Okay wow, der Lamborghini Terzo Millenio sieht mehr aus wie ein Raumschiff aus Star Wars, denn ein Auto. Schon immer setzten die Italiener auf Cockpits, die F16-Kampfjets nachempfunden sind, doch das hier sprengt alle Vorstellungen. Die Motorhaube wird brutal verkürzt und geht direkt in das Renncockpit über, welches zu 100 Prozent im Fluss ist und damit perfekte Aerodynamik garantieren soll. Wie ist das möglich? Elektromotoren sind sehr klein, entsprechend kann die Front stark verkürzt werden. Abgefahren, aber leider aktuell mehr Konzept, denn gelebte Realität: Lamborghini experimentiert gerade mit einem neuartigen Nanomaterial, wodurch die Energie direkt im Karbonbody gespeichert werden kann. Das Ziel ist nicht nur eine effizientere Nutzung, die Nanopartikel sollen auch das Auto alarmieren, sobald Risse in der Karbonfaserstruktur auftreten. Ein unglaubliches Hypercar – der erste vollelektrische Supersportler von einer der exklusivsten Automarken der Welt.
Nun könnte man meinen: Das war doch sicherlich eine Weltpremiere auf der IAA, auf der LA Auto Show, auf der Auto e Moto dépoca. Nein, es war auf einem Gaming-Event. In Monaco, auf den Gran Turismo World Finals. Das ist ein Statement, ein Bekenntnis der Marke Lamborghini, mit der man seine Liebe für virtuelle Welten ausdrücken möchte. „Wir lieben Gaming, weil es einer der ersten Berührungspunkte mit unserer Marke ist, die sehr viele haben – sie spielen Need for Speed, Gran Turismo. Sie genießen als Kind, als Teenager, vielleicht auch mit 30 noch die virtuelle Welt, ein paar Jahre später kauft man dann den ersten Lamborghini“, erklärt eine begeisterte Katia Bassi, Chief Marketing Officer der italienischen Edelmarke. Die Lady hat Benzin im Blut und schon immer in der Luxus-Automobilindustrie gearbeitet – angefangen bei Ferrari führte sie ihre Karriere nach England, wo sie eine der größten Partnerschaften einfädelte, die Hollywood je gesehen hat: die zwischen Aston Martin und James Bond. Einen Aston Martin Vanquish durfte sie als Managing Director dann auch behalten, beruflich und wohl auch eher privat fährt sie aber Lamborghini Aventador.
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„ Gamer sind überdurchschnittlich intelligent und machen schneller Karriere“

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Schon in Monaco erzählte Lamborghinis CEO, warum Gamer so eine spannende Zielgruppe sind für seine Firma. „Schauen wir uns die Daten an, dann machen Gamer überdurchschnittlich schnell Karriere und haben ein signifikant höheres Einkommen als Nicht-Spieler.“ Wenig überraschend, schließlich lernt man gerade im Multiplayer zu führen. In einem Counter-Strike, einem Call of Duty, auch einem MMO wie World of Warcraft Shadowlands. Rennspiele hingegen lehren uns Perfektion: Auch das Leben besteht schließlich häufig daraus, dass wir etwas anpacken, ausprobieren, scheitern, es nochmal probieren und dann meistern – die DNA, aus denen Rennspiele gemacht sind. Man muss Kurven auswendig lernen, Bremspunkte erlernen, verstehen, wie man perfekt herausbeschleunigt. Auch hier lassen sich sicherlich Parallelen zum Berufsalltag finden. Die Gewinnertypen unter uns werden aus der Corona-Krise mit Vollgas rausbeschleunigen.
Der eigentliche Grund, warum Lamborghini seinen Terzo Millenio zuerst in Gran Turismo Sport gelauncht hat, liegt darin, dass „Gamer Technologie verstehen und daran enormes Interesse haben“. Zusammen mit dem MIT entwickelt Lamborghini gerade ein paar abgefahrene Technologien, die sich mehr nach James Bond anfühlen als Realität. Etwa, wie man in Zukunft Risse im Karbon verhindern will. Durch eine neuartige Polymer-Verhärtung. Risse in der Struktur sollen automatisch mit Chemikalien gefüllt werden, die über Mikrokanäle an die richtige Stelle geleitet werden. Der Kunststoff wird von nebeneinander liegenden Kapillaren durchgezogen, in denen sich jeweils die Substanz befindet. Werden die Kapillaren verletzt, laufen die Flüssigkeiten aus und kommen miteinander in Kontakt. Sie bilden zunächst ein Gel. Das wiederum härtet in ein Polymer aus und stellt die Stabilität des Materials wieder her. Auch experimentiert Lamborghini gerade mit einer neuartigen Generation von E-Motoren. Die Idee: Vier E-Motoren werden in die vier Reifen integriert und komplett vernetzt. So will man ein extrem hohes Drehmoment erreichen, um weit mehr als die aktuell üblichen 1000 PS eines Aventador auf die Straße zu bringen. Die sogenannten Supercaps oder Superkondensatoren sollen durch die schnelle Drehung der Räder Energie zurückgewinnen – Supercaps gelten als weniger anfällig für Vibrationen und Supersportler brauchen dringend eine neue Batterie-Generation, denn Lihium-Ionen sind schlicht zu schnell leer. Lamborghini-Kunden werden immer jünger: Generation Youtube fährt Lambo
„Ich hab’ Style, ich hab’ Geld. Ich trag’ Louis, Louis, Louis. Schuhe von Louis, Louis, Louis. Bei mir ist alles kariert. Ich scheiß auf Undercover. Sag, welcher andre Juror fuhr zu ‘nem Casting im Aventador? Ich bind’ meine Dates immer an das Bett, Und hab’ zwei Geldkoffer als Handgepäck“ rappt Kay One und 94 Millionen finden es fresh auf Youtube. Lamborghinis Zielgruppe hat sich sicherlich stark verändert. Man erwartet sonst eher Bänker, Immobilien-Makler, Anwälte und andere hochbezahlte Berufsgruppen im Lamborghini. Aber auch Gamer: 100 Thieves CouRage fährt Aventador, der deutsche Youtuber Nico Pliquett fährt Huracán und Fortnite-Superstar iCrimax chillt im Lamborghini Huracán Evo. So ein Lamborghini ist ja auch kein schlechtes Investment, schließlich sind die Modellreihen jeweils stark limitiert.

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„Luxus ist ein Detail. Lamborghini ist Performance, und Luxus ist ein Detail dieser Performance. Wir bedienen eine sehr kleine Nische des Automobilmarktes, und dementsprechend anspruchsvoll sind unsere Kunden. Sie verlangen viel, kennen sich gut aus und haben die nötige finanzielle Freiheit. Ob sie Ihr Auto im Designer-Anzug von Versace oder eher Casual-Chic genießen möchten, bleibt jedem selbst überlassen.“ Generell freut sich das Unternehmen über die neue deutsche Offenheit – man zeigt in Deutschland traditionell eher nicht, was man hat. Selbst hier in München sieht man zwar alle drei Meter einen Porsche, aber sehr, sehr selten Ferrari, Aston Martin oder Lamborghini. Das ist in anderen Metropolen ganz anders – etwa in Los Angeles auf dem Rodeo Drive oder in Dubai. Wäre ja schön, wenn sich das mal ändern würde.
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„Lamborghini ist eine sehr junge Marke, und deshalb investieren wir mit unserer ersten Sim-Racing-Meisterschaft in eSports, um die jüngste Generation zu begeistern und vielleicht unsere zukünftigen Rennfahrer und Botschafter zu finden“, erklärt die Marketingchefin. „Unser Ziel ist es, Fans von Luxus-Sportwagen und Sim-Rennen eine neue Plattform zu bieten, um mit unserer Marke in der virtuellen und realen Welt zu spielen. Ein neuer Wettbewerb, der es uns ermöglicht, auf andere Weise mit unserer Community in Kontakt zu treten sowie neue Zielgruppen zu erreichen und unsere Fans auf neue Weise zu unterhalten bzw. kennenzulernen.“ Die drei besten Teilnehmer des Live-Finales gewinnen eine dreitägige Erfahrung in Italien, wo sie die Möglichkeit haben, gemeinsam mit der legendären Lamborghini Squadra zu trainieren und auf einer international bekannten Rennstrecke einen echten Lamborghini-Rennwagen zu fahren.

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Spannend: Als Mentoren steht nicht nur etwa Lamborghini Werksfahrer Emanuele Pirro zur Verfügung, sondern auch Formel-1-Legende David Coulthard. „Natürlich sind wir auch daran interessiert Gamer für unsere eigenen Werksteams zu rekrutieren, weshalb wir mit diesen Experten zusammenarbeiten, um die Motorsportler auf Herz und Nieren zu testen. Unsere Ingenieure sind beeindruckt davon, wie viel sich vom Gaming-Talent auf die reale Straße übertragen lässt, was eSportler zu den perfekten Kandidaten für Simulator-Fahrern macht, die unsere Lamborghini Squadra Corse, unsere Rennsportabteilung, auf jedes Rennen vorbereiten.“ Auch hier ist Kunos Simulazioni ein optimaler Partner, schließlich liegen deren Büros direkt am Autodromo Vallelunga Piero Taruffi, einer weltberühmten Rennstrecke. Herzlich Willkommen im eSports Lamborghini!