Die Heartguide von Omron für 549 Euro (zwei Jahre Garantie) ist eine etwas andere Smartwatch. Sie ist mit 48 Millimeter Durchmesser größer als eine Apple Watch oder eine Galaxy Watch und fühlbar schwerer. 116 Gramm zeigt uns unsere Küchenwaage an und 115 Gramm sind die Herstellerangabe. Das entspricht ziemlich genau dem Gewicht einer typischen Taucheruhr wie zum Beispiel dieser Citizen Eco Drive. Das Mehrgewicht spürt man, wenn man die Heartguide am Handgelenk trägt. Doch für dieses Mehrgewicht bietet die Heartguide auch echten Mehrwert: Sie misst den Blutdruck des Trägers.
Fazit zur Heartguide von Omron: Kleine Zielgruppe
Wer seine Blutdruckwerte überwachen muss und zum Beispiel auf Reisen nicht ein zusätzliches Blutdruckmessgerät mitschleppen will, für den könnte die Heartguide von Omron eine sinnvolle Anschaffung sein, zumal die Uhr konsistente Messergebnisse liefert. Sofern man den hohen Anschaffungspreis akzeptiert. Denn ein klassisches Handgelenkblutdruckmessgerät gibt es schon für 20 bis 30 Euro.
Andererseits dürfte aber auch vielen Blutdruckpatienten die Heartguide als zu schwer und zu groß erscheinen. Somit bleibt als Zielgruppe vermutlich ein eher kleiner Personenkreis aus Blutdruckpatienten, die sich auch mit dem Design und dem Gewicht der Omron-Smartwatch anfreunden können. Diese freuen sich über die einfache Bedienbarkeit sowohl von der Uhr als auch von der App.
Menschen ohne Blutdruckprobleme dürften eher zu einer schlankeren und leichteren sowie obendrein preiswerteren Smartwatch greifen.
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Laut Omron hat die Heartguide die Zulassung durch die nordamerikanische Behörde für Lebens- und Arzneimittel (Food and Drug Administration, kurz FDA) erhalten.
Dabei handelt es sich nicht um eine durchgehende Blutdruckmessung. Sondern der Träger muss die Messung jeweils auf Knopfdruck starten. Der Ablauf der oszillometrischen Blutdruckmessung läuft dann aber genauso ab wie bei einem Handgelenksblutdruckmessgerät: Die Heartguide besitzt unterhalb von Uhrenboden und Armband eine aufblasbare Manschette/Mini-Ballonring. Diese wird aufgepumpt und damit kann die Uhr genauso wie ein klassisches Blutdruckmessgerät den Blutdruck des Trägers messen.
Beim Messvorgang sind die üblichen Spielregeln zu beachten, die auch für Handgelenkblutdruckmessgeräte gelten: Also die Uhr auf Herzhöhe halten und ruhig sitzen und nicht sprechen.
Genauigkeit der Messung
Damit sich die Anschaffung einer über 500 Euro teuren Smartwatch mit Blutdruckmessfunktion lohnt, muss die Messung genaue Ergebnisse liefern. Wir ließen deshalb mehrere Kollegen, die ihren Blutdruck aus medizinischen Gründen regelmäßig prüfen müssen, Vergleichsmessungen mit der Heartguide vornehmen. Ein Kollege kam zu einem sehr positiven Fazit: Die Uhr lieferte für ihn plausible Werte, die nahezu identisch mit den Ergebnissen seines Oberarmblutdruckmessgerätes waren: 124/82 (Omron Smartwatch) vs. 121/83 (Oberarmmanschette). Auch die Pulswerte sind bei dem Kollegen nahezu identisch.
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Eine Kollegin von uns kam dagegen zu dem Ergebnis, dass Omron Heartguide die Werte für den Blutdruck um zirka 20 bis 30 Einheiten niedriger anzeigt als ein Oberarmblutdruckmessgerät.
Wir selbst haben den Eindruck, dass die Heartguide unseren Blutdruck etwas zu niedrig anzeigt. Für den systolischen Wert lieferte uns die Heartguide meist Werte um die 103 bis 111 und für den diastolischen Wert waren es meist um die 69 und 70. Unser zugegebenermaßen schon älteres Handgelenksblutdruckmessgerät zeigte in der Regel etwas höhere Wert an. Die von der Heartguide ermittelten Pulswerte entsprachen ziemlich genau den Werten unseres Fitbit Inspire HR und der Withings Cardio Body.
In der Praxis sollten kleinere Messabweichungen kein Problem sein: Sie können die Uhr ja mit zu Ihrem Arzt nehmen und dort eine Vergleichsmessung vornehmen lassen. Dann wissen Sie, wie viel Sie auf die von der Heartguide angezeigten Werte aufschlagen oder davon abziehen müssen. Viel wichtiger ist, dass die Uhr nicht von Messung zu Messung Schwankungen produziert und mal höher und mal tiefer misst. Das scheint nach unseren Erfahrungen nicht der Fall zu sein, die Messwerte befinden sich immer innerhalb eines gewissen Bereiches. Somit eignet sich die Heartguide – nachdem man durch die Vergleichsmessung bei einem Arzt die Abweichung ermittelt hat – durchaus zur konsistenten Überwachung des Blutdrucks.
Sonstige Funktionen
Die Omron Heartguide bietet vom Blutdruckmessen abgesehen auch einige typische Funktionen einer Smartwatch. So zählt sie Schritte und zeigt die verbrannten Kalorien an. Sie zeigt die Schlafdauer an und Sie können Ihr Gewicht für jeden Tag eingeben und sehen dann dessen Entwicklung.
Die Smartwatch informiert Sie darüber hinaus über eingehende Anrufe, SMS und Whatsapp. Sie können die Anrufe aber auf der Uhr nicht entgegennehmen und auch die Nachrichten nicht lesen.
Die Uhr zeigt natürlich auch Uhrzeit und Datum sowie den Akkustand an.
Inbetriebnahme
Die Inbetriebname der Uhr zusammen mit der App klappt ohne Probleme. Die Fragen zu Alkohol, rauchen, Koffein konsumieren und Arzneimitteleinnahme lassen nur ja oder nein als Antwort zu, aber keine Mengenangaben. Soll man mit ein bis zwei Bier pro Woche also Alkohol ja oder nein ankreuzen?
Das Bluetoothkopplung klappte auf Anhieb. Danach startet ohne Vorwarnung ein englischsprachiges Anleitungsvideo (mit deutschsprachigen Untertiteln) zur Blutdruckmessung, das man weder anhalten noch abbrechen kann.
Heart Advisor App
Der jeweils letzte Messwert sowie Uhrzeit/Datum, Anzahl der zurückgelegten Schritte und die Schlafdauer können Sie direkt auf der Smartwatch abrufen. Für alle älteren Werte benötigen Sie Sie die Heart Advisor App für iOS und Android. In der App sehen Sie die Entwicklung aller Werte und können zudem Notizen eingeben. So können Sie beispielsweise die Einnahme von Medikamenten vermerken.
Die Erfassung bestimmter Sportarten wird nicht unterstützt.
Hardware und Akkulaufzeit
Die Uhr besitzt ein gut ablesbares Display (kein Touchscreen), drei mechanische Drucktasten zum Starten der Blutdruckmessung, zum Anzeigen aller Werte und zur Anzeige der Uhrzeit. Ein GPS-Chip ist nicht verbaut.

©Omron
Mit der Einstufung nach IP22 ist die Uhr nur gegen Wasserdampf und Wassertropfen geschützt, nicht aber gegen Spritzwasser. Keinesfalls darf sie beim Duschen oder Schwimmen getragen werden.
HeartGuide ist derzeit nur in Größe M erhältlich, die Handgelenkmanschette lässt sich also zwischen 160 – 190 mm nutzen. Zwei Ersatz-Manschettenhüllen und eine gedruckte Anleitung liegen bei. Eine Akkuaufladung hält nach unseren Erfahrungen mit einigen Messungen pro Tag rund zwei Tage durch. Aufgeladen wird über eine USB-Kabel. Im Lieferumfang fehlt ein deutscher Netzstecker.
Aufgeladen wird über ein USB-Kabel mit proprietärem Zwei-PIN-Stecker. Sie können also kein beliebiges microUSB-Ladekabel nehmen.
Datenschutz
Sie müssen Omron Zugriff auf Ihre medizinischen Daten gewähren und akzeptieren, dass Ihre Messwerte und sonstigen Daten – laut Unternehmensangabe verschlüsselt – auf den Unternehmensservern liegen.
Omron weist daraufhin, dass Daten an Google Firebase, Google Cloud Plattform, Google Data Studio, Mixpanel und Segment sowie an Amazon Alexa gehen. Bei einem Verkauf des Unternehmens würden die Daten weitergegeben.