Das Gesundheitsamt des Hamburger Bezirks Altona sucht nach “Darth Vader” . Was witzig klingt, hat einen ernsten Hintergrund und zeigt zudem die Datenschutz-Probleme, die mit den wegen der Covid-19-Pandemie erhoben Besucherdaten verbunden sind. Eigentlich scheint der Sachverhalt ganz einfach zu sein: Die Hamburger Gesundheitsbehörden suchen nach einem Infektionsfall nach den Gästen der Bar „Katze“ im Schanzenviertel. Mehrere Barmitarbeiter wurden positiv auf das Corona-Virus getestet. Es wird befürchtet, „dass sich Gäste ohne ausreichenden Abstand angesteckt haben könnten“. Als die Mitarbeiter des Gesundheitsamts anhand der Besucherlisten der Bar versuchen die Gäste telefonisch zu kontaktieren, stellen sie fest, dass rund 100 der zirka 600 eingetragenen Gäste falsche Kontaktdaten eingetragen haben. Deshalb haben die Behörden diesen Aufruf veröffentlicht: „Wer falsche oder unvollständige Kontaktangaben gemacht hat, konnte womöglich bisher nicht erreicht werden. Es besteht das Risiko, dass Personen infiziert wurden, die bisher keine Symptome zeigen, aber dennoch angesteckt wurden. Die Behörden rufen daher auf: Wer die Bar ‚Katze‘ am 5., 8. oder 9. September jeweils ab 19 Uhr bzw. in den Nachtstunden auf den Folgetag besucht hat, und noch nicht kontaktiert wurde, möge sich unverzüglich telefonisch bei der Hotline des Gesundheitsamtes unter 040 428112000 melden und sich bis zu weiteren Instruktionen durch den öffentlichen Gesundheitsdienst freiwillig in Quarantäne begeben.“
Unter anderem haben sich mit “Lucky Luke” und “Darth Vader” auch zwei Kultfiguren der Comic- beziehungsweise Film-Geschichte auf den Besucherlisten eingetragen. Weshalb das Gesundheitsamt Hamburg nun eben nach Darth Vader sucht, wie hier zu lesen ist. Doch Stefanie von Berg, Bezirksamtsleiterin des Bezirksamtes Altona, die den Tweet mit “Darth Vader” veröffentlicht hat, macht sich die Sache zu leicht beziehungsweise lässt begründete Ängste der Menschen außer acht.
Denn es gibt durchaus nachvollziehbare Gründe dafür, dass Gäste falsche Kontaktdaten auf den “Corona-Listen” eintragen. Gerade auf den Listen, bei denen sich die Besucher untereinander eintragen, sind die Daten der bereits eingetragenen Personen einsehbar. Damit ist der Datenschutz völlig ausgehebelt und zum Beispiel Stalking Tür und Tor geöffnet. Aus Datenschutzsicht sind nur individuelle Karten/Zettel für jeden einzelnen Gast in Ordnung, die nach dem Ausfüllen sofort weggeräumt werden und damit für andere Gästen nicht einsehbar sind. Einige Restaurants nutzen als Alternative zu Listen oder Zettel Apps zur Registrierung der Gäste. Doch auch damit sind erhebliche Datenschutzprobleme verbunden. So können digital erfasste Daten zweckentfremdet oder fahrlässig und für umautorisierte Personen zugänglich auf Servern liegen, wie dieser Fall zeigt: Corona-Daten-Leck – Restaurant-Listen frei im Netz verfügbar. Außerdem besteht gerade bei Apps das Problem, dass sie viel zu viele Daten abfragen, wie ein uns bekannter Fall eines Restaurants zeigt: Dort verlangte die App für jeden einzelnen Gast einer Besuchergruppe detaillierte Infos zu Adresse, Telefonnummer und Mailadresse – und nicht wie sonst üblich nur die Kontaktdaten einer Person aus der Gruppe.