Was ist eine virtuelle Maschine, was macht Virtualisierungssoftware und was leistet ein Hypervisor? Das Mini-Lexikon auf dieser Doppelseite zum Thema Virtualisierung macht die Spezialbegriffe leicht verständlich, auf die Sie in diesem Heft immer wieder stoßen werden.
Siehe auch: Virtualbox vs. Vmware vs. Hyper-V
Fachbegriffe im Überblick
Gasterweiterungen
Die Gasterweiterungen (Virtual Machine Additions) sind ein Treiberpaket, das Sie in einer virtuellen Maschine nach der Einrichtung des Betriebssystems installieren, um zusätzliche Funktionen zu erhalten. Die Gasterweiterungen verbessern die Zusammenarbeit des Gast-Betriebssystems mit dem Host-PC, etwa für eine stufenlose Anpassung der Fenstergröße, Mausfunktionen oder die Soundausgabe.
Gast-PC
Als Gast-PC wird eine auf dem Host-PC laufende virtuelle Maschine bezeichnet.
Host-Betriebssystem
Das Host-Betriebssystem ist das Betriebssystem, in dem eine oder mehrere virtuelle Maschinen ausgeführt werden.
Host-PC
Als Host-PC oder Haupt-PC wird der Rechner bezeichnet, auf dem die Virtualisierung stattfindet, also eine virtuelle Maschine läuft. Durch das Aufteilen der Hardware-Ressourcen wie Prozessor, Arbeitsspeicher, Festplatte und Netzwerkzugang können auf einem einzigen Host-PC mehrere virtuelle PCs betrieben werden.
Host-Taste
Durch Drücken der Host-Taste verlassen Sie das Fenster einer virtuellen Maschine. In Virtualbox drücken Sie dazu die rechte Strg-Taste, in Vmware die Tasten Strg-Alt.
Hyper-V
Hyper-V ist eine von Microsoft entwickelte Technik zur Virtualisierung von PCs. Sie ist in Windows 10 Pro enthalten.
Hypervisor
Der Hypervisor ist eine Software-Schicht, die unmittelbar auf der PC-Hardware aufsetzt. Er trennt die Hardware vom Betriebssystem, noch bevor Windows startet. Im Unterschied zu einer Virtualisierungssoftware, die nach dem Windows-Kern geladen wird und die virtuellen Maschinen in Windows steuert, führt der Hypervisor das Betriebssystem des Host-PCs wie auch die verschiedenen virtuellen PCs aus.
Klonen
Von einer eingerichteten virtuellen Maschine können Sie einen Klon erstellen. Das geklonte System läuft unabhängig von der ursprünglichen virtuellen Maschine und ist sofort nutzbar. Deshalb müssen Sie den virtuellen PC nicht neu einrichten und brauchen auch das Betriebssystem nicht aufzuspielen. Es gibt auch nicht selbstständige Klone. Diese bauen auf einer anderen virtuellen Maschine auf, mit der sie verlinkt und dadurch nicht unabhängig sind.
ISO-Datei
Bei einer ISO-Datei handelt es sich um eine Abbild-Datei (Image) einer CD oder DVD. Es enthält alle Daten der Original-Scheibe, etwa der Windows-DVD, und wird über ein virtuelles DVD-Laufwerk angesprochen. Mit einer ISO-Datei von Windows oder Linux können Sie das jeweilige Betriebssystem auf einem virtuellen PC installieren.
Konsole
Die Konsole ist das Hauptmenü der Virtualisierungssoftware. Darüber verwalten Sie virtuelle Maschinen und passen alle Einstellungen an. Mit der Konsole legen Sie neue virtuelle Rechner an, starten, beenden, kopieren und löschen virtuelle PCs oder binden virtuelle Datenträger ein.
MAC-Adresse
Die MAC-Adresse (Media Access Control) ist die physikalische Adresse eines Netzwerkadapters. Sie dient der Identifikation innerhalb eines Netzwerks. Üblicherweise existiert jede MAC-Adresse nur einmal und wird vom Hersteller ähnlich einer Seriennummer werksseitig vergeben. Auch der virtuelle Netzwerkadapter eines virtuellen PCs besitzt eine MAC-Adresse. Diese lässt sich jedoch ändern, damit es bei mehrfacher Verwendung keine Konflikte gibt.
Virtualisierungssoftware
Bei einer Virtualisierungssoftware handelt es sich um ein Programm, das einen PC nachahmt (emuliert). Populäre Virtualisierungsprogramme für Windows sind Virtual Box und Vmware Workstation/Player.
Virtuelle Festplatte
Innerhalb einer virtuellen Maschine übernimmt die virtuelle Festplatte (Virtual Hard Disk, VHD) die Funktion der physikalischen Festplatte im PC. Die virtuelle Platte ist dabei als große Containterdatei auf der echten Festplatte des Host-PCs gespeichert. Mehrere virtuelle Maschinen können sich eine virtuelle Festplatte für die gemeinsame, aber nicht gleichzeitige Nutzung teilen. Funktionen wie Lesen, Schreiben, Löschen, Kopieren und Verschieben von Dateien sind in virtuellen Maschinen nur auf der virtuellen Festplatte möglich. Ein Durchgriff auf die physische Festplatte wird standardmäßig verhindert, um deren Dateien nicht zu gefährden. Die Containerdatei kann zu Sicherungszwecken leicht kopiert werden.
Virtuelle Maschine
Unter einer virtuellen Maschine versteht man eine mittels Software emulierte und dadurch virtualisierte physikalische Hardware-Umgebung. In der Regel handelt es sich dabei um die Hardware eines Standard-PCs. Dieser besteht aus Prozessor mit einer wählbaren Anzahl an Prozessorkernen, BIOS, Arbeitsspeicher mit wählbarer Größe, Grafikadapter, Netzwerkadapter sowie konfigurierbaren Laufwerken.
Virtueller Netzwerkadapter
In einer virtuellen Maschine erfolgt der Zugriff auf das Netzwerk über einen virtuellen Netzwerkadapter, den die Virtualisierungssoftware auf dem echten PC einrichtet. Von den Einstellungen des virtuellen Netzwerkadapters hängt ab, ob und wie der virtuelle PC auf das Netzwerk zugreifen darf.
Virtueller PC
Bei einem virtuellen PC wird mithilfe von Software ein Computer simuliert. Seine Hardware besteht nicht aus echten PC-Komponenten, sondern aus Software. Diese bildet die gewünschten PC-Bestandteile nach und nutzt dazu einen Teil der Rechenleistung des echten Computers, auf dem der virtuelle PC läuft.
Virtuelle Umgebung
Andere Bezeichnung für die Arbeitsumgebung innerhalb eines virtuellen PCs.
VM
Abkürzung für „Virtuelle Maschine“ oder engl. „virtual machine“.
Siehe auch: Tutorial – So funktionieren virtuelle PCs mit Virtualbox
Server-und Netzwerk-Virtualisierung
Virtualisierung ist nicht nur auf dem eigenen Rechner ein großes Thema, sondern auch im Server-und Netzwerkbereich. Die Server-Virtualisierung bietet Unternehmen die Möglichkeit, die Rechenleistung eines Servers optimal auszunutzen, ältere Serversysteme ohne großen Aufwand zu erneuern (migrieren) und insgesamt Hardware-Kosten zu sparen. Statt für jede Anwendung einen eigenen Server bereitzustellen, können durch Virtualisierung verschiedene Server-Lösungen als virtuelle Maschinen ablaufen. Weitere Vorteile der Server-Virtualisierung sind die einfache Sicherung der virtuellen Server und die zeitsparende Wiederherstellung (Recovery): Fällt die echte Server-Hardware aus, genügt es, die virtuelle Server-Maschine auf einen anderen Rechner zu übertragen und dort zu starten – schon läuft alles wie gewohnt.
Bei der Netzwerk-Virtualisierung ersetzen virtuelle Switches die Funktionen echter Switch-Verteiler. Interessant ist die Netzwerk-Virtualisierung für große Firmen, die dadurch alte Netzwerk-Hardware kostengünstig ersetzen, den Datendurchsatz netzwerkseitig optimieren und gemeinsame Zugriffe besser steuern können.
Ein weiterer Trend in großen Unternehmen ist die Desktop-Virtualisierung: Dabei werden den Mitarbeitern virtualisierte PCs mit allen benötigten Anwendungen bereitgestellt, die sich ortsunabhängig auf jedem Standard-PC im Büro, dem Notebook oder dem eigenen PC im Home Office einsetzen lassen.