Hach, der Flight Simulator ist zurück. Endlich. Es war ein langer Tag. Sie kommen nach Hause, draußen ist es kalt. Tür zu, Schuhe aus, Kaffeemaschine an, rein in den gemütlichen Sessel, PC hochfahren – Click – Click – schon sehen wir den Asphalt, der die Welt bedeutet und heben ab in einer kleinen Cessna. Oder einer luxuriösen XO CJ4. Oder einem dicken Airbus A380. Sie heben ab von Provinzflughäfen, die sich selbst auf einer digitalen Landkarte schwer finden lassen. Und den großen Metropolen. Sobald Sie in der Luft sind, können Sie die Perspektive aus dem Cockpit, umgeben von Zifferblättern, Messuhren und Instrumenten, auf die Third-Person-Perspektive schalten und spätestens hier, haut uns dieser Flight Simulator 2020 einfach nur rum. Mit seiner Grafikpracht und Detailliebe.

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Mit der Art, wie er Schnee, Regen, Hagel, Stürme inszeniert. Wie er Blitze durch das Dunkel der Nacht schneiden lässt, Mit der Eleganz, wie die volumetrischen Wolken aufbrechen, im Anflug auf New York. Wie es die ganze Welt unter uns in ein weißes Wunderland taucht – nicht nur Wälder und Wiesen, sondern alles – Wolkenkratzer wie den Chrysler Tower, die Manhattan Bridge, den Times Square. Es sind atemberaubend schöne Aufnahmen: von Zugvögeln, die gen Süden fliegen. Auratisch gefärbt und blutrot präsentieren sich Sonnenaufgänge. Das sind Momente, wie Sie sonst nur Kapitäne von Lufthansa & Co. erleben. Tun Sie sich den Gefallen und schauen die Videos hier auf dieser Seite – sie zeigen, wie magisch schön doch eigentlich unsere Welt ist. Von hoch oben aus dem Cockpit.
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Die gefährlichsten Flughäfen der Welt und die schönsten Anflüge
Nun werden sich viele Simulator-Fans fragen: Ist dieser Flight Simulator eigentlich nur Zeitvertreib und Schönfliegerei? Oooh nein. Der Flight Simulator 2020 bietet zumindest nach unserem ersten Eindruck für jeden etwas. Auch für Bruchpiloten und Abenteuerjäger, die den besonderen Kick suchen. Wir denken da an jenen Start von einem der gefährlichsten Flughäfen der Welt, irgendwo im Nirgendwo in Nepal. Unsere kleine Cessna traut sich mit etwas Ehrfurcht auf die absurd kurze Landebahn hier. Ihr Ende nähert sich schneller, als wir den Joystick hochziehen können, aber wir haben Probleme genug Auftrieb zu bekommen und schnell genug die Nase hochzureißen. Sobald uns das gelingt, werden wir jedoch belohnt mit einem wundervollen Blick in die Tiefen des Himalaya-Tals. Atemberaubend ist wohl das richtige Wort für diese Szenen, die wir erleben dürfen. Games sind unser Leben und doch fühlt sich das schon ein bisschen magisch an, weil alles so aussieht, als würden wir wirklich gerade im Flugzeug sitzen. 20 Minuten später fliegen wir über die Hudson Bay von New York City, kurz vorher machen wir einen Stopp in München, der Heimat von PC Welt und IDG Deutschland. Kurz danach sind wir über der Sahara, wo einfach nur Leere herrscht – Leere, Sand, hier und da mal ein Kamel oder Range-Rover, der durch die Dünen prescht. Das sieht in 4K HDR unglaublich gut aus, wird aber auch ein Monster von einem PC bedingen. Der Flight Simulator 2020 dürfte eines dieser Spiele werden, mit denen man einen kompletten Winter füllt. Oder gar ein ganzes Jahr, schließlich ist die komplette Welt bereisbar. Wir können überall hin, wo wir immer schon mal hinwollten, aber uns physisch nicht trauten: Auf den Himalaya etwa oder die royale Gebirgskette des Fujisan in Japan.

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Und genau für diese Weltenbummelei gibt es einen speziellen Modus – Sie fliegen, tippen auf einem 3D-Globus irgendwo hin und werden instant transferiert. Das funktioniert, weil dieses Werk seine Welt mithilfe von Satellitendaten generiert, die aus Bing Maps stammen. Sie fliegen aber nicht nur über eine flache Textur: Die Engine nimmt diese Kartendaten auf und füllt sie dann intelligent mit Bäumen, Wasser, Gebäuden und sogar kleinen Details wie dem Verkehr auf den Straßen. Auch die Höhe wird genau wiedergegeben, was zu hohen Gebirgszügen und gähnenden Tälern führt. Überall auf der Welt sind weiße Punkte verteilt, die 40.000 reale Flughäfen darstellen: JFK, London Heathrow, LAX, Charles De Gaulle, aber auch ohne Ende Stationen, die man so nicht auf dem Radar hätte – Provinzflughäfen, Privatflugplätze für Jets und ja, auch ein paar Militärbasen, etwa der RAF – der Royal Air Force. Globus drehen, mit dem Finger drauftippen, und schon sind Sie da
Gehörten Sie auch zu jenen Kindern, die einen Globus hatten, ihn drehten und mit dem Finger auf irgendeinen Punkt zeigten, einfach um die Welt zu entdecken? Hier geht das aus dem Cockpit heraus in der wohl realistischen Weltensimulation, die es je gegeben hat. Sie haben auch die genaue Kontrolle über das Wetter und die Tageszeit. Wenn Sie also während eines Gewitters den Atlantik überqueren, nachts über Seoul fliegen oder bei Sonnenuntergang die Alpen entlang gleiten möchten, müssen Sie nur ein paar Schieberegler verstellen. Für Meteorologie-Fans interessant: Sie können Live-Wetterdaten verwenden, was bedeutet, dass es im Spiel auch regnet, wenn es in Hamburg im wirklichen Leben regnet. Und in New York so heftig schneit, wie als der Autor diese Zeilen tippte. Die Wettersimulation trägt ebenfalls zum Realismus bei, da Stürme und andere meteorologische Phänomene nicht nur so aussehen und sich so verhalten wie im echten Leben, sondern auch das Handling Ihres Flugzeugs angemessen beeinflussen.

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Zudem ist die Weitsicht enorm hoch: Satte 600 Kilometer weit können Sie sehen, erblicken also Stürme sehr viel früher, bevor sie in diese hineinfliegen. Wenn Sie in einem davon gefangen sind, werden die dunklen, volumetrischen Wolken um Ihr Flugzeug herum von Blitzeinschlägen durchschnitten, was genauso nervenaufreibend ist, wie es sich anhört. Simulation können ziemlich eintönig und leblos sein, und nicht selten verwechselten in den letzten Dekaden Entwickler Realismus mit schlechter Grafik. Wir denken da an einige militärische Flugsimulationen. Aber nicht hier, insbesondere die Animation der Wolken ist etwas, worauf die französischen Entwickler stolz sind. Sie sind kolossale, voluminöse, dreidimensionale Figuren, die das Licht brechen und einfangen, in der Dunkelheit anschwellen, wenn sich Regen ansammelt, über die Landschaft treiben und dabei realistisch wirkende Schatten werfen. Es sind diese Details, die den Microsoft Flight Simulator direkt in unsere Most-Wanted-Liste für 2020 schnellen lassen. Klar, wir müssen mehr Zeit damit verbringen, um es abschließend zu bewerten, aber die Asobo Studios und Microsoft liefern das, was Hardcore-Sim-Fans wollen: Voll lizensierte Flugzeugmodelle (wir wissen noch nicht, wie viele, hier könnte sich eine Schwachstelle ergeben), mit individuell designten Cockpits, realistischer Aerodynamik, simuliertes sowie auf Echtzeit-Live-Daten berechnetes Wetter. Es gibt jede Menge zu beachten: Kraftstoffverbrauch, thermische Aufwinde. Ladekapazität für Frachtmaschinen. Das Spiel will aber nicht nur die kalte, mathematische Realität des Fliegens nachbilden, sondern auch das Drama und die Romantik. Es inszeniert das Fliegen als Erlebnis, als die vielleicht letzte Magie, die uns in diesem Hightech-Zeitalter noch geblieben ist.
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Wenn Sie über die Skyline von New York fliegen, während die Sonne unter dem Horizont untergeht und einen goldenen Schimmer über die Stadt wirft, oder nachts über Tokio schweben, diesem schier endlosen Meer aus Lichtern und Farben, dann versteht man, warum die Menschheit das Fliegen so sehr liebt. Flugsimulatoren kann man nicht nach einer Session beurteilen, ob etwa die Avionik jedes einzelnen Musters perfekt umgesetzt wird, muss sich erst zeigen. Auch ist noch unklar, ob es etwa militärische Jets in den Fuhrpark schaffen und wie viele Modelle pro Hersteller. Aber alleine mit welchem Fotorealismus der Flight Simulator 2020 die Welt unter sich – Landschaften, Wälder, Dörfer, Metropolen – einfängt und mit Live-Wetterdaten kombiniert, macht einfach Freude.