Ein Windows-Rechner, der sich immer wieder und selbstständig von ganz allein repariert, klingt nach einem kühnen Werbeversprechen. Doch genau das leisten die sogenannten Instant Recovery Tools: Programme, die den Computer im perfekten Zustand einfrieren und diesen bei jedem Neustart automatisch wiederherstellen. Unser Ratgeber beschreibt mit Reboot Restore Rx und Time Freeze zwei dieser Tools Schritt für Schritt.
Darüber hinaus stellen wir weitere Möglichkeiten vor, die Windows 10 selbst und auch andere Software bieten, um einen bestimmen Systemzustand zu konservieren und auf Wunsch wiederherzustellen.
Instant Recovery Tools für verschiedene Einsatzszenarien

Die Idee eines sich ständig selbstreparierenden PCs ist keineswegs neu. Microsoft ermöglichte dies bereits vor 15 Jahren mit seiner Freeware „Shared Computer Toolkit“, später umbenannt in „Windows SteadyState“. Einmal installiert, konnte man seinen Rechner zwar ganz normal verwenden und dabei auch Programme installieren oder sogar Dateien löschen, doch alle Änderungen wurden beim Herunterfahren und Neustarten wieder rückgängig gemacht. Weil sich somit am System praktisch nichts kaputt machen lässt, nennt man diesen Betriebszustand auch Kioskmodus: allgemein zugänglich für alle, ohne dass sich etwas verstellen kann.
Nun eignet sich der Kioskbetrieb keineswegs nur für Rechner in Hotels oder Internetcafés, die ständig von vielen Personen benutzt werden. Auch zu Hause macht er Sinn: zum Ausprobieren von Software ohne Angst vor schädlichen Auswirkungen auf das System, wenn mehrere Personen den gleichen Familienrechner verwenden, und schließlich für die eigene unbeschwerte Nutzung, ohne sich um potenziellen Schadcode, den privaten Surfmodus oder Ähnliches kümmern zu müssen.
Doch Windows SteadyState ist längst eingestellt und läuft nicht unter Windows 7, 8.1 und 10. Der Kioskmodus selbst ist zwar in die aktuelle Version des Betriebssystems zurückgekehrt, allerdings in veränderter Form. Wie die Betriebsart unter Windows 10 funktioniert, beschreibt der Kasten unten. Darüber hinaus lässt sich ein bestimmter Systemzustand auch anderweitig als per Instant Recovery fixieren und wiederherstellen.
Siehe auch: Top-Windows-Funktionen, die Sie nicht kennen
Reboot Restore Rx und Time Freeze am PC konfigurieren
Reboot Restore Rx und Time Freeze setzen auf eine Virtualisierungstechnik, sind aber einfacher zu handhaben als ein frei konfigurierbarer virtueller PC. Beide Tools erfüllen im Wesentlichen die gleiche Aufgabe, unterscheiden sich aber in den Details. Es ist daher auch Geschmackssache, welche Software Sie verwenden wollen. Wir beschreiben deshalb beide Tools.
Reboot Restore Rx lässt sich nur über ein Konto mit Administratorrechten installieren sowie konfigurieren und eignet sich deshalb auch gut dazu, einen gemeinsam genutzten Familien-PC vor ungewollten Änderungen zu schützen. Schon beim Setup können Sie festlegen, welche Partitionen der Festplatte das Tool schützen soll und welche nicht. Diese Auswahl bietet – sofern Sie Ihre persönlichen von den Systemdaten über unterschiedliche Partitionen trennen, wie hier beschrieben – die Möglichkeit, die Systempartition stets automatisch zurückzusetzen, während die Datenpartition im Normalbetrieb weiterläuft. Neu erstellte Word-Dokumente bleiben dabei gespeichert, eine (versehentlich vorgenommene) Änderung bei den Word-Einstellungen wird nach dem Neustart dagegen wieder verworfen. Auswählen lassen sich hier allerdings nur Partitionen der internen Festplatten; per USB angesteckte Datenträger und Netzwerklaufwerke bleiben beim Schutz außen vor.

Zum Abschließen der Installation von Reboot Restore Rx muss der PC neu gebootet werden. Die Software startet automatisch und arbeitet nun im Hintergrund. Angemeldet mit einem Benutzerkonto ohne Administratorrechte sieht und merkt man zunächst keinerlei Änderung, der Computer lässt sich inklusive der Installation neuer Software normal nutzen. Erst beim Neustart offenbart sich das Instant Recovery Tool mit einem vorgeschalteten Prozessfenster, der den vom Administrator gespeicherten Zustand zurückholt. Probieren Sie einmal aus, wie die Software beispielweise eine neu erstellte Datei auf dem Desktop beim Reboot automatisch löscht.
Eingeloggt als Administrator dagegen sieht man das Tool-Icon rechts unten in der Taskleiste. Durch Anklicken mit der rechten Maustaste gefolgt von „Disable“ lässt sich das automatische Zurücksetzen aus- und über „Enable“ wieder einschalten. Das Ein- und Ausschalten wirkt systemübergreifend für alle Benutzerkonten.
Auch Time Freeze muss mit Administratorrechten installiert werden. Übernehmen Sie beim Setup die Voreinstellungen und starten Sie den PC zum Schluss neu. Danach klicken Sie doppelt auf das Programm-Icon rechts in der Taskleiste, aktivieren im Programmfenster die beiden Optionen „Enable Time Freeze automatically when Windows starts“ und „Enable Folder Exclusion when Time Freeze is ON“. Diese Option sorgt dafür, dass einzelne Ordner oder Dateien auch auf der Systempartition vom Zurücknehmen der Änderungen ausgenommen werden. Abschließend schalten Sie den Schutz mit „Start Time Freeze –› OK“ ein.

Wie bei Reboot Restore Rx gelten die Einstellungen für alle Benutzerkonten, bei Time Freeze lassen sich jedoch Verzeichnisse und einzelne Dateien auch auf der zu schützenden Systempartition vom Zurücksetzen ausnehmen. Weitere Partitionen werden ohnehin nicht vom Änderungsschutz erfasst.
Die Alternativen zu Instant Recovery
Instant Recovery Tools wie Reboot Restore Rx und Time Freeze sind keineswegs die einzigen Methoden, um einen bestimmten Systemzustand zu fixieren und diesen bei Bedarf wiederherstellen zu können.
Windows 10 bietet mit der Systemwiederherstellung die Möglichkeit, beispielsweise vor dem Testen einer Einstellung oder Software einen Wiederherstellungspunkt anzulegen. Dieser hält einen beliebigen Zustand fest, auf den sich das System falls gewünscht wieder zurücksetzen lässt. So praktisch die Funktion, die Sie über die Tastenkombination Win-Pause und Anklicken von „Computerschutz“ einschalten und konfigurieren, auch ist, sie funktioniert nicht immer zuverlässig. Verlassen Sie sich deshalb bitte nicht auf die Systemwiederherstellung, betrachten Sie sie vielmehr als zusätzliche Möglichkeit.
Zuverlässiger ist ein System-Backup in Form einer Komplettsicherung der Windows-Partition. Sichert man mit Aomei Backupper oder Paragon Backup & Recovery Free den Systembereich „c:“ der Festplatte, hält das Backup in der gespeicherten Image-Datei auch alle aktuellen Windows- und Software-Einstellungen fest – ideal, um bei einem Problem schnell wieder zum gespeicherten Zustand zu gelangen. Weil die Systempartition jedoch viele Dutzend GByte Daten umfasst, ist diese Art der Systemfixierung nichts für jeden Tag. Sie eignet sich vielmehr, wenn andere Reparaturversuche fehlschlagen. Außerdem erfordert diese Art Backup ein konsequentes Trennen der System- und der persönlichen Daten auf zwei Partitionen, damit beim Wiederherstellen nicht versehentlich wichtige Dokumente, Mails und Fotos überschrieben und somit gelöscht werden. Eine Anleitung zur Festplattenund Datenorganisation lesen Sie hier .
Ein virtueller PC eröffnet die Möglichkeit, auf der vorhandenen Hardware, einen oder mehrere „zusätzliche“ Computer zu installieren. Weil sich ein virtuelles System beispielsweise mit Virtualbox oder Vmware Workstation Player die Hardwareressourcen mit dem echten Betriebssystem teilen muss, leidet dabei die Performance. Andererseits können Sie per Mausklick einfach zwischen virtuellem und echtem Rechner hin und her schalten. Bei der Parallelinstallation zweier Windows-Installationen ist es genau umgekehrt: Hier läuft jeweils nur ein System, Sie müssen jedoch den PC neu booten, wenn Sie wechseln möchten.
Keine dieser Methoden ersetzt ein herkömmliches Daten-Backup, das sei Ihnen deshalb auch hier ans Herz gelegt, zum Beispiel mit Aomei Backupper .
Instant Recovery im Computeralltag – und ein Fazit
Da sich beide Programme mit Administratorrechen ausschalten, umkonfigurieren und deinstallieren lassen, stellen Sie sicher, dass sich alle übrigen PC-Benutzer nur mit eingeschränkten Rechten einloggen können.
Wie Sie die Instant Recovery Tools so konfigurieren, dass das automatische Zurücksetzen beim Hochfahren keine neuen persönlichen Dokumente, Fotos und ähnliches überschreibt und löscht, wissen Sie bereits aus den vorangegangenen Abschnitten: bei Reboot Restore Rx über die Auswahl der Partitionen, bei Time Freeze über definierte Verzeichnisse sowie ebenfalls über eine zweite Partition.
Ziel und Zweck der Instant Recovery Tools ist, immer mit dem einmal gespeicherten optimalen Systemzustand zu arbeiten. Doch genau dieser ändert sich permanent, unter anderem durch Updates von Betriebssystem, Virenscanner und Software, durch die Installation neuer Programme und durch gewünschte Einstellungsänderungen. Mindestens einmal wöchentlich sowie nach bewussten Eingriffen empfiehlt es sich deshalb, die Schutzfunktion auszuschalten, die gewünschten Systemänderungen durchzuführen, und dann Reboot Restore Rx beziehungsweise Time Freeze wieder zu aktivieren. Danach startet der Rechner immer mit dem zuletzt aktualisierten System.
Da beide Instant Recovery Tools jeweils nur ein Startprofil speichern, empfiehlt es sich zusätzlich, die komplette Windows-Partition mit Aomei Backupper oder Paragon Backup & Recovery Free zu sichern – falls gewünscht, auch mehrere Konfigurationen.

Fazit
Reboot Restore Rx und Time Freeze eignen sich hervorragend für jeden Tag, weil die Tools den PC ohne großen Aufwand perfekt starten. Die dauerhaft gespeicherte Partitionssicherung, das Backup wichtiger Daten und den Virenscanner können und sollten sie nicht ersetzen. Erfreulich ist, dass die Geschwindigkeit der virtualisierten Systeme auf unseren Mittelklasse- Test-PCs (Intel-CPU i5 7400 und AMD-CPU Ryzen 5 3400G) im normalen PC-Alltag nicht merklich leidet.
Kioskmodus unter Windows 10 Pro
Im aktuellen Betriebssystem hat Microsoft den Kioskmodus gegenüber früheren Windows-Versionen stark eingeschränkt, denn es lässt sich nur noch genau eine App starten und das auch nur in Windows 10 Pro!
Zum Einrichten des Kioskmodus tippen Sie in das Such- und Ausführen-Feld Kiosk ein, klicken auf „Kiosk einrichten (zugewiesener Zugriff) –› Erste Schritte“ und vergeben eine aussagekräftige Bezeichnung wie „Kiosk zum Surfen“. Im nächsten Schritt legen Sie die eine benutzbare App fest. Zur Auswahl stehen nur die Store-Apps, nicht die sonstigen installierten Programme. So wählen Sie beispielsweise den Browser Microsoft Edge, bestätigen mit „Weiter“, aktiveren im nächsten Schritt die Option „Als öffentlicher Browser“, vergeben eine Start-URL und fahren mit „Weiter –› Schließen“ fort.
Der eingerichtete Kioskmodus erscheint beim Anmelden als zusätzliches Benutzerkonto; sperren Sie deshalb unbedingt die übrigen Konten mit einem Passwort.