Warum sind noch nicht angeklickte Weblinks/Hyperlinks blau eingefärbt? Dieser Frage ging die Mozilla-Expertin Elise Blanchard nach. Wir fassen das Ganze zusammen:
Browser Mosaic macht den Anfang
Blanchard ging für ihre Forschung bis in die Zeit vor dem WWW zurück. Doch fündig wurde sie tatsächlich im WWW-Zeitalter und zwar beim Browser Mosaic. Tatsächlich führte der Browserveteran, der im Januar 1993 das Licht der Welt erblickte, die blauen Hyperlinks ein. Einige Jahre zuvor war am CERN in Genf das World Wide Web (WWW) auf der Taufe gehoben worden. Der daraus entstehende Verbund von Webseiten benötigte eine Zugangssoftware, also ein Programm, in dem man die Webseiten, die in HTML geschrieben waren (und grundsätzlich heute immer noch sind, nur eben ergänzt um viele andere Bestandteile) anzeigen konnte. Mosaic war dieses Programm, das sich weltweit durchsetzte. Deshalb war die Entscheidung der Mosaic-Macher, das Links blau eingefärbt sein sollten, wegweisend.
Die ersten “Links” sind nicht blau
Vor Mosaic gab es aber auch schon Versuche, Seiten miteinander zu verlinken und diese Links optisch hervorzuheben. Blanchard erwähnt beispielsweise Cyan als Farbe für Links im “HyperTies”-System aus dem Jahre 1983. Cyan sieht allerdings nicht dunkelblau aus, dürfte also nicht als Vorbild für die endgültige Linkfarbe gedient haben.
Windows 1.0 (das noch kein kommerzieller Erfolg war) zeigte Links (damit waren zu diesem Zeitpunkt noch keine Hyperlinks in HTML gemeint) in schwarzer Farbe an. Aber Windows 1.0 verwendete immerhin auch schon dunkles Blau in seinem Layout, wenn auch nicht für Links. Und es brachte das Unterstreichen von Links mit.
Windows 3.1 bringt Blau ins Spiel
Schwarz-weiß war anfangs die typische Darstellung aller Seiten im WWW, was schon an den damaligen Monitoren lag. Links wurden anfangs im WWW durch Unterstreichungen kenntlich gemacht. Bis eben Mosaic kam und blaue Links einführte. Doch einige Zeit vorher hatte bereits Windows 3.1 im April 1992 Blau zur Anzeige von Interaktionen ins Spiel gebracht. Dabei handelte es sich um ein dunkles Blau, das anzeigte, wenn ein Anwender ein Laufwerk-Icon oder einen Ordner angeklickt hat.

©Microsoft
Im Changelog zu Mosaic 0.13 findet sich dieser Eintrag: „Changed default anchor representations: blue and single solid underline for unvisited, dark purple and single dashed underline for visited.“ Das war sozusagen die Grundsteinlegung für die künftige Linkgestaltung.
Die Portierung von Mosaic für Macintosh vom September 1993 zeigte ebenfalls blaue und unterstrichene Hyperlinks. Im Oktober 1994 erschien Netscape als neuer Browser. Er dominierte einige Jahre den Browsermarkt und hatte blaue und unterstrichene Links. Der 1995 von Microsoft vorgestellte Internet Explorer übernahm diese Linkgestaltung. Auch Firefox, dessen Version 1.0 im November 2004 erschien, behielt dieses Linkschema bei.
Warum ausgerechnet blaue Farbe?
Doch warum entschieden sich die Mosaic-Macher ausgerechnet für Blau? Am starken Kontrast zwischen schwarzen Text und blauen Links kann es laut Blanchard nicht gelegen haben, denn das Kontrastverhältnis zwischen Schwarz und Blau ist vergleichsweise schwach. Sie vermutet stattdessen, dass Mosaic vom kurz vorher erschienenen Windows 3.1 und dessen dominanten Blau beeinflusst wurde. Zudem verbreiteten sich damals immer mehr Farbmonitore und somit wurde eine farbliche Unterscheidung im Text von Webseiten sinnvoll. Schwarze und unterstrichene Links wurden so durch blaue unterstrichene Links ersetzt. Als wenige Jahre später Netscape und danach Internet Explorer antraten, war dieses Darstellungsschema bereits etabliert.
Hinweis: Natürlich können Webdesigner die Linkfarbe jederzeit im Quellcode der Seite ändern. Die Einteilung in Blau (für noch nicht angeklickte Links) und Violett (für bereits angeklickte Links) ist aber der Standard und dürfte jedem bekannt sein, der das Internet in seinen frühen Jahren erlebt hat. Heute färben allerdings viele große Webseiten die Links anders ein.
Elise Hotard Blanchard ist Senior User Experience Designer bei Mozilla. Sie hat also berufsmäßig mit Browsern, Browser- und Webseitenentwicklung zu tun. Von daher ist es nicht abwegig, dass sich Blanchard auf die Suche nach der Herkunft der Farbe Blau bei Internetlinks gemacht hat. Alle Ergebnisse ihrer Recherche können Sie hier nachlesen.
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