Es muss irgendwann in der Nacht gewesen sein: Draußen zirpten die Grillen im Garten, der Razer Blade Gaming Laptop läuft heiß, und wir wollen abheben in Microsoft Flight Simulator 2020 . Mit einem kleinen Flugzeug, von einer völlig irren Startbahn. Lukla nennt sich der Flughafen, der eigentlich keiner ist – die Bahn ist ein Witz, viel zu kurz und an ihrem Ende geht es 5000 Meter in die Tiefe. Etwas unruhig führen wir die kleine Cessna 172 Skyhawk. Komm schon Baby, lass uns nicht im Stich. Wir warten auf einen guten Moment, doch der Funk sagt: Sturm im Anmarsch! Also nichts wie raus hier. Wir lösen die Bremsen, rollen los, geben ein bisschen Schub – Mauern und Gebäude scheinen sich förmlich an uns schmiegen und kuscheln zu wollen, so eng ist es hier. Unsere Augen sind auf die Mittellinie geklebt. Während das Heck steigt, arbeiten wir verzweifelt am Ruder, schließlich müssen wir die Cessna auf zwei Rädern halten, obwohl wir gerade von erstem Seitenwind erwischt werden – der Sturm kündigt sich mit einem Grollen an.
„Komm schon, komm schon“…wie Harrison Ford alias Indiana Jones beten wir unseren Flieger an, jetzt bloß nicht zu versagen. Nur 40 km/h, viel zu wenig, um abzuheben. Aber auch zu spät, um abzubremsen, also reißen wir unseren Schubregler auf maximale Leistung, ziehen den Joystick langsam, aber bestimmt nach oben. Im letzten Moment vor der Klippe heben wir ab, nehmen einen Schluck aus dem Glas Rotwein auf der Terrasse und genießen den Sonnenuntergang, hier in Nepal. Also dem virtuellen Nepal, welches sich aber so echt anfühlt, wie man das kaum von einem Videospiel erwarten würde. Dieser Microsoft Flight Simulator 2020 ist wie Urlaub machen, nur ein bisschen stressiger. Vor allem mit kleinen Maschinen, die sich schwer bändigen lassen. Klare Sache, mit einer luxuriösen Zweimotorigen wie der Diamond DA62 wäre das alles etwas einfacher gewesen, aber die Magie des Fliegens ergab sich ja schon immer auch aus der Herausforderung. Dem Abenteuer. Ungefähr so wie wir müssen sich die Brüder Wright gefühlt haben, als sie das erste Mal in der Menschheitsgeschichte am 17. Dezember 1903 abhoben. Und damit unser Leben für immer veränderten, denn plötzlich war die ganze Welt nur noch einen Flug entfernt.
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Zu Besuch in London. Und Paris. Und Tokyo. Und LA in einer Nacht

Der Autor dieser Zeilen hatte das Glück, in seinen 10 Jahren als Spielejournalist enorm viel zu reisen: Los Angeles, New York, Seattle, Boston, Montreal, Singapur, Paris, London. Die Liste ist lang, und natürlich wollten wir wissen: Wie detailliert ist dieser Flugsimulator? Natürlich erkennen wir aus der Luft beim Überflug von London die ikonischen Denkmäler – den Tower of London, den Buckhingham Palace, den neuen Sky Garden, der 2019 eröffnet wurde. Aber was viel mehr fasziniert, ist, dass wir auch vieles anderes anfliegen können, etwa das Hauptquartier von Creative Assembly, welches wir schon öfter besucht haben – die Entwickler von Total War und dem neuen Total War Saga Troy am Spire Court in Horsham. Auch erkennen wir den ikonischen, wunderschönen Bau von Norman Foster, das McLaren Technology Centre mit seinem U-Shape.
Schauen wir genauer hin, respektive gehen tiefer, lassen sich sogar Autos auf der Brücke erkennen, die zum Hauptquartier der Supercar-Schmiede führt.
Auf einer Weltkarte können wir komfortabel Abflugort und Ziel eingeben, müssen also nicht erst die halbe Welt umkreisen, um das Lichtermeer von Tokio bei Nacht zu genießen. Wer aber die komplette Strecke LA – Tokio in Echtzeit fliegen möchte, dem steht auch das frei. Imposant: Wir können das Wetter sehr individuell einstellen, inklusive Stand der Wolken, Intensität von Regen und Stürmen oder auf Live-Wetter-Daten umschalten. Dann herrscht im virtuellen Cockpit genau dasselbe Klima, als würden wir gerade in der Realität diese Route fliegen. Und natürlich stehen uns eine Menge Flugmodelle ganz unterschiedlicher Größe zur Verfügung: Luxuriöse Privatjets Marke Beechcraft King Air, Extremsportler wie die Robin Cap 10. Moderne einmotorige Modelle wie die französische Daher TBM, aber natürlich landen wir auf dem Dubai International Airport auch mit Jumbo-Jets wie dem Airbus A320 neo, der Boing 747-800 Intercontinental, eines der meist geflogenen Muster der großen Airlines oder dem relativ neuen Boing 787-10 Dreamliner, der 2017 eingeführt wurde.

Es sind nicht zwingend viele Flugzeuge, 20 in der Standardversion, ein paar mehr in den Deluxe-Varianten, aber nach Launch sollten noch etliche dazu kommen, Spannend fänden wir ja zum Beispiel, mit der Air Force One aus Washington von der Andrews Air Force Base abzuheben. Auch militärische Jets schließt das Studio Asobo nicht aus, wenn die Fans sich diese wünschen. Richtig Spaß macht der Detailgrad des Cockpits: Wenn wir mit einem Airbus A320 von San Francisco abheben, zeigen sich vor uns all die Kontroll-Screens, die man von einem Cockpit kennt. Via Ultimeter lesen wir die Höhe über dem Meeresspiegel ab und nutzen den Turn & Slip Indicator, um Drehgeschwindigkeiten zu erfahren. Auch fühlt sich das authentisch an: Beim Anfahren vibriert es leicht im Cockpit, der Sound der Triebwerke ist zu hören, erst leise, dann lauter werdend. Es gibt auch permanenten Kontakt zu diversen Towern sowie der Flugsicherung, etwa als wir das Fluggebiet des San Francisco International Airport verlassen: „ Norcal Approach, Airbus ASX320 is type Airbus A20N, 3 miles northwest of San Francisco, 1,000 ft. Request clearance to transition Bravo airspace.“ Die günstigste und spannendste Weltreise für virtuelle Welten

Das Reisen ist gerade recht eingeschränkt, die ein oder anderen machen zwar schon wieder Urlaub, aber 13 oder sogar 15 Stunden nach Kapstadt eine Maske zu tragen, ist nicht zwingend ein Vergnügen. Kapstadt ist aber eine Freude aus der Luft: Wir genießen einen Blick auf die Yachten an der Victoria & Alfred Waterfront, ziehen vorbei am Boulders Beach, wo jedes Jahr tausende Pinguine zum Eier legen kommen und fliegen knapp über Simon’s Town, jene Altstadt mit ihren ikonischen Häusern in Grün, Pink und Orange. Kurz darauf sind wir auch schon auf dem Weg über den Tafelbergen und das am Steuer eines Airbus A320 – normalerweise bräuchte man um die 100 Flugstunden, um mit diesem 75 Millionen teuren Hightech-Baby abheben zu dürfen.

Und natürlich fühlt es sich komplett unterschiedlich an, hier mit verschiedenen Flugmustern seine Runden zu drehen – so ein Airbus oder eine Boing liegem bei gutem Wetter sehr ruhig in der Luft, während eine Cessna sehr viel mehr Ausbalancierung benötigt. Dafür braucht so ein Gigant der Lüfte sehr viel länger, um abzudrehen, während sich eine kleine Maschine sportlicher fliegt. Was uns vor allem auch beeindruckt ist, wie akkurat der Microsoft Flight Simulator 2020 die Erde darstellt. Und wir reden hier nicht nur von Metropolen wie New York, Los Angeles, London oder Kapstadt, sondern auch Städten, von denen die meisten noch nie gehört haben werden. Städte wie Nouadhibou an der Westküste Afrikas. Wenn Sie von Norden her anreisen, können Sie die Hauptstraßen leicht nutzen, um den internationalen Flughafen zu finden. Auch Kollege AlexiBexi liebt den Microsoft Flight Simulator 2020:
Südlich der Stadt erheben sich Farmen mit massiven Windkraftanlagen aus der trockenen Landschaft. Diese riesigen Anlagen sind aus luftigen Höhen klein wie Spielzeugautos, gehen wir aber auf 1000 Fuß, werden diese imposant und schießen förmlich aus der Erde. Als wir so an unserem Saitek-Joystick mit Schubreglung sitzen, lassen wir uns immer wieder dazu hinreißen, einfach mal die Landschaft im Spiel mit Fotos von Bing auf dem iPad zu vergleichen. Und tatsächlich können wir aus der Luft diesen Schiffsfriedhof entdecken, von dem Wikipedia erzählt – die Behörden ließen über viele Jahre zu, dass jeder hier seine Schiffe gegen eine saftige Gebühr ausmustern durfte. 104 Wracks lassen sich aus der Luft zählen, 22 weitere sollen unter der Wasseroberfläche ihr Grab gefunden haben. Gelebte Geschichte in einem Windows-10-Spiel, schon irre. Das ist die Magie dieses Flugsimulators: – Sie sehen und lernen sehr viel kennen, was uns sonst verborgen bleibt.
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Ein Spiel für Flugsimulator-Liebhaber aber auch neue Piloten, die einen sanften Einstieg suchen

Sie können sich vorstellen, wie komplex so eine Boing 747 ist. Oder ein Airbus A320. Es gibt gefühlt unzählige Knöpfe, Screens, Werte, Instrumente. Wer so richtig Lust auf Hardcore hat, der kann alles manuell machen, auch Starts und Landungen. Einsteiger werden aber gut an die Hand genommen, weil es eine Co-Piloten-KI gibt, die die schwierigen Aufgaben übernimmt. Denn nicht vergessen: Das hier ist ein Simulator, sprich der Tower sagt „Cleared for Runway A8.“ Kein Plan, wo das ist, da lassen wir lieber den Co-Piloten ran. Auch müssen wir all diese Vorgänge erledigen, die Piloten sonst so machen müssen: Einchecken, um Landeerlaubnis bitten, um Startfreigabe bitten und all diese Kommunikation mit dem Tower. Etwas schade: Die Kommunikation funktioniert noch nicht via Spracherkennung, stattdessen müssen wir über Menüs die Anforderungen der Flugsicherung bestätigen. Wer mag, kann das aber alles dem Assistenten überlassen, denn als Pilot muss man ganz schön viel kommunizieren. Gameplay in 4K und Ultra Details, wofür Sie einen Monster-PC mit RTX 2080 Ti brauchen
Wer mag, kann sogar den kompletten Abflug automatisieren, aber dann geht natürlich viel Herausforderung und Charme verloren. Empfehlenswert ist ein Mittelweg: So lassen wir uns etwa eine Anflugschneise einblenden, bei der unsere Assistenten die Geschwindigkeit überwachen und uns so sanft an das Landen heranführen. Ein paar Kinderkrankheiten zeichnen sich auch noch ab: Mitunter fahren Autos mit komischer Geschwindigkeit über Brücken oder auch mal neben der Straße – nichts, was sich nicht via Patches schnell lösen ließe. Das Tolle an Microsoft Flight Simulator und seiner Echtzeit-Integration von Bing-Karten ist ja, dass Sie in ein Flugzeug steigen und von praktisch jedem Flughafen der Welt abheben können. Also 37.000 Flughäfen, was schlicht irre ist. Alleine das ein Spiel in der Lage ist die komplette Welt visuell darzustellen und nicht nur die großen Metropolen, sondern selbst kleinere Dörfer irgendwo im Nirgendwo, ist schon sehr beeindruckend.

Die Stunden vergehen, irgendwann zeichnet sich auch einer der schönsten Flughäfen Europas am Horizont ab – der Franz Josef Strauß Airport von München, hach Heimat. Wir ziehen unsere Bahnen über jenen Gleisen, auf denen wir schon hunderte Male zum Flughafen fuhren, um auf den Events dieser Welt all die Spiele auszuprobieren, die wir hier Woche für Woche vorstellen. Das ist dieser besondere Eskapismus, den nur dieses Spiel leisten kann. Die Magie des größten Projekts, was Microsofts Game Studios je gestemmt haben: 2 Petabyte, also 2000 Terabyte an Satelliten-Bildern und Fotos, von Bing und anderen Partnern werden verwendet, um die wohl größte, technisch aufwändigste und realistische Flugsimulation unserer Zeit zu erschaffen. Das hier ist das erste wirkliche Next-Gen-Spiel.

Fazit:
Pure Magie ist die Überschrift, nach purer Magie fühlt sich dieses Spiel an. Es ist schlicht faszinierend, wie es Asobo und Microsoft gelungen ist, die komplette Welt in einem Spiel abzudecken – nicht nur die Metropolen, die wir alle kennen. Sondern auch kleine Dörfer, Flussverläufe, verwegene Landebahnen in Orten, von denen wir noch nie gehört haben.
Und dann die Qualität dieser Cockpits: Nichts ist statisch, alle Kontroll-Screens funktionieren, jedes Rädchen, jeder Knopf hat seine Funktion. Der Microsoft Flight Simulator 2020 ist auch eines der schönsten, wenn nicht sogar das schönste Spiel unserer Zeit – der pure Wahnsinn, mit welchem Detailgrad Wolken gerendert werden, wie sich Live-Wetter einspielen lässt, sogar Live-Flugverkehr. Klar ist aber auch: Dies ist ein echtes Next-Generation-Spiel, geschmiedet für die nächste Generation von Grafikkarten – mit einem 9th Generation Core i9 9900K, 32 GByte und einer RTX 2080 Ti spielen wir in 4K Ultra-Details mit 30 Frames. Für dieses Spiel braucht es die nächste Generation – RTX 3080 und die neuen Big Navi-Chips von AMD. Wohl auch deshalb kommt Raytracing-Support erst nach Launch, aktuell kann das keine Grafikkarte stemmen, jedenfalls nicht in 4K.
Take-Off für den Microsoft Flight Simulator ist am 18. August 2020