Was hat Microsoft nicht schon alles versucht, um mehr Windows-Nutzer für ein Microsoft-Konto zu erwärmen. Mehrfach wurde der Name geändert, um das schlechte Image von Microsoft Passport, Live ID und Co. loszuwerden, seit Windows 8 heißen die damit verknüpften Onlinedienste nun „Microsoft-Konto“.
Der Ruf ist auch deshalb nicht der beste, weil der US-Hersteller nicht offenlegt, welche persönlichen Daten Windows als Telemetrie- beziehungsweise Diagnosedaten genau überträgt.
Daneben versucht es Microsoft getreu dem Motto Zuckerbrot und Peitsche: So lockt Windows mit immer mehr Funktionen, die sich nur nach einer Anmeldung mit dem Microsoft-Konto nutzen lassen. Bei der Cloudnutzung und -synchronisierung von Dateien, Einstellungen, Browserdaten, Apps oder auch beim Onlineoffice liegt das in der Natur der Sache. Bei anderen Diensten wie dem Windows Store ist die Onlineanmeldung dagegen im Prinzip nicht erforderlich.
Droht das Betriebssystem jedoch für den Fall, dass Anwender sich doch für das lokale Konto entscheiden, mit „eingeschränkter Erfahrung“, ist das mindestens grenzwertig. Denn zum einen kann man Windows wunderbar auch ohne Microsoft-Konto nutzen. Zum anderen existieren für alle herstellereigenen Dienste, die tatsächlich den Cloudzugang voraussetzen, gute Alternativen. Zwar setzen auch die anderen Onlinespeicher, Kommunikationstools, Browser, Passwortmanager und mehr einen Internetaccount voraus, aber immerhin verteilt man seine Daten und Spuren so auf verschiedene Anbieter.
Schließlich versucht der US-Konzern zunehmend, PC-Nutzer zum Onlinekonto zu zwingen. Schon wer Windows 10 in der Home Edition neu installierten möchte, kann das seit Frühjahr 2020 auf dem vorgesehenen Weg nur noch über ein Microsoft-Konto. Zwar lässt sich die Sperre geradezu trivial einfach umgehen, die fehlende Offlineoption aber macht klar, was Microsoft vorhat. Zumal man die Zwangszügel jederzeit anziehen kann und das auch tut, wie wir gleich noch für Windows 11 darlegen.
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Vor- und Nachteile des Onlinekontos: Bequemlichkeit versus Datenschutz

Unzweifelhaft bietet das Microsoft-Konto eine ganze Reihe Vorteile. Dazu zählt zunächst alles, was nur online funktioniert. Zum Teil wurden die Funktionen bereits genannt, das Gleiche gilt jedoch auch für den geräteübergreifenden Aktivitätsverlauf („Timeline“) und die Spracherkennung Cortana. Apropos: Für Windows 11 ist streng genommen die Vergangenheitsform richtig, denn Microsoft hat beide Funktionen aus seinem neuen Betriebssystem gestrichen. Ganz offenbar wurden sie von den Anwendern nicht wie erhofft genutzt. Das Zurücksetzen des vergessenen Rechnerpassworts nach dem Urlaub ist mit einem Onlineaccount einfacher, Bezahl-Apps aus dem Microsoft Store setzen ihn sogar zwingend voraus.
Zusammengefasst sorgt das Microsoft-Konto also für ein hohes Maß an Komfort und Bequemlichkeit: Alles funktioniert, Windows stört nicht mit irgendwelchen Hinweisen, man hat alles aus einer Hand und muss sich nicht um alternative Apps und Dienste inklusive weiterer Konten und Passwörter kümmern.

Andererseits ist auch klar, dass der Windows-Hersteller umso mehr über Sie erfährt, je mehr Daten und Nutzungsgewohnheiten Sie übermitteln – und das ist bei einem lokalen Konto nun einmal weniger, als wenn Sie ihm in der Cloud auch persönliche Inhalte anvertrauen.
Welche Daten jedoch genau abhängig von den individuellen Einstellungen an Microsoft gelangen, ist und bleibt unklar. Wer datensparsam unterwegs sein möchte, schaltet in der Einstellungen-App von Windows 11 unter „Datenschutz –› Diagnose und Feedback“ die Funktion „Optionale Daten senden“ aus.
Da Microsoft die Datenschutzeinstellungen an diversen Stellen im Betriebssystem verteilt hat, ist es nicht ganz einfach, dies zu überblicken. Einfacher war dies mit Hilfe von Tools wie O&O Shutup10 , W10Privacy oder Donotspy10 , neue Versionen für Windows 11 sind allerdings noch nicht erhältlich. Das Gleiche gilt für die Sicherheitsempfehlungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik .

Status quo überprüfen und Art des Windows-Kontos ändern
Wer sich nicht sicher ist, wie er seine Anmeldekonten konfiguriert hat, kann dies schnell überprüfen. Dazu öffnen Sie in Windows 11 die Einstellungen-App (Win-I) und klicken auf „Konten –› Ihre Infos“. Unter „Kontoeinstellungen“ in der Mitte sehen Sie als Status des aktuellen Kontos entweder „Microsoft-Konto“ oder „Lokales Konto“. Letzteres versehen mit dem Hinweis „Windows kann besser genutzt werden, wenn Einstellungen und Dateien automatisch synchronisiert werden“.
Möchten Sie die Art Ihres Benutzerkontos im Nachhinein ändern, klicken Sie rechts daneben auf „Stattdessen mit einem lokalen Konto anmelden“ beziehungsweise „Stattdessen mit einem Microsoft-Konto anmelden“.
Wichtig sind bei dieser Gelegenheit die unterschiedlichen Zugangssperren: Neben dem Kennwort ist das bei Windows 10 und 11 die PIN, die Microsoft zusätzlich zum Passwort empfiehlt – das ist durchaus sinnvoll. Auf den ersten Blick ähneln sich beide Varianten zwar, zumal PIN als auch Passwort aus Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen bestehen dürfen. Doch anders als ein Passwort, welches wie bei Onlineaccounts üblich das Microsoft-Konto absichert, ist die PIN hardwaregebunden. Sie schützt nur den Rechner, auf dem sie eingerichtet wurde. Ohne physischen Zugriff auf das individuelle Gerät ist die Windows- PIN also wertlos. Weil die PIN zudem nur lokal gespeichert und somit nicht über das Internet übertragen wird, kann sie kürzer ausfallen als ein Onlinekennwort. Dass PIN und Passwort unterschiedlich funktionieren, hat zwei praktische Folgen: Erstens kann man jeden PC mit einer individuellen Anmelde-PIN schützen. Zweitens ändert sich die PIN auch dann nicht, wenn man sein Kontopasswort erneuert. Eine PIN richten Sie in der Einstellungen-App unter „Konten –› Anmeldeoptionen –› PIN (Windows Hello)“ ein.
Konten-Durcheinander vermeiden
Das Anmelden bei Windows mit einem Microsoft-Konto bedeutet nicht, dass sich andere Familienmitglieder am gemeinsamen PC im Browser nicht mit ihren eigenen Accounts einloggen könnten. Um daraus resultierende Probleme bei Apps, Einstellungen und Daten zu vermeiden, empfiehlt es sich, jeder Person ein separates Windows-Benutzerkonto zuzuweisen. Wer dabei seine Daten vor neugierigen Blicken der anderen schützen möchte, muss sie verschlüsseln. Da Windows 11 dies weiter nur in der Pro Edition bietet, erfordert die Home-Variante ein Zusatz-Tool wie Veracrypt . Alternativ deaktivieren Sie den Kontoassistenten von Windows. Dazu starten Sie die „Dienste“-App, klicken in der Liste mit der rechten Maustaste auf den Eintrag „Anmelde-Assistent für Microsoft-Konten“ und öffnen im Kontextmenü die „Eigenschaften“. Klicken Sie auf „Beenden“ und ändern darüber den Starttyp zu „Deaktiviert“. Der Versuch, danach ein weiteres Microsoft-Konto hinzuzufügen, endet mit einer Fehlermeldung.

Microsoft verschärft bei Windows den Zwang zum Onlinekonto

Von Interesse ist nun, ob und falls ja Windows 11 den bislang sanften Druck zum Onlineaccount fortführt oder gegenüber der Vorgängerversion noch verstärkt. Bislang beschränkte sich der Zwang zum Microsoft-Konto auf die Home Edition, zudem ließ sich die Sperre einfach umgehen, indem man nach der Windows-Installation das Netzwerkkabel zog oder die WLAN-Anmeldung ignorierte und mit „Ich habe kein Internet –› Weiter mit eingeschränktem Setup“ fortfuhr.
Wir haben das bei Windows 11 sowohl für die komplette Neuinstallation als auch für die Aktualisierung existierender Windows- 10-Systeme getestet. Soll Windows 11 frisch installiert werden, unterscheiden sich die Home- und Pro Editionen deutlich. Die Pro-Version bietet bei der Einrichtung über den etwas versteckten Weg „Ich habe kein Internet –› Mit eingeschränkter Einrichtung fortfahren“ weiterhin die Möglichkeit, ohne Umwege und Tricks ein lokales Benutzerkonto einzurichten.

In der Home-Variante dagegen fehlt die Option, die Sperre lässt sich zudem nicht mehr durch Kappen der Internetverbindung oder die zehnmalige falsche Eingabe des Accountkennworts umgehen. Mit einem Trick aber klappt es weiterhin: Nämlich, indem Sie beim Microsoft-Konto windows und im nächsten Schritt ein beliebiges Kennwort eintippen. Danach erscheint die Fehlermeldung „Leider ist ein Problem aufgetreten“ mit dem Hinweis, das Kennwort zu diesem Konto sei zu oft eingegeben worden. Über „Weiter“ erlaubt nun auch die Home Edition, das Betriebssystem mit einem lokalen Benutzerkonto zu nutzen.
Sollte dieser Trick einmal nicht mehr funktionieren, bietet sich folgender Ausweg. Im ersten Schritt erstellen Sie ein neues (fiktives) Microsoft-Konto, nutzen dieses für die erste Anmeldung und stellen das Benutzerkonto anschließend wie beschrieben auf die lokale Variante um. Das Aktualisieren von Windows-10-Systemen auf Version 11 funktioniert völlig problemlos. Sowohl in der Home- als auch in der Pro Edition werden, sofern gewünscht und ausgewählt, sämtliche Einstellungen übernommen.
Windows 11: Was wir lieben – aber auch hassen
Mit Microsoft-Konto anmelden und Zusatzfunktionen nutzen

Dass Microsoft PC-Besitzer, die bei Windows lokal angemeldet sind, immer mal wieder an die vermeintlichen Vorzüge des Onlinekontos erinnert, wissen Sie bereits. Das passiert sowohl nach größeren Updates als auch völlig unvermittelt zwischendurch. Auch beim Installieren von Apps aus dem Microsoft Store suggeriert ein Anmeldefenster, Sie müssten sich zunächst per Microsoft-Konto einloggen. Bei kostenlosen Apps, die keine Bezahlverknüpfung über das Onlinekonto benötigen, ist das jedoch nicht erforderlich. Warten Sie einfach kurz ab, die Installation startet auch ohne Log-in. Notwendig ist das Anmelden nur, wenn Sie die Store-Apps geräteübergreifend verwenden möchten.
Wenn Sie die Hinweise auf das Microsoft-Konto stören, deaktivieren Sie sie, indem Sie in der Einstellungen-App von Windows 11 auf „System –› Benachrichtigungen“ klicken und unten das Häkchen bei „Vorschläge zum Einrichten meines Geräts anbieten“ entfernen.
Möchten Sie Ihren Rechner umgekehrt gerade auf ein Microsoft-Konto umstellen, erledigen Sie das wie beschrieben über die Windows-Einstellungen. Microsoft schlägt dabei vor, eine PIN einzurichten – das können Sie, Sie müssen es aber nicht.
Damit ist zunächst jedoch nur die Voraussetzung eröffnet, cloudgestützte Dienste und Funktionen zu nutzen. Eingerichtet sind sie damit jedoch noch nicht, dazu müssen Sie sich in den einzelnen Tools jeweils anmelden oder die Synchronisation über die Cloud einschalten: mit besonders feinen Einstelloptionen im Edge-Browser, aber auch in der Zwischenablage, in Onedrive, Skype, Teams, Fotos und so weiter. Zum Schluss kontrollieren Sie in den Windows-Einstellungen unter „Konten –› Windows- Sicherung“, dass die „OneDrive-Ordnersynchronisierung“ wie gewünscht eingerichtet und dass darunter bei „Meine Einstellungen sichern“ die Option „Weitere Einstellungen sichern“ aktiviert ist.