Grelle Scheinwerfer durchschneiden die Nacht. Megafone brüllen, Soldaten der DDR suchen mit Scheinwerfern jeden Millimeter der Grenze zwischen Ost- und Westberlin ab: Die ersten Szenen von Call of Duty: Black Ops Cold War spielen an der Mauer. Ein trostloser Ort, versperrt von Stacheldraht, durch das Fernglas sind Tote zu sehen, die den Fluchtversuch wagten. Schäferhunde bellen und durchsuchen auf der stark gesicherten Zufahrt jedes Auto. Es ist ein neues Szenario für Call of Duty und ein neuer Look: Statt Tarnfarbe, schwarzem Kevlar-Anzug und Sturmhaube der Special Forces tragen die Protagonisten eine braune Lederjacke, Gel-Tolle und goldene Ray-Ban-Sonnenbrille. Denn das hier ist keine klassisch militärische Operation, Black Ops Cold War spielt im Kalten Krieg und zeichnet sich eher durch Undercover-Operationen aus, wobei aber auch in Vietnam gekämpft wird, in Flashbacks, die die Black-Ops-Serie so groß gemacht haben. Mason und Woods sind wieder mit dabei, unser Ziel ist Perseus, ein sowjetischer Agent, der den US-Geheimdienst infiltriert haben soll. „Mr. President, Wenn Perseus aktiv ist, passiert etwas Großes. Etwas, das den Kalten Krieg auf den Kopf stellen wird“, berichtet CIA-Agent Russel Adler im Weißen Haus. Der uns übrigens frappierend an Robert Redford aus dem Agenten-Drama Spy Game erinnert, wo er Brad Pitt mit viel List und smarten Tricks aus einem chinesischen Gefängnis befreit. „Geben Sie Adler“, was er braucht, ordnet Präsident Reagan an, der seinem Original wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Er gibt Adler und der CIA freie Hand, um Perseus in Ost-Berlin, Moskau, der Türkei, aber auch Latein-Amerika zu jagen. Als sich Adler mit seiner Crew versucht durch einen U-Bahn-Tunnel zu schlagen, werden sie von DDR-Soldaten mit AK 47 gejagt und liefern sich eine rasante Verfolgungsjagd mit einem 1980er-Lada.
Und das sieht richtig schön Next-Gen aus: Knackscharfe Texturen in nativem 4K, wenn wir über Global Illumination, den Einsatz von Schatten und Raytracing reden, dann bewegen wir uns auf Niveau von Ultra-Details von Call of Duty: Modern Warfare. Spannend: Bis zu 120 FPS verspricht das Entwicklerteam in 4K-HDR, mit Raytracing sinkt die Bildwiederholrate aber unserer Erfahrung nach.
Call of Duty: Activision will gegen rassistische Spieler vorgehen
Eine amerikanische Arcade-Halle, mitten in der Ukraine

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In der Ukraine erhebt sich ein riesiger Bunker, locker zehn Stockwerke hoch. Umschlossen von einer Mauer, mit Wachtürmen, Scharfschützen und zahlreichen Verteidigungslinien. Was wird hier bewacht? Mason, Woods, Hudson und ihr Spec-Ops-Team sind jetzt wieder in Tarnanzügen unterwegs, ikonisches Stirnband inklusive. Sie schleichen durch die Anlage, entdecken einen Zugang, zwängen sich durch und landen in einer Art amerikanischer Kleinstadt. Mit Barber-Shop, Burgerladen, Kino, klassisch amerikanischen Straßenschildern und sogar einer Bar, deren Name in Neon-Lettern geschrieben ist. Innen drin befinden sich Spielautomaten, eine Arcade-Halle. Als wir in die Neonlicht-Ästethik reinschleichen, Woods sich einen vermeintlichen Soldaten von Hinten greift, zeigt sich: Das sind alles Mannequins, verkleidete Figuren. Denn die Sowjets proben mit diesem Szenario den Straßenkampf in Kleinstädten der USA.

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Russische Soldaten schießen auf Attrappen, bemerken uns nicht und Woods sagt nur: „Scheint, als sollten wir ihnen mal ein richtiges Live-Fire-Training geben. Er eröffnet das Feuer, holzt die ersten Truppen um, das Gefecht entbrennt. Beeindruckend ist auch hier, wie gut das aussieht auf der Playstation 5: Raytracing wird eingesetzt, um verregnete Gassen und das Lichtspiel, wenn Neon-Reklame sich in Pfützen spiegelt, möglichst atmosphärisch umzusetzen. Jeder Soldat wird sehr detailliert gezeichnet, auch das war in den letzten Teilen nicht immer der Fall – nicht selten galt die höchste Detailstufe nur für unsere Kameraden, während Gegner gerne mal Klonsoldaten waren. Zudem zieht man konsequent den 80ies-Style durch – Black Ops Cold War erinnert visuell an Charlize Therons Atomic Blonde. Gift, Bestechung, Stealth: Wie Hitman infiltrieren wie das KGB-Hauptquartier

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Dass man Perseus als Feindbild Nummer 1 aufbaut, ist durchaus interessant. Denn in der Tat soll es einen KGB-Agenten gegeben haben, der diesen Decknamen benutzte, der 1942 das Manhattan Project unterwanderte – jene streng geheime Militäroperation zum Bau der ersten Atombombe. Und sich so immer höher arbeitete in den Rängen von US-Geheimdiensten, bis in den Kalten Krieg. Die Amerikaner hatten damals große Bedenken, die Sowjetunion könne versuchen, die USA zu destabilisieren, indem sie Falschinformationen verbreite und Aufstände inszenieren – so wie das die CIA in anderen Ländern macht. Faszinierend ist dieses Experimentieren mit Elementen, die wir sonst eher aus Hitman kennen: In einer Mission müssen wir das ikonische Lubyanka-Gebäude, das Hauptquartier des KGB infiltrieren und einen hochrangigen Agenten namens Charkov eliminieren.

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Dabei könnten wir theoretisch direkt die Waffen sprechen lassen, können aber auch sehr viel smartere Mittel nutzen: Wir können etwa Informationen fälschen und so Charkov als Verräter darstellen. Wir können ihn vergiften oder einen Deal mit einem Gefangenen machen: Du bringst ihn um, wenn er dich verhört, wir holen dich danach raus. Letztlich fliegen wir auf, ein hartes Schussgefecht mit Spetznaz-Spezialeinheiten folgt und Call of Duty zeigt, was es schon immer konnte: Rasant geschnittene Hollywood-Action trifft hier auf exzellente Soundkulisse, die Waffen hallen realistisch nach, die ganze Optik ist auf Realismus getrimmt, hat aber einen schönen 1980er-Touch. Raven Software hat sich für die Inszenierung bei der Serie Chernobyl inspirieren lassen, die diese Zeit in der Sowjetunion bereits sehr stimmig rüberbrachte.

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Erstes Fazit: All right, Ladies & Gentlemen. Call of Duty gibt wieder Vollgas. Schon mit Modern Warfare hat man in seiner Kampagne richtig abgeliefert und Black Ops war immer schon berühmt dafür, die Serie innerhalb des CoD-Kosmos zu sein, die die meisten Risiken eingeht. Narrativ, wir erinnern uns alle an „Mason, the numbers“. Aber auch in seiner Inszenierung: Wir haben bereits Ausschnitte aus einem Level erlebt, in der CIA-Agent Adler Flashbacks aus seiner grausamen Zeit in Vietnam durchlebt.
Spannend hieran: Diese werfen uns in eine Welt, die fast schon an Far Cry erinnert, wo wir also viele unterschiedliche Missionen annehmen können: Eine Sniper-Mission mit M40, eine andere geht in Richtung Battlefield Vietnam 2: mit Napalm-Angriffen, Schützenpanzern und Bazookas. Während des Gefechts öffnen sich jedoch rote Türen, gehen wir da rein, scheint der Raum in sich zusammenzufallen. Ein psychologisches Element, mit dem schon Black Ops 1 so meisterhaft spielte.
Auch die Wahl des Settings ist interessant, denn der Kalte Krieg birgt viel Potenzial und gegen den KGB haben wir bislang selten in Spielen gearbeitet. Auch die Mauer der DDR ist ein Ort, der bislang kaum in Games thematisiert wurde. Dank Raytracing, schneiden die Scheinwerfer so Richtung schön durch die Nacht und den Nebel. Call of Duty: Black Ops Cold War erscheint am 13. November für Playstation 5, Xbox Series X, PC und die letzte Konsolengeneration.