Geplant hatten wir an dieser Stelle einen Kaufratgeber für PCs und Bauteile. Doch da hat uns die jüngste Entwicklung am Markt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn entgegen der Prognose vieler Experten, die einen anhaltenden Chip-Mangel bis in das nächste Jahr prognostizieren, gehen die Preise bei Grafikkarten erstmals wieder nach unten. Auch wenn die Preise weiter deutlich über der unverbindlichen Preisempfehlung liegen, setzt offenbar eine gewisse Entspannung ein.
Nun bedeutet dies keineswegs das Ende des weltweiten Chipmangels. Grafikkarten werden vor allem deshalb günstiger, weil der Hype um das Mining von Kryptowährungen vorerst ein Ende hat: Die Kurse von Ethereum, Bitcoin & Co. liegen längst unter ihren Höchstständen vom Frühjahr – und so lohnt sich die Anschaffung einer teuren Grafikkarte zumindest fürs Kryptomining nicht mehr.
Angesichts fallender Kosten aber machen Kaufempfehlungen zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn. Denn so, wie der Preis für manche Modelle innerhalb kurzer Zeit um ein Drittel sank, könnte es erst einmal weitergehen. Deshalb lautet unsere Empfehlung, den Kauf eines hochwertigen, leistungsstarken Rechners zurückzustellen und stattdessen das vorhandenen System ausreizen. Am Schluss zeigen wir, wie Sie durch den Austausch einzelner Hardwareteile Leistung und Komfort gezielt steigern.
Autostart I: Weniger Programme für mehr Leistung

Software, die bei jedem Booten automatisch mitstartet, ist bequem und bei systemnahen Prozessen auch erforderlich. Andererseits verlängert jedes Programm nicht nur das Hochfahren, es beansprucht auch danach einen Teil des Hauptspeichers, des Prozessors und der Festplattenleistung: Ressourcen, die für andere Anwendungen fehlen. Deshalb lohnt es sich, die Autostart-Programme regelmäßig zu kontrollieren und auszumisten.
So geht’s: Sie starten den Task-Manager von Windows 10, klicken auf „Mehr Details“ und wechseln ins Register „Autostart“. Die Liste zeigt die mitstartenden Programme („aktiviert“) und bewertet die Startauswirkungen in der Spalte daneben jeweils mit „Niedrig“, „Mittel“ und „Hoch“. Möchten Sie eine Software vom Autostart ausschließen, klicken Sie es mit der rechten Maustaste an und wählen „De-aktivieren“.

Die Entscheidung, welche Programme für den Betrieb wichtig oder essenziell sind, ist nicht immer ganz einfach und hängt zudem von Ihrer individuellen Nutzung ab: Virenscanner und andere systemnahe Tools sollten immer laufen. Bei Software, die Sie nicht ständig benötigen, entscheiden Sie selbst. Programme wiederum, die vor allem deren Anbieter wichtig finden und deshalb zum Autostart hin- zufügen, können Sie deaktivieren. Im Zweifel hilft das Tool Should I remove it bei der Einschätzung von Nutzen und Ressourcenbelastung.
Tipp: Löschen Sie bei dieser Gelegenheit gleich die Anwendungen mit, die der PC-Hersteller vorinstalliert hat, die Sie jedoch nicht verwenden.
Autostart II: Detaillierte Messungen und Kontrolle mit Bootracer

Eine vertiefte Autostart-Analyse führen Sie mit Bootracer durch. Nach Installation und Start des Tools klicken Sie auf der Benutzeroberfläche auf „Autostart“, setzen vor die „Deaktiviert“-Option einen Kontrollhaken und schließen den Dialog „Autostartkontrolle“. Mit Mausklicks auf „Volltest –› Den Test starten –› Ja“ starten Sie den Rechner neu und messen so die Startzeit. Warten Sie nach dem Reboot ab, bis der Countdown unten rechts abgelaufen ist und der Hinweis „Mehr Informationen“ erscheint.
Nach dem Anklicken zeigt Bootracer die Gesamtdauer, zudem geteilt in vier Phasen. Einfluss haben Sie auf die letzte, mit „Desktop“ bezeichnete. Sie gibt die Zeitspanne aller Prozesse und Autostarts nach dem Erscheinen des Desktops wieder. Für die weitere Detailanalyse klicken Sie auf „Klartest –› Den Test durchführen –› Ja“, warten wieder den Neustart, die Analyse und das Resultat ab. Das sehen Sie, indem Sie auf „Ergebnisse –› Verzögerungen finden“ klicken. Zeitfresser in der Liste löschen Sie per rechter Maustaste, gefolgt von „Autostart-Manager – loeschen“.
Windows 10: Überwachung und Monitortool Sysgauge

„Ressourcen- und Leistungsüberwachung“ heißt der Schnellcheck von Windows 10, der Konfigurationsschwachstellen aufspürt, Komponenten testet sowie Hardware- und Treiberprobleme offenlegt. Zum Starten der Systemdiagnose tippen Sie den Befehl „perfmon / report“ in das Such- und Ausführenfeld am unteren Desktoprand. Die Prüfung startet damit automatisch und erstellt innerhalb einer Minute einen ausführlichen Diagnosebericht. Eigentlich, denn aktuell hakt das Microsoft-Tool.
Da die Ressourcen- und Leistungsüberwachung an sich zuverlässig arbeitet, Schwachstellen aufzeigt und konkrete Handlungsempfehlungen zur Lösung gibt, ermuntern wir Sie, sie zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu starten. Denn es ist zu erwarten, dass Microsoft das Problem irgendwann patcht.
Derweil dient Sysgauge als gute Alternative: Das Dienstprogramm überwacht Gesamtsystem, CPU-Auslastung, Speichernutzung, Netzwerkübertragung, Windows-Leistung, Festplattenplatznutzung und -aktivität sowie Hardware. Darüber hinaus deckt der integrierte System Analyzer auftretende Probleme auf und klassifiziert sie als Warnung oder Fehler. Im Gegensatz zur Windows-Analyse zeigt Sysgauge jedoch nur den Status, jedoch keine Problemlösungen an.
Über den Sinn von Programmen zur „Windows-Optimierung mit einem Klick“ lässt sich zu Recht streiten. Während sie manches System tatsächlich beschleunigen, müssen sie anderswo passen. Die Windows-Einstellungen sind eben zu unterschiedlich, als dass sich alles vollautomatisch erledigen ließe.
Genannt werden sollen Ccleaner und Glary Utilities dennoch: Beide Programme bieten sowohl die 1-Klick-Wartung als auch spezielle Tools für die Fehlersuche und Problembehebung.

Betriebssystem, Software und Hardware up to date halten
Windows 10 aktualisiert sich im Wesentlichen selbst. Mindestens einmal pro Monat spielt Microsoft Sicherheitspatches und andere wichtige Updates automatisch aufs System, sofern Sie keine „Updatepause“ oder die Option „Updates aussetzen“ aktiviert haben. Anders verhält es bei den optionalen Updates. Schon der Begriff macht deutlich, dass Sie an dieser Stelle eingreifen müssen.
Rufen Sie deshalb regelmäßig das Windows Update in der Einstellungen-App auf, klicken auf „Updates suchen“ und warten ab, ob die Schaltfläche „Optionale Updates“ erscheint. Dies ist nur der Fall, wenn in dieser Rubrik tatsächlich neue Inhalte wie Hardwaretreiber, Firmware-Updates und Ähnliches bereitstehen. Nach Anklicken der Option aktivieren Sie darin sämtliche Einträge und installieren die se.
Wenngleich immer mehr Hardwarehersteller Treiber über die optionalen Windows-Updates ausliefern, deckt die Funktion bislang nur einen kleinen Teil ab. Um die meisten Treiberaktualisierungen müssen Sie sich weiter selbst kümmern. Statt ständig nach möglichen Updates für jedes Bauteil zu suchen, verwenden Sie die Treiber-Checks IObit Driver Booster Free und Driver Update Monitor . Das erste Tool installiert aktuelle Treiberversionen automatisch, allerdings erfasst die Gratisvariante nicht alle Treiber. Dumo identifiziert auch in der Gratisversion sämtliche Updates inklusive der genauen Versionsnummern, die Updates selbst müssen Sie anschließend jedoch über die Webseiten der Hersteller herunterladen und aufspielen. Auf PCs und Notebooks mit Intel-Prozessoren überprüft der Treiber- und Support-Assistent die Mainboard-Firmware und die Treiber für Grafik, WLAN sowie Bluetooth und installiert Updates.

Analog zu den Treiberaktualisierungen lassen sich auch die installierten Programme auf neue Versionen überprüfen. Dazu stehen gleich mehrere Tools zur Verfügung. Neben den Programmen IObit Software Updater , Patch My PC und Software Update Monitor ist das deutschsprachige Npackd empfehlenswert. Npackd verfügt über eine riesige Datenbank mit über 1000 Programmen.
Bedienung und Handhabung sind einfach: Nach dem Installieren und Ausführen filtern Sie die Programmliste, indem Sie links oben auf „Aktualisierbar“ klicken. Markieren Sie alle verbleibenden Einträge und klicken Sie auf die Schaltfläche „Aktualisieren –› OK“. Software Informer zeigt auch neue Versionen von veralteter Kaufsoftware an und leitet Sie zum Download; eine aktuelle Lizenz müssen Sie allerdings separat erwarben.

Hardware ausreizen, optimieren und überprüfen
Für maximale Leistung und Stabilität müssen alle PC-Komponenten und die restliche Infrastruktur zu Hause optimal funktionieren. Potenzial zum Ausreizen bietet vor allem die Grafikkarte, etwa mittels MSI Afterburner und EVGA Precision X1 . Die MSI-Software unterstützt eigene Hardware und solche anderer Hersteller und bietet viele Optionen zum Übertakten.
Das WLAN zu Hause bietet fast immer Optimierungspotenzial. Bevor Sie neue Komponenten anschaffen, um die Reichweite und den Datendurchsatz zu steigern, optimieren Sie das bestehende drahtlose Netzwerk. Dazu gehört gegebenenfalls eine neuer Routerplatz, eine bessere Antennenausrichtung, andere Funkkanäle und ähnliches. Installiert auf dem Notebook, unterstützt Sie dabei Ekahau Heatmapper : Das Tool stellt zu jeder Stelle Ihres Zuhauses den WLAN-Empfang des eigenen Routers und Störungen durch benachbarte Funknetze grafisch dar.

Besondere Beachtung gilt der Festplatte, weil sich das Bauteil bei einem Defekt nicht einfach durch ein neues ersetzen lässt. Nur wenn Sie regelmäßig Ihre individuellen Daten beispielsweise mit Aomei Backupper sichern, stehen diese nach einem Defekt auch wieder zur Verfügung. Damit es erst gar nicht erst zum Ausfall kommt, überprüfen Sie den Datenträger mit Crystaldiskinfo . Das Tool liest die SMART- Parameter der Festplatte(n) aus und schlägt bei kritischen Werten Alarm. Sehen Sie dagegen als Gesamtzustand „Gut 100 %“ (oder minimal weniger), ist alles in Ordnung.
Den Arbeitsspeicher testen Sie mit Memtest 86 . Das Programm erstellt einen bootfähigen USB-Stick, damit der Speicher nicht durch das laufende Betriebssystem belegt wird und nur teilweise überprüft werden könnte.
Stammt der Hauptprozessor im Rechner von Intel, überprüfen Sie ihn mit dem Intel Processor Diagnostic Tool . Und mit Battery Info View kontrollieren Sie den Akku Ihres Notebooks: Das Analysetool zeigt Zustand und verbleibende Kapazität an, und Sie können entscheiden, ob eine neue Batterie mehr Laufzeit verspricht.
Computer einfach, günstig und gezielt aufrüsten
Mehrere hundert Euro in neue Hardware zu investieren, wenn Sie Ihren PC dann einige Monate später durch einen neuen ersetzen, ist wenig sinnvoll. Auf der anderen Seite lässt sich die Leistung schon für weniger als 40 Euro deutlich steigern: durch zusätzlichen Hauptspeicher, den Einbau einer SSD-Festplatte und einen neuen CPU-Kühler. In vielen Standardrechnern laufen nämlich Lüfter, die schnell an ihre Grenzen stoßen. Belastet eine Anwendung den Hauptprozessor stark über längere Zeit, kann der Kühler die entstehende Wärme nicht mehr vollständig abführen. Als Folge taktet der Prozessor herunter, der PC arbeitet langsamer und die Leistung sinkt.
SSD-Datenträger einbauen: Dass ein SSD-Datenträger schneller als eine herkömmliche Magnetfestplatte arbeitet und so die gesamte Systemleistung deutlich steigert, wissen Sie. SSDs im 2,5-Zoll-Format mit SATA-Anschluss gibt es mit einer Kapazität von 240 oder 250 GByte schon ab 30 Euro. Nochmals schneller als diese SATA-Datenträger sind solche, die über das NVMe-Protokoll (Non-Volatile Memory Express) direkt per PCI Express (PCIe) angesteuert werden. NVMe-Datenträger im M.2-Format, das ähnlich aussieht wie Riegel für Hauptspeicher, sind für weniger als 40 Euro erhältlich.
Ob Ihr Computer über einen M.2-NVMe-Steckplatz verfügt, sehen Sie im Geräte-Manager von Windows unter „Speichercontroller“. Fehlt dort der Eintrag „NVM Express-Controller“, hilft eine PCIe-NVMe-Adapterkarte weiter. Ausführliche Infos dazu lesen Sie hier . Den Umzug des Inhalts der alten Festplatte auf die neue können Sie mit Macrium Reflect Free oder mit Minitool Partition Wizard Free .
Hauptspeicher aufrüsten: Meist völlig komplikationslos gestaltet sich das Aufrüsten mit zusätzlichem Hauptspeicher. Ein 8-GByte-Riegel des verbreiteten DDR4-Typs kostet ebenfalls knapp 40 Euro. Ob Ihr PC beziehungsweise Notebook noch über einen freien Steckplatz verfügt, sehen Sie im Task-Manager. Dort klicken Sie auf „Mehr Details“, wechseln ins Register „Leistung –› Arbeitsspeicher“ und sehen unter „Steckplätze verwendet“ nach.
CPU-Kühler austauschen: Die Vorteile eines stärkeren Lüfters gegenüber den in Standard-PCs meist verbauten Modellen haben wir kurz erläutert. Mit Core Temp kontrollieren Sie die CPU-Temperatur: Steigt diese bei Volllast über 70 Grad an, schafft ein Lüftertausch in aller Regel Abhilfe.
Am meisten verbreitet sind CPU-Kühler in der klassischen „Top Blower“-Form: Das Lüfterrad bläst von oben durch die Kühlrippen nach unten auf den Prozessor. Solche Top-Blower sind günstig und beanspruchen weniger Platz als Tower-Kühler mit einem geschlossenen Röhrensystem („Heatpipes“). Darin verdampft eine Flüssigkeit an der heißen CPU, nimmt dort Wärme auf, strömt zum Wärmetauscher mit dem Lüfter, kondensiert dort wieder und gibt dabei die Abwärme ab. Tower-Kühler wie das abgebildete Modell Freezer i13X von Artic sind schon für weniger als 15 Euro zu kaufen.
Wichtig ist zum einen, dass der neue Kühler zum Prozessorsockel passt (oft AM4 für AMD-CPUs oder 1150/1151 für Intel-CPUs). Speccy zeigt unter „CPU –› Package“, welchen Typ Sie benötigen. Zum zweiten muss der Kühler ins PC-Gehäuse passen. Messen Sie des- halb den zur Verfügung stehenden Platz und vergleichen Sie die Maße mit denen Ihres favorisierten Modells. Mit Preisen ab 40 Euro etwas teurer und aufwändiger im Umbau, dafür aber auch noch effizienter ist eine Wasserkühlung. Mehr Infos inklusive Einbauanleitung gibt es hier .
Siehe auch: Die besten Benchmarks: PC-Tempo selbst messen