Das Design der Playstation 5 ist eine komplette Abkehr von Sonys Strategie für die PS4 und PS4 Pro, die eher funktionale Objekte sind. War die Playstation 3 damals noch ein Designer-Stück, gehalten in Hochglanz-Schwarz, waren alle Konsolen danach zwar schon schick, aber nicht edel. Sie gliederten sich ins TV-Rack ein, sie störten nicht großartig, aber sie wollten nie auffällig sein.

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Sie haben ein paar Design-Elemente, etwa ihre LED-Leisten – that’s it. Das ist der Unterschied zwischen Gaming und Apple: Apple hat schon immer Designer-Geräte gebaut, die in erster Linie Luxus auf den Schreibtisch bringen und erst im Zweiten funktional sein müssen – der iMac ist hier das stärkste Beispiel, es gibt bis heute abgesehen von Microsofts Surface Studio nicht viele All-in-One-PCs, die so edel sind. Das ist smart, denn damit positioniert sich Apple als Star des Büros. Und die Playstation 5 präsentiert sich als Star des Wohnzimmers.
Die Playstation 5 sagt: „Ich bin der Star deines Wohnzimmers“
Die Playstation 5 sieht aus, als käme sie direkt aus Star Trek. Oder aus Mass Effect. Mit weißen Lamellen, die sich nach außen schwingen und dem Design sehr viel Dynamik geben. Wo die Playstation 4 Pro etwa eckig designt ist und vorne zu einem halben Dreieck zusammenläuft, gibt es bei der PS5 die Konsole im Inneren – dieser ist ein schwarzer Monolith, der allerdings auch nach unten und oben stark abgerundet ist. Dieser Körper wird links und rechts umspielt von weißen Elementen, die das silbern glänzende Playstation-Logo tragen sowie SONY in breiten Lettern. Erstmals verwendet Sony für seine Playstation 5 wieder schwarzen Klarlack für die Oberfläche, was für diese schönen Reflexionen im Licht sorgt – die aktuelle PS4 Pro ist rein matt gehalten, respektive angeraut.
Warum sich Sony für dieses Design entschieden hat? Weil die neue Konsolengeneration brutal viel Power effizient kühlen muss. Der Körper der Playstation 5 ist signifikant größer als die der PS4 Pro. Das hier wird keine Konsole, die man im TV-Rack versteckt, sondern ob der Größe eher daneben stellt oder sogar prominenter im Wohnzimmer platziert. Sony hat keine andere Wahl, als seine Next-Gen-Konsole deutlich größer zu machen, weil Konsolen schließlich keine PCs sind.

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Man kann sie nicht aufschrauben, einen Radiator oder Wasserkühlung einbauen, sondern wenn es Probleme gibt, muss das Gerät zurück zum Hersteller, was diesen sehr, sehr viel Geld kostet. Microsoft hatte bei der Xbox 360 mit Hitzeproblemen zu kämpfen, die zum „Red Ring of Death“ führten – blinkte die Ring-LCD an der Front rot auf, war die Konsole tot. Das kostete Microsoft 1,15 Milliarden US-Dollar, laut Peter Moore, der damals als Vice President die Xbox-Sparte verantwortete. Sonys Ingenieure mussten ergo reagieren, denn die PS5 und Xbox Series X packen die Power eines Highend-Raytracing-PCs in eine Box, die signifikant kleiner ist als die meisten PC-Gehäuse.
Siehe auch: Playstation 5 beendet Ära der Dualshock-Controller
Ließe sich die PS5 kleiner gestalten? Nicht, wenn sie gut gekühlt werden soll

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Die Playstation 5 fährt viel Reichenleistung auf: Die 8x Zen 2 CPU taktet auf 3,5 GHZ und die AMD-Grafikeinheit fährt satte 10,28 Terraflops auf – das ist die Power einer AMD Radeon RX 5700 oder Nvidia Geforce RTX 2080. Auch die Taktung ist mit 2,24 GHz sehr hoch. Klar, Nvidia hat bereits reagiert, die RTX 3080 soll mit 21 Terraflops mit jeder PS5 und Xbox Series X den Boden aufwischen, dennoch ist es überraschend, in welch hohem Highend-Bereich die beiden Konsolen-Giganten einsteigen. Schließlich kostet eine RTX 2080 alleine so viel wie die PS5 Konsole im Kompletten. So viel Kraft will gut gekühlt werden und diese optimierte Kühllösung ist auch einer der Gründe für das Design: Die weißen Außenwände links und rechts schwingen stark nach außen, was es Sonys Ingenieuren ermöglicht, die Abwärme aus der Konsole über Gitter nach oben zu leiten.
Das ist klug gelöst, denn der Grund, warum Konsolen häufig ihre Lüfter auf volle Power drehen oder Geräte gar den Hitzetod sterben, liegt daran, dass ihre Besitzer dazu neigen, Konsolen zu wenig Raum zu geben: Diese stehen oft nah aneinander oder in einem TV-Rack, welches nach hinten eine Holzwand hat – steht die Konsole direkt mit dem Rücken zur Wand, kann die Abwärme nicht entweichen. Sony nutzt für die Playstation 5 ein neues Patent zur Kühlung. Dabei werden CPU und GPU von unten und oben mit mehreren Radiatoren gekühlt, die die Abwärme erst nach unten drücken und dann über die Seitenteile nach oben ableiten. Das ist der Grund für diese starke Schräge nach oben – so kann die Abwärme über einen sehr breiten Bereich nach außen geleitet werden. Die Lappen sind hyperbolisch geformt, was die Thermodynamik und Strömung optimiert. Das ist ein Trick, den sonst in erster Linie Luxus-Yachten anwenden, um besser durch die See zu gleiten. Das Design ermöglicht zudem, dass die PS5 immer gleich gut gekühlt wird – egal, ob Sie diese hinstellen oder hinlegen.
Sony würde es zwar bevorzugen, wenn man die PS5 aufrecht hinstellt, aber viele Gamer legen ihre Konsole nun mal lieber, etwa wenn diese unter den TV passen muss. Diese Lamellen-Form sorgt dafür, dass die Abwärme im gelegten Zustand nach links, rechts, vorne und hinten abweichen kann. Sony will damit das größte Problem der PS4 und PS4 Pro vermeiden, die mitunter sehr laut werden und investiert kräftig in seine Kühlung, was auch Sonys Simon Runter im Interview mit The Guardian bestätigt. Der Executive Vice President für Europa erklärt, dass man besonders viel Engagement in die Reduzierung der Lautstärke investiert hat.
Manko: PS5 kann nur mit Standfuß liegend betrieben werden
Die PS5 arbeitet mit variablem Prozessor-Boost
Eine der größten Neuerungen der Hardware ist, dass die Playstation 5 selbst erkennt, wie viel Performance eine Spielszene gerade braucht und entsprechend die Leistung reguliert. Laut Chefarchitekt Mark Cerny arbeitet die PS5 mit einem maximalen Power-Limit, welches an die Hitzeentwicklung in der Konsole gekoppelt ist. Mit anderen Worten: Braucht eine Szene extrem viel Power beim Rendering, etwa, weil bei Explosionen tausende Partikel und volumetrische Rauchwolken aufwendig berechnet werden müssen, dann senkt die Konsole die Bildwiederholrate. Das soll es Entwicklern erlauben, Spiele in 4K HDR und 60 FPS laufen zu lassen, lediglich bei etwa Explosionen würde dann ein Call of Duty auf 30 Bilder pro Sekunde runtergehen. Eine ausgefeilte Idee, denn aktuell verringern Engine-Ingenieure bei solchen Szenen die Render-Qualität – das ist der Grund, warum in vielen Call of Dutys bei Explosionsteppichen plötzlich die Texturen verwaschen.

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Die Textur- und Renderqualität kann durch Sonys neue Technologie, die mit AMD entwickelt wurde, beibehalten werden, während man lediglich für diese Sekunde oder zwei die Framerate herunterregelt. Enorm spannend zudem: Die neue Zen-Architektur von AMD verfügt über ein Feature namens Smart Shift, dabei kann nicht benötigte Rechenleistung an die GPU übergeben werden. Das wäre hilfreich in solch explosiven Momenten, wie gerade beschrieben, in denen die GPU Schwerstarbeit beim Rendering von Partikeln vollbringen muss. Bei Open-World-Szenen, etwa einem Assassin’s Creed Valhalla, wo wir unseren Blick in die Ferne schweifen lassen und enorm viele Objekte berechnet werden müssen, würde die CPU ihre volle Leistung aufrufen und nichts an die GPU abgeben kann. In einem Szenario wo dieses Übertragen von Leistung nicht nötig ist, wird der Lüfter runtergefahren, um die Lautstärke zu reduzieren. Eine geniale Idee, die den Luxus-Faktor der PS5 unterstreicht. Und gerade in Creme-Weiß dürfte sich diese auch in geschmackvolleren Apartments sehr gut machen.