Mit dem russischen Labor-Modul „Nauka“ sollte die ISS gestern um einen weiteren Baustein erweitert werden. Der Andockprozess an die Raumstation verlief planmäßig, die Rechnersysteme des neuen Moduls wurden entsprechend mit denen der ISS verbunden. Dies löste offenbar eine dramatische Reaktion aus: Die Triebwerke der Mehrzwecklabors starteten unvermittelt und sorgten damit für eine Drehung der gesamten Raumstation. Als automatische Gegenreaktion startete die ISS ihre Korrektur-Triebwerke. So arbeiteten beide Antriebe eine Weile lang gegeneinander. Erst nach einer Deaktivierung der Triebwerke durch die russischen Behörden auf der Erde stoppten die Antriebe des Labors „Nauka“.
Nach Angaben der NASA seien keine Menschen auf der ISS zu Schaden gekommen. Nun müssen Experten aller beteiligten Nationen herausfinden, wie es zur automatischen Aktivierung der Triebwerke kommen konnte. Möglicherweise hatte das angedockte Modul nicht registriert, dass der Kopplungsvorgang schon lange abgeschlossen war. Die in ihrer Position um 45 Grad verschobene ISS konnte mittlerweile durch die Triebwerke des russischen Swesda-Moduls sowie eines angedockten Frachters wieder in ihre Ursprungsposition gebracht werden. Eine Gefahr für die Menschen auf der Raumstation habe laut NASA nicht bestanden. Dennoch sollen die Astronauten an Bord nach Trümmerteilen suchen. Zudem bestehe die Gefahr, dass das russische Modul noch einmal zünden könnte, schließlich seien ihre Tanks noch halb voll. Das russische Labormodul soll sich bereits seit 1995 im Bau befunden haben, der Start war ursprünglich schon für 2007 geplant.