Sie haben einen schnellen Internetanschluss und einen aktuellen Rechner, doch der Datendurchsatz im Netzwerk bleibt deutlich unter dem erwarteten Level. Die Übersichts- oder Diagnoseseite im Bedienmenü Ihres WLAN-Routers liefert keine Hinweise auf technische Probleme. Auch die WLAN-Signalstärke ist gut, sodass Sie ein funkbedingtes Reichweiten- oder Signalpegelproblem ausschließen können. In diesem Ratgeber erfahren Sie, was Sie unter Windows 11 gegen die lahme Verbindung unternehmen können, und wie es um die Chance stehen, das Netzwerktempo von Windows 11 zu verbessern.
Siehe auch: Das ist im Netzwerk mit Windows 11 neu
Netzwerk-Reset durch Hardboot
Der erste Schritt beim Drücken aufs Netzwerk-Gaspedal ist vermeintlich banal: Starten Sie Windows 11 vollständig neu. Dazu schließen Sie alle Programme. Dann gehen Sie im Startmenü auf „Ein/Aus“ und klicken bei gedrückter Umschalt-Taste auf „Herunterfahren“. Oder Sie öffnen mit Win-R den „Ausführen“-Dialog und geben
shutdown /g /f /t 0
ein. Bestätigen Sie mit der Enter-Taste.
Ohne die Umschalttaste oder den Shutdown-Befehl beendet Windows 11 das Betriebssystem nicht vollständig, sondern springt beim Neustarten oder Herunterfahren nur in den Schnellstartmodus. Gerätetreiber, etwa für die Netzwerkkarte im PC oder den WLAN-Adapter im Notebook, werden dann auch über viele Windows-Starts hinweg nicht neu initialisiert. So können Probleme trotz Neustart bestehen bleiben.
Datendurchsatz ermitteln
Um die Wirksamkeit der nachfolgenden Maßnahmen bewerten zu können, messen Sie die Netzwerkgeschwindigkeit Ihres Windows-11-PCs. Ganz einfach ermitteln Sie den Durchsatz, indem Sie Dateien von einem Rechner zum anderen übertragen. Legen Sie dazu auf einem PC eine Freigabe an, suchen Sie eine große Datei aus und messen Sie mit einer Stoppuhr die Zeit, bis der Explorer sie übertragen hat. Wiederholen Sie diesen Vorgang drei Mal und berechnen Sie danach den Durchschnittswert. Die Tools Downtester und LAN Speed Test ermitteln die Netzwerkgeschwindigkeit, indem sie festgelegte Daten herunterladen. Fast.com und Speedtest.net sind zwei ergänzende Onlinetools, die das Internettempo prüfen.
Hintergrundaktivitäten reduzieren

Im Hintergrund unter Windows 11 aktive Programme können den Netzwerkzugriff bremsen. Überträgt eine Software ständig große Datenmengen, geht ein Teil der Internetbandbreite verloren und es entsteht der Eindruck, das Netzwerk wäre insgesamt träge. Betroffen ist jedoch meist nur der Internetzugriff. Lösung: Schließen Sie alle offenen Programme. Starten Sie per Rechtsklick auf den Windows-Button den „Task-Manager“ und sehen Sie unter „Prozesse“ nach, welche Anwendungen noch aktiv sind. Eventuell müssen Sie für mehr Infos noch auf „Details“ klicken.
Welchen Datenverkehr ein Prozess verursacht, verrät der in der Spalte „Netzwerk“ angegebene Wert. Wird sie bei Ihnen nicht angezeigt, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf einen Spaltenkopf. Setzen Sie in der Spaltenauswahlliste ein Häkchen vor „Netzwerk“. Prozesse beenden Sie per Rechtsklick und „Task beenden“.
Einen Überblick über die aktuellen Netzwerk-Gesamtaktivitäten von Windows 11 verschaffen Sie sich auf der Registerkarte „Leistung“ mit einem Klick auf Ihre Netzwerkverbindung, entweder „Ethernet“ oder „WLAN“. Mehr Angaben zur Auslastung der Netzwerkverbindungen erhalten Sie nach einem Klick unten im Fenster auf „Ressourcenmonitor öffnen“. Die Prozesslisten auf den einzelnen Abschnitten der Registerkarte „Netzwerk“ liefern eine Momentaufnahme der Netzwerkzugriffe und ändern sich ständig. Ein Rechtsklick auf einen Eintrag und „Prozess beenden“ schließt das Programm oder den Dienst. Versuchen Sie, durch etappenweises Schließen von Prozessen etwaigen Programmen auf die Schliche zu kommen, die für die Leistungseinbußen im Netz ursächlich sind.
Netzwerktreiber aktualisieren

Bei wiederholt auftretenden Problemen mit der Netzwerkanbindung kann ein Treiber-Update Abhilfe schaffen. Netzwerktreiber sind es auch, an der Sie zur Verbesserung der Netzwerkgeschwindigkeit ansetzen können. Windows 11 spricht die den Netzwerkadapter mit Basistreibern an, die bezüglich ihrer Aktualisierung im Rahmen des Windows-Updates als „optional“ eingestuft sind. Die Treiber werden deshalb nicht automatisch vom System aktualisiert, sondern müssen in der Einstellungen-App von Windows 11 mit Klicks auf „Windows Update –› Optionale Updates –›
Am besten aktualisieren Sie die Netzwerk- und WLAN-Treiber in Windows 11 wie folgt: Öffnen Sie den Geräte-Manager per Rechtsklick auf den Windows-Button und der Auswahl „Geräte-Manager“. Gehen Sie zu „Netzwerkadapter“ und klicken Sie mit der rechten Maustaste auf Ihren Adapter. Wählen Sie „Treiber aktualisieren“ aus. Im nun angezeigten Fenster können Sie entscheiden: Mit „Automatisch nach Treibern suchen“ durchsucht Windows 11 die Treiberdatenbank von Microsoft. Findet Windows dort keinen neuen Treiber, sehen Sie auf der Webseite des Adapter-Herstellers nach. Steht dort ein neuerer Treiber bereit, laden Sie ihn herunter und entpacken ihn in einen leeren Ordner auf der Festplatte. Wiederholen Sie den Updatevorgang – wählen Sie nun jedoch „Auf meinem Computer nach Treibern suchen“ und den Ordner mit dem heruntergeladenen Treiber aus.
Externe Einflüsse ausschliessen
Eventuell hat die geringe Netzwerk-Übertragungsleistung keine Ursache im Verantwortungsbereich von Windows 11, sondern ist auf externe Faktoren zurückzuführen. Immer noch arbeiten die meisten WLAN-Netzwerke auf der Frequenz 2,4 GHz. Dort lassen sich aber nur wenige Netzwerke beeinträchtigungsfrei nebeneinander betreiben. Sind viele Nachbar-WLANs aktiv, vermindern diese die Geschwindigkeit des eigenen Funknetzwerks. Einfacher Trick, mit dem Sie selbst steuern, auf welcher Frequenz Sie arbeiten: Vergeben Sie in Ihrem WLAN-Router für das 2,4-GHz- und das 5-GHz-WLAN vorübergehend unterschiedliche SSIDs. Dadurch können Sie leicht ausprobieren, auf welchem Frequenzband die den besseren Datendurchsatz erzielen.
Weniger Störungen bedeuten mehr Tempo: Schalten Sie zum Tempotest funkende Geräte in der Nähe Ihres WLAN-Routers und Ihres Rechners vorübergehend aus.
Generischen Treiber wählen

Bietet der Hersteller Ihres Netzwerkadapters keinen neuen Treiber für Windows 11 an, suchen Sie nach einem generischen Treiber für den Chipsatz Ihrer Netzwerkkarte. Generische Treiber bekommen Sie vom Chipsatz-Produzenten des Adapters oder vom Hersteller des Motherboards, das den Netzwerkchip enthält. Der Chipsatz-Hersteller ist verantwortlich für das grundlegende Design und die Funktionen des Chips, der den Netzwerkadapter steuert. Die bekanntesten Anbieter generischer Netzwerktreiber sind Realtek und Intel. Ähnlich wie bei Grafikkarten beliefern beide Unternehmen viele weitere Hersteller mit ihren Chips, die dann auf dieser Basis dieser Komponenten eigene Produkte entwickeln. Deshalb bietet der Chipsatz-Hersteller neue Treiber meist früher als andere Produzenten an. Laden Sie nach Möglichkeit ein Auto-Installationsprogramm für den Chipsatz Ihrer Netzwerkkarte herunter. Die Installationsroutine ermittelt zunächst den Chipsatz-Typ und installiert dann den passenden Treiber.
Geringer Nutzen: TCP/IP-Tuning
Für Internetverbindungen bietet Windows 11 einige Anpassungsmöglichkeiten. Am populärsten sind Änderungen am MTU-Wert (maximale Paketgröße), Rwin (maximale Datenmenge) und TTL (Paket-Lebensdauer). Zwar werden diese Einstellungen von Windows 11 nicht immer optimal auf das Zusammenspiel mit Ihrem Router und Ihrem DSL-Anschluss konfiguriert. Dennoch ist eine Anpassung in der Regel nicht nötig, da ein effektiver Tempozuwachs davon nicht zu erwarten ist. Durch ein MTU-, Rwin- und TTL-Tuning profitieren Sie allenfalls bei Echtzeit-Anwendungen und Onlinespielen von mehr Tempo. Eine generell höhere Übertragungsleistung im Netzwerk und ein Plus an Geschwindigkeit beim Surfen holen Sie damit nicht heraus.
Auch für frühere Windows-Versionen oft empfohlene Freigabe der Netzwerkbandbreite über den Gruppenrichtlinieneditor unter dem Eintrag „QoS-Paketplaner“ kann den Netzwerkdurchsatz in Windows 11 nicht beschleunigen.
Energiesparmodus optimieren

Ein langsames Netzwerk kann auch durch ungünstige Energiespareinstellungen in Windows 11 verursacht werden. Lässt der Netzwerkdurchsatz nach dem Einschalten oder Aufwecken Ihres PCs oder Notebooks zu wünschen übrig, hat die Energiesparfunktionen in Windows 11 dem WLAN- oder LAN-Adapter den Strom abgeschaltet. Dann kann es sich lohnen, den Netzwerkadapter vom Energiesparplan auszuklammern und so die Zeitspanne zu verkürzen, bis das Netzwerk mit vollem Tempo bereitsteht.
Klicken Sie auf den Windows-Button, geben Sie energie ein und klicken Sie auf das Suchergebnis „Energiesparplan bearbeiten“. Gehen Sie auf „Erweiterte Energieeinstellungen ändern“. Klappen Sie „Drahtlosadaptereinstellungen“ auf und dann „Energiesparmodus“. Wechseln Sie von der Option „Mittlerer Energiesparmodus“ oder „Minimaler Energiesparmodus“ auf „Höchstleistung“. Nachteil: Ihr Rechner verbraucht mit dieser Einstellung mehr Strom. Auch im Geräte-Manager von Windows 11 können Sie die Energienutzung Ihres Netzwerkchips beeinflussen. Gehen Sie nach einem Rechtsklick auf den Windows-Button auf „Geräte-Manger“. Klappen Sie den Eintrag „Netzwerkadapter“ auf.
Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf den Namen Ihres Netzwerkadapters und wählen Sie „Eigenschaften“ und „Energieverwaltung“. Deaktivieren Sie „Computer kann das Gerät ausschalten, um Energie zu sparen“ und starten Sie Ihren Rechner neu.
Test: Wie schnell ist Ihr Netzwerk wirklich?
Festes WLAN für Windows 11

Sie haben zu Hause oder in der Firma unterschiedlich schnelle WLANs eingerichtet. Jetzt wollen Sie Ihr Windows-11-Notebook davon überzeugen, dass es sich immer automatisch mit einem bestimmten WLAN verbindet, das die beste Geschwindigkeit bietet. Das lässt sich erledigen, indem Sie das WLAN-Symbol in der Taskleiste aufrufen: Dort markieren Sie sodann den Eintrag „Automatisch verbinden“ lediglich beim schnellen WLAN.
Etwas aufwendiger, aber sicherer ist es, eine Reihenfolge für die Verbindung unter den verfügbaren WLANs festzulegen. Denn dann kann sich der Rechner garantiert mit einem Funknetz verbinden – auch wenn das über das WLAN-Symbol festgelegte Netzwerk nicht verfügbar sein sollte. Außerdem lässt sich diese Einstellung auch dann vornehmen, wenn Sie gerade nicht in der Nähe des Wunschnetzes sind. Beim Weg über das WLAN-Symbol bekommen Sie nur die WLANs angezeigt, die der Windows-PC momentan erreichen kann.
Öffnen Sie dazu das Windows-Terminal per Rechtsklick mit „Als Administrator ausführen“ und geben Sie folgenden Befehl ein:
netsh wlan show profiles
Sie sehen jetzt alle dem Rechner bekannten WLANs. Merken Sie sich das oder die Netzwerke, mit denen sich der Rechner bevorzugt verbinden soll. Zudem benötigen Sie den Namen der WLAN-Schnittstelle auf dem PC: Er steht direkt unter dem eingegebenen Befehl und lautet etwa „Profile auf Schnittstelle WLAN“. Danach legen Sie das Lieblings-WLAN ebenfalls über das Terminal in Windows 11 fest mit
netsh wlan set profileorder name="WLAN-Name" interface="WLAN" priority=1
Als WLAN-Namen benutzen Sie die exakte Profilbezeichnung des gewünschten Funknetzwerks, die aus dem ersten Befehl resultierte. Indem Sie den Wert bei „priority“ anpassen, erzeugen Sie bei Bedarf eine exakte Verbindungsreihenfolge für sämtliche WLAN-Einträge, die der PC kennt.
Videokonferenzen verbessern
Bei Videokonferenzen lässt die Bild- und Tonqualität Ihrer Übertragung zu wünschen übrig. Die Defizite bei Videocalls können daher rühren, dass im Netzwerk andere Geräte aktiv sind, die die Bandbreite in Beschlag nehmen – insbesondere, wenn auf diesen Onlinespiele oder Tauschbörsen laufen. Das sind Kandidaten, die die Qualität der Videokonferenz beeinflussen können. In diesem Fall können Sie versuchen, mit Hilfe der Funktion „Quality-of-Service“ (QoS) dem Rechner, an dem Sie die Videokonferenzen durchführen, Vorrang vor anderen Geräten im Netzwerk einzuräumen. Gemeint ist nicht die QoS-Einstellung in Windows 11, sondern Sie Ihres WLAN-Routers. Wie das geht, zeigen wir am Beispiel einer Fritzbox.
Die passenden Fritzbox-Einstellungen finden Sie im Routermenü unter „Internet –› Filter –› Priorisierung“. Hier wählen Sie zunächst aus, wie sehr die Fritzbox die Übertragung der Videokonferenz von Ihrem Computer gegenüber Internetanwendungen auf anderen Netzwerkgeräten bevorzugen soll: Wählen Sie „Echtzeitanwendungen“ aus, darf sie die Internetbandbreite für den Upload vollständig auslasten – andere Programme oder Geräte müssen dann warten. Ordnen Sie die Videokonferenz bei „Priorisierte Anwendungen“ ein, wird die Fritzbox alle Daten, die das entsprechende Programm oder Gerät ins Internet schickt, bevorzugt behandeln und sich erst danach um andere Anwendungen kümmern. Sie können dem Videocall-Programm allerdings auch ein Vorrecht bei der Bandbreite einräumen, indem Sie andere Software, von der Sie wissen, dass sie während eines Videotelefonates ebenfalls aktiv ist, bei den „Hintergrundanwendungen“ einordnen.
Haben Sie sich für eine Prioritätsstufe entschieden, dann klicken Sie dort rechts auf „Neue Regel“. Sie können nachfolgend ein Netzwerkgerät definieren, welches diese QoS-Stufe in Anspruch nehmen soll: Wenn Sie etwa Videokonferenzen immer vom PC im Arbeitszimmer durchführen, wählen Sie ihn hier aus und belassen beim unteren Eintrag „Alle“. Speichern Sie die Einstellungen anschließend mit „OK“.
Capture-Dienst entfernen
Auch Netzwerk-Hilfsprogramme wie das populäre Analyseprogramm Wireshark kommen als Netzwerkbremse in Betracht. Sniffertools wie Wireshark analysieren die ein- und ausgehenden Netzwerk-Datenpakete und werten sie grafisch aus. So können Sie nachvollziehen, welche Daten im Netzwerk übertragen werden. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel bei Verbindungsproblemen die Fehlerquelle eingrenzen. Wireshark und vergleichbare Tools installieren für den Zugriff aufs Netzwerk einen Windows-Dienst, der den Datendurchsatz beeinträchtigen kann. Der Capture-Dienst greift die Datenpakete vom Netzwerkadapter ab und speichert sie in einem Protokoll.
Um den Dienst abzuschalten, rufen Sie die Einstellungen-App von Windows 11 auf und gehen zu „Apps –› Apps & Features“. Sehen Sie in der Programmliste nach, ob „WinPcap“ oder „Npcap“ dort verzeichnet sind. Falls ja, klicken Sie das Programm an und gehen auf den Button „Deinstallieren“, um es aus dem System zu entfernen. Starten Sie Windows 11 neu und messen Sie den Durchsatz.