In Zeiten, in denen Computer-Hardware nur äußerst schlecht zu vollkommen überzogenen Preisen erhältlich ist und ein großer Teil der Bevölkerung im Homeoffice arbeitet, erreicht mich ein eher ungewöhnliches Test-Sample: der Harmoni Stehtisch . Dieser soll Millionen Arbeitnehmern, Studenten und Schülern dabei helfen nicht nur in den eigenen vier Wänden, sondern auch an flexiblen Arbeitsplätzen oder draußen auf der Terrasse ergonomischer arbeiten zu können. Ich habe mir das Stehpult im Praxiseinsatz angesehen und bin begeistert, wie flexibel es sich nicht nur mit einem Notebook, sondern auch bei der Verwendung eines zusätzlichen Monitors und als Notebookständer einsetzen lässt.
Warum überhaupt ein Stehtisch?
Wenn wir uns die Abstammung des Homo Sapiens ansehen und der Tatsache ins Auge blicken, dass unsere Vorfahren ständig in Bewegung waren, sei es jetzt zur Nahrungssuche oder weil es ums blanke Überleben ging, dann ist es nicht verwunderlich, wenn Studien beweisen, dass langes Sitzen für den menschlichen Körper Gift ist. So kommt zum Beispiel eine amerikanische Studie zu dem Ergebnis, dass zu langes Sitzen unsere Lebenserwartung verkürzt. Reduzieren die Probanden der Studie ihre tägliche Sitzzeit auf unter 3 Stunden, so stieg deren Lebenserwartung um zwei Jahre. Hier reden wir natürlich von extremen Auswirkungen, aber auch auf das körperliche Wohlbefinden kann das Arbeiten an einem Stehtisch positive Auswirkungen haben. So fühlten sich die Teilnehmer einer Studie von Professor Alan Hedge der Conell University beim Arbeiten an einem Stehtisch nicht nur wohler, sondern konnten nach eigenen Aussagen sogar produktiver arbeiten. Arbeiten im Stehen hilft aber auch gegen die häufigste Todesursache, den Bluthochdruck. Wie eine Studie der WHO herausgefunden hat, sorgt das Arbeiten im Stehen nicht nur für eine bessere Durchblutung, sondern kurbelt auch die Kalorienverbrennung an, weil der Körper in Bewegung ist. In diesem Artikel von ergotopia können Sie noch elf weitere Gründe finden, welche Vorteile ein Stehtisch bietet.
So viel zur grauen Theorie, aber ist es jetzt sinnvoll durchgehend im Stehen zu arbeiten? Nein, wie auch Sportwissenschaftler Markus Rothermel in unserem Video HMX3-Special: So stellen Sie Gaming- und Bürostühle richtig ein sagt, ist die “Beste Position immer die Nächste”. Es kommt also auf die richtige Mischung an und darauf zu achten, dass unser Körper möglichst viel in Bewegung ist. Das bedeutet, dass wir beim Sitzen unterschiedliche Positionen einnehmen sollen oder einfach mal die Rückenlehne frei schalten, um wippen zu können, damit unser Rücken arbeiten muss, sich die Muskeln lockern können und die Durchblutung angeregt wird. Das Gleiche gilt auch für das Arbeiten im Stehen, am besten laufen wir währenddessen ein bisschen durchs Zimmer, sei es jetzt bei einem Telefonat via Bluetooth-Kopfhörer oder einfach nur um eine Tasse Kaffee aus der Küche zu holen.
Harmoni Stehtisch – erster Eindruck

Der Harmoni Desk kommt bei uns in einer umweltneutralen Verpackung an. In dem Karton befinden sich vier 17 Millimeter dicke Bretter. Das Birkensperrholz stammt laut Hersteller aus 100 Prozent ökologischer Forstwirtschaft und wird in Europa zugeschnitten. Die Verarbeitung ist hochwertig, alle Ecken und Kanten des Tischs sind abgerundet und die Hölzer lackiert. Die ersten Tage, welche ich mit dem Harmoni Desk arbeite, begleitet mich ein angenehmer Holzgeruch. Neben dem Tisch selbst liegt noch eine praktische Tragetasche bei, um den Stehtisch überallhin mitnehmen zu können. Das Auf- und Abbauen geht in Sekundenschnelle von der Hand, dennoch muss ich zugeben, dass ich den Harmoni Desk eher selten transportiert habe. Zwar habe ich den Stehtisch nicht nur auf dem eigenen Schreibtisch, sondern auch in der Küche, auf dem Balkon und im Büro ausprobiert, aber die Tragetasche ist mit 89 mal 40,5 Zentimetern und einem Gewicht inklusive Tischs von knapp sieben Kilogramm nicht gerade handlich. Dadurch gestaltet sich der Transport zumindest in öffentlichen Verkehrsmitteln als eher schwierig. Im Kofferraum lässt sich der Stehtisch dagegen problemlos unterbringen.

Der Praxiseinsatz – Szenario 1: Klassischer Stehtisch mit Laptop
Im Praxistest hat sich der Harmoni Stehtisch als ziemlich flexibel einsetzbar gezeigt, zunächst habe ich ihn jedoch in einem klassischen Szenario verwendet, wie ihn der Hersteller gemäß Produktbildern in erster Linie auch vorgesehen hat. Konkret habe ich auf der oberen, kleineren Ablagefläche (35 x 25 Zentimeter) mein Arbeitsgerät platziert. Die Auflagefläche reicht von der Größe her für Notebooks mit einer Displaydiagonale bis 15,6 Zoll aus. Auf der größeren, unteren Ablage (80 x 24 Zentimeter) finden meine kabellose Maus und Tastatur ihren Platz. Für eine Kaffeetasse oder ein Glas Wasser bleibt noch mehr als genug Platz. Im aufgebauten Zustand benötigt der Harmoni Stehtisch damit einen freien Platz von mindestens 77 x 45 x 80 (Höhe x Breite x Tiefe) Zentimetern, das ist nicht gerade wenig, womit es bei kleineren Schreibtischen schnell eng werden könnte.

Die obere Auflagefläche stelle ich so ein, dass die Oberkante des Notebook-Displays in etwa auf meiner Augenhöhe ist. Das dient dazu, dass ich nicht nach unten schauen muss, wodurch mein Nacken gerade bleibt und nicht verspannt. Die unter Auflagefläche kommt auf die Höhe, dass – wenn ich meine Hände auflege – zwischen Ober- und Unterarm der Winkel etwas über 90 Grad beträgt, um die Durchblutung zu fördern. Das Arbeiten am Harmoni Stehtisch ist an den ersten Tagen ziemlich ungewohnt. Gerade das Tippen geht nicht so einfach von der Hand. Das dürfte wohl in erster Linie an der Hand-Augen-Koordination liegen. Bei dem Stehtisch sind die Tastatur und der Bildschirm nämlich höhenmäßig deutlich weiter auseinander, als das bei einem Schreibtisch normalerweise der Fall ist. Nach ein paar Tagen Eingewöhnungszeit legt sich das aber und ich tippe im Stehen nahezu genauso schnell wie im Sitzen. Wichtig bei der Verwendung des Harmoni Desk ist auf jeden Fall eine stabile Aufstellfläche. Wenn zum Beispiel der Schreibtisch bereits wackelt, dann übertragen sich die Schwingungen auf den Stehtisch und machen ein sinnvolles Arbeiten unmöglich. Darüber hinaus muss der Nutzer das 10-Finger-schreiben einwandfrei beherrschen, ansonsten schaut man die ganze Zeit nach unten auf die Tastatur und macht dabei einen Rundrücken, was nicht der Sinn der Sache ist.
Gerade bei Telefonaten und Videomeetings konnte ich feststellen, dass ich beim Arbeiten im Stehen kommunikativer und kreativer war. Im Sitzen schalte ich gerne die Rücklehne frei, und lehne mich zurück. Da kommt dann schnell das Feeling vom Sitzen auf dem Sofa auf, was natürlich für einen produktiven Workflow nicht immer förderlich ist, weil man schnell nur mit halbem Ohr zuhört. Was ich jedoch als einschränkend empfand, war das Arbeiten auf dem doch recht kleinen Notebook-Display. Im Regelfall arbeite ich an einem oder auch zwei mindestens 24 Zoll großen Monitoren und da ist das kleine Display meines Arbeitsgeräts natürlich ein Rückschritt, weshalb wir zu Szenario 2 kommen.
Der Praxiseinsatz – Szenario 2: Stehtisch mit zusätzlichem Monitor
Für den zweiten Praxistest schnappe ich mir den ASUS ROG Swift PG259QNR und stelle ihn auf die obere Ablagefläche des Harmoni Desk. Hier kommt ein Luxusproblem eines Hardware-Journalisten zu tragen, der keinen “normalen Office-Monitor” zur Verfügung hat. Doch auch wenn der extra breite Standfuß des Gaming-Monitors über die Ablagefläche hinaus ragt, steht der Bildschirm vollkommen stabil und wackelt nicht. Auch hier achte ich wieder darauf, dass die obere Bildschirmkante in etwa auf Augenhöhe ist. Das Notebook liegt hierbei schräg auf dem Standfuß des Stehtischs auf (siehe Bild). Ich persönlich empfinde das Arbeiten mit dem zusätzlichen Monitor als deutlich angenehmer, auch wenn ich sagen muss, dass das Display mit 24,5 Zoll schon fast zu groß ausfällt. Dadurch, dass die Tastatur auf der unteren Auflagefläche liegt, komme ich nicht weit genug von dem Display weg, um den gesamten Inhalt im Blick zu haben. Bei einem Display mit einer Diagonale von etwas 22 Zoll oder einem Standfuß, der nicht so weit nach vorne ragt, mag das jedoch kein Problem sein.

Was dann eher zu einem Problem wird, sind die Kabel, die ein zusätzlicher Monitor mit sich bringt. Da wäre als sekundärer Punkt die Ästhetik aufzuführen. Ich persönlich finde den Harmoni Stehtisch zwar minimalistisch gehalten, von der Optik her aber dennoch futuristisch und ansprechend. Da passen diverse herabhängende Kabel nicht so wirklich in das Gesamtbild. Viel wichtiger ist jedoch, dass einer der größten Pluspunkte des Harmoni Desk etwas verloren geht und das ist der schnelle und einfache Auf- und Abbau. Mit einem Laptop ohne Ladekabel und Maus und Tastatur, die via Bluetooth verbunden sind, lässt sich in kürzester Zeit der Arbeitsplatz vom Sitzen zum Stehtisch umrüsten. Wenn dann jedoch ein Ladekabel, kabelgebundene Peripheriegeräte und ein zusätzlicher Monitor ins Spiel kommen, dann ist der Umbau bei weitem nicht mehr so praktikabel. Das ist natürlich nur in zweiter Linie dem Harmoni Desk geschuldet, sondern vielmehr meinem konkreten Anwendungsbereich, aber ein Punkt, der bei einem elektrisch höhenverstellbarem Schreibtisch nicht auftritt und damit auch ein gewisser Minuspunkt.
Der Praxiseinsatz – Szenario 3: Notebookständer im Sitzen
Kommen wir zum dritten Praxistest und das ist ein Szenario, in dem der Stehtisch von Harmoni sogar besser abschneidet als ein elektrisch höhenverstellbarer Schreibtisch. Das ist der Einsatz der unteren Ablagefläche als Notebook-Ständer in sitzender Position. Wie bereits mehrfach aufgeführt, sollte die obere Bildschirmkante des Displays in etwa auf Augenhöhe sein. Wenn wir unser Notebook einfach so auf dem Schreibtisch abstellen, ist das nicht der Fall, wodurch wir unseren Kopf nach unten neigen, die Schultern vorziehen und einen Rundrücken machen. Ein höhenverstellbarer Schreibtisch hilft hier nicht. Wenn wir die Tischplatte nämlich nach oben stellen, damit das Display auf der richtigen Höhe ist, ist die Auflagefläche gleichzeitig viel zu hoch, um im Sitzen arbeiten zu können. Hier hilft also nur ein Notebook-Ständer, welcher das Notebook erhöht und genau als solcher kann der Harmoni Desk auch fungieren.

Allerdings benötigt man hierfür einen recht tiefen Schreibtisch, weil der Standfuß des Harmoni Desk hinten ein gutes Stück raussteht und wir irgendwann an der Wand anstoßen. 80 Zentimeter sollte der Schreibtisch also mindestens tief sein, damit vorne noch genau Platz bleibt, um Maus und Tastatur zu platzieren.
Preis und abschließende Worte
Der Harmoni Stehtisch gibt es derzeit für 199 Euro inklusive Versand auf der offiziellen Seite des Herstellers zu kaufen. Im Vergleich zu einem elektrisch höhenverstellbarem Schreibtisch wirkt der Preis durchaus günstig. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass er nahezu die gleichen Funktionen bietet, auch als Notebook-Ständer verwendet werden kann und sich schnell auf- und abbauen sowie transportieren lässt. Auf der anderen Seite bekommt man für knapp 200 Euro nur vier bearbeitete und lackierte Birkensperrholzplatten. Für handwerklich Versierte dürfte ein Nachbau deutlich günstiger kommen, für Holz und Farbe müssen Sie nicht einmal die Hälfte ausgeben. Dabei sind aber natürlich der Arbeitsauswand und die benötigten Gerätschaften und Werkzeuge nicht mit einberechnet. Summa summarum ist der Preis also als fair zu bezeichnen.
Letztendlich investiert man mit einem Stehtisch ja auch in seine körperliche Gesundheit und die sollte einem 200 Euro auf jeden Fall wert sein. Ich persönlich bin zwar erst Mitte zwanzig, achte aber sehr auf meine Ernährung und gehe täglich sportlichen Aktivitäten nach. Hierzu steht das tägliche stundenlange vor dem PC sitzen, sei es für die Arbeit oder auch zum Zocken natürlich in einem starken Kontrast. Aus diesem Grund sehe ich den Harmoni Desk als ideale Ergänzung zu meinem ergonomischen Bürostuhl und möchte ihn beim täglichen Arbeiten nicht mehr missen.
Der Harmoni Stehtisch wurde uns vom Hersteller kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf den Testbericht oder eine Verpflichtung zur Veröffentlichung gab es selbstverständlich nicht!