Windows 11 ist seit Anfang Oktober auf dem Markt ( hier zum Windows 11 Mega-Test ), Zeit für ein Zwischenfazit. Wie sieht es mit der CPU-Leistung aus? Performen aktuelle Prozessoren unter Windows 10 oder Windows 11 besser oder gibt es gar keinen Unterschied?
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Wir haben den Test mit jeweils zwei Ablegern von Alder Lake, Rocket Lake und Zen 3 gemacht und sind zu ein paar interessanten Ergebnissen gekommen. Zudem gehen wir der Frage nach, ob die neuen Prozessoren der 12. Core-i-Generation aufgrund ihrer Hybrid-Architektur mit dem Thread Director Nachteile unter Windows 10 haben und ob AMD die anfänglichen Performance-Probleme unter Windows 11 mittlerweile beheben konnte.
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Gaming-Tests in HD – 1280 x 720
Los geht es mit den Gaming-Tests in HD-Auflösung, um möglichst im CPU-Limit zu testen. Direkt mit dem ersten Spiel kommen wir zum ersten Problem. Assassin’s Creed Valhalla lässt sich auf den Alder Lake CPUs unter Windows 10 nicht ausführen. Das Spiel zählt nämlich zu den betroffenen Titeln, bei denen die zum Einsatz kommende DRM-Software die neuen CPUs nicht korrekt erkennt (zum Artikel) und daher können die Spiele nicht starten oder stürzen ab, wie Intel in einem Support-Beitrag meldet. Konkret erkennt die DRM-Software die Effizienzkerne der Alder-Lake-CPUs als andere, eigene Systeme. Eine Lösung wäre, die Efficient-Cores im BIOS zu deaktivieren, um das Spiel dennoch ausführen zu können. Mittlerweile (Stand 14.12.2021) gibt es für die meisten Spiele auch schon ein Update, welches dieses Problem beseitigt. Deswegen sind die Core-i-Prozessoren der 12. Generation beim Gesamtvergleich auch nicht aufgeführt, da zu einem Spiel Messergebnisse fehlen.


























In den weiteren Spielen macht sich bei Alder Lake ein Performance-Unterschied zwischen Windows 10 und Windows 11 bemerkbar, jedoch nur beim kleineren Intel Core i5-12600K. Das dürfte daran liegen, dass Windows 10 die Efficient Cores der neuen CPUs nicht sinnvoll auslasten kann, sodass dem 12600K quasi nur sechs Rechenkerne zur Verfügung stehen. Wie wir in einem separaten Test (zum Artikel) herausgefunden haben, können sechs Cores je nach Spiel bereits an ihre Grenzen stoßen. Wenn wir Assassin’s Creed Valhalla mal außen vor lassen, fallen beim Core i9-12900K die avg FPS als auch das 99th Percentile bei beiden Betriebssystem vergleichbar aus – Windows 10 158 FPS vs Windows 11 156 FPS. Beim Core i5-12600K zeigt sich ein anderes Bild. Hier liegen die Average FPS unter Windows 10 um sechs Prozent niedriger und das 99th Percentile um sieben Prozent. Beim Core i9-12900K spielt die Wahl des Betriebssystems dementsprechend aktuell keine wirklich Rolle, beim Core i5-12600K schon eher.
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Der Vorgänger Rocket Lake ist von der Wahl des Betriebssystems nahezu unabhängig. Zwar fallen die Messwerte sowohl beim Core i5-11600K als auch beim Core i9-11900K unter Windows 11 marginal niedriger aus, aber wir sprechen hier von einer Differenz von ein bis zwei Prozent, was noch im Rahmen der Messtoleranzen liegt. Interessant wird es dann bei AMD. So kann der Ryzen 5 5600X unter Windows 11 minimal zulegen, aber auch hier liegt die Differenz nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Kritischer wird es dann beim Ryzen 9 5950X, denn trotz dem Windows Update und dem neuesten Chipsatztreiber (Stand: 6. November) gibt es hier noch vereinzelt Probleme. Im Schnitt reden wir zwar nur von drei bis vier Prozent Performanceverlust, diese ergeben sich aber aus ein paar wenigen Spielen. So fällt die Performance in Watch Dogs Legion um ganze 18 Prozent niedriger aus, in The Division 2 sind es 15 Prozent und bei A Total War Saga Troy ebenso 15 Prozent. In anderen Spielen hat die Leistung dagegen etwas zugenommen, aber eben nur um drei bis vier Prozent. Hier müssen AMD und Microsoft also auf jeden Fall noch einmal nachbessern, sonst bleibt Windows 10 für eine Ryzen 9 CPU die bessere Wahl.
Hintergrund des Performance-Problems bei AMD-Prozessoren
Zum Release von Windows 11 ist vielen Nutzern aufgefallen, dass die Performance ihres Ryzen 5000 Systems unter dem neuen Betriebssystem deutlich schlechter ausfiel als noch unter Windows 10. Hierfür waren zwei Probleme verantwortlich, das erste betrifft den Cache der Zen-3-CPUs. So trat unter Windows 11 beim Zugriff eine Latenz von 40 ns und mehr auf, unter Windows 10 lag dieser Wert noch bei rund 10 ns. Ein noch größeres Problem war der Lese- und Schreibdurchsatz des L3-Caches. Beim Topmodell Ryzen 9 5950X lag dieser Wert nur noch bei rund 200 GB/s. Eigentlich sollte er jedoch bei 700 GB/s schreibend und 900 GB/s lesend liegen. Das Windows Update KB5006746 soll eben diese Probleme beheben.
Aber es gab noch ein weiteres Problem. Und zwar soll die Windows-API Collaborative Power and Performance Control 2 (CPPC2) automatisch die performantesten Rechenkerne der verbauten Ryzen CPU erkennen, damit Windows auf diese Cores rechenintensive Anwendungen legen kann. Gerade beim Ryzen 9 5950X können zwischen dem besten und dem schwächsten Kern ein paar hundert MHz liegen. Unter Windows 11 funktionierte dieses Feature allerdings nicht einwandfrei. Hier soll der neue Chipsatz-Treiber 3.10.08.506 von AMD für Abhilfe sorgen. Ausführlicher berichteten wir über die Problematik in diesem Beitrag (zum Artikel) .
Gaming-Tests in Full-HD – 1920 x 1080
Erhöhen wir die Auflösung auf Full-HD kommen wir immer öfter ins Grafikkartenlimit. Das müsste im Umkehrschluss zur Folge haben, dass die CPU keine so wichtige Rolle mehr spielt und die Unterschiede dementsprechend kleiner ausfallen. Auch hier fehlt für die Alder Lake Prozessoren erneut der Messwert für Assassin’s Creed Valhalla unter Windows 10.














©IDG












Unsere Vermutung bestätigt sich bei den Messergebnissen. Der Core i9-12900K ist sowohl im Durchschnitt als auch beim 99th Percentile unter Windows 10 und Windows 11 aufs FPS genau gleich schnell. Spannend wird es dann beim Core i5-12600K. Hier fällt der Rückstand von Windows 10 deutlich geringer aus, bei den Average FPS sprechen wir von guten zwei Prozent und beim 99th Percentile von guten drei Prozent. Das sind Werte, die zwar messbar sind, beim Zocken den allermeisten Gamern aber nicht auffallen werden. Bei den Rocket Lake Prozessoren alias 11900K und 11600K ändert sich nichts am Gesamtbild. Windows 10 bleibt auf dem Papier die bessere Wahl, aber der Unterschied liegt nach wie vor nur bei ein bis zwei Prozent und ist damit vernachlässigbar. Bei den AMD Prozessoren zeigt sich ein spannendes Bild. Der Ryzen 5 5600X kann unter Windows 11 erneut um drei Prozent zulegen, wohingegen die Performance beim Ryzen 9 5950X zwischen Windows 10 und Windows 11 in 1080p identisch ausfällt und sich damit kein Problem mehr feststellen lässt.
Alder Lake und der Thread Director
Ein weiteres spannendes Thema sind die neuen Alder Lake Prozessoren. Sowohl der Core i5-12600K (zum Testbericht) als auch der Core i9-12900K (zum Testbericht) konnten uns im Test überzeugen, jedoch weisen die CPUs eine Besonderheit auf und das ist die Hybrid-Architektur. So verbaut Intel auf den Prozessoren eine Mischung aus performanten Golden Cove Cores und energieeffizienten Gracemont Cores. Um die beste Performance aus der Hybrid-Architektur herausholen zu können, setzt Intel auf den sogenannten Thread Director. Dieser ist fester Bestandteil der CPUs, erfordert jedoch eine gewisse Mithilfe des Betriebssystems.
So wertet der Thread Director im Nanosekunden-Bereich die Runtime von jedem Programm als auch den Status jedes Rechenkerns aus und gibt diese Informationen an das Betriebssystem weiter. Dadurch können die Workloads in Abhängigkeit von den Energieoptionen, der CPU-Temperatur und den ausgeführten Programmen optimal auf die einzelnen Performance- und Efficient-Cores aufgeteilt werden. Diese Verwaltung läuft dynamisch im Hintergrund ab und erfordert keine Aktion des Nutzers. Für eine optimale Performance ist jedoch Windows 11 vonnöten, da aktuell nur dieses Betriebssystem alle vom Thread Director benötigten Informationen liefert. Deswegen ist es interessant zu sehen, ob und falls Ja, wie groß der Leistungsverlust unter Windows 10 ausfällt.
Zwischenfazit
Die Tests in HD-Auflösung haben gezeigt, dass es im CPU-Limit durchaus leichte Performance-Unterschiede geben kann, wenn auch nicht bei allen Prozessoren. Der Ryzen 9 5950X bleibt ein Problemkind, denn trotz der Updates stimmt die Performance noch nicht ganz. Umgekehrtes gilt für den Core i5-12600K, welcher von Windows 11 profitiert, dank der Optimierungen für den Thread Director. Die Tests in Full-HD zeigen dann jedoch, dass – sobald wir uns mehr im Grafikkartenlimit bewegen – die Leistungsdifferenzen zwischen Windows 10 und Windows 11 mit allen sechs Testprobanden sehr gering ausfallen und im Bereich der Messtoleranzen liegen.
Anwendungstests
Bei den Anwendungstests fallen die Alder Lake Prozessoren unter Windows 10 wieder negativ auf, konkret in den Anwendungen HandBrake und POV-Ray. Obwohl beide Programme eine Volllast auf allen Rechenkernen erzeugen sollten, werden sowohl beim 12600K als auch beim 12900K ausschließlich die Efficient-Cores beansprucht. Die Performance-Cores wiederum verbleiben bei null Prozent Auslastung, weshalb die Rechenleistung natürlich um ein Vielfaches schlechter ausfällt. Dieses Problem haben wir natürlich an Intel gemeldet und warten auf eine Lösung.
























Unsere Messungen zeigen, dass es bei Kreativanwendungen quasi egal ist, ob Sie auf Windows 10 oder Windows 11 setzen. Den einzigen signifikanten Unterschied gibt es bei 7-Zip. Hier schneiden alle sechs CPUs unter Windows 11 etwas schlechter ab, wobei die Ryzen 5000 CPUs stärker betroffen sind. In den weiteren Tests liegen die Differenzen im einstelligen Prozentbereich. Grundsätzlich hat Windows 11 jedoch knapp die Nase vorne. Die Werte aus DaVinci Resolve, Photoshop und Premiere Pro sind leider nicht direkt vergleichbar, da unter Windows 11 eine neuere Programm- und Benchmarkversion zum Einsatz gekommen ist.
Gesamtfazit
Die Spieletests zeigen, dass es je nach CPU zwischen Windows 10 und Windows 11 leichte Performance-Unterschiede geben kann. Der 12600K profitiert von Windows 11, der Ryzen 9 5950X dagegen von Windows 10, bei den weiteren Prozessoren ist nahezu kein Unterschied bemerkbar. Mit zunehmender Auflösung werden die Unterschiede kleiner, da wir immer seltener ins CPU-Limit kommen, sodass die Differenzen zwar messbar, aber beim Zocken nicht nachvollziehbar sind. Bei den Kreativtests fallen die Unterschiede sogar noch kleiner aus.
Grundsätzlich können wir Intels Empfehlung, für Alder Lake auf Windows 11 zu setzen, nur bedingt nachvollziehen. Beim 12900K konnten wir keinen Performance-Unterschied messen, beim 12600K wiederum nur im CPU-Limit. Wer in Full-HD oder einer noch höheren Auflösung zockt, wird in den meisten Spielen davon nicht betroffen sein. Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, dass das Windows Update und der neueste Chipsatztreiber von AMD nicht alle Probleme des Ryzen 9 5950X aus der Welt schaffen konnten. Nach wie vor gibt es Spiele, bei denen die Performance unter Windows 11 schlechter ausfällt. Aber auch hier tritt das Problem nur beim Zocken im CPU-Limit auf.