Das Wallstreet Journal berichtet über ein geheimes Lagerhaus von Intel. Es befindet sich an einem geheimen Ort in dem zentralamerikanischen Land Costa Rica. Intel lagert dort alte Hardware und Software, um jederzeit Angriffsszenarien, neu entdeckte Sicherheitslücken und sicherheitsrelevante Konfigurationen nachstellen zu können.
Denn vor ein paar Jahren, so das Wallstreet Journal, sei den Intel-Verantwortlichen klar geworden, dass Intel keine strukturierte Methode dafür entwickelt habe, um alte Technik vorzuhalten, damit Sicherheitslücken, die in älteren Chips oder in älterer Software entdeckt werden, nachgestellt und dafür Sicherheits-Updates/Patches entwickelt werden können. Den Intel-Entwicklern stand auch keine ältere Hardware zur Verfügung, um darauf selbst nach Sicherheitslücken suchen zu können. Bestimmte Komponenten, wie zum Beispiel Intels Sandy-Bridge-Prozessoren (2011 bis 2013 gefertigt), waren so selten, dass die Intel-Sicherheitsexperten danach das Internet durchforsteten und tatsächlich auf eBay danach Ausschau hielten.
Intel beschloss dieses Problem grundsätzlich zu lösen. Der Chip-Gigant legte ein Lagerhaus samt Labor an, das vollgestopft mit alter Hardware und Software ist. Mit diesen Komponenten können Intels Sicherheitsexperten dort nun jederzeit Szenarien nachstellen oder in alten Chips nach Sicherheitslücken suchen und dafür dann (Microcode)-Patches entwickeln, wenn das nötig werden sollte. Wie wichtig das ist, zeigen die riesigen Sicherheitslücken, die 2018 in den Intel-Prozessoren entdeckt wurden, siehe den Beitrag Meltdown und Spectre: Ist meine CPU betroffen? Was muss ich tun?
Deshalb wurde Costa Rica für das Intel-Lager ausgewählt
Mitte 2018 begann Intel mit der Planung und in der zweiten Jahreshälfte 2019 wurde das Labor samt Lager in Betrieb genommen. Auf Costa Rica fiel die Wahl anscheinend deshalb, weil Intel dort bereits eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung hatte. Dort lagert Intel nun die gesamte Bandbreite seiner Produkte und hält diese Geräte auch für Ferntests bereit. In dem Lagerhaus werden laut Wallstreet Journal rund 3.000 Hard- und Softwaregeräte gelagert, die etwa ein Jahrzehnt zurückreichen. Intel plant für 2022 eine Erweiterung, bei der die Fläche von jetzt 1300 Quadratmeter auf dann 2500 Quadratmeter fast verdoppelt werden soll, sodass die Einrichtung 6.000 Computergeräte aufnehmen kann.
Intel-Ingenieure können von dem Labor eine bestimmte Maschine in einer Konfiguration ihrer Wahl anfordern. Sie wird dann von einem Techniker zusammengebaut und ist über Cloud-Dienste online zugänglich. Das Labor ist 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in Betrieb, wobei in der Regel etwa 25 Ingenieure pro Schicht arbeiten. Der Zugriff auf die dort zusammengebauten Maschinen ist von jedem Punkt der Erde aus möglich.
Selbstverständlich überwacht Intel den Zugang zu dem Lagerhaus streng und hält sogar dessen genauen Standort geheim. Marcel Cortes Beer, ein Manager des Labors, sagte, dass es jeden Monat etwa 1.000 Anfragen zum Bau von Geräten für Remote-Sicherheitstests erhält und dass wöchentlich 50 neue Geräte eingehen würden.