Die Bundesnetzagentur hatte im April 2020 die deutschen Mobilfunknetzbetreiber Mobilfunkbetreiber dazu verpflichtet endlich ihre Versorgungsauflagen zu erfüllen, wie wir hier berichteten: Unzureichende Netzabdeckung – Telekom, Vodafone, Telefónica drohen Strafen. Hierzu wurden Meilensteinen festgelegt. Für den Fall, dass diese nicht erreicht werden, drohte die Bundesnetzagentur mit Zwangsgeldern. Telefónica Deutschland hat nun aber bei der Bundesnetzagentur um eine Gnadenfrist beim LTE-Ausbau (4G) gebeten, weil Telefónica den von der Bundesnetzagentur vorgegebenen Zeitplan nicht erfüllen kann. Das schreibt das Handelsblatt unter Berufung auf ein Schreiben an den Beirat der Regulierungsbehörde, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Telefónica Deutschland gibt in dem Schreiben an, dass es nicht alle 3040 LTE-Standorte schafft, die es innerhalb einer Nachholfrist bis Ende Juni 2020 fertigstellen sollte. Laut der von der Bundesnetzagentur gesetzten Nachholfrist sollte Telefónica Deutschland bis Ende Juni 40 Prozent der noch fehlenden LTE-Standorte abgedeckt haben. Telefónica Deutschland begründet sein Scheitern mit der Coronakrise. Diese hätte dazu geführt, dass wichtige Technikkomponenten nicht geliefert werden können. Die besagten LTE-Standorte seien laut Telefónica Deutschland aber fast fertiggestellt und könnten im Juli abgeschlossen werden. Telefónica bietet darum finanziell nicht zur Verantwortung gezogen zu werden.
Update: Stellungnahme von Telefónica
PC-WELT fragte bei Telefónica nach. Das Unternehmen gab uns diese Stellungnahme ab: “Anfang des Jahres hat der Regulierer – die Bundesnetzagentur – der Telefónica Deutschland eine Nachfrist eingeräumt, in der sie die Versorgungsauflage aus der Frequenzauktion 2015 erfüllen muss. 7.600 LTE-Stationen muss das Unternehmen bis Ende 2020 umrüsten oder bauen. Dieses Ziel wird von der Telefónica Deutschland erreicht. Das liegt im ureigensten Interesse des Unternehmens, das seinen Kunden ein sehr gutes Netzerlebnis bieten will. Allerdings wurden seitens der BNetzA auch Zwischenziele gesetzt. Das erste rückt näher. 40 Prozent der Anlagen sollen laut Auflage bis Ende Juni fertig gestellt sein. Das entspricht 3.040 Stationen. Zum Ende des Monats Juni werden etwas über 2.200 neue LTE-Stationen am Netz sein und 1.150 Standorte wurden bereits so vorbereitet, dass sie “nearly on air” sind. Sie können alsbald fertig gestellt werden, sobald aktuell fehlende Bauteile im Zuge der sich nun wieder etwas stärker normalisierenden Lieferkette verfügbar sind. In der Corona-Krise kam es unter anderem bei der Lieferung von Schlüsselkomponenten, die in Asien gefertigt werden, zu starken Beeinträchtigungen. Telefónica Deutschland rechnet daher mit einer corona-bedingt leicht verspäteten Erreichung des ersten Meilensteins in der letzten Juliwoche. Die Telefónica-Teams haben alles daran gesetzt, dieses Zwischenziel trotz Corona fristgerecht zu erreichen. Tatsächlich wurde in den vergangenen Wochen die Schlagzahl massiv erhöht. In einer Woche bringt das Unternehmen inzwischen bis zu 250 neue LTE-Stationen ins Netz, Tendenz weiter steigend.” Zitat Ende Telefónica Deutschland ist bekannt dafür, gerade abseits der Ballungszentren gegenüber Deutscher Telekom und Vodafone eine schlechtere Netzabdeckung bei seinem Mobilfunknetz zu bieten.
Hintergrund: Im Jahr 2015 hatten Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland Mobilfunklizenzen in den Bereichen 700 MHz, 900 MHz, 1500 MHz und 1800 MHz für fast 5,1 Milliarden Euro ersteigert. Die Bundesnetzagentur hat dann 2020 überprüft, inwieweit die drei großen deutschen Mobilfunkprovider die bei der damaligen Versteigerung erteilten Auflagen erfüllt haben. Die Meldungen der drei Netzbetreiber von Anfang 2020 wurden hierzu vom Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur überprüft. Die Bundesnetzagentur stellte dabei fest, dass Telefónica, Telekom und Vodafone die Versorgungsauflagen aus der 2015er-Versteigerung nicht im vollen Umfang fristgerecht erfüllt haben.
Bundesnetzagentur veröffentlicht Funkloch-Karte für Deutschland Deutsche Telekom, Vodafone, O2: So prüfen Sie die Netzabdeckung