem Paket „Premium-Konnektivität” ausgestattet. Bei der Übergabe eines Neufahrzeugs kann der Kunde dieses Paket 30 Tage lang gratis testen und danach entweder kostenpflichtig für 9,99 Euro pro Monat buchen oder darauf verzichten.
„Premium-Konnektivität“ umfasst diese Dienste:
- Echtzeit-Verkehrsflussanzeige (die Karte von Google Maps zur Navigation sowie die Echtzeit-Verkehrslagedaten von Google sind dagegen immer kostenlos nutzbar)
- Satellitenbildkarten
- Video-Streaming, Zugriff auf Inhalte von Netflix, Youtube, Twitch und anderen Anbietern (wobei Sie den entsprechenden Dienst wie zum Beispiel Netflix noch separat buchen müssen!)
- Caraoke
- Musik-Streaming (Spotify)
- Internet-Browser (der im Test aber langsam funktionierte; wir empfehlen das Surfen mit dem Smartphone)

Alle Details zu den Premium-Diensten, die nicht mit dem erweiterten Autopilot verwechselt werden dürfen – diesen verkauft Tesla separat – finden Sie hier.

Autopilot mit automatischem Spurwechsel und Abfahren von der Autobahn
Der Autopilot von Tesla nimmt insbesondere in seiner Ausbaustufe „Enhanced Autopilot“ dem Fahrer durchaus Arbeit ab. Wir empfanden ihn als angenehm – genauso wie die ACC-Systeme von Audi, BMW, Daimler und Volkswagen. Vom autonomen Fahren ist Tesla mit seinem Autopilot aber noch genauso weit entfernt wie die deutschen Automobilhersteller. Wir kamen während unseres Tests täglich mehrmals in Situationen, in denen der Autopilot falsch oder gar nicht reagierte und wir korrigierend eingreifen mussten.
Ein Problem waren zum Beispiel ” Phantombremsungen “, also Situationen, in denen das Model Y grundlos stark abbremste – für den nachfolgenden Verkehr gefährlich! In Autobahn-Baustellen beispielsweise war das der Fall, wenn wir der gelben Ersatzmarkierung folgten und dann eine weiße Sperrmarkierung, wie sie typisch ist bei Autobahnausfahrten, überfahren mussten. So eine Phantombremsung in einer Baustelle ist ja noch nachvollziehbar, doch wir haben auch mindestens zwei Mal starke Abbremsungen ohne erkennbaren Grund erlebt – einmal als wir flott auf der Überholspur auf der Autobahn unterwegs waren. Möglicherweise brachte das Fahrzeug, das wir gerade überholten, den Autopilot durcheinander.

Verkehrszeichen mit Geschwindigkeitsbegrenzungen erkannte der Tesla übrigens fast nie, wie wären also fast immer mit falscher – also zu hoher – Geschwindigkeit unterwegs gewesen, wenn wir uns auf den Tesla verlassen hätten! Rote Ampeln erkannte der Tesla dagegen immer zuverlässig.

Sie haben vier Optionen für das Fahren im Tesla, soweit es den Autopilot angeht:
- Sie schalten ihn aus
- Sie nutzen den automatischen Abstandhalter nach vorne – dazu drücken Sie einmal den rechten Lenkradhebel nach unten. Diese Funktion ist immer vorhanden und heißt „Basis-Autopilot“. Notbremsautomatik, Auffahrwarnung und Totwinkel-Überwachung gehören hier ebenfalls zur Ausstattung.
- Sie lassen den Tesla zusätzlich auch die Spur halten – dazu drücken Sie den rechten Lenkradhebel zwei Mal nach unten. Diese Funktion gehört ist ebenfalls im Basis-Autopilot enthalten
- Sie lassen den Tesla zusätzlich automatisch abbiegen, passend zur laufenden Navigation. Dazu tippen Sie auf den blau hinterlegten Button „Mit Autopilot navigieren“ auf dem Touchscreen unterhalb der Google-Maps-Navigationshinweise. Diese Funktion gehört zu „Enhanced Autopilot“, der 3.800 Euro Aufpreis kostet (inklusive „Mit Autopilot navigieren“, aktiver Spurwechsel-Assistent, Autoparken, Herbeirufen)
Den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und auch das automatische Spurhalten erledigt der Autopilot gut, entspanntes Vorwärtskommen auf der Autobahn ist damit garantiert. „Mit Autopilot navigieren“ funktioniert aber nur bei wenig Verkehr auf der Autobahn. Dann schafft es der Tesla tatsächlich, korrekt die Abfahrt zu nehmen. Bei großem Gedränge auf der Autobahn klappt das aber nicht.

Der Tesla wechselt bei „Enhanced Autopilot“ zudem auf der Autobahn auch automatisiert die Spur und überholt langsamere Fahrzeuge sowie schert nach dem Überholvorgang selbstständig wieder ein. Das erfolgt aber sehr defensiv und nur, wenn kaum Verkehr herrscht und vor allem keine schnellen Links-Spurfahrer unterwegs sind. Diese Funktion hat Tesla ganz offensichtlich nicht für die auf deutschen Autobahnen herrschende Ellbogen-Mentalität ausgelegt, sondern sie entstammt eher der entspannten defensiven Fahrweise auf US-Highways.

©Tesla
Will man auch noch die Ampel- und Stoppschild-Erkennung nutzen, muss man das „Volle Potenzial für autonomes Fahren” für 7.500 Euro Aufpreis dazu buchen.
Man muss den Autopilot unbedingt als Komfort und keinesfalls als Sicherheitssystem verstehen. Dann profitiert man davon und er erleichtert das Fahren ungemein.

Baustellen-Markierungen dagegen überfordern den Autopilot, in solchen Situationen müssen Sie die Spurführung selber übernehmen. Ebenso überforderte eine neue dreispurige Autobahn den Spurhalte-Assistent, der uns hier immer wieder auf die mittlere Spur lenken wollte, von der er dachte, dass sie die rechte ist.
