Ihr Smartphone bekommt kein Android 12 mehr ? Oder das Update kommt erst sehr spät? Als erstes haben die Google-eigenen Pixel-Geräte Android 12 erhalten, Hersteller anderer Smartphones lassen sich oft mehr Zeit, das System anzupassen, weshalb es mitunter zig Monate dauern kann, bis auch Sie die neueste Version erhalten. Ein Glück, dass Sie einige Top-Funktionen nachbauen können.
Mehr Personalisierung und Funktionen durch einen Launcher
Android 12 bringt eine komplett neue Designsprache mit, genannt „Material You“. Mit ihrer Hilfe lässt sich das Betriebssystem besonders flexibel personalisieren, was die Optik angeht. Vor allem die ständig präsenten Animationen beim Scrollen durch Menüs sowie die anpassbaren Symbole und die Farbpaletten stehen dabei im Vordergrund: Passend zu dem gewählten Hintergrund stellt Ihnen Android 12 verschiedene Farbschemata zur Auswahl, die sich auf Symbole, Schrift wie auch zusätzliche Designelemente auswirken.
Einen ähnlichen Funktionsumfang bekommen Sie mit dem Nova Launcher. Wählen Sie beim ersten Öffnen „Komplett neu starten“ bitte das gewünschte Farbschema und die Art, wie Sie die App-Übersicht öffnen möchten. Wechseln Sie zu den „Nova-Einstellungen“ und zu „Erscheinungsbild“. Hier haben Sie sodann die Möglichkeit, unter „Animationsgeschwindigkeit“ beispielsweise die Übergangsanimationen beim Öffnen der App-Übersicht einzustellen und unter „App-Animation“ die Eigenheiten ehemaliger Android-Versionen beim Öffnen und Schließen von Apps zu simulieren.

Wenn Sie den Homescreen Ihres Android-Geräts nach Ihrem Geschmack gestalten, rufen Sie in den Nova-Einstellungen den „Startbildschirm“ auf. Darin dürfen Sie – wie bei Android 12 – die Anzahl der Icons auf dem Homescreen anpassen und auch die Farbe der Bildlaufanzeige. Die Anzahl der Icons in der App-Übersicht sowie die Hintergrundfarbe ändern Sie über „Übersicht“, das Layout der Symbole und deren Farbgebung über „Ordner“ sowie über „Erscheinungsbild / Symbolstil“.
Android 12: Diese Smartphones erhalten das Update
Benachrichtigungen als Widget auf dem Homescreen

Google hat bei Android 12 die Benachrichtigungen nochmal überarbeitet. So werden diese nach Apps gruppiert und lassen sich bei Bedarf ausklappen. Mit einem Klick öffnen Sie die dazugehörige App.
Die App Notification Widget sortiert Ihre Benachrichtigungen zwar lediglich nach Eingang, bringt sie Ihnen dafür aber auf den Homescreen. So ist die Übersicht noch besser lesbar, und Sie müssen nicht erst den Umweg über die Benachrichtigungsleiste gehen. Und das Beste: Die App funktioniert auch mit Launchern wie dem bereits genannten Nova Launcher.
Wählen Sie nach dem Start die Schaltfläche „Zugriff auf Berechtigungen prüfen“, und erlauben Sie dem Notification Widget, auf die Geräte- und App-Benachrichtigungen zuzugreifen. Tippen Sie hierzu einfach auf den App-Eintrag in der Liste und legen Sie den Schieberegler danach auf aktiv um. In der Hauptansicht des Notification Widget tippen Sie nun auf „Neues Widget hinzufügen“ und „Zum Startbildschirm hinzufügen“. Jetzt öffnet sich ein Menü, in dem Sie diverse Einstellungen vornehmen können, die das Design des Widgets betreffen. Auch die Anzeige von Uhrzeit, Datum und Akkustand dürfen Sie hier deaktivieren, um Platz zu sparen. Allerdings sind einige der Optionen wie zum Beispiel das Anpassen der Header- und der Schriftfarbe oder das Priorisieren von Apps der Vollversion für 2,69 Euro vorbehalten.
Einhandmodus für einfachere Bedienung mit dem Daumen

Gerade bei größeren Smartphones ist die Bedienung mit nur einer Hand schwierig. Google hat Android 12 deshalb einen Einhandmodus spendiert, mit dessen Hilfe Sie Ihr Smartphone nur mit dem Daumen bedienen können. Aber auch mit einer App wie Quick Cursor ist das möglich. Nach dem ersten Start bietet die App ein kurzes Tutorial, das dabei hilft, sie in den Einstellungen als „Bedienungshilfe“ zu hinterlegen. Tippen Sie auf den Eintrag „Quick Cursor“ und stellen Sie den Regler auf aktiv. Bestätigen Sie die verlangten Berechtigungen.
Um den Einhandmodus zu nutzen, wischen Sie mit dem Daumen vom rechten oder linken Bildschirmrand zur -mitte. Es erscheint nun der sogenannte Tracker unter Ihrem Daumen, ein rundes Feld, mit dem Sie wiederum den Cursor weiter oben bewegen. Ein Tipper löst die Eingabe aus. In den Einstellungen dürfen Sie die seitlichen Flächen anpassen, über die Sie mit Ihrem Daumen den Cursor aktivieren. Weitere Einstellungen wie Cursor- und Trackergröße, lange Klicks, schwebende Cursor und mehr sind nur über die Pro-Version für 2,49 Euro möglich.
Aktivitäten von Mikrofon und Kamera überwachen

Ein neues Sicherheits-Feature, das sich Android 12 bei iOS abgeguckt hat, ist die visuelle Benachrichtigung, sobald eine App auf die Kamera und/oder das Mikrofon zugreift. Ist dies der Fall, leuichtet es oben am Bildschirmrand grün.
Mithilfe der App Privacy Indicators haben Sie die Mikrofon- und Kameraaktivitäten Ihres Smartphones ebenfalls im Blick. Hinzu kommt noch, dass der Entwickler angekündigt hat, in Bälde auch einen Indikator für die Standortbestimmung in der App zu implementieren.
Die Einrichtung der App geht ganz einfach vonstatten: Nach dem ersten Start aktivieren Sie die „Privacy Indicators“ via Schieberegler und erteilen die notwendige Berechtigung in den „Bedienungshilfen“. Danach werden Sie in das Hauptmenü geleitet, in dem Sie die Indikatoren für Kamera, Mikrofon und zukünftig auch für die Standortbestimmung aktivieren. Unter „Customize Indicators“ dürfen Sie die Farbe, die Größe, das Design sowie die Position der Anzeige bestimmen. Unter „Indicator Logs“ finden Sie den Verlauf aller Aktivitäten.
Die App Privacy Indicators macht Sie darauf aufmerksam, wenn eine Applikation auf das Mikrofon und/oder die Kamera zugreift. Die Symboleinblendungen lassen sich flexibel anpassen und platzieren.

Standortungenauigkeit mit falschen GPS-Angaben
Zahlreiche Apps verlangen die Standortfreigabe, damit sie funktionieren. Diese Berechtigung sollte man allerdings nicht unüberlegt erteilen: Macht die genaue Position des Benutzers bei einer Navigations-App oder bei einem Katastrophenalarm Sinn, ist dies bei einer Schnäppchen- oder einer Bank-App definitiv nicht der Fall.
Android 12 bietet Ihnen aus diesem Grund die Möglichkeit, die Standortübermittlung aufzuweichen, sodass die ausgewählten Apps nur noch die ungefähren Standortinfos übermittelt bekommen. Wollen Sie diese Option auch mit einer älteren Android-Version verwenden, dann hilft Ihnen eine App wie Fake GPS , mit der Sie eine beliebige GPS-Position vortäuschen können.

Als Vorbereitung dazu müssen Sie zuerst falsche Standortangaben in den Entwickleroptionen von Android zulassen. Sie finden diesen Menüpunkt in der Einstellungen-App unter „System“. Falls er dort nicht aufgeführt ist, gehen Sie bitte eine Ebene zurück, öffnen „Über das Telefon“ und tippen so oft auf die „Build-Nummer“, bis Sie die Meldung erhalten, dass Sie nun Entwickler sind. Wechseln Sie danach wieder zu „System“ und öffnen Sie die Entwickleroptionen. Scrollen Sie bis zum Punkt „App für simulierte Standorte auswählen“ und wählen Sie hier „Fake GPS“ aus.
Öffnen Sie anschließend Fake GPS. In der sich öffnenden Kartenansicht sehen Sie einen kleinen blauen Punkt, über den Sie die gewünschten GPS-Koordinaten einstellen. Verschieben Sie hierzu die Karte, bis der Punkt an der gewünschten Stelle der Karte ist, und tippen Sie daraufhin auf das Play-Symbol unten rechts. In der Benachrichtigungsleiste finden Sie sodann einen Hinweis, dass Fake GPS aktiv ist. Wechseln Sie nachfolgend zur App, die den Fake-Standort verwenden soll. Dieser wird darin als Ihr tatsächlicher Standort registriert.
Um den Fake-Standort zu deaktivieren, tippen Sie in Fake GPS einfach auf den Stop-Button links unten. Dann wird zur Ortung wieder wie gehabt die Google-Standortbestimmung genutzt. Übrigens dürfen Sie in Fake-GPS auch mehrere Marker setzen, die Sie einfach per Tipp auswählen und über den Play-Button aktivieren.
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Apps deaktivieren und ihnen die Berechtigungen entziehen
Jeder Benutzer hat mehr Apps auf dem Smartphone, als er tatsächlich verwendet. Diese Apps belegen unnötig viel Speicherplatz und verfügen womöglich über Berechtigungen, die sie gar nicht benötigen. Dieses Problems hat sich Android 12 mit dem Schlafmodus angenommen, bei dem wenig benutzte Apps automatisch deaktiviert werden. Des Weiteren werden ihnen sämtliche Berechtigungen entzogen. Wenn Sie eine dieser Apps wieder nutzen möchten, erhält sie die Berechtigungen wieder zurück.
Einen ähnlichen Effekt erzielen Sie mithilfe der App Link2SD , die jedoch Root-Rechte verlangt. Mit ihr können Sie einzelne Apps „einfrieren“, also derart abschalten, dass sie nicht mehr starten und auch keine Hintergrundaktivitäten ausführen. Eingefrorene Apps tauchen auch nicht mehr in der App-Übersicht auf, wobei hier eventuell ein Neustart des Smartphones notwendig ist. Um herauszufinden, welche Apps Sie länger nicht mehr eingesetzt haben, verwenden Sie eine Funktion des Google Play Store. Öffnen Sie dazu die Play-Store-App und navigieren Sie nun zu Ihren installierten Apps. Hier haben Sie die Möglichkeit, die Übersicht zu sortieren, wie unter anderem auch nach „am seltensten verwendet“ oder „zuletzt verwendet“. Mit diesen Infos können Sie dann nicht genutzte Apps mittels Link2SD einfrieren.

Überlange Screenshots von Webseiten und mehr anfertigen
Android 12 bietet erstmals die Möglichkeit, sogenannte “Scrolling Screenshots“ anzufertigen, also Screenshots von Inhalten, die länger als die Displayansicht sind. Lösen Sie nachfolgend einen Screenshot aus, erkennt die Funktion automatisch, dass die Displayanzeige scrollbar ist, und zeigt Ihnen die zusätzliche Schaltfläche „Mehr aufnehmen“ an. Wenn Sie nun darauf tippen, erscheint der komplette Displayinhalt als eine Mini-Ansicht, und Sie dürfen das Auswahlfenster sowohl in der Breite als auch in der Länge anpassen. Ein Tipp auf „Speichern“ erstellt den Screenshot.
Derzeit funktioniert der Scrolling Screenshot von Android 12 nur bei wenigen Apps und für den Browser gar nicht. Eine Alternative ist die App Screen Master , die über den Menüpunkt „Spleißen“ aus mehreren Einzelbildern einen langen Screenshot erstellt. Vor dem Gebrauch müssen Sie der App die Berechtigungen erteilen, sich über andere Apps einzublenden und mehrere Screenshots zu erstellen. Die Aufforderung hierzu erhalten Sie automatisch. Haben Sie die Berechtigungen erteilt, erscheint Screen Master permanent als kleines, halbtransparentes Verschlusssymbol am linken Bildschirmrand und ist stets einsatzbereit. Wollen Sie damit einen überlangen Screenshot erstellen, tippen Sie auf das Verschlusssymbol, wählen „Spleißen“ und über das zweite Symbol von rechts die Option „Semi-Auto (Einmaliges Blättern auf einer Seite)“. Nun tippen Sie so oft auf das +-Symbol, bis die Seite komplett abfotografiert wurde. Sind sämtliche Einzelbilder gemacht, tippen Sie auf das Hakensymbol und wählen im folgenden Fenster die Option „Automatischer …“ ganz links, um die Einzelbilder zusammensetzen zu lassen. Speichern Sie das Ergebnis anschließend ab.

Fazit: Vieles ist möglich, aber nicht alles
Android 12 hat eine ganze Reihe von neuen Funktionen an Bord. Doch wie gehabt dürfen sich zunächst einmal nur wenige Smartphone-Nutzer über das Update freuen. Die Mehrzahl der Geräte bekommt es erst viel später oder eventuell gar nicht. Mit den von uns vorgestellten Apps können Sie zumindest einige der neuen Funktionen auch auf Ihren älteren beziehungsweise nicht unterstützten Smartphones nachrüsten. Andere, wie die adaptiven Widgets, sind hingegen vom Zusammenspiel zwischen Android und der Widget-App abhängig. Und das lässt sich leider nicht simulieren.