Doom Eternal hat uns echt überrascht. Es ist schnell, brutal schnell mitunter. Es drückt voll auf Speed, wirkt aber nie überhastet, nie überinszeniert. Wo ein Call of Duty aus abstürzenden Helikoptern und Explosionen seine Hollywood-Magie zieht, ist Doom ein Shooter, der vor allem das sein will: Ein verdammt guter Shooter, der uns permanent nach vorne pusht.
Das ist schon krass, wie Doom Eternal durch seinen pumpenden Elektro-Soundtrack in Abwechslung mit hartem Metal einen Flow entwickelt, der uns fast schon in Trance ballern lässt. Sie bleiben nie stehen, es geht immer weiter. Selten nach hinten, anders als ein Gears 5 hält Doom Eternal nicht viel von Deckung. Das hier ist fast schon eine Action-Variante von Mirror’s Edge: Es gibt immer irgendeine Möglichkeit von einem Container auf eine Plattform zu springen, sich mit einem Arm hochzuziehen, während die andere Hand die Waffe bedient – weil es gibt auch immer irgendetwas abzuknallen. Seine größte Stärke ist aber die Abwechslung: Kein Level ist gleich, jedes liefert frische Herausforderungen, die es nicht selten in einen 3D-Plattformer verwandeln.
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Wer Doom Eternal als „More of the same“ abkanzelt, der hat das neue Spiel noch nicht ganz verstanden. Das 2016er Doom war alte Schule – ein Shooter, wie festgefroren in einer Zeitblase, der sich ganz bewusst modernem Design entzog. Modern ist vor allem die Vertikale: Call of Duty: Black Ops 4, Infinite Warfare, Apex Legends, Overwatch – es wird immer stärker geboostet, mit Jetpacks gearbeitet, in der Vertikalen gekämpft.
Doom Eternal will nicht missverstanden werden mit einem DLC, es denkt die Marke neu. Das liegt vor allem an den enorm ausladenden, mitunter richtig großen Levels. 2016 ballerten wir in erster Linie in geschlossenen Räumen, in Raumstationen, in Lager-Depots, eher selten im Schlund der Hölle, wo es etwas mehr Platz gab. Eternal wächst jetzt enorm in Breite und Höhe: Wir kämpfen in einer Mega-City, durchgerüttelt von einer Invasion. Übrig geblieben ist das Gerippe einer einst stolzen Stadt – das Gerippe von Wolkenkratzern, die Stahlträger von Brücken und halb zerstörte Tram-Bahnen. Busse wurden gegen Gebäude geschleudert und stecken im Mauerwerk fest, eine Magnet-Schwebebahn hängt kopfüber von einer Brücke. Das sorgt für eine andere Bewegungsdynamik.
Einer der Gründe, warum id Software von Open-World-Spielen wie Dying Light 2 und Assassin’s Creed lernt: Die Super Shotgun hat jetzt einen Fleischerhaken, der auch als Enterhaken funktioniert. Nur eben auf die Doom-Art: Mutant anvisieren, Fleischerhaken abfeuern, im Ziel verankern – Seilwinde aktivieren und im Flug wird die Shotgun durchgeladen und das Zielobjekt zu Fleischstückchen geschossen. Wie gesagt – Quentin Tarantino hätte seine helle Freude an Doom Eternal.
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Kein Spiel der Defensive, aber deutlich knackiger als das 2016er Doom

©Bethesda
Doom ist kein Spiel der Defensive, es ist kein Wolfenstein: Youngblood. Ihr Job besteht nicht darin den Feind zu flankieren, Deckung zu suchen und smart zu nutzen. Ihr Job ist es den Feind zu zermalmen. Sie können gar nicht anders, als vorwärts. Denn das Knacken und Brechen von Knochen, die extrem brutalen Glory-Kills geben Ihnen Power und Gesundheitspakete, um den eigenen Lebensbalken wieder aufzufrischen. Wer sich zurückfallen lässt und defensiv spielt, hat schon verloren. Das ist ein spannendes Konzept, weil es selten ist in der Shooter-Welt. Und sich nirgendwo besser anfühlt als in Doom.
Erstaunt sind wir von der Kurve, den der Schwierigkeitsgrad recht flott nimmt: Doom Eternal spielt sich nicht einfach mal locker flocker runter, hier ist schon Skill gefragt – insbesondere weil das Spiel Shooter-Elemente mit harten Jump-and-Run-Passagen kombiniert, in dem Sie beispielsweise den Doppelsprung perfekt timen müssen, sonst heißt es schnell „Aus die Maus im Weltraum-Haus“. Auch springen Sie wie der Tiger im Kolosseum über brennende Drehkreuze, die fies ineinander verschachtelt sind und Doom Eternal erstaunlich nah an etwa Shadow of the Tomb Raider grenzen lassen.
Große Veränderungen gibt’s auch beim HUD: Das war im 2016er Doom eher dezent und unauffällig, in Doom Eternal ist es ziemlich knallig, weil die unterschiedlichen Elemente ob des satten Schwierigkeitsgrads stärker ins Auge stechen sollen.
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Fazit
Was für ein Baller-Ballet, was für ein Ritt auf der Schneide des Vulkans. Doom Eternal wird ein sehr anspruchsvoller Shooter für Profis, die mehr als nur schießen wollen und Lust auf einen blutigen 3D-Plattformer haben. Denn im 2019er Doom wird erstaunlich viel geklettert, gesprungen, gerätselt und durch brennende Quadraturen des Todes gehüpft. Auch der Humor kommt nicht zu kurz – einfach weil der Doom Guy der Doom Guy ist, der auch einfach mal der Security am Eingangstor die Waffe aus der Hand reißt, weil einer muss den Job ja machen. Doom Eternal erscheint am 22. November 2019 für PC, PS4 und Xbox One, Nintendo Switch und Google Stadia.