Control lässt uns mit offenen Mündern zurück. Zu brillant ist die Inszenierung, zu genial die Physikengine der PC-Version, die wir ausführlich auf Nvidias Raytracing-Showcase anspielen. Es ist ein Werk vom Studio hinter Max Payne, Alan Wake und Quantum Break, die hier den technischen Benchmark ein gutes Stückchen höher setzen.
Schon Quantum Breaks größte Stärke war seine Zerstörungsengine, wie die Kugeln den Marmor von Säulen absplittern lassen. Aber das ist Kindergarten gegen dieses Control, in dem sich komplette Level mit Telekinese demolieren lassen. Mehr aus Jux und experimentellen Gedanken werfen wir eine Metallbox auf den Empfangsbereich eines edlen New Yorker Büros. Und rechnen nicht damit, dass unsere Protagonistin das Objekt mit einer derartigen Wucht schleudert, da zerlegt es glatt den kompletten Tisch. Selbst kleinere “Projektile“, wie ein Telefon sorgen für eine Schneise der Verwüstung. Lassen wir gar eine Weltkugel durch die Gegend sausen, zerlegt es komplette Museums-Trakte, Glassplittern in Super-Slow-Mo inklusive, an denen auch Christopher Nolan seine Freude hätte.
Control (PC) hier günstig vorbestellen – das Spiel erscheint bereits am 27. August
Inception-Regisseur Christopher Nolan würde Control lieben

Doch Control ist sehr viel mehr als spielbares Physik-Wunderwerk: Es ist inszeniert wie Christopher Nolans Inception – mit Wänden, die sich verschieben und Gebäuden, die sich auf den Kopf drehen. Dabei lässt sich die Zeit anhalten, die Grenzen der Physik manipulieren und jede Menge Chaos anrichten. Als Setting dient das Federal Bureau of Control: ein schicker Glasbau im Herzen Manhattans. Einer dieser Wolkenkratzer, wie ihn auch das FBI in der legendären US-Metropole nutzt. Doch das FBC ist eine etwas andere Behörde und könnte auch aus Men in Black stammen.
Ihre Aufgabe: Das Aufspüren von Alien-Aktivitäten auf der Erde. Eine geheime Macht greift das Headquarter an, verschiebt das Raum-Zeit-Kontinuum und lässt schon bald fast alle Agenten leblos in der Luft schweben? Können wir sie retten? Müssen wir sie töten? Schließlich hat diese extraterrestrische Spezies wie in Matrix die Form von SWAT-Teams angenommen, die eigentlich als Security und schnelle Eingreiftruppe dem Bureau dienen. Sogar eine Art Ghostbusters-Einheit müssen wir bekämpfen, die allerdings keine Aliens einfängt, sondern mit ihnen Chaos stiften will. Denn was schnell klar wird: Das Federal Bureau of Control dient vor allem auch als Hochsicherheitsanlage, um gefährliche Anomalien sicher zu verwahren. Nun, ob man das in einer Mega-Metropole im Herzen Manhattans tun sollte? Da sind Helden gefragt.
Jessie Faden: Neue Direktorin des Federal Bureau of Control

©Remedy
Im Fokus steht die Geschichte von Special Agent Jessie Faden, die erst sehr kurz vor dem Angriff zur neuen Stellvertretenden Direktorin des Geheimdiensts ernannt wurde. Da der Director von dieser Alienspezies namens Hiss getötet wird, muss Faden ihre Truppen sammeln und herausfinden, was geschehen ist und wie sich die Gefahr für die USA und die Welt minimieren lässt. Rein emotional keine leichte Aufgabe für sie: Denn die Hiss sind Gestaltenwandler und greifen jetzt im Körper ihrer eigenen Agenten und Security an. Mitunter auch in der Form von Menschen, denen Jessie nahesteht.
Über diesen Trick gelingt es Entwickler Remedy klassische Gegner ins Spiel zu bringen – das ist wichtig, denn gerade in dieser Komponente tat sich Alan Wake schwer. Die Hiss feuern mit M4-Sturmgewehren, Granatwerfern, Raketenwerfern, Rauchbomben, Brandgranaten und Flammenwerfern. Entsprechend taktisch lässt sich die Physik nutzen: Schleudern wir einen Feuerlöscher in deren Richtung, funktionieren ihre Flammenwerfer nicht mehr. Alternativ können wir den Jungs aber auch direkt eine Couch, Computermonitore, Fernseher oder Gastanks entgegen schleudern – je nachdem wie viel Chaos wir anstiften wollen. Wenn wir eine Kritik haben, dann das Jessie zumindest in der Gamescom-Demo zu übermächtig ist – es bleibt zu hoffen, dass Remedy hier im fertigen Spiel die richtige Balance findet. Fein hingegen: Wer möchte, kann auch ballern – Jessie verfügt über eine spezielle Hightech-Waffe, die sich per Knopfdruck von einer Desert Eagle in eine Shotgun verwandelt, die in höherer Ausbaustufe Schockwellen entsendet.
Köpfchen statt Kugeln: Bossgegner wollen ausgetrickst werden

©PC-WELT
Was Control klar von den meisten Shootern abhebt, ist die Art wie es Bosskämpfen begegnet. So glauben wir im ersten Moment, wir müssten mit Feuerkraft eine Anomalie knacken, die ein Labor zerstört und ausbrechen will. Weit gefehlt: Wir müssen Energiezellen finden, damit ein Schott in Bewegung setzen und den wildgewordenen Flummi, der Objekte ansaugt wie ein Staubsauger durch diese Sicherheitstür locken in eine Art Zwischenraum. Dann nur schnell genug sein, schließlich müssen wir binnen eines kurzen Zeitfensters das vordere und hintere Schott schließen, damit die Anomalie gefangen ist. Uns gefällt diese Art, wie das Werk Köpfchen statt Kugeln verwendet und seine Mechanismen zu Gunsten intelligenten Gameplays aufbricht. Auch sind diese Rätsel-Bosse nicht gerade leicht, weil das Spiel uns nicht verrät, was zu tun ist, sondern möchte das wir uns ausprobieren und dafür unterschiedliche Möglichkeiten bietet.
Wie Control Raytracing nutzt, um mehr Atmosphäre zu schaffen

©PC-WELT
Raytracing ist eine Render-Technologie, die in bislang vor allem von Hollywood eingesetzt wurde. Wenn Robert Downey Jr. In The Avengers: Infinity War in seinen Iron-Man-Anzug steigt, trägt er nicht wirklich eine Rüstung – sondern lediglich Marker, an deren Linien entlang der komplette Anzug inklusive Echtzeitspiegelung gerendert wird. Das hat den Vorteil, dass etwa polierter Stahl Flammen anders reflektiert als matter oder zerkratzte Oberflächen. Bislang war die Technik zu Ressourcen-hungrig, insbesondere Nvidia hat Raytracing aber für sich entdeckt und auf einer RTX 2080 Super läuft Control in 4K mit hohen Framerates.
Die Gameplay-Ausschnitte zeigen, wie viel Stimmung Raytracing erzeugt:
Remedy nutzt diese Technologie für ein besonders atmosphärisches Spielerlebnis, etwa weil Explosionen sich auf dem frisch geputzten Marmorboden des Regierungsgebäudes spiegeln und die sogenannte Global Illumination, eine Technologie zur globalen Beleuchtung, besonders gut funktioniert. Traditionell mussten Lichtquellen per Hand im Level gesetzt werden. Raytracing hingegen sorgt dafür, dass sich beispielsweise der Strahl eines Scheinwerfers so authentisch wie möglich durchs Level bewegt.
Fazit:
Control ist herrlich anders und zieht daraus seine Kraft. Es spielt virtuos mit den Ideen eines Inception, arbeitet aber anders als Christopher Nolan mehr mit Mystery-Elementen in seinem Storytelling. Auch die Atmosphäre schwingt so zwischen Akte X und den Werken von David Lynch hin und her. Besonders beeindruckt hat uns die Physikengine, weil diese uns zwar enorm mächtig macht, aber die Zerstörung halbwegs glaubhaft bleibt, man also eher selten in Michael-Bay’sche Territorien vorstößt. Generell ist die Grafik erstklassig und wir freuen uns schon sehr auf die Testversion – Control erscheint bereits am 27. August 2019. Der Titel muss jetzt beweisen, dass er diese Qualität auch über 10-15 Stunden halten kann.
Control (PC) hier günstig vorbestellen – das Spiel erscheint bereits am 27. August