Linux-Programme laufen nur unter genau der Distribution problemlos, für die sie erstellt wurden. Das schränkt die Verbreitung aktueller Programmversionen stark ein und fortlaufende Anpassungen für andere Distributionen sowie Systemversionen erhöhen den Entwicklungsaufwand erheblich. Software lässt sich aber auch zusammen mit allen nötigen Komponenten in einen eigenständigen Container packen. Programme in Containern arbeiten weitestgehend unabhängig vom installierten Betriebssystem und können andere Anwendungen nicht beeinträchtigen. Es gibt aber auch Nachteile bei der Verwendung von Containerformaten.
Programme für alle Linux-Distributionen
Softwarecontainer enthalten neben dem eigentlichen Programm auch alle nötigen Bestandteile des Betriebssystems sowie Bibliotheken. Im Idealfall läuft eine Anwendung im Container unter jedem Linux-System. Auf diesem Weg können Sie neuere Versionen verwenden, auch parallel zu einem herkömmlich als „deb“-Paket installierten Programm.
Ubuntu setzt seit Version 16.04 das von Canonical entwickelte Format Snap-Apps (kurz: Snaps) ein. Seit Ubuntu 18.04 sind bereits einige Snap-Apps vorinstalliert, beispielsweise die Systemüberwachung und der Taschenrechner. Als Nutzer merken Sie davon nichts, außer dass die Programme eventuell etwas langsamer starten als gewöhnlich. Zentrale Anlaufstelle für die Suche nach Snap-Apps ist https://snapcraft.io/store . Hier finden Sie auch Informationen zur Installation der Snap-Software für alle unterstützten Distributionen, wenn diese auf Ihrem System noch nicht vorhanden ist.
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So funktionieren Snap-Apps
Lassen Sie sich in einem Terminalfenster mit dem Befehl
mount
die eingehängten Dateisysteme anzeigen. Sie sehen unter Ubuntu 18.04 etliche eingehängte Squashfs-Container, beispielsweise „/var/lib/snapd/snaps/gnome-calculator_406.snap“. Snap-Apps sind Image-Dateien mit der Dateinamenserweiterung „.snap“, die im Ordner „/var/lib/snapd/ snaps“ liegen und in das Dateisystem unterhalb des Ordners „/snap“ eingehängt sind. Bei Squashfs-Containern handelt es sich um ein komprimiertes und schreibgeschütztes Format. Jeder Container enthält einen Verzeichnisbaum, in dem alle Dateien liegen, die ein Programm benötigt.
Alle Snap-Apps nutzen gemeinsam die Basissysteme Ubuntu Core und Base mit minimaler Ausstattung, die unter „/snap/ core“ beziehungsweise „/snap/core18“ eingehängt sind. Laufzeitumgebungen wie Perl oder Java muss der Snap-Container selbst mitbringen. Es ist daher deutlich mehr Platz auf der Festplatte erforderlich als bei „deb“-Paketen – der Speicherbedarf steigt und die Programme starten langsamer. Angesichts großer Festplatten und schneller CPUs ist das auf aktuellen PCs jedoch zu tolerieren.
Snap-Apps in Ubuntu installieren

Nutzen Sie die Suchfunktion in Ubuntu-Software oder stöbern Sie in den Kategorien, um das gewünschte Programm zu finden. Wenn Sie beispielsweise nach dem Mediaplayer VLC suchen, taucht dieser im Ergebnis zweimal auf. Unter „Details“ sehen Sie, um welche Version es sich handelt. Steht hinter „Quelle“ die Angabe „Snap-Store“, handelt es sich um eine Snap-App. Hinter „Kanal“ klicken Sie auf „stable“. Es öffnet sich ein Fenster, in dem Sie zwischen den Kanälen umschalten können. Bei „beta“ oder „edge“ finden Sie meist höhere Versionsnummern. Die Software ist aber nicht ausreichend getestet und kann Fehler enthalten.
Klicken Sie beim gewünschten Programm auf „Installieren“ und danach auf „Starten“. Später verwenden Sie für den Programmstart eine Suche über die „Aktivitäten“. Sind unterschiedliche Versionen eines Programms installiert, beispielsweise VLC sowohl als „deb“-Paket als auch als Snap-Container, dann wird es unübersichtlich. Die Suche liefert für VLC zwei Ergebnisse, Beschriftung und Icon unterscheiden sich jedoch nicht. Hier hilft nur ausprobieren, welche Version sich hinter welchem Icon verbirgt.
Alternative: Suchen Sie ein Programm über https://snapcraft.io/store . Wählen Sie rechts oben im Fenster die gewünschte Version, klicken Sie auf „Install“, auf „View in Desktop store“ und dann auf „Link öffnen“. Installieren Sie die App in Ubuntu-Software wie oben beschrieben.
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Snap-Apps verwalten

Ubuntu prüft viermal täglich, ob Updates für Snap-Apps verfügbar sind. Die Installation erfolgt automatisch. Im Terminalfenster lässt sich das Update auch folgendermaßen manuell einleiten: sudo
snap refresh
Mit dem weiteren Befehl
snap list --all
lassen Sie sich alle installierten Snap-Apps anzeigen. Um zu der vorherigen Version zurückzukehren, verwenden Sie den Parameter „revert“:
sudo snap revert gnome-calculator
Um etwa eine ältere Revision 260 von gnome- calculator (Taschenrechner) zu löschen, nutzen Sie diesen Befehl:
snap remove --revision 260 gnomecalculator
Dieser Schritt ist endgültig, weil sich ältere Versionen nicht aus dem Snap-Store installieren lassen.
Wenn Sie eine neuere Version ausprobieren möchten, wechseln Sie den Update-Kanal, für VLC beispielsweise so:
sudo snap switch --edge vlc && sudo snap refresh vlc
Zurück zur Version aus dem „stable“-Kanal geht es mit:
sudo snap switch --stable vlc && sudo snap refresh vlc
Mit Hilfe des Tools snap können Sie auch nach Apps suchen (mit snap find [Suchbegriff]) und diese installieren (snap install [snap-app]).
Zugriffsrechte für Snap-Apps festlegen
Aus Sicherheitsgründen haben Snap-Apps nur Zugriff auf das Home-Verzeichnis. Das führt zu Irritationen, wenn Linux den Zugriff beispielsweise auf einen Wechseldatenträger verweigert. Deshalb sollten Sie direkt nach der Installation über Ubuntu-Software auf „Berechtigungen“ klicken. Aktivieren Sie „Lese/Schreibe Dateien auf mobilen Datenträger“, wenn die App auf USB-Geräte zugreifen soll, die unter „/media“ eingehängt sind.
Weitere Containerformate nutzen
Nicht alle Programme sind als Snap-App verfügbar. Einige Entwickler bevorzugen Flatpak, wieder andere das Format Appimage. Flatpak-Container funktionieren ähnlich wie Snaps. Bei Linux Mint 19 ist Flatpak bereits vorinstalliert, Ubuntu-Nutzer installieren die Software mit
sudo apt install flatpak
Flatpak-Apps finden Sie über https://flathub.org/apps , in Linux Mint auch über die „Anwendungsverwaltung“ in der Kategorie „Flatpak“.
Bei Appimage handelt es sich um portable Apps für Linux. Zusätzliche Software für die Verwaltung ist nicht erforderlich. Die heruntergeladene Datei enthält alles Nötige. Programme finden Sie beispielsweise über https://appimage.github.io/apps . Nach dem Download machen Sie die Datei ausführbar („Eigenschaften –› Zugriffsrechte“ im Dateimanager). Das Programm lässt sich dann per Doppelklick starten. Ein weiteres Containerformat ist Docker . Es wird hauptsächlich für Serveranwendungen ohne grafische Oberfläche eingesetzt. Informationen zu den verfügbaren Programmen und Installationsanleitungen finden Sie unter https://hub.docker.com .