Es ist fast schon ein Battlefield-Moment in Halo Infinite : Der Master Chief katapultiert sich aus dem Cockpit seines Wasp-Gleiters, zückt den PILUM-Raketenwerfer, legt auf einen vorbeizischenden Ghost an, der den Chief gerade aus dem Himmel pusten will – lässt den Jet in Flammen aufgehen und schwingt sich via Grappleshot-Enterhaken zurück in seine AV 94 Wasp. Halo Infinite will Open-World revolutionieren und das könnte 343 Industries wirklich gelingen. Anders als in einem Far Cry 6 gibt es hier weniger Blaupausen, denen wir einfach nur folgen. Es gibt nicht diese drei, vier Möglichkeiten eine Basis zu knacken und jede fühlt sich mehr oder minder gleich an. Sondern wir können aus der Luft kommen – via Grappleshot an einen Banshee ranziehen, Pilot das Fliegen lernen und die Basis mit Plasma-Torpedos bombardieren.

Oder von unten, etwa über geheime Tunnel und Bunker. Wir können uns via Enterhaken auf eine Plattform ziehen, die S7 Sniper Rifle zücken und erstmal aus sicherer Distanz die Banished ausschalten, die die schweren Geschütze bemannen. Oder mit einem Warthog mit drei Marines der UNSC an Bord über einen Hügel springen, im Sprung die Mini-Gun losrattern lassen und im Drift zwei, drei Banished umholzen, während die KI-Kollegen Feuerschutz geben. Um unsere Spielweise zu unterstützen, können wir auch leichte RPG-Elemente nutzen. Etwa in unseren Threat Sensor investieren, einem Sensor, der Feinde auch hinter einem Fels oder Stahlwand enttarnt. Oder in unseren Shield Core, einem elektromagnetischen Schild, was unsere Panzerung unterstützt und helfen kann, wenn wir mal wieder die Rambo-Methode benutzen wollen. Es pusht unsere Panzerung auf 115 Prozent, gibt also 15 Prozent mehr Gesundheitspunkte.
Halo Infinite: Wuchtig wie Battlefield, episch wie Halo
Jedes dieser Upgrades lässt sich fünf Mal verstärken, wobei sich 343 Industries hier noch nicht zu sehr in die Karten schauen lassen möchte. Der Thruster etwa lässt uns unsere Schubdüsen aktivieren, womit wir etwa einer Granate oder Rakete schnell ausweichen können. Mit Afterburner können wir die Düsen zwei Mal hintereinander zünden, also wenn es mal wirklich brenzlig wird oder wir größere Distanzen überqueren müssen. Und dann gibt es sogar noch ein Upgrade, was uns während des Boosts für vier Sekunden unsichtbar macht. Perfekt, um sich mit dem Gravity Hammer anzuschleichen und einem Zwischenboss richtig satt Energie abzuziehen, bevor es in den eigentlichen Kampf geht. Oder mit den Energie-Blades lautlos Wachen auszuschalten. Auch das ist spannend, gerade für Stealth-orientierte Spieler.

Auch lohnt es sich die feindliche Basis zu erkunden – die Banished parken in ihren Garagen besonders gerne gekapperte M8080B Main Battle Tanks, die die UNSC bei ihrem Rückzug zurückgelassen hat. Wir können uns an speziellen Forward Based of Operation, den letzten UNSC-Basen zwar via Dropship auch eigene Geräte einfliegen lassen – etwa jenen AV94 Wasp aus dem Intro. Ein Gleiter, der besonders schnell ist, als Senkrechtsstarter von überall abheben und Flak-Feuer effektiv ausweichen kann. Das ermöglicht ein anderes Gameplay als in Open-Worlds, die im hier und jetzt spielen und sich auf Helikopter beschränken müssen – Far Cry 6 oder Ghost Recon Breakpoint respektive Wildlands. Weil diese Helikopter nur dafür da sind, eine Waffenplattform in der Luft darzustellen, weniger, um unter Feindfeuer durch eine Basis zu jetten, was geübte Piloten in Halo Infinite machen können, was uns wirklich mitunter an Battlefield erinnert.
Die Banished bringen eine richtig große Armee aus Fahrzeugen und Luftwaffe in Halo.

Generell gefällt uns richtig gut, dass es wirklich massive Basen gibt, mit vielen Verteidigungsebenen. Wir müssen also nicht nur ein paar Mal um uns schießen und sind drin, sondern mehrere Mauern, Türme und Geschützstellungen knacken. Gibt es Alarm, trifft zudem recht flott die Luftwaffe ein, Type 26 Banshees etwa, die unseren schönen Warthog mit ihren Fuel-Rod-Kanonen und Plasma-Torpedos ruckzuck zerlegen. Wer Halo Wars 2 gespielt hat, der weiß, dass die Banished starkes Gerät ins Feld führen. Darunter zum Beispiel auch den Phantom – Transportschiffe, die nicht nur Truppen in die Schlacht fliegen, sondern auch satt Feuerkraft haben. Halo Infinite geht hier nochmal zwei, drei Schritte weiter als die meisten Open-World-Shooter: Etwa gibt es große Energie-Batterien, die wir vorab zerstören können – etwa via Raketenwerfer. Dadurch werden besonders starke Luft-Abwehr-Geschütze deaktiviert, was uns wiederum mehr Möglichkeiten im Angriff mit der Luftwaffe gibt.
Wir können aber natürlich dank des Enterhakens auch einfach nur reinfliegen, für Chaos sorgen und uns aus dem Cockpit katapultieren auf eine höhere Ebene, etwa um die ganzen Grunts am Boden zu umgehen. Das hat wirklich viel Charme und Ideen, die sich nicht nach diesem Abklappern von Checkpoints anfühlt, woran ja gerade Ubisoft-Open-Worlds oft kranken. Und ja, es treibt uns ein dickes Grinsen ins Gesicht, wenn 343 sich den ein oder anderen epischen Moment aus der epischsten PC-Shooter-Serie aller Zeiten borgt respektive adaptiert: Battlefield. Als wollte 343 sagen – hey, wir sind immer noch die Könige der Xbox, auch wenn wir uns länger nicht mehr blicken haben lassen. Denn Halo 5 erschien ja schon am 27. Oktober 2015. Da kam gerade das iPhone 6 raus, die Amerikaner wissen, dass sie Gas geben müssen, um ihre Fanbase zurückzugewinnen.

Natürlich müssen wir jetzt mal schauen, ob wirklich alle Basen so einzigartig und jeweils neue Angriffsmöglichkeiten bieten, aber die größte Schwäche gerade des letzten Asssassin’s Creeds – Valhalla – war ja, dass wir hunderte Basen leeren müssen, die sich immer und immer wieder gleich spielen. Natürlich profitiert 343 Industries hier vom Sci-Fi-Setting, denn die Banished und Forerunner führen eine starke Armee ins Feld – die Banished etwa den Wraith als Haupt-Kampfpanzer, der auch gerne mal feindliche Einheiten mit seinen Klingen zerreißt. Es wirkt fast so, als würde Halo Infinite so eine Art Singleplayer-Battlefield 2042 werden – ein futuristisches Schlachtfeld mit richtig vielen Fahrzeugen am Boden und in der Luft, die wir viel freier benutzen können als bislang gewohnt von Halo. Klar, wir hatten schon immer den legendären Halo-Multiplayer, aber dieser hatte eben diese nicht diese Szenen, wo man mit einem futuristischen Wasp-Jet feindlichem Flakfeuer ausweichen muss, um in eine Basis einzudringen.
Halo Infinite: Das sind die Systemanforderungen
Das 343-Art-Design-Team über das Design von Halo Infinite und den ultimativen Spartan-Killer

Generell sind die Banished ein spannender Gegner, die eine richtig starke Offensiv-Armee ins Feld führen. So müssen wir uns etwa dem Chopper stellen, der eine Art Kettensägen-Laufrad hat, sich also durch Verteidigungsstellungen und Soldaten schneidet beim Fahren und natürlich auch selbst feuern kann. Die feuerroten Terror Chopper bestehen aus zwei massiven Rädern an der Vorderseite und einem Fahrer, der sich im hinteren Teil des Fahrzeugs befindet, geschützt vor feindlichem Feuer. Die Flanken des Fahrzeugs lassen den Piloten dem feindlichen Feuer ausgesetzt. Das Fahrzeug ist mit zwei Spiker-Autokanonen ausgestattet, die so aufgerüstet werden können, dass sie explosive Schrapnellgeschosse abfeuern. Die Vorderseite des Fahrzeugs ist mit einer schweren Panzerung und massiven Stacheln ausgestattet, die es dem Chopper ermöglichen, feindliche Ziele zu rammen und leichte Fahrzeuge wie Warthogs zu durchschlagen.

Diese Klingen sind der Namensgeber des Choppers und spiegeln die wilde Kultur der Brutes wider, etwas mehr dazu hat uns gerade erst 343s Design-Team verraten. „Wir haben uns früh dafür entschieden, Sci-Fi richtig auszuleben. Dieses futuristische Szenario gibt uns Möglichkeiten, diese unterschiedlichen Alien-Armeen auf eine Art zu nutzen, die andere Shooter nicht ausspielen können. Aber wir lassen uns auch von dem Vermächtnis von Halos Geschichte inspirieren, insbesondere dem Charakter-Design von von Halo 3 / Halo: Reach“.

Bryan Repka, Character Art Lead für Halo Infinites Kampagne taucht noch etwas tiefer: „Einer unserer Hauptschwerpunkte aus der Sicht des Spielers war es, ein Gefühl von visuellem Schaden zu schaffen, das die Banished Brutes von den anderen Feinden unterscheidet. Wenn man gegen die Brutes kämpft, sieht man alle Arten von Rüstungen und Trümmern, die von ihnen wegfliegen, von Schulterpolstern über Oberschenkelpolster bis hin zu Helmen, die über die Karte schießen. Daher wussten wir, dass wir die Rüstungen so entwerfen mussten, dass dies möglich ist. Wir haben den Brute-Techsuit mit verschiedenen Befestigungspunkten entworfen, so dass wir die Panzerplatten modularisieren konnten. Lustigerweise bestand eine der Herausforderungen, dass ein Brute in bestimmten Fällen ziemlich nackt und bloß war, wenn man ihn erledigt hatte. Deshalb tragen sie einen Ganzkörper-Techsuit. Das Team hatte einen Riesenspaß bei der Arbeit an ihnen.“

Das sieht auch Juan Carlos Larrea so. Animation Lead bei 343: „Die Brutes haben eine beherrschende Präsenz und kämpfen nicht alle auf die gleiche Weise. Sie sind außerordentlich stark, schleppen viel Gewicht mit sich herum und tragen eine aufgestaute Wut in sich, die deutlich zum Ausdruck kommen muss, wenn sie gegen dich kämpfen. Das gab den Animatoren die Möglichkeit, ihre Körperlichkeit in verschiedenen Situationen und mit verschiedenen Waffentypen zu erkunden. Sie können explosiv sein, und obwohl sie nicht so wendig sind wie die Elites, sind sie genauso gefährlich. Es macht wirklich Spaß, sie zu animieren.“
„ Und dann haben wir den Spartan-Killer – pechschwarze Rüstung, blutrote Streifen darauf. Das Design ist von der TV-Show The A-Team inspiriert – er bekommt zwar nicht den schicken Van von B.A., hat aber viele andere, spannende, tödliche Waffen und Geheimnisse im Gepäck. Die Elite der Elite, geschaffen von den Banished zu einem Zweck – den Master Chief zu töten. “
– Steve Dyck, Character & Combat Director Halo Infinite
