Die Kölner Polizei warnt vor einer aktuellen Betrugsmasche mit online angebotenen Gebrauchtwagen. Vereinfacht dargestellt läuft der Betrug folgendermaßen ab:
Auto zum Hammerpreis, aber unterschiedliche Adresse
Die Betrüger inserieren in den gängigen Online-Märkten ein Fahrzeug zu einem Preis, der deutlich unter dem üblichen Preis liegt. Ruft der Interessent unter der angegebenen Telefonnummer an, so wird er schnell mit dem Anbieter handelseinig. Denn dieser lässt am Telefon noch einmal 1000 Euro nach. Das der vom Verkäufer vorgeschlagene Ort für die Fahrzeugübergabe und für die Unterschrift des Kaufvertrags nicht mit der im Fahrzeugschein angegebenen Adresse identisch ist, erklärt der Verkäufer nachvollziehbar.
Der Verkäufer bittet den Käufer um Zusendung einer Kopie des Personalausweises mit Anschrift des Interessenten. Diese Angaben bräuchte er, um den Kaufvertrag vorab ausfüllen zu können. Im Gegenzug weigert sich der Verkäufer aber eine Kopie der Zulassungspapiere zu schicken. Wegen möglicher Betrüger im Internet, so die Begründung.
Warten am Tag der Übergabe
Am Tage der Übergabe lässt der Verkäufer den Käufer am vereinbarten Treffpunkt etwas warten und nennt dafür telefonisch einen plausiblen Grund. Diese Wartezeit nutzen er, um den Käufer zu beobachten – handelt er eventuell im Auftrag der Polizei? Erst wenn sich die Betrüger sicher sind, dass der Käufer allein ist, erscheint der Verkäufer am Treffpunkt beziehungsweise an einem neu vereinbarten Treffpunkt. Dabei kann es sein, dass es sich beim Verkäufer um ein anderes Geschlecht handelt, als im Fahrzeugschein eingetragen: Steht dort also ein Mann als Fahrzeughalter, dann kann durchaus auch eine Frau als Verkäuferin erscheinen. Dafür nennen die Betrüger einen plausibel klingenden Grund (Erkrankung des Verkäufers etc).
Zweiter Schlüssel fehlt, doch das sei kein Problem…
Die Probefahrt verläuft problemlos. Der Verkäufer/die Verkäuferin legen auch die Zulassungspapiere vor. Doch dann behauptet der Verkäufer, den zweiten Schlüssel und die versprochen Winterreifen, die im Wagen liegen sollten, vergessen zu haben. Diese wolle er nachschicken, im Gegenzug wird der Kaufpreis noch einmal etwas reduziert und der nachzuliefernde Schlüssel samt Winterreifen im Kaufvertrag vermerkt. Die Kaufsumme wird bar bezahlt und beide Parteien fahren ab.
Das böse Erwachen auf der Zulassungsstelle
Auf der Zulassungsstelle kommt bei der Ummeldung des noch angemeldeten Wagens das böse Erwachen: Das Schnäppchen ist als gestohlen gemeldet und wird von der Polizei beschlagnahmt. Deshalb also fehlte der zweite Schlüssel. Und die Zulassungspapiere sind gestohlen und gehören nicht zum Wagen. Unter der in der Online-Annonce angegebenen Telefonnummer ist natürlich niemand mehr zu erreichen.
Bisher über 100 Fälle im Raum Köln
Die Polizei in Köln und in Leverkusen weiß von über 100 derartigen Fällen, die sich im Großraum Köln ereignet haben. Die Polizei erklärt: „Bei den Zulassungspapieren handelt es sich oft um echte Dokumente, welche jedoch bei einer Vielzahl von Einbrüchen in Zulassungsstellen in verschiedenen Städten und Kreisen gestohlen worden sind. Die Fahrzeuge stammen aus nächtlichen Einbrüchen oder anderen Straftaten in Belgien, Frankreich oder den Niederlanden.“
Die Polizei weist zudem auf diese besonders dreiste Variante des oben beschrieben Betrugs hin: „Teilweise werden die Fahrzeuge bei deutschen Autovermietern angemietet und sofort im Internet zu Knüller-Preisen angeboten. Sind die Mietfahrzeuge zu neu oder haben zu wenige Kilometer runter, werden diese kurzerhand mit einem Streifschaden versehen, um einen Grund für den kurzfristigen Verkauf und auch den niedrigen Preis vorzugaukeln.“
Stellen Sie sich bei einem ungewöhnlichen Schnäppchen diese Frage:
- Warum sollten Fahrzeuge so viel günstiger angeboten werden?
- Warum bekomme ich den Zuschlag, obwohl ich hunderte Kilometer entfernt wohne? War niemand anderes im Internet auf den Wagen aufmerksam geworden?
- Warum hat kein Händler den Wagen gekauft?
So erkennen Sie Betrug mit online angebotenen Gebrauchtwagen
- Achten Sie beim Kauf darauf, den Wagen an der Wohnanschrift des Anbieters zu besichtigen
- Seien sie achtsam, wenn an der angegebenen Anschrift der Name des Anbieters nicht auf der Klingel verzeichnet ist und dieser erst nach Ihnen am vereinbarten Ort eintrifft. Warum sollte man auf der Straße einen hohen Geldbetrag in bar übergeben?
- Schauen Sie sich die Zulassungspapiere gut an. Rechtschreibfehler in amtlichen Dokumenten weisen auf eine Fälschung hin. So wird aus dem Geländewagen“ schnell ein „Gelendewagen“
- Achten Sie auf die in den Zulassungspapieren eingetragenen Ausstellungsbehörden. Auf der Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein) ist auf der Rückseite die Ausstellungsbehörde bereits aufgedruckt. Stimmt diese mit der Behörde auf der Vorderseite überein oder wurde sie nachträglich verändert?
- Lassen Sie sich während der Verkaufsverhandlungen den Personalausweis des Verkäufers zeigen. Handelt es sich um einen vorläufigen Personalausweis, welcher leicht zu fälschen ist? Zeigt der vorgelegte Ausweis tatsächlich das Bild des Anbieters? Oft werden aus Taschendiebstählen erlangte Ausweise für Verkäufe genutzt. Kündigen Sie die telefonische Überprüfung des Autos bei der Polizei an. Allein durch diese Androhung werden die Verkaufsverhandlungen oft direkt beendet.
Im Jahr 2020 verzeichnete die Polizei Köln in Köln und Leverkusen zusammen knapp 120 Straftaten (Vorjahr: Rund 70), bei denen Hehler gestohlene Autos zum Kauf angeboten haben. Bei etwa 95 (Vorjahr: 60) der Fälle waren die Betrüger damit erfolgreich.