Gerade im Sommer, wenn das Zimmer so richtig aufgeheizt ist, neigen vor allem ältere Grafikkarten gerne mal zum Überhitzen. Grund dafür sind oftmals defekte oder verstaubte Kühlkörper respektive ein Luftstau im Gehäuse. Das kann dazu führen, dass die Leistung ihres PCs beim Zocken oder aufwendigen 3D-Anwendungen immer wieder einbricht respektive dauerhaft niedriger ausfällt. Auch laut aufdrehende Lüfter sind ein Indiz für zu hohe Temperaturen. Mit einem einfachen Bordmittel von Windows 10 lässt sich die GPU-Temperatur anzeigen. Obendrein gibt es diverse Programme, welche noch deutlich mehr Informationen preisgeben wie etwa die Taktraten oder die Lüftergeschwindigkeiten. Wir verraten Ihnen, ab welchem Wert die Temperaturen bedenklich sind und was Sie tun können.
So können Sie die Grafikkarten-Temperatur auslesen
Der einfachste Weg, die Temperatur Ihrer Grafikkarte auszulesen, ist der in Windows integrierte Task-Manager. Um diesen zu öffnen, führen Sie einen Rechtsklick auf die Taskleiste aus und wählen “Task-Manager” (dritter Eintrag von unten) aus. Im Task-Manager müssen Sie in der oberen Leiste vom Reiter “Prozesse” zum Reiter “Leistung” wechseln. Wählen Sie anschließend auf der linken Seite den Eintrag “GPU 0” oder “GPU 1” aus. Gerade bei Laptops, in denen sowohl in der CPU eine integrierte Grafikeinheit steckt als auch eine zusätzliche dedizierte GPU verbaut ist, kann es im Task-Manager zwei Einträge geben. Die GPU-Temperatur lässt sich im linken unteren Fensterbereich neben der Auslastung sowie der Speicherbelegung auslesen.

Hinweis: Bei älteren Windows 10 Versionen wird die GPU-Temperatur unter Umständen noch nicht angezeigt. In diesem Fall müssen Sie Windows 10 zunächst über das Windows Update auf den aktuellen Stand bringen.
Wenn Sie mehr Informationen zu Ihrer Grafikkarte bekommen wollen, empfehlen wir Ihnen GPU-Z. Zur Verwendung müssen Sie das Programm nicht einmal installieren, sondern können nach dem Start den Standalone-Mode auswählen. Auf der Startseite erhalten Sie alle möglichen Informationen zu Ihrer konkreten Grafikkarte wie dem Namen, dem Anbieter, der Treiberversion oder den spezifizierten Taktraten. Das ist sehr hilfreich, wenn Sie gar nicht wissen, welche Grafikkarte in Ihrem PC überhaupt verbaut ist. Wenn Sie die Temperatur auslesen wollen, müssen Sie oben zum Reiter “Sensors” wechseln. Moderne GPU zeigen hier nicht nur die Chiptemperatur, sondern auch den Hot Spot und die Speichertemperatur an. Zusätzlich lassen sich die Auslastung, die Taktraten und die Lüftergeschwindigkeiten auslesen. Gerade die Taktraten sind interessant, da sich hieran erkennen lässt, ob die Grafikkarte – wegen zu hoher Temperaturen – heruntertaktet und dadurch Leistung verloren geht.
Hinweis: Die GPU kann unterschiedliche P-States annehmen. Das bedeutet, dass wenn die Auslastung der Grafikkarten sehr niedrig ist, diese automatisch ihre Spannung sowie die Taktraten verringert, um die Leistungsaufnahme zu senken. Um zu testen, ob die Taktraten stabil sind oder sich die GPU heruntertaktet, sollten Sie ein Spiel oder eine Anwendung ausführen, welche die GPU voll auslastet. Alternativ können Sie einen Stresstest, wie zum Beispiel FurMark ausführen. Beachten Sie an dieser Stelle jedoch, dass ein solcher Stresstest eine noch höhere Last an die GPU anlegt, als es im Alltag meist der Fall. Dementsprechend können die Temperaturen nochmal etwas höher ausfallen. Dafür lässt sich damit sehr gut überprüfen, ob die GPU irgendwann zu drosseln beginnt.

Neben GPU-Z gibt es noch eine breite Auswahl an anderen Programmen, wie HWiNFO. Dieses Tool ist um einiges mächtiger und zeigt Ihnen Taktraten, Verbrauchswerte und Temperaturen von der gesamten Computerhardware an. Wenn Sie also nicht nur die GPU, sondern auch den Prozessor, den Arbeitsspeicher und sogar Mainboard sowie SSDs überwachen wollen, dann ist HWiNFO “the way to go”. Das Programm müssen Sie nicht zwangsweise installieren, sondern können auch die portable Version verwenden. Wählen Sie nach dem Start des Programms die Sensordarstellung (“Show Sensors only “) aus und schon erhalten Sie alle Informationen als Baumdiagramm. Wenn Sie nach unten scrollen, kommen Sie zu den Informationen zur GPU. Ein vergleichbares Tool, das Sie ebenfalls verwenden können, ist der HWMonitor.

Mittlerweile benötigen Sie jedoch gar kein extra Tool mehr, um solche Werte auszulesen, da diese Funktionen in den Treibern der Hersteller AMD und Nvidia integriert sind. Wenn Sie eine AMD Grafikkarte ihr Eigen nennen, dann führen Sie einen Rechtsklick auf den Desktop aus und wählen Sie die AMD Software aus, alternativ funktioniert auch die Tastenkombination Alt + R. Wechseln Sie zum Reiter “Leistung” um die GPU- und die Junction-Temperatur, was dem Hot Spot entspricht, auslesen zu können. Wenn Sie möchten, können Sie im rechten oberen Eck das Metrik-Overlay aktivieren, dann werden Ihnen die Informationen auch im Spiel angezeigt.
Wenn Sie eine Nvidia Grafikkarte besitzen, müssen Sie GeForce Experience öffnen. Dieses Tool müssen Sie bei der Treiberinstallation explizit mit installieren. Wechseln Sie anschließend in die Einstellungen und stellen Sie sicher, dass das “Spielinterne Overlay” aktiviert ist. Öffnen Sie dieses dann mit der Tastenkombination “Alt + Z” und wählen Sie den Punkt “Leistung” aus. Schon werden auf der linken Seite Informationen zur Grafikkarte wie der Takt, die Auslastung und die gesuchte Temperatur angezeigt. Auch bei Nvidia gibt es die Möglichkeit im Spiel ein Overlay anzuzeigen, das geschieht über die Tastenkombination “Alt + R”.

Ein weiterer Weg, um die Temperatur nicht nur auf dem Desktop, sondern zum Beispiel während dem Zocken auslesen zu können, ist FrameView. Auch wenn das Tool von Nvidia kommt, funktioniert es problemlos mit Hardware von anderen Herstellern. Führen Sie nach der Installation das Programm aus und starten Sie ein Spiel nach Wahl. Jetzt sollten im linken oberen Eck Informationen zur CPU, der GPU und dem Arbeitsspeicher als auch die aktuellen FPS-Werte angezeigt werden. In dem Tool selber, können Sie nach Belieben einstellen, in welchem Eck Sie das Overlay eingeblendet haben wollen. Alternativ können Sie auch den MSI Afterburner inklusive RivaTuner verwenden, was jedoch etwas aufwendiger zum Einrichten ist.

Ab wann wird die Grafikkarte zu heiß?
Wie warm eine GPU wird, hängt von vielen Faktoren wie dem konkreten Modell, dem Gehäuse, der Durchlüftung und der Raumtemperatur ab. Auch der Faktor, ob Sie einen Desktop-PC oder ein Notebook besitzen, spielt eine wichtige Rolle. Aber wie warm darf eine Grafikkarte werden, ohne in den bedenklichen Bereich zu kommen? Zunächst einmal können wir Ihnen versichern, dass moderne Grafikkarten über sehr effektive Schutzschaltungen verfügen, welche zunächst die Spannung und den Takt verringern, um sich selbst zu schützen, bevor es zu einer Abschaltung kommt. Es ist heutzutage also nahezu unmöglich, dass eine Grafikkarte durch Überhitzung stirbt. Leistungseinbußen durch einen verringerten Takt sind dagegen sehr gut möglich.
CPU-Temperatur anzeigen und senken – mit diesen Tools und Tipps geht’s
Mit den neuen Grafikkarten der RTX 3000 und RX 6000 Generation haben sowohl Nvidia als auch AMD mehr thermische Sensoren verbaut. So kann nicht länger nur die Chip-Temperatur, sondern auch die Temperatur des Videospeichers sowie der sogenannte Hot Spot ausgelesen werden. Dadurch lässt sich deutlich gezielter über einen möglichst langen Zeitraum die Taktrate hoch halten, ehe die GPU sich gezwungenermaßen heruntertaktet. Sowohl AMD als auch Nvidia geben diesbezüglich an, dass Temperaturen von über 100°C erreicht werden können und im Rahmen der Spezifikationen liegen. Gerade der GDDR6X-VRAM der RTX 3070 Ti bis RTX 3090 Ti hat sich bei uns im Test als wahrer Hitzkopf herausgestellt:
FurMark 30min | Watt avg | Watt max | Temp Chip | Temp Memory | Temp Hot Spot | Takt avg | Lüfter rpm |
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AMD Radeon RX 6700 XT | 222,7 | 264,3 | 78°C | – | 95°C | 2187 MHz | 1650 rpm |
AMD Radeon RX 6800 | 233,1 | 274,6 | 69°C | – | 85°C | 1843 MHz | 1680 rpm |
AMD Radeon RX 6800 XT | 302,4 | 352,1 | 77°C | – | 96°C | 1919 MHz | 1490 rpm |
AMD Radeon RX 6900 XT | 302,1 | 397,7 | 79°C | – | 96°C | 1867 MHz | 1480 rpm |
Nvidia GeForce RTX 2080 Ti | 267,6 | 311,1 | 82°C | – | 99°C | 1442 MHz | 2330 rpm |
Zotac GeForce RTX 3060 AMP | 172,9 | 210,1 | 64°C | – | 76°C | 1712 MHz | 1580 rpm |
Nvidia GeForce RTX 3060 Ti | 203,7 | 253,3 | 72°C | – | 83°C | 1655 MHz | 1690 rpm |
Nvidia GeForce RTX 3070 | 226,1 | 267,9 | 74°C | – | 85°C | 1593 MHz | 1800 rpm |
Nvidia GeForce RTX 3070 Ti | 302,8 | 335,2 | 81°C | 92°C | 92°C | 1600 MHz | 2080 rpm |
Zotac GeForce RTX 3070 Ti AMP Holo | 318 | 345,4 | 73°C | 98°C | 83°C | 1593 MHz | 2060 rpm |
Nvidia GeForce RTX 3080 | 333,1 | 365,6 | 74°C | 102°C | 84°C | 1617 MHz | 2230 rpm |
Nvidia GeForce RTX 3080 Ti | 358,2 | 404,7 | 70°C | 104°C | 77°C | 1142 MHz | 2780 rpm |
Zotac GeForce RTX 3080 Ti AMP | 354,2 | 390,5 | 72°C | 96°C | 80°C | 1123 MHz | 1680 rpm |
Nvidia GeForce RTX 3090 | 362,5 | 402,2 | 65°C | 102°C | 78°C | 1129 MHz | 1550 rpm |
Die oben aufgeführten Temperaturen haben wir im Zuge unserer GPU-Tests im be quiet! Silent Base 802 mit zwei 140 Millimeter Lüfter in der Front und einem 140 Millimeter Lüfter im Heck gemessen. Um den Worst-Case zu simulieren, haben wir dafür sowohl die CPU als auch die GPU über einen Zeitraum von 30 Minuten voll ausgelastet, um das Gehäuse aufzuheizen.
Grafikkarten-Vergleich 2021: GeForce RTX und Radeon RX GPUs im Test – mit Rangliste
Wie Sie sehen können sind Chip-Temperaturen von 70 bis 80 Grad Celsius bei nagelneuen Grafikkarten vollkommen normal. Die Hot Spot respektive VRAM-Temperaturen liegen sogar meistens in Bereichen zwischen 95 und 105 Grad Celsius. Das halten wir tatsächlich für eher grenzwertig. So ist der GDDR6X-Videospeicher, der auf den RTX 3000 Grafikkarten zum Einsatz kommt, von Micron mit maximal 110 Grad Celsius spezifiziert. Sie sehen also, dass Nvidia hier sehr nahe am Limit operiert, um maximale Leistung zu gewährleisten. Davon sind vor allem die Nvidia Founders Edition Karten betroffen, die Custom Modelle der Boardpartner operieren da im Regelfall ein gutes Stück darunter.
Hohe Grafikkartentemperaturen müssen also nicht zwangsweise ein Indiz für ein Problem sein, sondern sind von den Herstellern so einkalkuliert, um maximale Performance zu gewährleisten. Gerade bei nur geringfügiger Auslastung der GPU werden aktuelle Grafikkarten etwas wärmer als früher noch. Das liegt an dem 0-dB-Modus, auf den nahezu alle neuen Modelle setzen. Dieser hat zur Folge, dass bis zu einer fest vorgegeben Temperatur die Lüfter der Grafikkarte nicht drehen, um einen Silent-Betrieb zu ermöglichen. Im Umkehrschluss wird die Grafikkarte dadurch natürlich etwas wärmer, was aber vollkommen unbedenklich ist. Wenn die Temperatur der Grafikkarte bei hoher Auslastung permanent über 85 bis 90 Grad Celsius liegt, dann empfehlen wir, den PC auf Verschmutzungen zu überprüfen. Wenn es immer wieder zu Leistungseinbrüchen oder sogar zu Temperatur bedingten Abstürzen kommt, dann ist es höchste Zeit zu handeln.
So können Sie die GPU-Temperatur senken
Wenn die Temperaturen Ihrer GPU dauerhaft zu hoch sind oder die Lüfter zu laut werden, dann lässt das auf ein Kühlungsproblem schließen. Oftmals sind hierfür mit Staub verdreckte Kühler verantwortlich. Um das zu überprüfen, trennen Sie Ihren PC vom Stromnetz, erden Sie sich (zum Beispiel an einem Heizkörper) und öffnen Sie das Seitenteil. Bei einem Notebook müssen Sie hierfür das Unterteil entfernen. Je nach Modell lässt sich entweder das gesamte Unterteil demontieren oder es sind entsprechende Wartungsklappen vorhanden. Falls möglich, entfernen Sie die den Akku, bevor Sie das Gerät öffnen.
Wichtiger Hinweis: Wenn Sie Ihr Notebook im Laufe der Garantiezeit eigenmächtig öffnen, erlischt dadurch im Regelfall Ihr Garantieanspruch.

Lokalisieren Sie die Grafikkarte und untersuchen Sie den Lüfter und insbesondere die Kühllamellen auf Verschmutzung. Bauen Sie hierfür die GPU am besten aus. Entfernen Sie hierfür zunächst die Stromkabel von der Grafikkarte – sofern vorhanden. Öffnen Sie dann die Schrauben an der Slotblende, welche die Grafikkarte festhalten. Um die Grafikkarte aus dem Slot herausziehen zu können, müssen Sie am Ende des PCIe-Slots einen Hebel nach unten drücken. Wenn Sie sich den Ausbau der Grafikkarte selbst nicht zutrauen, dann fragen Sie technikversierte Personen im Freundeskreis um Hilfe oder wenden Sie sich an einen Experten. Wenn Sie die Grafikkarte erfolgreich ausgebaut haben, reinigen Sie den Kühlkörper vorsichtig mit Druckluft oder einem Staubsauger. Halten Sie die Lüfter dabei fest, damit diese nicht durchdrehen und eine Überspannung erzeugen können. Passen Sie zudem auf, dass der Staub nicht einfach nur im Gehäuse weiter verteilt wird. Reinigen Sie bei der Gelegenheit am besten direkt auch den Kühlkörper der CPU sowie alle im Gehäuse verbauten Lüfter.

Wenn Sie es sich zutrauen oder einen Experten zur Hand haben, ist es auch sinnvoll den Kühler der Grafikkarte zu demontieren und die Wärmeleitpaste zu erneuern. Um die Wärme von der GPU über den Kühler abzuführen, kommt nämlich ein Flussmittel zum Einsatz, das mit der Zeit eintrocknen kann: die Wärmeleitpaste. Wenn diese eingetrocknet ist, kann die Wärme nicht mehr effektiv abgegeben werden. Wichtig: Die Demontage des Kühlkörpers kann dazu führen, dass die Garantie Ihrer Grafikkarte erlischt. Erkundigen Sie sich dementsprechend vorab beim Hersteller.
Wenn das Reinigen und das Austauschen der Wärmeleitpaste nicht geholfen haben, dann entsteht in Ihrem Gehäuse eventuell ein Luftstau. Wir empfehlen bei einem Standard-PC, dass in der Front ein mindestens 120 Millimeter großer Lüfter verbaut ist, der frische Luft in das Gehäuse befördert und auf der Rückseite einen weiteren 120 Millimeter Lüfter, welcher die Abwärme aus dem Gehäuse befördert. Die korrekte Ausrichtung der Lüfter ist hierbei essentiell. Ein empfehlenswertes und preiswertes Modell wäre der Arctic P12. Weitere Lüfter können helfen, müssen es aber nicht, hier kommt es auf das spezifische Gehäuse und die richtige Orientierung der Lüfter drauf an.
Undervolting: CPU-Temperatur und Lüfterdrehzahl über die Core-Voltage senken
Haben das Reinigen, Austauschen der Wärmeleitpaste und zusätzliche Lüfter nicht geholfen hat, dann haben Sie noch die Möglichkeit die GPU zu undervolten. Das bedeutet, dass Sie die Spannung, mit welcher die Grafikkarte betrieben wird, reduzieren, wodurch sich die Leistungsaufnahme verringert und damit auch die entstehende Abwärme. Bei einer AMD Grafikkarte können Sie die Spannung direkt im Treiber unter “Leistung” absenken, bei einer Nvidia Grafikkarte benötigen Sie dafür ein Tool wie MSI Afterburner. Achtung: Das Undervolting fällt in den Bereich der Übertaktung und wird nicht von jedem Hersteller durch die Garantie abgedeckt!