Wellen schlagen gegen Riffe, Wracks von Schiffen liegen wie Leichen am Strand, ihre Mäste ragen gen Himmel. Schon viele Abenteurer haben versucht, dieses Eiland namens Aeternum zu ihrem Königreich zu machen. Nicht nur ein Schiff sehen wir, sondern ganze Flotten. Auch nicht nur von einem Zeitalter, sondern Galeonen mit dicken Kanonen. Und Galeeren. Römische Galeeren. In der Tat ist es auch ein Centurio mit seinen Legionären, den wir in den ersten Sekunden von New World: Aeternum Awaits sehen – einem neuen MMO der Amazon Game Studios.
Geschmiedet von Veteranen des MMO-Genres, Männern und Frauen, die für die Größten der Großen arbeiteten – an World of Warcraft, Destiny und EverQuest. Was besonders gut gefällt, ist das Storytelling, diese einnehmende Art, wie dieses Spiel seine Geschichte erzählt. Wie ein modernes Märchen wirkt es, als die Legionäre sich durch den Dschungel schlagen, Gefahren trotzen, gegen wilde Bestien kämpfen, um letztlich eine Art Tor zu erreichen mit einem riesigen funkelnden Smaragd. Der Centurio greift danach, seine Augen weiten sich, werden rot – er und seine Männer werden zu Zombies, zu Leibeigenen und Gefangenen des Mysteriums, welches diese Insel beherrscht.
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Paradies und Hölle, vereint auf einer Insel für hunderte Spieler

©Amazon Game Studios
Wir sehen Tempel von Pharaonen, umspielt von wunderschönen Blumen, die der ganzen Aura etwas Magisches geben, fast schon ein bisschen Disney-Zauber. Ein Hirsch taucht im Bild auf, doch auch er ist nicht normal – er ist nicht aus Fleisch und Blut, sondern geformt aus Ästen, Zweigen und Pflanzen. Doch es gibt auch andere Abschnitte, solche, die korrumpiert wurden – von der geheimnisvollen Seuche heimgesucht, in schwarze Schleier gewoben, die Erde wurde zu Asche. Hier kämpfen ganz unterschiedliche Nationen aus unterschiedlichen Zeitaltern: Konquistadoren mit Musketen etwa gegen die römischen Legionen mit ihren Kurzschwertern. All das soll ein Abenteuerspielplatz sein für ein etwas anderes MMO.
Und zwar eines mit sehr viel ehrgeizigeren Zielen als sie Blizzard mit World of Warcraft: Shadowlands verfolgt. Amazon Game Studios wollen etwa eine Ökonomie mit Gilden etablieren. Diese wählen Gildenchefs – Anführer, wie in einem Eve Online, die Ländereien verteilen. Dort werden Handwerksstätten errichtet, Waffenschmieden, aber auch Fleischerei und Küche – das beste Essen kann nur von einem Chef angeboten werden, der den entsprechenden Rang hat. Je besser das Essen, desto höher der Stat-Boost für die Gildenmitglieder. Es wird wichtig, Festungen hochzuziehen, Wälle, Türme. Die besten Waffen benötigen Ressourcen, die sich nur in bestimmten Zonen finden lassen, die vom mysteriösen Bösen dieser Insel verseucht sind. Dort lauern Zombie-Soldaten und anderes Ungetüm.
Gildenkriege: Amazon lässt sich von Eve Online inspirieren

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Generell scheinen die Entwickler Fans von Eve Online zu sein. Es soll Gildenkriege geben: Eine Gilde muss eine bestimmte Menge an Geld und Ressourcen vorrätig haben, um einer anderen den Krieg zu erklären. Interessant hierbei: Die Verteidiger dürfen den Zeitpunkt bestimmen, ab wann das Kriegsrecht gilt, was Griefing verhindern soll. Generell müssen Gildenstädte einen Fluss an Ressourcen und Nachschub aufbauen, damit sie sich verteidigen können. Natürlich gilt das auch für die Belagerung: Explosive Fässer werden etwa genutzt, um Verteidigungswälle des Gegners in die Luft zu jagen – wobei es hier darauf ankommt, ob diese nur Holzwälle nutzen oder bereits auf Steinwälle aufgerüstet haben. Feuer und kleine Camps dienen zum Respawnen – sterben wir, können wir uns hier wiederbeleben, verlieren aber unseren Resourcen-Loot, unsere Items und Waffen dürfen wir behalten. Generell muss man aufpassen und die Gegend vor einem Angriff gut auskundschaften, denn nicht selten attackiert ein Rudel Wölfe, ein mutierter Bär oder anderes Ungetier, welches nicht nur unsere Gildenarmee schwächt, sondern auch den Feind alarmiert, sollte er das Geschehen beobachten.
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Viel MMO, viel Survival-Game. Für tausende von Spielern dank Amazon Cloud

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Amazon hat das Spiel in Auftrag gegeben, um zu zeigen, was seine AWS Cloud kann. Das Ziel ist es, tausende Spieler in dieser Welt zu beherbergen, die komplette Städte bauen. Jeder Baum lässt sich fällen, jeder Stein verarbeiten, jede Mine nutzen, um bessere Waffen zu schmieden. Es ist ein ambitioniertes Projekt – bis zu 10.000 Spieler soll ein Server, also eine Welt, ein neues zu Hause geben. Mit vielen, vielen Ideen: Sie können selbst mit Mitstreitern auf die Suche nach bestimmten Ressourcen gehen und sich dabei tiefer in den Schlund der Insel hineinwagen. Oder Söldner dafür bezahlen, die Drecksarbeit zu machen. Wie in Dying Light 2 ist die Nacht härter und brutaler als der Tag. Am Tag greifen nur verfeindete PvP-Gilden an – in der Nacht hingegen die Zombies all jener Soldaten, die hier schon ihr Glück versuchten – römische Legionäre, britische Musketenschützen, spanische Konquistadoren in Hirnfresser-Form.

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Und eine ganze Menge anderes übernatürliches Gesocks, Mutantenschweine und verwunschene Nashörner inklusive. Spannend ist hierbei, wie viel Wahlfreiheit das Team lassen will. Wer keine Lust auf Schlachterei hat, kann sich auch als Burgenbauer und Architekt verdingen. Oder als Schmied einen Namen machen – über ein Angebot/Nachfrage-System lassen sich Preise regulieren, ähnlich wie in World of Warcraft soll sich so Gold generieren lassen. Oder als Alchemist zu einer Art Zauberer werden, Tränke brauen, ein bisschen Geralt von Rivia aus The Witcher nacheifern – das Team verspricht viele Questreihen, die sich auch an den Singleplayer-Rollenspiel-Fan richten, der als einsamer Wolf losziehen möchte. Sie können ein Haus bauen und wie in Fable dekorieren, was immer hübsch ist und andere Spieler zum Schmausen bei Kerzenschein einladen. Doch da sind natürlich auch die Monstren, die zuerst da waren. Sie wollen uns nicht auf ihrem heiligen Eiland und wollen uns zurückdrängen – zurück aufs Meer, wo wir einst herkamen.

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Fazit
New World: Aeternum Awaits ist ein spannendes Konzept, ich bin sehr gespannt, wie sich das letztlich alles spielen wird. Und ob die Community all diese Konzepte annimmt: Wird es Leute geben, die Söldnerheere beschäftigen, während sie sich selbst ums Geldverdienen kümmern? Werden ganze Städte entstehen, die gemeinschaftlich gebaut werden, und wird es dabei oft zu Streit kommen? Werden wir dasselbe herrliche Chaos in den Clankriegen erleben wie in einem Eve Online, wo über Nacht mal eben tausende Euro an Schiffswerten vernichtet wurden. Das Spiel blutet auf jeden Fall Potential und hat ein sehr interessantes Team hinter sich. Die Köpfe hinter den Amazon Game Studios Orange County haben vorher nicht nur an World of Warcraft gearbeitet, sondern auch Overwatch, Killer Instinct und BioShock.