Jessica Blevins ist die mächtigste Influencer-Managerin der Welt: Sie hat ihren Ehemann Tyler Blevins, besser bekannt als Ninja, zu einer 100-Millionen-Dollar-Maschine aufgebaut und mit gerade mal 26 Jahren einige der größten Deals verhandelt, die je für eine einzelne Persönlichkeit in der Gamesbranche bezahlt wurden: 30 Millionen US-Dollar war es Microsoft wert, um ihn exklusiv für ihren Service Mixer streamen zu lassen. Ihr Alltag besteht darin, mit Adidas zu verhandeln, wann sich Tyler mit David Beckham zum Foto-Shooting trifft, für Red Bull Events hostet, mit Drake Fortnite spielt, Marshmellow ein Konzert gibt und abzuwägen, ob er lieber eine Show auf Netflix, Amazon Prime oder Hulu machen sollte, denn klonen kann sie ihren Ehemann schließlich nicht.
„ Die Leute werden geschockt sein, auf wie vielen Kanälen sie Ninja sehen bleiben. Ich spreche gerade jeden Tag mit Animationsstudios und Hollywood-Produktionsfirmen. 2021 wird absolut episch“ , erzählt sie auf der Konferenz esports Rising, ausgetragen von unseren hochgeschätzten Kollegen des The Esports Observer. Wer sich für esports als Business interessiert, sollte hier unbedingt öfter reinschauen. Wer sich für Ninja interessiert, für den ist dieses Portrait – Jessica erzählt im Detail, wie Tyler vom Karriere-Ende in Halo zum größten und bestbezahltesten Superstar des Gamings aufstieg, dessen Gesicht uns heute auf Red-Bull-Dosen und Adidas-Schuhen entgegen lächelt. Nicht nur in den USA, auch in München, in Singapur, in Tokio. Weltweit. Ninja – Der Superstar zum Anfassen, der tausende Autogramme schreibt

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Ninja ist der Superstar zum Anfassen, das ist einer der Gründe, warum er so schnell so berühmt wurde. Während Hollywood-Schauspieler und Musikstars in der Regel hermetisch von Armeen von Bodyguards abgeschirmt werden nach einem Konzert, gibt Ninja tausende Autogramme. „Er ist der süßeste Typ, den du dir vorstellen kannst. Es gab Momente, in denen sah er, dass ein Kind sich nicht traute, um ein Foto zu fragen und er sagte einfach: „Hey, darf ich ein Foto mit dir machen.“ Noch vor einigen Jahren war es Jessica, die viele liebevoll Mrs. Ninja nennen, die solche Autogrammstunden koordinierte, ihren Mann mit Wasser und Snacks versorgte und auch mal etwas sagte, wenn jemand zu sehr drängelte oder zu viel verlangte. Wenn 3000 Kids ein Autogramm wollen, hat er keine Zeit, sein Ninja-Logo in allen Details auf einen Rucksack zu malen, da müssen ein „Hey, hope you are doing awesome, Foto und Autogramm reichen.“

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Was viele nicht wissen: Streaming ist ein toughes Business, bei dem die Stars dauerpräsent sein müssen. In einem ESPN-Interview enthüllte Ninja mal, dass er an einem Tag, wo er auf einem Event war und sich der Flieger verspätete, weshalb sein Stream zu spät startete, 15.000 Abonnenten verloren hat. Einer der Gründe, warum seine Freundin und heutige Frau seine Managerin wurde, denn während etwa Musiker nach ihrem Konzertauftritt relaxen können, gibt es für einen Streamer eigentlich keine Freizeit. Mittlerweile arbeitet Jessica mit CAA zusammen, der größten Agency Hollywoods, die auch Jennifer Anniston oder Vin Diesel vermarkten. Vorher war das Ganze ziemlich schwierig und chaotisch, wie Jennifer in einem sehr offenen Talk auf der Konferenz verrät:
„ Es war unglaublich spannend und unglaublich schwierig zugleich. Wir waren die Ersten. Da wir also die Pioniere waren, gab es niemanden, den wir um Antworten bitten konnten, was funktioniert, was das Richtige ist, was wir tun sollten. … Wir haben damit begonnen, dass Ninja der Erste und der Wegbereiter war. Und wir wollen sicherstellen, dass wir seine Marke auf diese Weise erhalten.” Ninjas Freundin hatte große Bedenken, er könne ausbrennen, wenn nur eine klassische Agency ihn managen würde, denn jeder wollte ihn – egal ob Adidas oder Red Bull. „Wir sind beide Perfektionisten, was gut ist, aber auch schwierig – wenn wir einen Sneaker mit Adidas machen, dann muss er auch wirklich die Ninja-Brand repräsentieren, was viele Calls, Meetings und Iterationen erfordert.“ Ninja und Jessica verlieben sich auf einem Halo-Event

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Jessica war eine Gamerin, lange bevor sie ihren jetzigen Ehemann Tyler kennenlernte. Seit sie fünf Jahre alt war, ist sie von Videospielen fasziniert. „Ich liebte Sonic The Hedgehog auf dem Sega Genesis, alles was mit Super Mario zu tun hatte und Pokemon.“ Aber auch in Mortal Kombat teilte sie gerne aus und fand so die Faszination für Multiplayer-Games, die sie mit ihrer Familie spielte. So haben sich dann Tyler und Jessica auch auf einem esports-Turnier kennengelernt – lange vor dem Fortnite-Hype. Sie spielten beide Halo und trafen sich auf dem Focus Fire Festival. Jessica arbeitete zudem ebenfalls in der Gamesbranche, als Journalistin und Moderatorin von Events, sowohl im esports als auch für Ubisoft.

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So liefen sich die beiden immer mal wieder über den Weg, bis dann wohl Armors Pfeil traf. Wer auch immer diese Reddit-Gerüchte in die Welt gesetzt habe, die beiden wären erst ein Paar geworden, als Ninja super reich war – das ist völliger Quatsch. Es war ein harter Weg für ihn sich hochzuarbeiten und früh in seiner Karriere bestanden Turniergewinne oft nur aus Sachwerten, etwa einem Fernseher. Was auch cool ist, aber nicht die Miete bezahlt. Auch Superstars fallen in der Regel nicht vom Himmel. Wie Jessica Ninjas Managerin wurde

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„Wir lebten zusammen, ich arbeitete im Recruiting, war aber nicht so richtig glücklich. Tyler beendete seine Halo-Karriere, weil Major League Gaming Halo droppte – der Fokus lag jetzt voll auf Call of Duty. Dann trat Fortnite in unser Leben. Und ja, ich weiß das klingt komisch, aber Tyler war einfach ein Dude, der Gaming liebte – er wollte spielen und streamen. Er wollte keine geschäftlichen E-Mails beantworten oder in endlosen Meetings sitzen, also habe ich das übernommen.“ Was viele überraschen dürfte: Ninjas Managerin traf zunächst auf eine Menge verschlossene Türen, weil Streaming völlig neu war – kaum jemand hatte für Twitch Budgets vorgesehen. „Mein Alltag bestand darin, Firmen zu pitchen und viele hatten keine Zeit für einen Call, die heute sehr gerne mit uns zusammenarbeiten würden. So ist das manchmal.“ Sie nennt zum Beispiel einen Getränkehersteller, dessen Produkte Ninja ohnehin konsumiert: „Er trinkt super gerne Mountain Dew, aber die hatten Gaming lange überhaupt nicht auf dem Radar.“ Red Bull bezeichnet sie bis heute als einen der wichtigsten Deals in seiner Karriere: „Wenn du weltweit auf einer Dose zu sehen bist, die hunderte Millionen von Menschen in Supermärkten sehen können. Dann fängst du an, eine Weltmarke zu bauen.“

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Jessicas Erfahrung in Public Relations und ihr Master-Abschluss in Interpersonal Communications und Human Ressource Management sind vielleicht sogar einer der Gründe, warum Ninja nach so vielen Jahren noch immer so erfolgreich ist. Jessica übernahm Tylers Zeit-Management, erstellte Pläne, wann er streamt, wann sie über Business und Kooperationen reden, plante aber auch bewusst “Date-Nights“ ein – viele Youtuber und Streamer mussten in den letzten Jahren aufgeben, weil sie an Burnout litten und durch diese festeingeplanten Auszeiten konnten sich die beiden immer wieder erholen, was in jedem Job wichtig ist. „Nicht nur körperliche, sondern auch mentale Fitness und Wohlbefinden sind enorm wichtig. Ich wollte auch nicht, dass unter seinem Erfolg unsere Beziehung leidet, insofern haben wir angefangen viel mehr mit dem Kalender zu arbeiten. Die beiden halten sich zudem sehr fit, laufen etwa in Marathons mit und gehen jeden Tag joggen.

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„ Wir wollten wachsen, klar. Aber wir haben lange nicht geplant, Ninja zu einer Weltmarke auszubauen. Das hat sich alles zwar sehr schnell, aber doch organisch entwickelt, weil große Konzerne mit ihm arbeiten wollten, er in TV-Shows eingeladen wurde und so seine Popularität immer weiter skalierte.“ So richtig explodiert ist Ninjas Karriere, als er mit Drake Fortnite spielte und zehn Millionen Gamer schauten zu. „Viele dachten, dass wäre alles geplant gewesen. Aber Tyler und Drake sind auf Instagram, einer schrieb „Yo, Lust auf eine Runde Fortnite?“ Der andere sagte zu und sie zockten eine Runde. Das Schöne am Arbeiten in dieser Branche und mit Leuten, die andere als Stars bezeichnen ist, dass das in der Regel auch ganz normale Menschen sind, mit denen man sich super nett unterhalten kann – egal ob Drake oder David Beckham. Wobei, bei Letzterem war Tyler schon nervös, weil er ihn wirklich vergöttert. Er liebt ja Fußball.“

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