Dank Videokonferenzprogrammen entfallen für Meetings, Schulungen und Unterricht die Präsenzpflicht vor Ort und teure Reisekosten. Wer per Videokonferenz kommunizieren möchte, kann dafür eine virtuelle Maschine nutzen. Das bietet sich an, wenn Sie Ihre Homeoffice-Aufgaben ohnehin in der virtuellen Umgebung erledigen. Möchten Sie die für Videochats verwendete Software beispielsweise aus Sicherheitsbedenken nicht direkt auf Ihrem privaten PC einrichten, ist eine virtuelle Maschine ebenso hilfreich. Auch wenn Sie eine Webcam für Videokonferenzen nutzen möchten und die entsprechende Chat-Software für das Host-Betriebssystem nicht verfügbar ist, lässt sich die Webcam in einer virtuellen Maschine ansprechen. Hier erfahren Sie am Beispiel von Virtualbox , auf was Sie bei Videocalls in der VM achten sollten.
Webcam in der VM aktivieren
Eine neue Funktion in Virtualbox ist „Host Webcam Passthrough“. Damit ermöglicht die Virtualisierungssoftware es einem Gastsystem, die am Host-PC angeschlossene Webcam zu verwenden. Webcam-Passthrough ergänzt das generische USB-Passthrough in Virtualbox, das in früheren Versionen bei Webcams oft versagte.
Webcam-Passthrough ist Bestandteil des Virtualbox Extension Packs, das installiert sein muss. Ob es bei Ihnen läuft, prüfen Sie in Virtualbox mit Klicks auf „Datei“ und „Einstellungen“ unter „Zusatzpakete“. Ist die Erweiterungen eingerichtet, zeigt das Programm rechts im Fenster „ Oracle VM VirtualBox Extension Pack “ an.
Starten Sie den virtuellen PC, in dem Sie die Videokonferenz führen möchten. Die mit dem Host-PC verbundene Webcam reichen Sie über das Menü „Geräte“ in der Menüleiste der virtuellen Maschine an die VM durch. Das Menü zeigt die verfügbaren Videoeingabegeräte an. Klicken Sie auf den Namen Ihrer Webcam. Das Gerät wird vom Host-PC entfernt und mit dem virtuellen PC verbunden. Ein Häkchen vor dem Webcam-Namen signalisiert, dass Sie die Kamera in der VM verwenden können.
Um die Einsatzbereitschaft der Webcam innerhalb der VM zu prüfen, bietet sich das in Windows 10 vorinstallierte Kamera-Tool an. Sie öffnen es im Startmenü über „Kamera“. Ist die Webcam in der virtuellen Umgebung eingebunden, zeigt das Tool das Live-Videobild Ihrer Webcam an.

Mikrofon in die VM einbinden
Die meisten Webcams haben ein integriertes Mikrofon. Webcam-Passthrough in Virtualbox leitet das Tonsignal der Kamera automatisch in die virtuelle Umgebung um. Es sind dann keine Anpassungen an den Audioeinstellungen in Virtualbox nötig.
Möchten Sie ein anderes Audiogerät für Videokonferenzen verwenden, etwa ein Headset, hängt das Vorgehen vom Gerätetyp ab. Ist das Audiogerät über USB mit dem Host-PC verbunden, binden Sie es nach dem Start der VM über „Geräte“, „USB“ und den Namen des Audiogeräts ein.
Mikrofon prüfen
Möchten Sie ein über den Mikrofoneingang der Soundkarte an den Rechner angeschlossenes Mikrofon in der virtuellen Maschine verwenden, muss das Mikrofon auf dem Host-PC ansprechbar sein. Das prüfen Sie mit dem in Windows 10 vorinstallierten Tool „Sprachrekorder“. Machen Sie eine kurze Probeaufnahme und passen Sie bei Bedarf die Mikrofoneinstellungen mit Klicks auf die drei Punkte unten rechts und „Mikrofoneinstellungen“ an.
Damit die Mikrofonaufnahme und die Tonausgabe in der virtuellen Maschine erfolgen, müssen beide Funktionen für den virtuellen PC aktiviert sein. Beenden Sie das virtuelle System und klicken Sie im Virtualbox-Fenster mit der rechten Maustaste auf den PC. Wählen Sie „Ändern“ und gehen Sie zu „Audio“. Stellen Sie sicher, dass im Abschnitt „Erweitert“ vor „Aktiviere Audioausgabe“ und „Aktiviere Audioeingabe“ jeweils ein Häkchen steht.
Lässt sich das Mikrofon anschließend in Virtualbox nicht ansprechen, öffnen Sie den Menüpunkt „Audio“ erneut. Prüfen Sie, ob es bei „Audiotreiber des Hosts“ neben dem voreingestellten „Windows DirectSound“ und „Null Audiotreiber“ eine weitere Einstellmöglichkeit gibt, die Sie ausprobieren können. Unter „Audio-Controller“ aktivieren Sie zur Probe „ICH AC97“.
Bluetooth-Headset verbinden
Sie möchten in Ihrer virtuellen Maschine ein Bluetooth-Headset für Videokonferenzen einsetzen. Dann gehen Sie wieder über das Menü „Geräte“ in der Menüleiste der VM. Wählen Sie „USB“ und klicken Sie auf den Namen Ihres Bluetooth-Adapters oder Bluetooth-Dongles. Daraufhin verschwindet das Bluetooth-Symbol in der Taskleiste des Host-PCs und erscheint stattdessen in der virtuellen Maschine. Starten Sie zum Abschluss im Betriebssystem des virtuellen PCs die Bluetooth-Umgebungssuche und koppeln Sie das Headset.
Zeigt Virtualbox Ihren Bluetooth-Adapter im Menü „Geräte“ nicht an, lässt sich das Gerät nicht an die VM durchreichen. Als typische Ursachen kommen ein proprietärer Bluetooth-Dongle oder der Treiber des Adapterherstellers in Betracht.
Virtualbox: Tipps zum Optimieren der VM
Videocalls: Zeitliche Verzögerungen beheben
Mitunter kommt es zu einer Zeitverzögerung bei Videokonferenzen in der virtuellen Maschine. Dabei kann sich ein Versatz von mehreren Sekunden ergeben, der Sie und die übrigen Teilnehmer des Videocalls stört. So beheben Sie das Problem.
Eine stotternde oder abgerissene Sprachwiedergabe kann jede Videokonferenz zur Geduldsprobe werden lassen. Eine mögliche Ursache ist der für die VM eingestellte Netzwerkmodus. Klicken Sie mit der rechten Maustaste in der Symbolleiste unten im Virtualbox-PC-Fenster auf das Netzwerk-Icon mit den beiden überlappenden Bildschirmen. Ist bei „Angeschlossen an“ die Option „NAT“ eingestellt, wechseln Sie zu „Netzwerkbrücke“ und wählen darunter Ihren Netzwerkadapter aus.
Auch RAM-Knappheit kann Stottersound verursachen. Weisen Sie dem virtuellen PC in den Einstellungen unter „System“ mehr Arbeitsspeicher zu. Wie es um die RAM-Ressourcen der Homeoffice- VM steht, ermitteln Sie im Virtualbox-Fenster des virtuellen PCs unter „Maschine“ und „Sitzungsinformationen“. Nutzen Sie Ihre Videokonferenzsoftware als Webversion im Browser, kann ein Wechsel zur fest installierbaren Version des Konferenzprogramms Audioprobleme beheben. Laden Sie die Software auf der Webseite des Herstellers runter.